Der Präsident. Meine Damen und Herren! Mit großer Freude heißen wir heute die 153 neuen Abgeordneten aus Bulgarien und Rumänien willkommen. In unser aller Namen begrüße ich Sie auf das Herzlichste und wünschen Ihnen viel Erfolg in Ihrer ersten Amtszeit als Abgeordnete des Europäischen Parlaments.
Weiterhin freue ich mich, die Präsidenten der nationalen Parlamente Rumäniens und Bulgariens willkommen zu heißen, die uns von der Tribüne aus zuschauen…
(Die Mitglieder des Parlaments erheben sich und spenden den neuen Abgeordneten Beifall.)
Herr Olteanu, Präsident der rumänischen Abgeordnetenkammer, Herr Vacaroiu, Präsident des rumänischen Senats, und Herr Pirinski, Präsident der bulgarischen Nationalversammlung, auch Sie begrüße ich im Europäischen Parlament.
Wir sind jetzt eine große Versammlung, die sich aus 785 Europaabgeordneten aus 27 Ländern und – das mag erschreckend scheinen – 177 politischen Parteien zusammensetzt. In wenigen Monaten werden die Rumänen und Bulgaren an die Urnen treten und ihre europäischen Vertreter wählen. Von nun an wird das Parlament alles in seinen Kräften Stehende tun, um ihnen bewusst zu machen, wie wichtig es für sie ist, an den ersten Europawahlen, die in Rumänien und Bulgarien stattfinden, teilzunehmen.
Ich konnte mich vor kurzem mit eigenen Augen überzeugen, wie begeistert die Rumänen und Bulgaren von Europa sind. Das sah ich während der offiziellen Festakte, die am 31. Dezember 2006 in Bukarest und am 1. Januar 2007 in Sofia stattfanden. Aus persönlicher und auch aus politischer Sicht gehörten sie zweifellos zu den denkwürdigsten Momenten meiner Amtszeit und machten Mut angesichts der in anderen Hauptstädten aufkommenden Euroskepsis.
Ich konnte sehen, wie stolz die Rumänen und Bulgaren sind, nun Unionsbürgerinnen und -bürger zu sein. Alle ihre Anliegen und Sorgen gehen uns heute mehr denn je an. Der Fall der in Libyen zum Tode verurteilten bulgarischen Krankenschwestern ist nun eine europäische Angelegenheit. Die EU darf nicht nachlassen in ihrem Bemühen um diese Unionsbürger – ohne den palästinensischen Arzt zu vergessen, der ebenfalls zum Tode verurteilt ist –, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um die libysche Regierung nochmals aufzufordern, sich für sie einzusetzen.
(Anhaltender Beifall)
Liebe Kolleginnen und Kollegen aus Rumänien und Bulgarien, Sie bringen Ihre Geschichte, Ihre Kultur und Ihren Glauben in Europa ein. Mit Ihnen eröffnet sich für die EU eine neue Dimension im maritimen Bereich – das Schwarze Meer –, dessen strategische Bedeutung uns allen derzeit bewusst ist, da ein erheblicher Teil unserer Energieressourcen über das Schwarze Meer kommt. Wir befinden uns mitten in einer Debatte über die Energiepolitik, und ohne Zweifel wird die geografische Lage Ihrer beiden Länder wesentlich zur Stärkung des europäischen Einflusses auf internationaler Ebene beitragen.
Sie vermitteln uns einen näheren Blick auf Völker, die nun weniger weit von uns entfernt sind. Ich bin sicher, dass Sie als Bürger zweier Länder mit einer Grenze zum Westbalkan einen entscheidenden Beitrag zu dem Europa, das wir errichten, leisten werden.
Mit dem Beitritt von Rumänien grenzen jetzt vier Staaten der Europäischen Union an die Ukraine und einer an die Republik Moldau, eine Situation, die die Europäische Nachbarschaftspolitik nur verbessern kann.
Mit dem Beitritt Bulgariens haben nunmehr zwei Länder eine Grenze zur Türkei, und auch hier bin ich sicher, dass uns die Erfahrungen Bulgariens von sehr großem Nutzen sein werden.
Ihre Länder und Ihre Völker haben gewaltige Anstrengungen unternommen, um Mitglied der Europäischen Union zu werden, Anstrengungen, die bei uns vielleicht nicht ausreichend Beachtung fanden, die Sie aber geleistet haben. Und es bleibt Ihnen noch viel zu tun. Wie Sie wissen, hat das Europäische Parlament im November 2006 Ihre Regierungen aufgefordert, das Reformtempo beizubehalten. Wir sind der Ansicht, dass Sie die Reformen besser aus dem Innern der EU heraus durchführen können als von außerhalb, und ihre Begleitung wird unsere gemeinsame Aufgabe sein.
Für uns alle beginnt heute die anspruchsvolle Aufgabe des gegenseitigen Kennenlernens. Das alte Thrakien und Dakien und andere, die Teile Europas waren, bevor unser Kontinent einen Namen hatte, haben sich wieder der Familie angeschlossen und sind in das Europa zurückgekehrt, zu dem sie immer gehörten. Ihr Beitritt wird uns ebenso bereichern, wie es andere Regionen Europas am 1. Mai 2004 getan haben.
Vor uns stehen große Herausforderungen, und ich bin sicher, dass wir sie gemeinsam bewältigen werden. Seien Sie also willkommen.
(Beifall)
Und jetzt bitte ich Sie, die Hymne der Europäischen Union zu hören.
(Die Mitglieder des Parlaments erheben sich und hören die Europahymne.)