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Ausführliche Sitzungsberichte
Dienstag, 4. September 2007 - Straßburg Ausgabe im ABl.

Drohende Schließung der Schiffswerften in Danzig (Aussprache)
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  Bronisław Geremek, im Namen der ALDE-Fraktion. (PL) Herr Präsident! Zunächst einmal möchte ich hier erklären, wie sehr ich mich freue, dass das Europäische Parlament diese Angelegenheit heute berät, und wie sehr ich diese Initiative begrüße. Ich möchte Kommissar McCreevy für seine Aussagen danken und darauf hinweisen, dass wir die Europäische Union unbedingt als Gemeinschaft betrachten müssen.

Am Eingang des Parlamentsgebäudes kommen wir an einer Statue vorbei, an einer Skulptur, auf der steht: „L’Europe a un cœur“ – Europa hat ein Herz. In die politische Sprache übersetzt, wird damit die Stärke des europäischen Sozialmodells bezeichnet. Vor 27 Jahren nahmen die Arbeiter der Danziger Werft ihren Kampf gegen das kommunistische System sowie für Brot und Freiheit auf. Sie wollten den Sinn menschlicher Arbeit wiederherstellen und die Wirtschaft vom staatlichen Monopol befreien. Diese geschichtsträchtige Werft ist nun mit der dramatischen Empfehlung der Europäischen Kommission konfrontiert, dass sie ihre Produktion um zwei Drittel verringern und auf jeden Fall zwei Helligen stilllegen soll.

Unserer Meinung nach müssen in dieser Situation die folgenden Schritte unternommen werden. Erstens gilt es, die Stilllegung nur auf eine Helling zu beschränken und so der Werft die Chance auf Wiedererlangung ihrer Rentabilität einzuräumen. Zweitens müsste Zeit für eine Rationalisierung der Unternehmensführung der Werft eingeräumt werden, da die derzeitige Leitung viel zu wünschen übrig lässt (Ziel muss sein, dass die Werft rentabel wird und 3000 Beschäftigte nicht ihren Arbeitsplatz verlieren). Drittens sollte nicht vergessen werden, dass die Danziger Werft ein wichtiges europäisches Denkmal und Zeugnis dafür darstellt, dass die soziale Solidarität einen der Grundwerte der Europäischen Union bildet.

Die europäischen Organe dürfen diese Entscheidung jedoch nicht ignorieren. Der Pragmatismus unserer Aktionen muss mit der Einsicht einhergehen, dass wir eine Union für die Menschen und mit den Menschen aufbauen. Die Stärke Europas hängt von unserer Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit, aber auch davon ab, wie sensibel wir mit dem Schicksal der Schwächeren und Benachteiligten umgehen. Meines Erachtens liegt darin auch der Sinn der liberalen Freiheitsbotschaft. Erwähnen möchte ich auch, woran ich mich besonders erinnere: an Generationen von Europäern in allen Ländern der Europäischen Union, die voller Stolz und Hoffnung den Solidarność-Button am Revers trugen. Auch Anwesende in diesem Saal haben dies getan. Es handelt sich um die Generation, die die europäische Einheit aufbaut und sich der historischen Bedeutung der Danziger Werft bewusst sein sollte.

 
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