Interview: Wie steht es um Textilarbeiter in Bangladesch zwei Jahre nach Rana Plaza?

Am Freitag (24.4.) jährt sich der Zusammensturz der Textilfabrik in Bangladesch. Die Katastrophe, bei der 1.100 Menschen starben, machte deutlich, dass günstige Kleidung einen Preis hat. Bangladesch ist der zweitgrößte Exporteur von Kleidung weltweit - über die Hälfte der Kleidung wird in die EU exportiert. Am Mittwoch (29.4.) stimmen die Abgeordneten über eine Entschließung dazu ab. Wir haben mit der britischen Vorsitzenden der Südasien Delegation Jean Lambert (Grüne / EFA) gesprochen.

Relatives of Rana Plaza victims hold photos of their loved ones. A year ago this week, more than 1,100 factory workers died when the eight-story Rana Plaza building in Dhaka, Bangladesh collapsed into a heap of bricks and fabric bolts. @Rohat Ali Rajib
Verwandte der Opfer von Rana Plaza zeigen Fotos der Verstorbenen @Rohat Ali Rajib

Rana Plaza war einer der schlimmsten Industrieunfälle der vergangenen Jahre. Wie kann die EU helfen, solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern?


Die EU und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) haben mehrere Veränderungen aktiv unterstützt. Es wurden Abkommen beschlossen, mit denen die Fabrikinspektionen sowie die Standards für Brandschutz und Elektrosicherheit verbessert werden sollen. Außerdem wurde der Mindestlohn angehoben.


Das Gesetz, wie sich eine Gewerkschaft bilden kann, wurde verändert. Dadurch ist die Zahl der Gewerkschaften stark angestiegen. Die EU unterstützt den Kapazitätsausbau der Gewerkschaften - also dass sie sich nicht nur Gewerkschaft nennen, sondern auch wirklich eine sind.


Bei meinem letzten Besuch in Bangladesch haben die Bekleidungshersteller gesagt, dass Rana Plaza ein Weckruf war und sich die Mentalität ändern muss.


Interview with MEP Jean Lambert
Die EU-Abgeordnete Jean Lamert (Grüne / EFA) aus Großbritannien

EU-Abgeordnete diskutieren das Bangladesch-Abkommen, mit dem Textilbetriebe sicherer werden sollen, kommende Woche im Plenum. Worum geht es in dem Abkommen?


Es ist ein Abkommen zwischen der EU und der Regierung von Bangladesch mit Unterstützung der Internationalen Arbeitsorganisation. Auch aufgrund dieses Abkommens konnten wir Veränderungen im Arbeitsrecht in Bangladesch beobachten.


Nach einem Aufschrei der Öffentlichkeit ändert sich bei Katastrophen wie Rana Plaza oft nichts. Das Abkommen soll sicherstellen, dass über einen längeren Zeitraum geschaut wird, wie sich die Lage in Bangladesch in den Textilbetrieben entwickelt. Es gibt mehr und mehr Stimmen, die fragen: "Warum nur Bangladesch? Sollten wir das nicht auch in anderen Ländern mit großen Bekleidungsfabriken umsetzen?"


Welche Rolle spielen Verbraucher in Europa bei der Frage, wie günstig ein Kleidungsstück verkauft wird?


Niemand möchte Produkte tragen, die von Arbeitern in einem risikoreichen Umfeld hergestellt wurden. Der öffentliche Druck von Europa und der potenzielle Schaden hat zu einem stärkeren Engagement von großen internationalen Marken geführt, die mit Rana Plaza in Verbindung gebracht wurden. Das hat wirklich einen Unterschied gemacht, der nicht nur in Bangladesch spürbar sein wird.

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