„Selbstständigkeit sollte kein Weg sein, um Sozialversicherungssysteme zu umgehen“

Rund 15 % der arbeitenden EU-Bevölkerung ist selbstständig. Der Preis für ihre berufliche Selbstbestimmung bedeutet aber oft den Verzicht auf soziale Sicherheit und Vorsorge. Die EU-Abgeordneten haben am 14. Januar adäquaten Sozialschutz für die wachsende Zahl selbstständig Beschäftigter gefordert. Die litauische Sozialdemokratin Vilija Blinkevičiūtė erläutert die Forderungen ihres Berichts.

Interview mit Vilija Blinkeviciute
Vilija Blinkeviciute: "In vielen Staaten werden Selbstständige nicht vollständig in die Rentensysteme einbezogen, ihnen droht Altersmut."

Vor welchen Problemen stehen Selbstständige, wenn sie sich beruflich und finanziell absichern wollen?

In vielen Staaten werden Selbstständige nicht vollständig in die Rentensysteme einbezogen, ihnen droht Altersmut. Sozialschutz fehlt auch bei Themen wie Elternzeit oder Arbeitslosigkeit.

Scheinselbstständigkeit ist ebenfalls ein Problem. Um Sozialabgaben einzusparen, werden Angestellte als Selbstständige deklariert. Das verzerrt den Wettbewerb, verletzt die Rechte der Menschen und erhöht das Risiko von Sozialdumping.

Wie lassen sich die Probleme angehen?

EU-Staaten sollten ihre Sozialversicherungssysteme für Selbstständige besser koordinieren, denn die unterschiedlichen nationalen Regelungen beschränken die Arbeitsmobilität.

Sozialschutz, also Rentenvorsorge, Elternzeit und Arbeitslosenhilfe müssen so aufgebaut sein, dass sie den Bedürfnissen von Selbstständigen besser gerecht werden.

Wichtig ist auch, dass klar ist, was als Scheinselbstständigkeit gilt und dass Arbeitgeber für solche Vergehen bestraft werden. Selbstständigkeit sollte kein Weg sein, um Sozialversicherungssysteme zu umgehen und die Rechte von Arbeitern und Angestellten zu beschneiden.