BERICHT über das Weißbuch zu Ernährung, Übergewicht, Adipositas: Eine Strategie für Europa

13.6.2008 - (2007/2285(INI))

Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit
Berichterstatter: Alessandro Foglietta

Verfahren : 2007/2285(INI)
Werdegang im Plenum
Entwicklungsstadium in Bezug auf das Dokument :  
A6-0256/2008

ENTWURF EINER ENTSCHLIESSUNG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS

zu dem Weißbuch zu Ernährung, Übergewicht, Adipositas: Eine Strategie für Europa

(2007/2285(INI))

Das Europäische Parlament,

–   unter Hinweis auf das Weißbuch der Kommission „Ernährung, Übergewicht, Adipositas: Eine Strategie für Europa“ (KOM(2007)0279),

–   unter Hinweis auf seine Entschließung vom 1. Februar 2007 zur Förderung gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung[1],

–   unter Hinweis auf den zweiten Aktionsplan Lebensmittel und Ernährung für Europa 2007-2012 der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der auf dem Treffen des WHO-Regionalausschusses für EuropaF in Belgrad vom 17. bis 20. September 2007 verabschiedet wurde, und die Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas, die vom WHO-Regionalbüro für Europa im Jahr 2006 angenommen wurde,

–   unter Hinweis auf die Ziele, die auf der Europäischen Ministerkonferenz der WHO vom 15. bis 17. November 2006 in Istanbul in der Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas aufgestellt wurden,

–   unter Hinweis auf die globale Strategie für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit, die auf der 5. Weltgesundheitsversammlung am 22. Mai 2004 verabschiedet wurde,

–   unter Hinweis auf die Schlussfolgerungen des Rates „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ vom 2. und 3. Juni 2005 zu Adipositas, Ernährung und körperlicher Bewegung,

–   unter Hinweis auf die Schlussfolgerungen des Rates „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ vom 5. und 6. Dezember 2007 mit dem Titel „Putting an EU strategy on Nutrition, Overweight and Obesity related Health Issues into operation“ (Umsetzung einer EU-Strategie für mit Ernährung, Übergewicht und Adipositas zusammenhängenden Gesundheitsfragen),

–   unter Hinweis auf die Schlussfolgerungen auf dem Treffen des WTO-Regionalbüros in Kopenhagen im Jahr 2006 zum Thema „Körperliche Bewegung und Gesundheit in Europa: Maßnahmen sind notwendig“

–   in Kenntnis des Weißbuchs „Sport“ der Kommission (KOM(2007)0391),

–   unter Hinweis auf das Grünbuch der Kommission zur Mobilität in der Stadt (KOM(2007)0551),

–   gestützt auf Artikel 45 seiner Geschäftsordnung,

–   in Kenntnis des Berichts des Ausschusses für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie der Stellungnahmen des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz, des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowie des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (A6‑0000/2008),

A. in der Erwägung, dass Übergewicht, Adipositas und ernährungsbedingte Krankheiten zunehmend epidemische Ausmaße annehmen und zu den wichtigsten Todes- und Krankheitsursachen in Europa zählen,

B.  in der Erwägung, dass es wissenschaftlich erwiesen ist, dass das Auftreten und die Ausprägung von ernährungsbedingten Erkrankungen bei Männern und Frauen unterschiedlich sind,

C. in der Erwägung, dass laut WHO mehr als 50 % der erwachsenen Bevölkerung in Europa übergewichtig oder fettleibig sind,

D. in der Erwägung, dass mehr als 5 Millionen Kinder fettleibig und fast 22 Millionen Kinder übergewichtig sind und diese Zahlen schnell steigen, so dass bis 2010 voraussichtlich weitere 1,3 Millionen Kinder pro Jahr an Übergewicht und Adipositas leiden werden,

E.  in der Erwägung, dass jährlich 7 % der einzelstaatlichen Gesundheitsetats der EU für Krankheiten ausgegeben werden, die mit Adipositas in Zusammenhang stehen,

F.  in der Erwägung, dass für die Behandlung von Erkrankungen infolge von Adipositas und Übergewicht vermutlich 6 % der staatlichen Gesundheitsausgaben in Europa aufgewendet werden und dass die damit verbundenen indirekten Kosten aufgrund z. B. der geringeren Produktivität und des erhöhten Krankenstandes erheblich höher liegen,

G. in der Erwägung, dass nach wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen die abdominale Adipositas eine der Hauptursachen für verschiedene gewichtsbedingte Krankheiten, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, ist,

H. in der Erwägung, dass in der Kindheit erworbenen Ernährungsgewohnheiten häufig bis ins Erwachsenenalter fortbestehen und dass Forschungsergebnissen zufolge fettleibige Kinder sehr wahrscheinlich auch als Erwachsene an Adipositas leiden,

I.   in der Erwägung, dass die europäischen Bürger in einem Umfeld leben, das der Adipositas Vorschub leistet, und dass durch eine sitzende Lebensweise das Risiko von Adipositas angestiegen ist,

J.   in der Erwägung, dass Mangelernährung ein erheblicher Risikofaktor im Zusammenhang mit anderen ernährungsbedingten Erkrankungen ist, die zu den häufigste Todesursache in der EU zählen, wie z. B. Herzinfarkte, Krebs, Diabetes und Schlaganfälle,

K. in der Erwägung, dass im WHO-Bericht 2005 über die Gesundheit in Europa anhand von Analysen gezeigt wird, dass viele Todesfälle und Krankheiten auf sieben Hauptrisikofaktoren zurückzuführen sind, von denen sechs (Bluthochdruck, Cholesterin, Körpermassen-Index, zu geringer Verzehr von Obst und Gemüse, Bewegungsmangel und übermäßiger Alkoholkonsum) mit der Ernährung und Bewegung in Zusammenhang stehen, sowie in der Erwägung, dass alle diese Krankheitsfaktoren gleichzeitig bekämpft werden müssen, um einer Vielzahl von Todesfällen und Krankheiten vorzubeugen,

L.  in der Erwägung, dass vor allem durch körperliche Bewegung und eine gesunde und ausgewogene Ernährung dem Übergewicht vorgebeugt werden kann und alarmierenderweise jeder dritte Europäer in seiner Freizeit überhaupt kein Ausgleichssport treibt, die Europäer im Durchschnitt täglich fünf Stunden im Sitzen verbringen und zahlreiche Europäer sich nicht ausgewogen ernähren,

M.  in der Erwägung, dass die abdominale Adipositas bei den meisten Experten als Hauptursache für Herz- und Stoffwechselstörungen gilt, durch die sich das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes erhöht,

N. in der Erwägung, dass die Anzahl der Sportstunden im letzten Jahrzehnt sowohl in den Grundschulen als auch in den Sekundarschulen gesunken ist und sich im Bereich der Einrichtungen und des Ausrüstungsbestands große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten zeigen,

O. in der Erwägung, dass sich die WHO mit der Europäischen Charta zur Bekämpfung der Adipositas das Ziel gesetzt hat, in den nächsten vier bis fünf Jahren sichtbare Fortschritte bei der Bekämpfung von Adipositas bei Kindern zu erreichen und den jetzigen Trend spätestens im Jahr 2015 umzukehren,

P.  in der Erwägung, dass eine gesunde Ernährungsweise bestimmte quantitative und qualitative Eigenschaften aufweisen muss, wobei dem individuellen Bedarf zu entsprechen ist und die allgemeinen Ernährungsgrundsätze stets strikt einzuhalten sind,

Q. in der Erwägung, dass eine Ernährungsweise Kriterien in den folgenden Kategorien erfüllen muss, um als „gesund“ zu gelten: 1. Gehalt an Nährstoffen und Energie (Nährwert), 2. gesundheitliche und toxikologische Kriterien (Lebensmittelsicherheit), 3. natürliche Eigenschaften der Lebensmittel (‚ästhetische/geschmackliche’ Eigenschaften und ‚Verdaubarkeit’), 4. ökologische Erzeugung der Lebensmittel (nachhaltige Landwirtschaft),

R.  in der Erwägung, dass das Problem von Übergewicht und Adipositas mit einem ganzheitlich ausgerichteten Ansatz angegangen werden sollte, der über einzelne Politikbereiche hinausgreift und auf verschiedenen Ebenen der Politik angesiedelt ist, insbesondere auf der nationalen, regionalen und lokalen Ebene, unter strenger Beachtung der Subsidiarität,

S.  in der Erwägung, dass nicht außer Acht gelassen werden darf, dass der Konsum von Alkohol mit seinem hohen Kaloriengehalt und das Rauchen erheblich zu Appetitstörungen beitragen und mit zahlreichen bekannten Gesundheitsrisiken verbunden sind,

T.  in der Erwägung, dass dieses Problem eine soziale Dimension hat und insbesondere dass Übergewicht und Adipositas am häufigsten bei sozioökonomisch benachteiligten Bevölkerungsschichten festzustellen ist, und unter besorgtem Hinweis darauf, dass die Ungleichheiten im Bereich der Gesundheitsversorgung und die Kluft zwischen arm und reich vertieft werden könnten,

U. in der Erwägung, dass die sozioökonomischen Ungleichheiten sich durch den Preisanstieg für Grundnahrungsmittel (wie z. B. Getreide, Butter und Milch) erheblich verschärfen, da der Anstieg eine beispiellose Menge an Erzeugnissen betrifft und er ein bislang ungekanntes Ausmaß erreicht hat,

V.  in der Erwägung, dass aufgrund der hohen Preise für Rohstoffe und der undursichtigen Vorschriften über den Großhandel in einigen Mitgliedstaaten die Preise für u. a. Grundnahrungsmittel mit hohem Nährwert, wie z. B. Obst, Gemüse und zuckerfreie Milchprodukte, enorm angestiegen sind, was das Budget der meisten Familienhaushalte in Europa erheblich belastet, und dass die Europäische Union eine angemessene Antwort auf diese Herausforderung finden muss,

W. in der Erwägung, dass Menschen mit Behinderungen 15 % der arbeitsfähigen Bevölkerung in der EU ausmachen, und in Erwägung der Untersuchungen, die gezeigt haben, dass Menschen mit Behinderungen unter einem erhöhten Adipositasrisiko leiden, was unter anderem auf pathophysiologische Veränderungen des Energiestoffwechsels, die individuelle Konstitution, Muskelatrophie und zu wenig körperliche Betätigung zurückzuführen ist,

X.  in der Erwägung, dass alle Initiativen, an denen sich viele Akteure beteiligen, gefördert werden sollten, damit der Dialog, der Austausch bewährter Verfahren und die Selbstregulierung verbessert werden, z. B. durch die Europäische Aktionsplattform für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit, die Arbeitsgruppe für Sport und Gesundheit und das EU-Netzwerk für gesundheitsfördernde körperliche Bewegung,

Y.  in der Erwägung, dass die verschiedenen kulinarischen Traditionen als Teil des kulturellen Erbes gefördert werden sollten, jedoch gleichzeitig sichergestellt werden sollte, dass Verbraucher deren tatsächliche Auswirkungen auf die Gesundheit kennen, um aufgeklärte Entscheidungen zu ermöglichen,

Z.     in der Erwägung, dass Verbraucher in Europa Zugang zu den notwendigen Informationen haben sollten, die es ihnen ermöglichen, die für sie angesichts ihrer individuellen Lebensweise und ihres Gesundheitszustands besten Nährstoffquellen für eine optimale Ernährung auszuwählen,

AA.  in der Erwägung, dass bei den neuen Initiativen der Wirtschaft zur Selbstregulierung bei der Werbung die Ausgewogenheit und die Inhalte der Werbung für Nahrungsmittel und Getränke im Mittelpunkt stehen werden, dass die Selbstregulierungmaßnahmen sich auf alle Formen der Vermarktung und insbesondere auf die Vermarktung im Internet und in anderen neuen Medien erstrecken müssen, dass die Lebensmittelwerbung die Hälfte der gesamten Werbesendungen in der Zeit, in der Kinder fernsehen, einnimmt und dass die Fernsehwerbung das kurzfristige Konsumverhalten von Kindern zwischen zwei und elf Jahren nachweislich beeinflusst, in Sorge angesichts der Tatsache, dass neue Formen der Vermarktung zum Einsatz kommen, die sich sämtlicher technologischer Mittel und insbesondere so genannter Werbespiele bedienen, wie etwa Mobiltelefonwerbung, Sofortnachrichten, Videospiele und interaktive Internetspiele, sowie in der Erwägung, dass bereits eine Vielzahl von Lebensmittelherstellern, Werbe- und Marketingfirmen und Gesundheits- und Verbraucherschutzverbänden sich in der Europäischen Aktionsplattform für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit sehr stark engagieren und bereits auf erfolgreiche Studien und Projekte verweisen können,

AB.  in der Erwägung, dass durch Mangelernährung, von der vor allem ältere Menschen betroffen sind, den Gesundheitssystemen in Europa ähnlich hohe Kosten entstehen wie durch Adipositas und Übergewicht,

1.  begrüßt das Weißbuch zur Ernährung als einen wichtigen Schritt im Rahmen einer Gesamtstrategie zur Eindämmung des Anstiegs von Adipositas und ernährungsbedingten chronischen Krankheiten, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Herzerkrankungen, Schlaganfälle, Krebs und Diabetes, in Europa;

2.  fordert alle Mitgliedstaaten erneut auf, Adipositas als chronische Krankheit anzuerkennen; ist der Ansicht, dass darauf zu achten ist, dass Einzelpersonen oder Bevölkerungsgruppen, die aufgrund kultureller Faktoren für Gesundheitsprobleme infolge von falscher Ernährung, Übergewicht und Adipositas anfällig sind, aber auch für Krankheiten wie Diabetes oder für pathologisches Essverhalten wie Anorexie und Bulimie, nicht stigmatisiert werden und empfiehlt den Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, dass diese Menschen im Rahmen des Gesundheitssystems ihres Landes angemessen behandelt werden;

3.  hält einen auf verschiedenen Ebenen angesiedelten, breit gefächerten Ansatz für den besten Weg zur Bekämpfung der Adipositas bei EU-Bürgern und betont, dass es zahlreiche EU-Programme (für Forschung, Gesundheit, Bildung und lebenslanges Lernen) gibt, die dazu beitragen können, dieses große Übel zu bekämpfen;

4.  vertritt die Auffassung, dass eine Politik, die auf die Qualität von Lebensmitteln ausgerichtet ist, wesentlich zur Förderung der Gesundheit und zur Eindämmung der Fettsucht beitragen kann und dass verständliche Informationen auf den Verpackungen die entscheidende Voraussetzung dafür sind, dass die Verbraucher eine Wahl zwischen guten, besseren und weniger guten Lebensmitteln treffen können;

5.  begrüßt die Einrichtung einer Hochrangigen Gruppe für Ernährung und körperliche Bewegung und von Europäischen Gesundheitserhebungssystemen zur Erhebung physikalischer und biologischer Daten, wie z. B. die Gesundheitsuntersuchungserhebung (HES) und das Überwachungssystem der Europäischen Gesundheitsumfrage (EHIS), da sie wirksame Instrumente für politische Entscheidungsträger und alle beteiligten Akteure sind, mit denen der Erkenntnisgrad und der Austausch bewährter Verfahren verbessert werden können;

6.  fordert die Kommission auf, darauf zu achten, dass in der geplanten hochrangigen Gruppe für Ernährung und sportliche Betätigung Frauen und Männer gleichermaßen repräsentiert sind, damit die Probleme gezielter angegangen werden und die besten Lösungen in Abhängigkeit von der geschlechtsspezifischen Dimension – also einerseits für Männer und andererseits für Frauen – vorgeschlagen werden;

7.  erkennt die tragende Rolle und Wirksamkeit der Selbstregulierung bei der Bekämpfung von Adipositas an und betont die Notwendigkeit eindeutiger und konkreter Zielvorgaben für alle Beteiligten und einer unabhängigen Überprüfung dieser Zielvorgaben; weist darauf hin, dass bisweilen eine Regulierung notwendig ist, damit zweckdienliche und sinnvolle Änderungen in allen Wirtschaftszweigen vorgenommen werden können, insbesondere wenn es um Kinder geht, damit der Schutz der Verbraucher und ein hohes Niveau beim Gesundheitsschutz gewährleistet werden; nimmt mit großem Interesse zur Kenntnis, dass im Rahmen der Europäischen Aktionsplattform für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit 203 Verpflichtungen eingegangen wurden, mit denen die Zusammensetzung der Erzeugnisse geändert, die an Kinder gerichtete Werbung verringert und eine ausgewogene Ernährung durch die Anwendung eines Kennzeichnungssystems gefördert werden soll; ist der Ansicht, dass der Mitgliederkreis der Plattform ausgeweitet werden sollte, damit auch Hersteller von Computerspielen und Konsolen sowie Internet-Anbieter einbezogen werden;

8.  fordert allerdings konkretere Maßnahmen, die sich speziell an Kinder und Risikogruppen richten;

9.   fordert die Kommission mit Nachdruck auf, im Zusammenhang mit der Ernährung eine stärker ganzheitlich ausgerichteten Ansatz zu verfolgen und dem Thema Mangelernährung neben der Adipositas im Bereich Ernährung und Gesundheit unbedingt Vorrang einzuräumen, in dem sie dieses Thema soweit möglich in gemeinschaftsfinanzierte Forschungsinitiativen und die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf EU-Ebene einbezieht;

10. ist der Ansicht, dass die europäischen Verbraucher Zugang zu Informationen haben sollten, mit denen es ihnen möglich ist, sich für die besten Nährstoffquellen zu entscheiden, wenn es darum geht, eine optimale Aufnahme von Nährstoffen, die ihrer Lebensweise und ihrem Gesundheitszustand am besten gerecht werden, zu erreichen und beizubehalten; ist der Ansicht, dass die Verbesserung der Gesundheitskompetenzen der Bürger mehr im Vordergrund stehen sollte, damit sie in die Lage versetzt werden, sinnvolle Entscheidungen hinsichtlich ihrer eigenen Ernährung und der ihrer Kinder zu treffen; ist der Ansicht, dass die Aufklärung und Erziehung der Eltern im Ernährungsbereich von den entsprechenden Fachkräften (Lehrer, Organisatoren kultureller Ereignisse, Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen) an geeigneten Orten durchgeführt werden sollte; ist davon überzeugt, dass bei der Verbraucherinformation, der Ernährungserziehung und der Lebensmittelkennzeichnung die Wünsche der Verbraucher Eingang finden sollten;

11. verweist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Einbeziehung eines künftigen Programms für Obst in der Schule in ein weiter gefasstes bildungspolitisches Konzept, beispielsweise in Form von Grundstufenunterricht über Ernährung und Gesundheit;

12. macht auf die grundlegende Rolle der Frau in der Ernährungserziehung der Familie aufmerksam sowie auf den entscheidenden Beitrag, den sie im Kampf gegen Fettleibigkeit leisten kann, da sie in den meisten Familien über die Auswahl der Lebensmittel entscheidet;

13. fordert die Mitgliedstaaten und die regionalen und lokalen Gebietskörperschaften auf, insbesondere im Rahmen der Stadtplanung aktiver für die Entwicklung „bewegungsfreundlicher“ Gemeinden zu sorgen, um sie der täglichen körperlichen Bewegung dienlich zu machen, und die Schaffung von Möglichkeiten im lokalen Umfeld zu unterstützen, die die Menschen dazu anregen, sich in ihrer Freizeit körperlich zu bewegen, was u. a. dadurch erreicht werden kann, dass man vor Ort Maßnahmen ergreift, um die Abhängigkeit vom Auto zu verringern und das Laufen zu fördern, Mischgebiete mit Wohnbebauung und Gewerbebetrieben entwickelt und den öffentlichen Nahverkehr, die Einrichtung von Parkanlagen und öffentlich zugänglichen Sportanlagen sowie den Bau von Fahrradwegen und Fußgängerüberwegen fördert; fordert die Gemeinden auf, die Einrichtung eines Netzwerks mit der Bezeichnung „Städte für eine gesunde Lebensweise“ zu fördern, das gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung von Adipositas durchführen soll;

14. hält die Mitgliedstaaten dazu an, dem Begriff „aktives Pendeln“ von Schülern und Arbeitnehmern einzuführen, und fordert die lokalen Behörden auf, den städtischen Nahverkehr und die Stadtplanung vorrangig anhand dieses Begriffs zu bewerten;

15. weist darauf hin, dass mit der Bereitstellung von Naturerfahrungsräumen Kindern und Jugendlichen eine Alternative zu herkömmlichen Freizeitaktivitäten geboten wird und gleichzeitig Phantasie, Kreativität und Entdeckungsdrang gestärkt werden;

16. fordert die Sportorganisationen auf, besonders zu beachten, dass junge Mädchen im oberen Teenageralter oft aufhören, Sport zu treiben; weist darauf hin, dass Sportorganisationen eine große Rolle dabei spielen, das Interesse junger Mädchen und Frauen an der aktiven Teilnahme an verschiedenen sportlichen Aktivitäten wachzuhalten;

17. betont, dass die Europäische Union bei der Ausarbeitung eines gemeinsamen Ansatzes und der Unterstützung der Koordination und des Austauschs bewährter Verfahren zwischen den Mitgliedstaaten die Federführung übernehmen sollte; ist davon überzeugt, dass auf europäischer Ebene ein erheblicher zusätzlicher Nutzen in Bereichen wie Verbraucherinformation, Ernährungserziehung, Werbung, Agrarerzeugung und Lebensmittelkennzeichnung zur Angabe von insbesondere des Gehalts an Transfettsäuren erzielt werden kann; fordert die Ausarbeitung europäischer Indikatoren wie z. B. der Taillenumfang und anderer Indikatoren für das Risiko von Adipositas (besonders abdominaler Adipositas);

18. hält es für wichtig, dass private Unternehmen einen Beitrag zur Verringerung der Adipositas leisten, indem sie neue gesündere Produkte entwickeln; ist der Auffassung, dass diese Unternehmen stärker dazu angehalten werden sollten, Systeme mit eindeutigen Informationen zu entwickeln und die Kennzeichnungen zu verbessern, damit die Verbraucher eine fundierte Kaufentscheidung treffen können;

Vorrang für Kinder

19. fordert die Kommission und alle Beteiligten auf, Adipositas vorrangig schon bei Kleinkindern zu bekämpfen und dabei zu berücksichtigen, dass in der Kindheit erworbenen Ernährungsgewohnheiten häufig noch viele Jahre überdauern;

20. fordert die Durchführung von Aufklärungskampagnen, um Schwangere für die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung mit einer optimalen Aufnahme bestimmter Nährstoffe während der Schwangerschaft sowie Frauen und ihre Partner für die Bedeutung des Stillens zu sensibilisieren; weist darauf hin, das Stillen, die Entwöhnung erst ab dem sechsten Lebensmonat eines Säuglings, die Heranführung von Kindern an gesunde Nahrung und die Überwachung der Portionsgrößen dazu beitragen können, dass Kinder nicht übergewichtig oder fettleibig werden; betont allerdings, dass das Stillen nicht das einzige Mittel zur Bekämpfung von Adipositas ist und dass man sich nur langsam eine ausgewogene Ernährungsweise aneignet; betont, dass im Rahmen der Sensibilisierungskampagnen zu berücksichtigen ist, dass es sich beim Stillen um eine Privatangelegenheit der Mütter handelt, und der freie Wille und die freie Wahl der Mütter geachtet werden muss;

21. weist die Mitgliedstaaten darauf hin, dass die nationalen Gesundheitssysteme die spezifische Ernährungsberatung für schwangere Frauen und Frauen in den Wechseljahren fördern müssen, da es sich bei Schwangerschaft und Wechseljahren um entscheidende Phasen im Leben einer Frau handelt, in denen ein erhöhtes Risiko der Gewichtszunahme besteht;

22. fordert die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, von Sachverständigen ausgearbeitete Leitlinien vorzuschlagen, mit denen die körperliche Bewegung und die Ernährungserziehung bereits im Vorschulalter verbessert werden;

23. ist der Auffassung, dass vor allem an den Schulen Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit körperliche Bewegung und ausgewogene Ernährung den Kindern zur Gewohnheit werden; fordert die Hochrangige Gruppe für Ernährung und körperliche Bewegung auf, Leitlinien für ernährungsspezifische Maßnahmen an Schulen und zur Förderung der Ernährungserziehung zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass diese Erziehung auch nach Abschluss der Schulausbildung fortgesetzt wird; fordert die Mitgliedstaaten auf, die Vorteile einer ausgewogenen Ernährung und von körperlicher Bewegung als Unterrichtsgegenstand in die Schullehrpläne aufzunehmen;

24. fordert die Mitgliedstaaten, die lokalen Gebietskörperschaften und die Schulbehörden auf, die Qualität und die Ernährungsstandards der Mahlzeiten in Kindergärten und Schulen zu verbessern, indem u. a. Fortbildungsmaßnahmen und Leitlinien für die Kantinenmitarbeiter, Kontrollen der Qualität der Lebensmittellieferanten und Leitlinien für eine gesunde Ernährung in Kantinen vorgesehen werden; betont, wie wichtig es ist, die Größe der Portionen den Bedürfnissen anzupassen und bei dieser Speisung auch Obst und Gemüse anzubieten; fordert eine verstärkte Erziehung zu einer ausgewogenen Ernährung und ein Abrücken vom Verkauf stark fett-, salz- oder zuckerhaltiger Lebensmitteln und Getränke mit geringem Nährwert in Schulen; tritt dafür ein, dass stattdessen frisches Obst und Gemüse in Verkaufsstellen vermehrt zur Verfügung gestellt werden; fordert die zuständigen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass in Einklang mit dem Weißbuch „Sport“ mindesten drei Schulstunden der sportlichen Betätigung gewidmet werden, Pläne für den Bau neuer öffentlicher Sportanlagen mit Zugangsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen vorzulegen und die bestehenden Sportanlagen in Schulen zu erhalten; unterstützt eine mögliche Initiative „Obst an der Schule“, die von der EU finanziell unterstützt werden würde, ähnlich wie bei dem laufenden Schulmilchprogramm der EU; fordert, dass – wie von einigen Mitgliedstaaten verlangt – Lösungen für eine Fortführung der kostenlosen Verteilung von Obst und Gemüse an Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen im Jahr 2008 bis zum Inkrafttreten der Schulobst-Regelung am 1. Januar 2009 gefunden werden müssen;

25. fordert die lokalen Behörden der Mitgliedstaaten auf, die Bereitstellung von Freizeitanlagen mit erschwinglichen Eintrittspreisen zu fördern und die Schaffung von Möglichkeiten im lokalen Umfeld zu unterstützen, die die Menschen dazu anregen, sich in ihrer Freizeit körperlich zu bewegen;

26. fordert die Mitgliedstaaten, die lokalen Gebietskörperschaften und die Schulbehörden auf, dafür zu sorgen, dass in Verkaufsautomaten in Schulen gesunde Lebensmittel angeboten werden; hält es für wesentlich, dass jede Art von Sponsoring und Werbung für Produkte mit hohem Zucker-, Salz- und Fettgehalt in Schulen nur auf Verlangen oder mit ausdrücklicher Genehmigung der Schulbehörden stattfinden darf und von Elternbeiräten überwacht werden sollte; ist der Ansicht, dass Sportverbände und Sportmannschaften eine Vorbildfunktion im Hinblick auf sportliche Betätigung und gesunde Ernährung erfüllen sollten, und verlangt eine freiwillige Verpflichtung aller Sportorganisationen und Sportmannschaften zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung und von körperlicher Bewegung insbesondere bei Kindern; geht davon aus, dass sämtliche Sportverbände und Sportmannschaften eine ausgewogene Ernährung und körperliche Betätigung fördern; betont, dass der europäischen Sportbewegung das Vorhandensein von Übergewicht und Fettsucht in Europa nicht anzulasten ist

27. begrüßt die Reform der gemeinsamen Marktorganisation der Gemeinsamen Agrarpolitik, die mehr Obst und Gemüse für die Schulspeisung ermöglicht, sofern die Qualität und die chemische Unbedenklichkeit dieser Erzeugnisse überwacht werden;

28. fordert die Europäische Union und insbesondere den ECOFIN-Rat auf, mehr Flexibilität zu zeigen, wenn die Mitgliedstaaten niedrigere Mehrwertsteuersätze für Güter des täglichen Bedarfs aus sozialen, wirtschaftlichen sowie umweltschutz- und gesundheitspolitischen Gründen anwenden; fordert in diesem Zusammenhang die Mitgliedstaaten, die dies noch nicht getan haben, auf, die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zu senken, was gemäß den geltenden Gemeinschaftsvorschriften erlaubt ist; fordert außerdem eine Änderung der geltenden Gemeinschaftsvorschriften, damit Obst und Gemüse einem sehr niedrigen Mehrwertsteuersatz unterliegen (unter 5 %);

29. begrüßt Initiativen der EU, wie z. B. die Einrichtung der Website „eu.Mini-Chefs“ und den „Europäischen Tag für gesunde Ernährung und gesundes Kochen“ am 8. November 2007; empfiehlt die Veranstaltung von Aufklärungskampagnen, um den Zusammenhang zwischen kalorienreichen Erzeugnissen und der zur Verbrennung der Kalorien erforderlichen Zeit an körperlicher Bewegung stärker ins Bewusstsein zu rücken;

Sachkundig getroffene Entscheidungen und Vorhandensein gesunder Erzeugnisse

30. ist der Ansicht, dass die Änderung der Zusammensetzung ein wichtiges Instrument zur Senkung des Zucker-, Salz- und Fettgehalts in der Ernährung ist, und hält die Lebensmittelhersteller dazu an, sich weiterhin um die Änderung der Zusammensetzung kalorienreicher Lebensmittel mit niedrigem Nährstoffgehalt zu bemühen, damit deren Gehalt an Zucker, Salz und Fett gesenkt und an Ballaststoffen, Früchten und Gemüse erhöht wird; begrüßt die von Herstellern freiwillig eingegangene Verpflichtung, Nährwertkriterien für die Zusammensetzung von Lebensmitteln einzuführen;

31. betont, dass die Lebensmittel obligatorisch gekennzeichnet und die Angaben ohne weiteres verständlich sein müssen, damit sich Verbrauchern für gesunde Lebensmittel entscheiden können; empfiehlt daher, dass auf Lebensmitteln der Nährstoffgehalt stets pro 100g/100ml angegeben werden sollte, damit die Verbraucher den Nährstoffgehalt verschiedener Lebensmittel miteinander vergleichen können;

32. fordert ein gemeinschaftsweites Verbot künstlicher Transfettsäuren, fordert die Mitgliedstaaten nachdrücklich auf, auf bewährte Verfahren im Bereich der Überwachung des Gehalts an Stoffen in Lebensmitteln (z. B. Salzgehalt) zurückzugreifen, und fordert die Kommission auf, ein Programm für den Austausch bewährter Verfahren zwischen den Mitgliedstaaten auszuarbeiten; betont dennoch, dass Ausnahmeregelungen speziell für geschützte Ursprungsbezeichnungen, geschützte geografische Angaben, garantiert traditionelle Spezialitäten sowie andere traditionelle Erzeugnisse vorgesehen werden sollten, damit die ursprünglichen Rezepte erhalten bleiben; hat daher hinsichtlich einer höheren Qualität und besserer Regelungen für geschützte Ursprungsbezeichnungen hohe Erwartungen an das künftige Weißbuch zur Qualitätspolitik in der Landwirtschaft;

33. fordert die Untersuchung des Einflusses von Geschmackverstärkern wie Glutamaten, Guanylaten und Inosinaten auf das Ernährungsverhalten, die in hohen Mengen in zahlreichen Lebensmitteln, vor allem in Fertiggerichten und industriellen Lebensmittelerzeugnissen, auftreten;

34. betont, dass nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich ansteigt, wenn Transfettsäuren in übermäßigen Mengen aufgenommen werden (mehr als 2 % der gesamten Energiezufuhr); bedauert daher sehr, dass bislang in Europa keine Maßnahmen ergriffen wurden, um die kumulative Exposition der europäischen Verbraucher gegenüber künstlichen Transfettsäuren und gesättigten Fettsäuren, die in zahlreichen verarbeiteten Produkten mit niedrigem Nährwert enthalten sind, zu senken;

35. betont, dass industriell hergestellte Transfettsäuren ein schwerwiegende, sorgfältig dokumentierte, überflüssige Gefahr für die Gesundheit der europäischen Bürger darstellen und dieses Problem im Rahmen einer angemessenen legislativen Initiative angegangen werden sollte, die darauf abzielt, industriell hergestellte Transfettsäuren in Lebensmitteln wirksam zu verbieten;

36. fordert die Lebensmittelindustrie auf, die Portionsgröße von Fertigprodukten zu ändern und eine breitere Auswahl kleinerer Portionsgrößen anzubieten;

37. begrüßt den neuen Vorschlag der Kommission zur Überarbeitung der Richtlinie 90/496/EWG des Rates vom 24. September 1990 über die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln und fordert die Kommission nachdrücklich auf, dafür zu sorgen, dass die Kennzeichnung sichtbar, eindeutig und für die Verbraucher leicht verständlich ist, indem unter anderem die Angabe des Nährwerts durch Farbkodierung auf der Verpackungsvorderseite zwingend vorgeschrieben wird;

38. fordert die Kommission zudem auf, eine umfassende Analyse der Gesundheitsauswirkungen der gemeinsamen Agrarpolitik durchzuführen, um zu überprüfen, ob diese Politik geändert werden müsste, damit die Ernährung in Europa leichter verbessert werden kann;

Medien und Werbung

39. fordert alle Medienunternehmen auf, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten und den Sportorganisationen zusätzliche Anreize für mehr körperliche Bewegung und die Aufnahme eines Sports in allen Medien zu schaffen;

40. ist sich bewusst, wie wichtig die Medien für die Aufklärung, Erziehung und Überzeugungsarbeit im Zusammenhang mit der Förderung einer ausgewogenen und gesunden Ernährung sind und welche maßgebliche Rolle sie bei der Schaffung von Stereotypen und Vorstellungen von einem idealen Körper spielen; hält den in der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste ohne Grenzen vorgesehenen freiwilligen Ansatz im Zusammenhang mit der an Kinder gerichteten Werbung für Lebensmittel mit geringem Nährwert für einen Schritt in die richtige Richtung, der besonderer Überwachung bedarf, und fordert die Kommission auf, strengere Vorschläge vorzulegen, falls bei der Überprüfung der Richtlinie im Jahr 2010 der freiwillige Ansatz in diesem Bereich für gescheitert erklärt wird; fordert die Mitgliedstaaten und die Kommission auf, die Anbieter von Mediendiensten darin zu bestärken, Verhaltenskodizes für unangebrachte audiovisuelle kommerzielle Kommunikation zu entwickeln, die Lebensmittel und Getränke betrifft, und fordert die Anbieter nachdrücklich auf, konkrete Maßnahmen auf nationaler Ebene vorzuschlagen, mit denen diese Richtlinie umgesetzt oder gestärkt wird;

41. fordert die Industrie auf, bei der Lebensmittelwerbung, die sich gezielt an Kinder wendet, besondere Vorsicht walten zu lassen, und fordert werbefreie Sendezeiten und Beschränkungen für Werbespots für ungesunde Lebensmittel, die sich gezielt an Kinder wenden, wobei diese Beschränkungen sich auch auf neue Medienformen, wie z. B. Online-Spiele, Pop-ups und Textnachrichten, erstrecken sollten;

Gesundheitswesen und Forschung

42. ist der Auffassung, dass den Fachkräften aus dem Gesundheitswesen, insbesondere Kinderärzten und Apothekern, bewusst gemacht werden sollte, welche maßgebliche Rolle sie bei der Früherkennung von Personen mit Übergewichtsrisiko und Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen, und dass sie bei der Bekämpfung der Adipositas-Epidemie und von nicht übertragbaren Krankheiten tonangebend sein sollten; fordert deshalb die Kommission auf, europäische anthropometrische Indikatoren für Risikofaktoren für Herz und Stoffwechsel im Zusammenhang mit Adipositas und entsprechende Leitlinien auszuarbeiten, und betont die Bedeutung von systematischen und regelmäßigen anthropometrischen Messungen, die zusammen mit der Überprüfung anderer Risikofaktoren für Herz und Stoffwechsel durchgeführt werden, um die mit Adipositas/Übergewicht einhergehenden Krankheiten im Rahmen der medizinischen Grundversorgung zu untersuchen;

43. verweist auf das Problem der Mangelernährung als eines Zustands, in dem ein Mangel, ein Übermaß oder eine Unausgewogenheit der Ernährung messbar nachteilige Auswirkungen auf Gewebe, Körperform und Körperfunktionen hat; weist darauf hin, dass Mangelernährung eine erhebliche Belastung sowohl für das Wohlbefinden des Einzelnen als auch für die Allgemeinheit und vor allem das Gesundheitswesen schafft und dass sie erhöhte Sterblichkeit, längere Krankenhausaufenthalte, die Verschlimmerung von Komplikationen und die Herabsetzung der Lebensqualität der Patienten verursacht; weist darauf hin, dass zusätzliche Krankenhaustage und die Behandlung von durch Mangelernährung bedingten Komplikationen alljährlich öffentliche Gelder im Umfang von Milliarden Euro in Anspruch nehmen;

44. weist auf Schätzungen hin, wonach 40 % der Krankenhauspatienten und zwischen 40 und 80 % der Altersheimbewohner schlecht ernährt sind; fordert die Mitgliedstaaten auf, die Menge und Qualität der in Krankenhäusern und Altersheimen ausgegebenen Speisen zu erhöhen, wodurch sich die Dauer der Krankenhausaufenthalte verringern dürfte;

45. ist davon überzeugt, dass die Ausbildung von medizinischen Fachkräften zu „klinischen Diätberatern“ und zu „Ernährungsberatern“ uneingeschränkt anerkannt werden muss;

46. fordert die Kommission auf, die besten medizinischen Verfahren und die Kampagnen zur Aufklärung über die mit Adipositas verbundenen Risiken und die abdominale Adipositas z. B. im Rahmen des EU-Gesundheitsforums zu fördern, bei denen insbesondere den Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird; fordert die Kommission nachdrücklich auf, Informationen über die Gefahren von Diäten ohne ärztliche Aufsicht bereitzustellen, insbesondere wenn sie die Verwendung von Mittel zur Behandlung von Fettleibigkeit ohne ärztliche Verschreibung vorsehen; fordert die Kommission auf, dem Problem der Fehl- und Mangelernährung sowie der Dehydrierung mehr Beachtung zu schenken;

47. fordert die Mitgliedstaaten auf, die Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. Juni 2002 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel umzusetzen[2];

48. fordert die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Adipositas und chronischen Krankheiten wie Krebs und Diabetes zu finanzieren, da die epidemiologische Forschung die Faktoren ermitteln muss, die für das zunehmende Auftreten von Adipositas am stärksten verantwortlich sind, wobei dazu auch z. B. die Identifizierung und Bewertung multivariater Biomarker in den Untergruppen von Probanden gehört, um die biologischen Mechanismen zu ermitteln, die zu Adipositas führen; fordert auch die Durchführung von Studien, einschließlich psychologischer Forschungsarbeiten, in denen die Wirksamkeit der verschiedenen Interventionsformen miteinander verglichen und bewertet wird; fordert die Mitgliedstaaten auf, ein System einzurichten, mit dem sichergestellt wird, dass die Stellen für die Vorbeugung, Untersuchung und Behandlung von Übergewicht und Adipositas sowie der damit verbundenen chronischen Krankheiten in Anspruch genommen werden können und dass diese Dienste in qualitativ hochwertiger Form erbracht werden;

49. begrüßt, dass das Thema „Diabetes und Adipositas“ als Priorität in den Teil des Siebten Rahmenprogramm einbezogen wurde, der dem Thema „Gesundheit“ gewidmet ist;

50. fordert die weitere wissenschaftliche Erforschung und Überwachung der abdominalen Adipositas im Rahmen des Forschungsrahmenprogramms der EU;

51. fordert die Kommission auf, europaweite Kampagnen zur Aufklärung über die mit abdominaler Adipositas verbundenen Risiken in Gang zu setzen, die sich an die breite Öffentlichkeit und insbesondere an die medizinische Fachwelt richten;

52. fordert, dass die Frage der Ernährung in allen Politikbereichen und Maßnahmen der EU in erheblichem Maße berücksichtigt wird.

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53. beauftragt seinen Präsidenten, diese Entschließung dem Rat, der Kommission, den Regierungen und Parlamenten der Mitgliedstaaten und der Kandidatenländer sowie der Weltgesundheitsorganisation zu übermitteln.

  • [1]  ABl. C 250 E vom 25.10.2007, S. 93.
  • [2]  Abl. L 183 vom 12.7.2002, S. 51.

BEGRÜNDUNG

Übergewicht und Adipositas haben sich weltweit zu einer wahren Epidemie ausgebreitet, mit erheblichen Gefahren für die menschliche Gesundheit.

Daher sind auf allen Ebenen energische Maßnahmen zu ergreifen, um Abhilfe zu schaffen. Die Bekämpfung von Adipositas, insbesondere bei Kindern, muss auf internationaler, europäischer, nationaler und lokaler Ebene Vorrang haben und aufeinander abgestimmte Maßnahmen in den Gemeinden, Schulen und Familien umfassen, an denen Akteure aus der Wirtschaft, dem Gesundheitswesen und der Sozialbehörden beteiligt sind.

Die Adipositas ist eine der häufigsten Todesursachen und steht mit zahlreichen chronischen Erkrankungen in Zusammenhang, wie z. B. Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und bestimmte Arten von Krebs.

Laut WHO leiden mehr als eine Milliarde Menschen an Übergewicht und sind mehr als 300 Millionen fettleibig. In Europa ist das Ausmaß dieses Problems noch besorgniserregender: Mehr als die Hälfte der europäischen Bevölkerung ist übergewichtig und rund 6 % der Gesundheitsausgaben steht in direktem Zusammenhang mit der Adipositas.

Die Adipositas bei Kindern nimmt sehr rasch zu (22 Millionen Kinder in Europa sind übergewichtig). Daher wäre es angebracht, den Zielen der WHO angemessen Rechnung zu tragen und den Anstieg der Adipositas-Rate in den nächsten vier bis fünf Jahren tatsächlich zu bremsen, um im Jahr 2015 eine Trendwende herbeiführen zu können.

Durch die Koordinierung der europäischen Politik bei der Bekämpfung von Adiposidas wird sich auf jeden Fall ein zusätzlicher Nutzen ergeben. Außerdem können durch Forschungsaktivitäten und den Austausch bewährter Verfahren große Fortschritte erzielt werden.

Daher ist das Vorhaben der Kommission zu begrüßen, bei der Bekämpfung von Adipositas einen integrierten Ansatz zu verfolgen, der alle Politikbereiche umfasst und die verschiedenen Ebenen der Politik berücksichtigt. Darüber hinaus ist die Beteiligung des privaten Sektors an der Bekämpfung der Adipositas von grundlegender Bedeutung, wenn man das Problem in den Griff bekommen will.

Allerdings ist in Anlehnung an den Standpunkt, den das Europäische Parlament in seiner Entschließung zu dem Grünbuch (P6_TA (2007)19) zum Ausdruck gebracht hat, anzumerken, dass das Weißbuch an einigen Stellen hätte konkreter sein müssen, insbesondere im Zusammenhang mit legislativen Maßnahmen auf europäischer Ebene, mit denen bei größerer Entschlossenheit ein Beitrag zur Bekämpfung der Adipositas möglich gewesen wäre.

Der Kommission ist beizupflichten, dass durch die Erfahrungen, die bei der multisektoralen Zusammenarbeit mit verschiedenen Wirtschaftszweigen gesammelt werden, hervorragende Ergebnisse erzielt werden können. Der Ansatz, den die Kommission mit der Initiative für eine Europäische Aktionsplattform für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit verfolgt, wird zweifellos dazu beitragen, dass sich die betroffenen Akteure an der Umsetzung von Verfahren beteiligen werden, mit dem besser bewertet werden kann, wie hoch der Kaloriengehalt von Erzeugnissen tatsächlich ist. Allerdings gehen die Vorschläge nicht weit genug. Die abwartende Haltung, die sich in der für 2010 vorgesehenen Prüfung der Wirksamkeit des vorgeschlagenen Ansatzes äußert, entspricht nicht dem Ziel einer Verringerung der Adipositas-Rate bei Kindern in den nächsten fünf Jahren, wie es von der WHO im zweiten Aktionsplan für die Bekämpfung der Adipositas in Europa 2007-2012 vorgeschlagen wurde.

Laut dem Jahresbericht der Europäischen Aktionsplattform für das Jahr 2007, haben sich 31 Mitglieder der Plattform an 203 Programmvorhaben beteiligt. Bei den eingegangenen Verpflichtungen (34 % von Herstellern, 24 % von Nichtstaatlichen Organisationen und 14 % vom Vertriebssektor) entfällt die Mehrheit auf die Bereiche „Förderung einer gesunden Lebensweise“, „Erziehung und Ernährung“ und „körperliche Bewegung“.

Die Verpflichtungen hinsichtlich der Kennzeichnung von Lebensmitteln (17 %) und der Werbung und Vermarktung (11 %) sind wichtig und können zu interessanten Vorschlägen führen, die als Grundlage für nicht mehr aufzuschiebende verbindliche Rechtsvorschriften auf europäischer Ebene dienen sollten, mit denen die Bestimmungen über die Kennzeichnung von Lebensmitteln und die Werbung zu ändern sind.

Wie bereits von Vertretern der Kommission betont wurde, sollten auch Sportorganisationen an der Europäischen Aktionsplattform teilnehmen und dabei nach Möglichkeit versprechen, keine Gelder von Sponsoren anzunehmen, die mit der Herstellung von Erzeugnissen mit hohem Kaloriengehalt in Zusammenhang stehen.

In Fortführung dieses auf Freiwilligkeit beruhenden Ansatzes ist es zu begrüßen, dass eine Hochrangige Gruppe für Ernährung und körperliche Bewegung gebildet wird, die es auch den Mitgliedstaaten ermöglichen wird, Erfahrungen auszutauschen und bewährte Verfahren zu fördern. Maßnahmen zur Verringerung des Gehalts von Stoffen in Lebensmitteln, die bei übermäßiger Aufnahme die Gesundheit schädigen könnten, müssen so intensiv wie möglich gefördert werden. Dabei kann z. B. ein dänisches Gesetz aus dem Jahr 2003 als Vorbild dienen, in dem der Gehalt an Transfettsäuren in Lebensmitteln auf 2 % beschränkt wird, was von vielen Mitgliedern des Europäischen Parlaments mehrmals als Zielvorgabe bezeichnet wurde, die in allen Mitgliedstaaten erreicht werden soll. Ein anderes Beispiel sind Maßnahmen zur Verringerung des Salzgehalts, die beispielsweise in Irland von der dortigen Behörde für Lebensmittelsicherheit gefördert wurden und eine Salzaufnahme von täglich sechs Gramm bis 2010 zum Ziel haben. In der Hochrangigen Gruppe können solche Ergebnisse von allen Mitgliedstaaten gemeinsam genutzt und verbreitet werden.

Der soziale Aspekt

Bei falscher und schlechter Ernährung und bei Adipositas spielen viele Faktoren eine Rolle, wobei in diesem Zusammenhang u. a. die Kosten, der Zugang und das Wissen zu berücksichtigen sind. Zu bedenken ist auch, dass der Preis für bestimmte Lebensmittel häufig in einem umgekehrten Verhältnis zu deren Qualität steht

Es ist kein Zufall, dass insbesondere bei Frauen aus niedrigen sozialen Schichten Adipositas ungefähr sechs Mal häufiger auftritt als bei Frauen gleichen Alters aus wohlhabenderen Schichten.

Unbestritten ist die Neigung zu kalorienreichen Lebensmitteln mit geringem Nährwert häufig von den wirtschaftlichen Verhältnissen bestimmt.

Deshalb müssen Hilfen in Form von Gutscheinen vorgesehen werden, die an benachteiligte Personen vergeben werden. Außerdem sollten vor allem in den ärmsten Stadtvierteln Märkte für den Verkauf gesunder natürlicher Erzeugnisse (insbesondere Obst und Gemüse) zu einem sozialverträglichen Preis eingerichtet und dabei die Qualität und Sicherheit der Lebensmittel gewährleistet werden.

Kinder

Eine der Prioritäten im Weißbuch sollte die Verringerung der Adipositas bei Kindern sein. Es ist wichtig, unseren Kindern in Zukunft ein gesundes Leben zu ermöglichen.

Das Stillen, die Aufklärung über den unterschiedlichen Nährwertgehalt von Lebensmitteln und insbesondere die körperliche Bewegung schon im Vorschulalter sind Faktoren, die für eine gesunde Entwicklung ausschlaggebend sind.

Eltern und Familie spielen bei der Erziehung, nicht zuletzt der Ernährungserziehung, eine entscheidende Rolle und müssen daher mit gezielten spezifischen Aufklärungskampagnen unterstützt werden, die von den nationalen Gesundheitsbehörden, lokalen Gesundheitsdiensten und verschiednen Wirtschaftszweigen durchzuführen sind.

Da die Kinder, je älter sie werden, jedoch immer mehr Zeit in der Schule verbringen, könnten vor allem dort integrierte Maßnahmen zur Bekämpfung von Adipositas durchgeführt werden.

Die Mitgliedstaaten sollten insbesondere verbindlich vorschreiben, dass Kinder täglich 30 Minuten Sport treiben, wie es von der WHO empfohlen wird. Deshalb sollte eine hinreichende Zahl an Stunden für den täglichen Sportunterricht vorgesehen werden.

Es müssen auch weitere Maßnahmen ergriffen werden: Prüfung der Portionsgrößen und der Qualität und des Nährwerts bei der Schulspeisung; Nutzung der Schulkantinen für die Vermittlung von Wissen über eine gesunde Ernährungsweise; Bereitstellung von geräumigen Flächen und Einrichtungen zur Förderung der körperlichen Bewegung auch in den Unterrichtspausen (Schulhöfe und Sporthallen, die auch außerhalb der Unterrichtszeit zugänglich sind); Erstellung von Lehrplänen für naturwissenschaftliche Fächer, in denen man sich ausführlich mit der Ernährung und den mit ihr verbundenen Prozessen befasst; Verbot des Verkaufs von Erzeugnissen mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt in Schulcafeterien und vor allem Verkaufsautomaten; Begleitung der Schüler, die den Schulweg zu Fuß zurücklegen, durch Schulangestellte.

Außerdem sollte dafür gesorgt werden, dass sowohl an Schulen als auch an Arbeitsplätzen Ernährungs- oder Diätberater tätig sind.

Es ist auch wichtig, dass vor Schulen jegliche Form von Werbung für ungesunde Lebensmittel, auch in Form des Sponsoring von Veranstaltung und der kostenlosen Verteilung dieser Art von Erzeugnissen, vermieden wird.

Allerdings ist es auch besorgniserregend, dass in einigen Fällen, vor allem in außereuropäischen Ländern, einzelne Schulen so weit gegangen sind, dass sie den Körpermassen-Index (BMI) in die Schulzeugnisse aufgenommen haben. Diese Idee führt zu einer unverhältnismäßigen Stigmatisierung von Adipositas und einer übermäßigen Diskriminierung von Kindern, die aufgrund ihres Übergewichts bereits hinlängliche Probleme bei ihrer Sozialisierung haben dürften.

Stattdessen wäre es sinnvoller, Kinder dazu zu ermutigen, einen gesunden Kreislauf in Gang zu setzen, indem sie sich bewusst ernähren.

Die Industrie sollte freiwillig den Kaloriengehalt oder die Portionsgröße von Speisen verringern, die vor allem für Kinder bestimmt sind.

Schließlich muss im Zusammenhang mit der Änderung der Verordnung über gesundheitsbezogene Angaben an dieser Stelle betont werden, dass die gesundheitsbezogenen Angaben auf Lebensmitteln für Kinder von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und der Kommission mit absoluter Priorität wissenschaftlich geprüft werden müssen, damit verhindert wird, dass ungesunde Lebensmittel mit nicht wahrheitsgemäßen gesundheitsbezogenen Angaben in Verkehr gebracht werden.

Ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen

Es müssen spezifische Maßnahmen für gefährdete Bevölkerungsgruppen ergriffen werden, wie zum Beispiel ältere Menschen, vor allem die Alleinstehenden unter ihnen, die unter Problemen leiden, die mit schlechter Ernährung, Dehydrierung usw. verbunden sind. Zudem sollten Informationskampagnen für Frauen, die sich in der Menopause befinden, in Gang gesetzt werden, in denen über die Notwendigkeit von Gewichtskontrollen aufgeklärt wird, damit sich hormonell bedingte Fettablagerungen nicht hauptsächlich zu Fettschürzen entwickeln, da diese mit schwerwiegenden Gesundheitsrisiken verbunden sind.

Menschen mit Behinderungen sollten Dienste, Einrichtungen und Programme zur Verfügung stehen, mit denen ihnen ermöglicht wird, sportliche Aktivitäten zu treiben und ihre Motorik zu fördern.

Die lokalen Behörden

Die Vorbeugung vor Adipositas während des gesamten Lebens ist nicht nur ein Gesundheitsproblem, sondern es spielen dabei auch kulturelle und soziale Faktoren eine Rolle, die nicht übersehen werden dürfen.

Daher muss auf verschiedenen Ebenen ein umfassendes Konzept angewendet werden, in das vor allem die lokalen Behörden und die politischen Entscheidungsträger vor Ort einzubinden sind.

Bei der Stadtplanung sollten neue Konzepte zum Tragen kommen, bei denen der Einrichtung von Parkanlagen, von kommunalen Sportanlagen und von Fahrradwegen sowie der Bereitstellung von Fahrrädern Vorrang eingeräumt wird, um damit die tägliche bzw. regelmäßige körperliche Bewegung zu ermöglichen.

Es wäre auch denkbar, versuchsweise die Konzentration von Fast-Food-Läden in einem bestimmten Gebiet zu unterbinden und stattdessen dort Einzelhändlern für biologische oder traditionelle Erzeugnisse die Möglichkeit zur Eröffnung eines Geschäfts zu geben.

Die lokalen Behörden müssen also eine gesunde Lebensweise, die mit nachhaltigen Konsumformen einhergeht, aktiv unterstützen. Die Europäische Union sollte die Vernetzung von Städten fördern, die sich darum bemühen, ihre Bürger von den Vorteilen einer gesunden Ernährung und der körperlichen Bewegung zu überzeugen.

Unterstützung für KMU

Nicht zuletzt sollte den Bedürfnisse von KMU und von Betrieben, die im Agrar- und Nahrungsmittelbereich tätig sind, Rechnung getragen werden.

Es kann keinen echten Fortschritt, insbesondere nicht in den Bereichen der Erforschung und der Entwicklung neuer gesunder Erzeugnisse mit hohem Nährwert geben, wenn den Protagonisten eines solchen Wandels nicht die angemessenen Mittel, auch finanzieller Art, an die Hand gegeben werden.

Deshalb werden Maßnahmen zur Soforthilfe vorgeschlagen, mit denen KMU ermuntert und unterstützt werden, die die Qualität ihrer Erzeugnisse oder die Kenntnisse der Verbraucher über den Nährwertgehalt ihrer Erzeugnisse verbessern möchten.

Sport

In Einklang mit der Empfehlung der WHO, täglich 30 Minuten Sport zu treiben, sollte allen EU-Bürgern körperliche Bewegung ermöglicht werden. Die im Weißbuch vorgeschlagenen Initiativen zur sportlichen Betätigung und zur Zusammenarbeit mit Sportverbänden sollten der Europäischen Union die Möglichkeit bieten, geeignete Leitlinien für die körperliche Bewegung aufzustellen und sie in alle Finanzierungsprogramme der EU einzubeziehen, insbesondere in das 7. Forschungsrahmenprogramm, das Programm für Gesundheit 2008-2013, das Programm „Jugend in Aktion“, das Programm zur Förderung der aktiven Bürgerschaft und auch das Programm „Life+“, mit dem die körperliche Bewegung in der freien Natur gefördert werden sollte.

Es wäre auch sehr wichtig, wie von vielen Seiten betont wurde, dass mehr Vertreter von Sportorganisationen sich an der Europäischen Aktionsplattform für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit beteiligen.

Forschung

Es ist zu begrüßen, dass der Themenbereich „Diabetes und Adipositas“ in die Forschungsprioritäten des 7. Rahmenprogramms einbezogen wurde. In der Forschung muss noch viel geleistet werden. Vor allem müssen die Ursachen für Adipositas erforscht werden: die vermutlichen viralen oder genetischen Ursachen und die Rolle bestimmter Stoffe (z. B. Mononatriumglutamat).

Weitere zu erforschende Bereiche sind die medizinische Behandlung und die klinischen Verfahren zur Vorbeugung und Heilung von Adipositas, bei denen stets der größtmögliche Schutz der Gesundheit der Patienten im Mittelpunkt stehen sollte.

Werbung

Zahlreiche Studien belegen, dass eine der Ursachen für Adipositas, insbesondere bei Kindern, die Werbung für Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt ist. Die an Kinder gerichtete Werbung wird über das Fernsehen, aber auch über Mobiltelefone, über das Internet und ihm Rahmen des Sponsoring von Sport- und Kulturveranstaltungen verbreitet. Oft werden Comicfiguren und bekannte Persönlichkeiten für die Vermittlung der Werbebotschaft eingesetzt. Obgleich die Bemühungen der betreffenden Unternehmen und Medien um Selbstregulierung zu begrüßen sind, müssen die in der Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ gefundenen Kompromisse als unzureichend betrachtet werden. Stattdessen wäre es sinnvoller gewesen, wenn die Sendezeiten für Werbung, die sich an Kinder wendet, und ihr Umfang beschränkt worden wären.

Die Kommission wird hoffentlich ihre Strategie zur Bekämpfung der Adipositas überdenken und dabei vor allem den Problemen in den Bereichen Werbung und Vermarktung Rechnung tragen.

Schutz traditioneller Erzeugnisse

Was den Schutz traditioneller Erzeugnisse anbelangt, muss betont werden, dass diese Produkte zu schützen sind, weil sie fester Bestandteil des kulturellen Erbes der europäischen Völker sind. Deshalb sollten die traditionelle Rezepte hierfür werden, auch wenn zur Bekämpfung der Adipositas die Zusammensetzung solcher Erzeugnisse geändert wird.

STELLUNGNAHME des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (9.4.2008)

für den Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit

zum Weißbuch über Ernährung, Übergewicht, Adipositas: Eine Strategie für Europa
(2007/2285(INI))

Verfasserin der Stellungnahme: Małgorzata Handzlik

VORSCHLÄGE

Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz ersucht den federführenden Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit, folgende Vorschläge in seinen Entschließungsantrag zu übernehmen:

A.  in der Erwägung, dass Übergewicht und Adipositas für eine ganze Reihe von chronischen Krankheiten verantwortlich sind, z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 , Schlaganfälle, bestimmte Krebsleiden usw.; in der Erwägung, dass bis 2020 aller Voraussicht nach fast drei Viertel der weltweiten Todesfälle auf chronische Krankheiten zurückzuführen sein werden,

B.  in der Erwägung, dass der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen besondere Beachtung zu widmen ist, damit sie frühzeitig behandelt werden, sowie bei Menschen, die den sozial und wirtschaftlich schwächsten Gruppen angehören und infolge der ungleichen Behandlung durch die Gesundheits- und Sozialsysteme stärker benachteiligt sind, was sich häufig darin äußert, dass ihre Ernährung schlecht und wenig ausgewogen ist,

C. in der Erwägung, dass jährlich 7 % der einzelstaatlichen Gesundheitsetats der EU für Krankheiten ausgegeben werden, die mit Adipositas in Zusammenhang stehen,

1.  begrüßt den Ansatz, den die Kommission in ihrem Weißbuch „Eine Strategie für Europa über Ernährung, Übergewicht, Adipositas und die damit zusammenhängenden Gesundheitsfragen“ (KOM(2007)0279) eingeschlagen hat und der der Industrie die Möglichkeit eröffnet, durch freiwillige Initiativen dazu beizutragen, durch Übergewicht und Adipositas bedingte Erkrankungen zu verringern; fordert die Kommission jedoch auf, die Initiativen der Industrie genau zu verfolgen und sie zu ermuntern, verantwortungsvolle Werbung zu betreiben und den Salz‑, Fett‑ und Zuckergehalt der Nahrungsmittel im Hinblick darauf zu verringern, dass der aktuelle Stand der Dinge spätestens im Jahr 2010 überprüft wird;

2.  begrüßt den Vorschlag der Kommission für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Information der Verbraucher über Lebensmittel (KOM(2008)0040), da die Verbraucher unbedingt mit einfachen, verständlichen und lesbaren, auf den Verpackungen aufgedruckten Angaben über den Nährwert zu informieren sind, damit sie sich ganz bewusst für eine gesunde Ernährung entscheiden können;

3.  räumt ein, dass den Verbrauchern, vor allem den am stärksten gefährdeten Personengruppen, möglicherweise nicht ganz klar ist, worin eine gesunde Ernährung besteht; fordert daher die Mitgliedstaaten auf, in Zusammenarbeit mit der Industrie und den Verbraucherverbänden die Verbraucher dazu zu bewegen, sich bewusst für eine gesunde Ernährung zu entscheiden, indem sie auf innovative Informationen und von den Regierungen initiierte Werbekampagnen setzen; hält die Mitgliedstaaten insbesondere dazu an, Programme für die Erziehung in Sachen Ernährung für Vor- und Grundschulen auszuarbeiten und sich dabei nach den bewährten Verfahren zu richten, die im Rahmen des Programms ENHPS (Europäisches Netzwerk gesundheitsfördernder Schulen) entwickelt wurden;

4.  stellt mit Sorge fest, dass Adipositas ein grenzüberschreitendes Phänomen ist, das in allen Mitgliedstaaten anzutreffen ist, wobei der Anteil der Betroffenen in den neuen Mitgliedstaaten rasch zunimmt; fordert die Kommission deshalb auf, das Ziel öffentliche Gesundheit als vorrangige Querschnittsaufgabe in allen Politikfeldern zu betrachten, vor allem in den Bereichen Bildung, Jugend, Kultur, Sport und Landwirtschaft, und der sozialen Dimension dieses Problems durchgehend Beachtung zu schenken; fordert die Kommission darüber hinaus auf, gemeinsame Projekte zur Förderung einer besseren Ernährung und einer gesunden Lebensweise festzulegen und auf EU-Ebene ein System für die Gesundheitsüberwachung einzurichten; fordert die Mitgliedstaaten zudem auf, in Zusammenarbeit mit der Kommission den Austausch bewährter Methoden und den Erfahrungsaustausch zu fördern, insbesondere durch die Vernetzung von Referenzzentren und durch die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene, damit ein aktives soziales Leben und körperliche Betätigung als Leitbilder vermittelt werden;

5.  fordert die Mitgliedstaaten auf, staatliche Ausbildungsgänge bzw. berufliche Qualifikationen im Bereich der Betreuung und Einstellung von Diabetespatienten einzuführen, nicht zuletzt durch eine gezielt auf Diabetes bezogene Fortbildung von Angehörigen der Gesundheitsberufe, die keine Diabetes-Spezialisten sind;

6.  fordert die Mitgliedstaaten auf, die Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. Juni 2002 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel[1] ordnungsgemäß umzusetzen;

7.   weist nachdrücklich auf das Problem der Adipositas bei Kindern hin und fordert die Kommission auf, alle erforderlichen Präventionsmaßnahmen zu ergreifen und insbesondere die Werbung für Nahrungsmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt, die sich an Kinder und Jugendliche richtet, streng zu kontrollieren;

8.   fordert, dass die Frage der Ernährung in allen Politikbereichen und Maßnahmen der EU in erheblichem Maße berücksichtigt wird.ERGEBNIS DER SCHLUSSABSTIMMUNG IM AUSSCHUSS

Datum der Annahme

8.4.2008

 

 

 

Ergebnis der Schlussabstimmung

+:

–:

0:

20

13

3

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Mitglieder

Cristian Silviu Buşoi, Charlotte Cederschiöld, Gabriela Creţu, Mia De Vits, Janelly Fourtou, Vicente Miguel Garcés Ramón, Evelyne Gebhardt, Małgorzata Handzlik, Malcolm Harbour, Anna Hedh, Iliana Malinova Iotova, Pierre Jonckheer, Alexander Lambsdorff, Kurt Lechner, Lasse Lehtinen, Toine Manders, Arlene McCarthy, Nickolay Mladenov, Catherine Neris, Bill Newton Dunn, Zita Pleštinská, Zuzana Roithová, Heide Rühle, Leopold Józef Rutowicz, Christel Schaldemose, Andreas Schwab, Marianne Thyssen, Jacques Toubon, Bernadette Vergnaud, Barbara Weiler, Marian Zlotea

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Stellvertreter(innen)

Emmanouil Angelakas, Colm Burke, Giovanna Corda, Bert Doorn, Brigitte Fouré, Olle Schmidt, Gary Titley, Janusz Wojciechowski

  • [1]  ABl. L 183 vom 12.7.2002, S. 51

STELLUNGNAHME des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (1.4.2008)

für den Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit

zu dem Weißbuch mit demTitel „Ernährung, Übergewicht, Adipositas: Eine Strategie für Europa”
(2007/2285(INI))

Verfasser der Stellungnahme: Czesław Adam Siekierski

VORSCHLÄGE

Der Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung ersucht den federführenden Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit, folgende Vorschläge in seinen Entschließungsantrag zu übernehmen:

1.  verweist darauf, wie wichtig die GAP für eine gesunde Ernährung ist, und zwar im Zuge eines umfassenden Ansatzes zur Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas; betont den Stellenwert der Erzeuger und Verarbeiter von Agrarerzeugnissen, die einen Beitrag zur Lösung dieser Probleme leisten, indem sie gesunde Lebensmittel in angemessener Qualität herstellen und umweltfreundliche Produktionsmethoden anwenden, die die Erhaltung der Artenvielfalt nicht gefährden;

2.  ist der Auffassung, dass bei der Ausgestaltung der GAP, insbesondere der gemeinsamen Marktordnungen, die Gesundheitsauswirkungen der produzierten Nahrungsmittel verstärkt berücksichtigt werden müssen und dass deshalb auch die Förderung der Schulmilch und die Verteilung von Obst und Gemüse im Rahmen der GAP auf möglichst frische, weitgehend naturbelassene und fett- und zuckerarme Produkte konzentriert werden sollte;

3.  fordert die Kommission auf, den Vorschlag für einen Rechtsakt über die Einführung einer Regelung für Obst in der Schule zügig vorzulegen, um den der Rat am 20. Juni 2007 und das Europäische Parlament am 13. Dezember 2007 ersucht haben;

4.  fordert eine Senkung des Anteils von gesättigten Fettsäuren, industriell hergestellten Transfettsäuren, Salz und Zucker in Lebensmitteln, weil ein zu hoher Anteil dieser Stoffe zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Adipositas führt; verweist aber gleichzeitig darauf, dass bei dem Tempo und dem Umfang der Veränderungen in der Zusammensetzung der Erzeugnisse deren Qualität sowie die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Agrarerzeuger und der Lebensmittelindustrie zu berücksichtigen sind;

5.  fordert die Untersuchung des Einflusses von Geschmackverstärkern wie Glutamaten, Guanylaten und Inosinaten auf das Ernährungsverhalten, die in hohen Mengen in zahlreichen Lebensmitteln, vor allem in Fertiggerichten und industriellen Lebensmittelerzeugnissen, auftreten;

6.  verlangt zusätzliche Untersuchungen der Lebensmittelindustrie über Produkte, denen gesunde Bestandteile wie Vitamin A und D zugesetzt werden können, damit die Verbraucher mehr Wahlmöglichkeiten haben und der Verbrauch bestimmter Lebensmittel mit hohem Fettgehalt, wie Butter, nicht unabsichtlich gefördert wird;

7.  betont, wie wichtig eine öffentlich-private Partnerschaft und die Zusammenarbeit der Beteiligten auf allen Ebenen – von der gemeinschaftlichen bis hin zur lokalen – für die Umsetzung der Ziele des Weißbuchs sind;

8.  ist der Auffassung, dass Eltern anhand von Informationsprogrammen auf ihre Verantwortung dafür hingewiesen werden sollten, dass ihre Kinder eine ausgewogene Ernährung haben, und dass Kindern und Jugendlichen im Rahmen von besonderen Programmen die Vorteile gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung umfassend vermittelt werden sollten;

9.  unterstützt die Organisation und Förderung von Informationsprogrammen für das medizinisches Personal und die unmittelbar für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen Verantwortlichen im Schulbereich;

10. fordert die Mitgliedstaaten, die lokalen Gebietskörperschaften und die Schulbehörden auf, die Qualität und die nährwertbezogenen Normen der in Schulen angebotenen Lebensmittel den heutigen ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen; fordert entsprechend diesen Erkenntnissen ein ausgewogenes und dem Bedarf angepasstes Ernährungsangebot; tritt mit Nachdruck dafür ein, dass frisches Obst und Gemüse in Verkaufsautomaten zur Verfügung gestellt und eine breite Palette von Milchprodukten angeboten werden; fordert die Mitgliedstaaten auf, dafür zu sorgen, dass mehr Schulstunden für körperliche Bewegung vorgesehen werden;

11. verweist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Einbeziehung eines künftigen Programms für Obst in der Schule in ein weiter gefasstes bildungspolitisches Konzept, beispielsweise in Form von Grundstufenunterricht über Ernährung und Gesundheit;

12. hält es für wesentlich, dass jede Art von Sponsoring und Werbung für Produkte mit überhöhtem Zucker-, Salz- und Fettgehalt in Schulen verboten wird;

13. verweist auf die von Schulen, Behörden, Krankenhäusern, Sportvereinen und Jugendeinrichtungen wahrzunehmende Aufgabe, vom Verzehr ungesunder Zwischenmahlzeiten abzuraten, gesunde Lebensmittel anzubieten und ein gesundes Ernährungsverhalten zu fördern;

14. hält es für wichtig, Wissen über eine ausgewogene Ernährung ohne übermäßigen Verzehr von Salz, Zucker und Fetten zu verbreiten und Initiativen zu unterstützen, die dazu dienen, den Verzehr von Obst und Gemüse, Olivenöl und Milcherzeugnissen bei Jugendlichen, sozial Schwachen, alten Menschen und Frauen mit Kindern anzuheben; fordert die Kommission daher auf, die Konzipierung eines europaweiten Programms „Obst in der Schule“ zu beschleunigen;

15. hält die Unterstützung und Förderung von Informationsmaßnahmen und die Vorbeugung gegen ein Ernährungsverhalten mit hohem Risikofaktor wie etwa Anorexie und Bulimie für erforderlich;

16. vertritt die Auffassung, dass die Gemeinschaft auch auf ihrer Ebene Maßnahmen treffen sollte, um den Verbrauch gesunder Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Milchprodukte zu stimulieren, unter anderem indem sie für erschwingliche Preise dafür sorgt, das Angebot gesunder Lebensmittel in Schul- und Betriebskantinen fördert und Projekte zur Förderung des Absatzes gesunder Lebensmittel finanziert;

17. unterstützt die Forderung, dass die Informationen über die im Handel erworbenen Produkte für den Durchschnittsverbraucher verständlich sein müssen, insbesondere durch klare Angaben zur Grundzusammensetzung des Produkts und ein einheitliches, leicht erkennbares Logo, das darüber Auskunft gibt, inwieweit das Produkt den Kriterien für gesunde Lebensmittel genügt;

18. ist der Auffassung, dass aus Drittstaaten importierte Lebensmittel dieselben hohen Anforderungen und Kriterien in Bezug auf die Qualität, die Normen für Rückverfolgbarkeit sowie Tiergesundheit, Tierschutz und Umweltschutz sowie Erhaltung der Artenvielfalt erfüllen müssen wie in den Mitgliedstaaten der EU hergestellte Nahrungsmittel;

ERGEBNIS DER SCHLUSSABSTIMMUNG IM AUSSCHUSS

Datum der Annahme

1.4.2008

Ergebnis der Schlussabstimmung

+:

–:

0:

38

0

0

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Mitglieder

Peter Baco, Bernadette Bourzai, Niels Busk, Luis Manuel Capoulas Santos, Giuseppe Castiglione, Joseph Daul, Albert Deß, Michl Ebner, Carmen Fraga Estévez, Ioannis Gklavakis, Lutz Goepel, Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, Esther Herranz García, Lily Jacobs, Elisabeth Jeggle, Heinz Kindermann, Mairead McGuinness, Véronique Mathieu, Rosa Miguélez Ramos, James Nicholson, Neil Parish, María Isabel Salinas García, Agnes Schierhuber, Willem Schuth, Czesław Adam Siekierski, Alyn Smith, Petya Stavreva, Dimitar Stoyanov, Csaba Sándor Tabajdi, Jeffrey Titford, Donato Tommaso Veraldi, Janusz Wojciechowski

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Stellvertreter(innen)

Alessandro Battilocchio, Katerina Batzeli, Ilda Figueiredo, Gábor Harangozó, Wiesław Stefan Kuc, Esther De Lange, Brian Simpson, Struan Stevenson

STELLUNGNAHME des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (4.3.2008)

für den Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit

zum Weißbuch: europaweite Strategie zur Bekämpfung von Gesundheitsproblemen aufgrund von Ernährung, Übergewicht und Adipositas
(2007/2285(INI))

Verfasserin der Stellungnahme: Anna Záborská

VORSCHLÄGE

Der Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter ersucht den federführenden Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit, folgende Vorschläge in seinen Entschließungsantrag zu übernehmen:

A.  in der Erwägung, dass es wissenschaftlich erwiesen ist, dass das Auftreten und die Ausprägung von Erkrankungen infolge Mangelernährung bei Männern und Frauen unterschiedlich sind,

1.   bedauert, dass sich die Kommission in ihrem Weißbuch für einen geschlechtsneutralen Ansatz entschieden hat, und fordert die Kommission und die Aktionsplattform für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit dazu auf, die Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit einzubeziehen, insbesondere

- bei der Erhebung von Daten und Ergebnissen von Initiativen auf allen Ebenen, um sie auf europäischer Ebene vergleichen zu können;

- bei der Verbreitung bewährter Methoden, um die individuellen Besonderheiten der Menschen verstärkt zu berücksichtigen, damit Informations- und Aufklärungskampagnen effizienter und zielgerichteter gestaltet werden können;

- bei der Entwicklung von Informationsstrategien, besonders im Hinblick auf Bevölkerungsgruppen, die besonders anfällig für eine schnelle Gewichtszunahme sind (Menschen, die mit dem Rauchen aufhören, schwangere oder stillende Frauen);

- beim Dialog mit allen Interessenvertretern (z. B. Nahrungsmittelerzeuger, Fast-Food-Ketten, Schulbehörden, Eltern- und Schülervertreter);

2.   betont, dass zur Verringerung von geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Behandlung von Gesundheitsproblemen infolge schlechter Ernährung, Übergewicht und Adipositas Leistungen von wesentlicher Bedeutung sind, die das Geschlecht mit einbeziehen; ist daher der Ansicht, dass die Leistungen gezielt auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtet sein müssen, damit Frauen auf allen Ebenen von der Grundversorgung bis zum Facharzt Zugang zu Behandlungen haben; fordert die Mitgliedstaaten auf, ein Sicherheitsnetz in Bezug auf medizinische Behandlungen für Bürger, insbesondere Frauen und junge Mädchen zu gewährleisten, die nicht von den nationalen Versicherungssystemen erfasst sind;

3.   weist die Mitgliedstaaten darauf hin, dass die nationalen Gesundheitssysteme die spezifische Ernährungsberatung für schwangere Frauen und Frauen in den Wechseljahren fördern müssen, da es sich bei Schwangerschaft und Wechseljahren um entscheidende Phasen im Leben einer Frau handelt, in denen ein erhöhtes Risiko der Gewichtszunahme besteht;

4.   fordert die Kommission und die Mitgliedstaaten auf, in den medizinischen Grundversorgungszentren das Stillen zu fördern;

5.   weist darauf hin, dass Adipositas bei Kindern in fast allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union rasch zunimmt; fordert die Kommission und die Mitgliedstaaten dazu auf, in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und Schulen, dem privaten Sektor und der Werbebranche die Möglichkeiten zu prüfen, um:

- in Schulkantinen und in den Gebietskörperschaften eine ausgewogene, auf das jeweilige Alter abgestimmte Ernährung anzubieten;

- Eltern und Kindern Aufklärung und Informationen über einen gesunden Lebenswandel, die positiven Auswirkungen von Sport und ein verantwortliches Verhalten im familiären Umfeld zur Verfügung zu stellen, vor allem den jungen Mädchen, die auf ihre zukünftige Rolle als Mutter vorbereitet werden sollten;

- den Zugang von benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu gesunder Ernährung zu fördern;

6.   fordert die Kommission und die Mitgliedsstaaten auf, spezifische Aufklärungsprogramme und Kampagnen zu fördern, die über die Risiken für Kinder informieren, die mit der exzessiven Nutzung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und insbesondere von Videospielen einhergehen, weil sie zu geringerer körperlicher und sportlicher Betätigung führen und in der Folge die Entwicklung von Übergewicht begünstigen kann, und auch entsprechende vorbeugende Maßnahmen zu fördern;

7.   legt den Mitgliedstaaten nahe, mit Unternehmen und Modeschöpfern eine einheitliche Festlegung der Konfektionsgrößen zu vereinbaren und bei den Veranstaltern von Modeschauen für die Beschäftigung von Modellen mit einem Body-Maß-Index von mindestens 18 einzutreten, der von der Weltgesundheitsorganisation als gesund eingestuft wird, damit kein Schönheitsideal vermittelt wird, das infolge übertriebener Schlankheit Gesundheitsstörungen wie Anorexie und Bulimie hervorruft;

8.   fordert die Kommission auf, darauf zu achten, dass in der geplanten hochrangigen Gruppe für Ernährung und sportliche Betätigung Frauen und Männer gleichermaßen repräsentiert sind, damit die Probleme gezielter angegangen werden und die besten Lösungen in Abhängigkeit von der geschlechtsspezifischen Dimension – also einerseits für Männer und andererseits für Frauen – vorgeschlagen werden;

9.   begrüßt die von der Kommission für 2010 vorgesehene vergleichende Bewertung des Verhaltenskodex für speziell auf Kinder abzielende Werbung für Nahrungsmittel und Getränke; fordert zu einer vergleichenden Bewertung der auf schwangere oder stillende Frauen abzielenden Werbung auf;

10.     fordert die Mitgliedstaaten, regionale und lokale Behörden sowie Sportverbände auf, Initiativen im Hinblick auf die Schaffung von Plätzen für Freiluftaktivitäten für Jugendliche anzustoßen, körperliche und sportliche Aktivitäten für alle zu ermöglichen und deren Ausübung von klein auf, insbesondere in der Schule, zu unterstützen und zu fördern, und zwar unter Berücksichtigung der möglichen Unterschiede der Vorlieben zwischen Männern und Frauen; betont, dass berufliche Anforderungen und häusliche Verantwortung Frauen eine regelmäßige sportliche Aktivität möglicherweise erschweren;

11. fordert die Sportorganisationen auf, besonders zu beachten, dass junge Mädchen im oberen Teenageralter oft aufhören, Sport zu treiben; weist darauf hin, dass Sportorganisationen eine große Rolle dabei spielen, das Interesse junger Mädchen und Frauen an der aktiven Teilnahme an verschiedenen sportlichen Aktivitäten wachzuhalten;

12. fordert die Krankenkassen und Versicherungen auf, tarifäre Maßnahmen zu entwickeln, bei denen die Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Hinblick auf Gesundheitsprobleme aufgrund von Ernährung, Übergewicht und Adipositas berücksichtigt werden;

13. macht auf die grundlegende Rolle der Frau in der Ernährungserziehung der Familie aufmerksam sowie auf den entscheidenden Beitrag, den sie im Kampf gegen Fettleibigkeit leisten kann, da sie in den meisten Familien über die Auswahl der Lebensmittel entscheidet;

14. fordert eine groß angelegte EU-Kampagne zur Sensibilisierung für die Gefahren von Adipositas, in deren Rahmen eine zentrale Informationsstelle vorgesehen wird, die bei Problemen von den Bürgern, besonders von Frauen, kontaktiert werden kann und die eine beratende Tätigkeit ausübt.

ERGEBNIS DER SCHLUSSABSTIMMUNG IM AUSSCHUSS

Datum der Annahme

27.2.2008

 

 

 

Ergebnis der Schlussabstimmung

+:

–:

0:

31

0

0

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Mitglieder

Edit Bauer, Emine Bozkurt, Hiltrud Breyer, Edite Estrela, Ilda Figueiredo, Věra Flasarová, Lívia Járóka, Piia-Noora Kauppi, Rodi Kratsa-Tsagaropoulou, Urszula Krupa, Roselyne Lefrançois, Astrid Lulling, Siiri Oviir, Marie Panayotopoulos-Cassiotou, Zita Pleštinská, Anni Podimata, Teresa Riera Madurell, Eva-Britt Svensson, Anne Van Lancker, Anna Záborská

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Stellvertreter(innen)

Lidia Joanna Geringer de Oedenberg, Ana Maria Gomes, Donata Gottardi, Anna Hedh, Elisabeth Jeggle, Marusya Ivanova Lyubcheva, Maria Petre

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Stellv. (Art. 178 Abs. 2)

Kinga Gál, Małgorzata Handzlik, Tunne Kelam, Manolis Mavrommatis

ERGEBNIS DER SCHLUSSABSTIMMUNG IM AUSSCHUSS

Datum der Annahme

27.5.2008

 

 

 

Ergebnis der Schlussabstimmung

+:

–:

0:

54

0

1

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Mitglieder

Adamos Adamou, Georgs Andrejevs, Pilar Ayuso, Irena Belohorská, Johannes Blokland, John Bowis, Hiltrud Breyer, Martin Callanan, Chris Davies, Avril Doyle, Mojca Drčar Murko, Edite Estrela, Jill Evans, Anne Ferreira, Alessandro Foglietta, Matthias Groote, Françoise Grossetête, Cristina Gutiérrez-Cortines, Satu Hassi, Gyula Hegyi, Marie Anne Isler Béguin, Caroline Jackson, Dan Jørgensen, Eija-Riitta Korhola, Holger Krahmer, Urszula Krupa, Jules Maaten, Linda McAvan, Roberto Musacchio, Riitta Myller, Vittorio Prodi, Frédérique Ries, Dagmar Roth-Behrendt, Guido Sacconi, Horst Schnellhardt, Richard Seeber, Kathy Sinnott, Bogusław Sonik, María Sornosa Martínez, Antonios Trakatellis, Evangelia Tzampazi, Thomas Ulmer, Marcello Vernola, Åsa Westlund, Anders Wijkman, Glenis Willmott

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Stellvertreter(innen)

Kathalijne Maria Buitenweg, Philip Bushill-Matthews, Bairbre de Brún, Umberto Guidoni, Johannes Lebech, Alojz Peterle, Bart Staes, Lambert van Nistelrooij

Zum Zeitpunkt der Schlussabstimmung anwesende Stellv. (Art. 178 Abs. 2)

Salvatore Tatarella