Der Präsident. Als nächster Punkt folgt die gemeinsame Aussprache über
- den Bericht von Ivo Belet im Namen des Ausschusses für Kultur und Bildung über die Zukunft des Profifußballs in Europa (2006/2130(INI)) (A6-0036/2007) und
- den Bericht von Giusto Catania im Namen des Ausschusses für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres über die Initiative der Republik Österreich im Hinblick auf die Annahme eines Beschlusses des Rates zur Änderung des Beschlusses 2002/348/JI des Rates vom 25. April 2002 über die Sicherheit bei Fußballspielen von internationaler Bedeutung (10543/2006 – C6-0240/2006 – 2006/0806(CNS)) (A6-0052/2007).
Ján Figeľ, Mitglied der Kommission. (EN) Herr Präsident, verehrte Abgeordnete, liebe Freunde des Fußballs und des Sports! Ich freue mich sehr, heute Abend hier die Kommission in der Aussprache zu Fußball zu vertreten. Ich denke, dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich das Parlament für den Sport engagiert. Ihre Unterstützung für unsere Initiativen für den Sport ist selbstverständlich sowohl willkommen als auch notwendig.
Zunächst möchte ich beiden Berichterstattern, Herrn Belet und Herrn Catania, zur Qualität ihrer Arbeit gratulieren. Die beiden Berichte betrachten Fußball aus unterschiedlichen Blickwinkeln, aber beide veranschaulichen das Wesen von Sport, seine Werte, sein Potenzial für die Erziehung, die Gesellschaft und die Wirtschaft.
Bevor ich zu den konkreteren Aspekten der Berichte komme, möchte ich ein paar Worte zum Weißbuch sagen. Dies wird eine wichtige Arbeit für die Zukunft des europäischen Sports sein. Das Weißbuch über den Sport soll im kommenden Juli verabschiedet werden. Das wird dann der Höhepunkt eines langen Prozesses sein und sollte vor dem Hintergrund allgemeinerer politischer Überlegungen gesehen werden.
Antrieb für die Pläne zu einem Weißbuch sind die Erwartungen der Vertreter des Sports. Sie möchten, dass sich EU-Entscheidungsträger ihrer Belange annehmen, darunter der Notwendigkeit, den Sport besser zu fördern und eine größere Rechtssicherheit zu erreichen. Das Weißbuch wird den gesamten Sport abdecken, es wird keine spezielle Orientierung auf den Fußball geben. Oberstes Anliegen dieser Initiative ist es erstens, den Sport in andere aktive Politikfelder der Union zu integrieren, damit er besser als Instrument für die EU-Politik genutzt werden kann. Zweitens wollen wir Bedingungen für eine optimalere Lenkung im europäischen Sport festlegen. Die wichtigsten Themen des Weißbuchs werden die soziale und wirtschaftliche Rolle des Sports, die Organisation von Sport und Lenkungsfragen sein.
Wir werden uns bei der Erarbeitung des Weißbuchs ganz stark auf die Berichte des Parlaments stützen. Die Kommission hat die Arbeit des Ausschusses sehr aufmerksam verfolgt und daraus bereits sehr großen Nutzen gezogen.
Beim Bericht von Herrn Belet begrüßt die Kommission die Initiative des Parlaments zur Zukunft des Profifußballs. Wir teilen viele der Bedenken, die im Bericht geäußert werden. Viele Fragen, die Herr Belet aufwirft, werden auch im Weißbuch eine Rolle spielen, wie etwa der soziale Zusammenhalt, der Schutz junger Arbeitnehmer, der soziale Dialog und die Freizügigkeit von Arbeitnehmern. Wie im Entwurf Ihres Berichts bestätigt wird, ist es äußerst schwer, einen umfassenden europäischen Rechtsrahmen zu schaffen, der der Besonderheit des Sports Rechnung trägt, aber in der Rechtsprechung der Gemeinschaft werden die Besonderheit des Sports und die soziale und erzieherische Funktion des Fußballs in Europa anerkannt.
In punkto Freizügigkeit von Arbeitnehmern beispielsweise vertrat der Gerichtshof den Standpunkt, dass Sport nur Gemeinschaftsrecht unterliegt, wenn er eine Wirtschaftstätigkeit darstellt. Dies gilt sowohl für Profi- als auch für Amateursportler, und der Gerichtshof hat eine Ausnahme vom allgemeinen Gebot der Nichtdiskriminierung gewährt für Spiele, die rein sportlichen und nicht wirtschaftlichen Interessen dienen, zum Beispiel Spiele zwischen Nationalmannschaften.
In der Frage der Spieler aus der eigenen Jugend, der „home-grown players“, nimmt die Kommission die von der UEFA vorgeschlagenen Maßnahmen sehr aufmerksam zur Kenntnis. Wir würden uns dem Gedanken anschließen, dass die Jugendausbildung zu fördern und an die Vereine ein Signal zu senden wäre, dass sie in die Ausbildung und nicht nur in den Transfer von Spielern investieren sollten. Die Frage der Quoten von jungen lokalen Talenten prüfen wir allerdings noch, auch unter dem Aspekt der Verhältnismäßigkeit.
Die Kommission begrüßt die Forderung des Parlaments nach einem verstärkten sozialen Dialog im Fußballsektor. Dies ist ein guter Mechanismus, um Fragen wie Mobilität, Arbeitsverträge und Arbeitsbedingungen zu beraten. Wir haben die Bemühungen der Sozialpartner zur Entwicklung eines strukturierteren Dialogs unterstützt, wo der Fußball auf europäischer Ebene die Führung übernommen hat.
Die Kommission wird die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen im gesamten Sportsektor weiter unterstützen und ihren offenen Dialog mit allen Sportgremien in dieser Frage fortführen.
Nicht zuletzt wird die Kommission Ihre Empfehlungen entsprechend den derzeitigen Zuständigkeitsbereichen der EU gebührend und realistisch prüfen. Die Forderung an die Kommission, einen Aktionsplan aufzustellen, der die Punkte enthält, mit denen sie sich befassen muss, ist einer eingehenden Überlegung wert.
Zum Bericht von Herrn Catania will ich zunächst unterstreichen, dass Sport eine positive Kraft für Erziehung, Kultur und soziale Integration sein kann. Doch in den letzten Jahren haben wir leider zunehmend Anzeichen von Gewalt und Rowdytum bei Sportveranstaltungen beobachtet. Vor zwei Wochen berieten die Sportminister in Stuttgart über dieses Problem. Sie betonten die Notwendigkeit verbesserter Vorbeugungsmaßnahmen, insbesondere eine Förderung der Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, einschließlich der Fans.
Die Kommission hat den Austausch von Erfahrungen und bewährten Verfahren zwischen den Mitgliedstaaten für eine bessere polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in den Mittelpunkt gestellt. Wir haben gute Arbeitsbeziehungen zur UEFA und anderen Sportgremien aufgebaut. In Sachen öffentliche Ordnung und polizeiliche Kontrolle war wohl jeder erfreut über die ausgezeichneten Ergebnisse bei den Spielen der Fußballweltmeisterschaft im letzten Jahr in Deutschland. Das zeigt, dass eine gute Vorbereitung und Abstimmung mit anderen Mitgliedstaaten sehr effektiv für die Prävention von Kriminalität und vor allem von Rowdytum sind. Wie die ersten Statistiken zeigen, ist die Kriminalitätsrate in diesem Zeitraum überhaupt nicht gestiegen.
Der Beschluss 2002/348/EG des Rates verpflichtet die Mitgliedstaaten, nationale Fußballinformationsstellen einzurichten. Dies ist ein positiver Schritt in Richtung einer besseren Zusammenarbeit zwischen Polizeikräften und anderen Einrichtungen, die gegen Gewalt im Zusammenhang mit Fußball vorgehen. Die österreichische Initiative, um die es im Bericht von Herrn Catania geht, zielt darauf, das bestehende Netzwerk von Informationsstellen durch ein spezielles Netz von nationalen Fußballinformationsstellen zu ersetzen. Diese hätten Zugriff auf die personenbezogenen Daten von Rowdies oder „Risikofans“, die von den verschiedenen Mitgliedstaaten identifiziert wurden. Die Kommission begrüßt, dass diese Initiative im Bericht unterstützt wird, und nimmt die geäußerten Bedenken zum Menschenrechts- und Datenschutz, auf den die Kommission bekanntlich sehr großen Wert legt, gebührend zur Kenntnis.
Abschließend ist zu sagen, dass es zu begrüßen ist, dass der Sport jetzt wirklich auf der europäischen Tagesordnung steht. Der 50. Jahrestag der Römischen Verträge wirft in diesem Jahr sein Licht auf viele unserer Ziele, und wie gut es war, den Jahrestag vor zwei Wochen mit einem Fußballspiel in Manchester zu begehen. Eindrucksvoller kann man wohl nicht zeigen, dass der Sport und sportliche Werte auf der höchsten politischen Ebene echte Wertschätzung genießen.
Ivo Belet (PPE-DE), Berichterstatter. – (NL) Frau Präsidentin, Herr Kommissar, meine Damen und Herren! Bei dem bloßen Gedanken, Europa, die Europäischen Union, solle in Fragen, die den Sport betreffen, ein Wort mitzureden haben, stehen manch einem die Haare zu Berge, und die voraussehbare Antwort wird stets lauten, die EU besitze kein Mitspracherecht in diesem Bereich und sollte daher auch nicht versuchen, auf diesem Gebiet etwas zu unternehmen.
Wie uns allen bewusst ist und wie die Beteiligten nur zu gut wissen, ist dieser Standpunkt falsch. Der Sport, jedenfalls der Profisport, und nicht zuletzt die wirtschaftlichen Aspekte des Profifußballs – um den es ja in diesem Bericht geht – werden, wie der Kommissar bereits erwähnte, durch das europäische Recht in vielerlei Hinsicht beeinflusst. Sowohl die Kommission als auch der Europäische Gerichtshof werden eingeschaltet, wofür es in den letzten Jahren hinreichende Belege gab.
Professioneller Fußball ist selbstredend ein lukratives Geschäft. Das steht außer Frage. Er ist jedoch weitaus mehr. Er erfüllt eine wichtige soziale und erzieherische Funktion, und deshalb unterstreichen wir in dem vorliegenden Bericht die besonderen Merkmale, die nicht einfach übergangen werden dürfen. Die Besonderheiten des Sports sind in der Erklärung von Nizza sowie in dem Protokoll zum Vertrag von Amsterdam eindeutig festgeschrieben, weshalb wir bei der Anwendung der EU-Regelungen und –Rechtsvorschriften verpflichtet sind, dieser Tatsache Rechnung zu tragen.
Niemand fordert Ausnahmeregelungen oder so genannte Gruppenfreistellungen. Verlangt werden von uns jedoch Leitlinien der Kommission – keine Richtlinien, sondern Leitlinien, insbesondere zur Behebung der derzeit bestehenden Rechtsunsicherheit. Wir wollen, dass die Autonomie des Profisports voll geachtet wird. Selbstregulierung ist in diesem Bericht der zentrale Begriff, wodurch uns aber nicht das Recht verwehrt wird, die Entwicklung in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Der Ruf des professionellen Fußballs wurde in den vergangenen Monaten in zahlreichen EU-Ländern durch diverse Skandale schwer beschädigt, und darauf gibt es nur eine Antwort: verantwortungsvolle Führung. Deshalb fordern wir von den Verwaltungsorganen der UEFA, von den Fußballligen, von den Vereinen, sich entschlossen für ein transparentes Management zu entscheiden.
Eine Vielzahl von Abgeordneten dieses Parlaments wünscht sich des Weiteren mehr Solidarität und eine Umverteilung der Finanzressourcen im Fußball. Ich glaube nicht, dass es unsere Aufgabe ist, die Ressourcen im Profifußball umzuverteilen. Es liegt im Interesse der Proficlubs, der Ligen und der Verbände, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Fußball braucht einen ausgewogenen Wettbewerb, denn dieser steht heute mehr denn je unter Druck. Die Kluft zwischen den großen, zunehmend reicheren Vereinen und den kleineren Klubs wird ständig größer. Das ist deutlich sichtbar. Diese Entwicklung gefährdet die Zukunft des Sports, der uns so sehr am Herzen liegt, und sie gefährdet desgleichen die soziale Integrationsfunktion, die der Sport besitzt.
Deshalb stehen wir weiterhin, wie von dem Herrn Kommissar bereits angesprochen – und ich möchte diesen Punkt nochmals unterstreichen –, voll und ganz zu der von der UEAFA aufgestellten Regel der „Spieler aus der eigenen Jugend“. Nicht wir, sondern die Fußballgremien selbst müssen die Proficlubs verpflichten, als wesentliches Element der sozialen Komponente in die Ausbildung ihres eigenen Nachwuchses zu investieren. Daher verdient diese Regel unsere uneingeschränkte Unterstützung.
Der Verkauf von Fernsehübertragungsrechten stellt ein heikles Thema dar, weil es dabei um die wichtigste Einnahmequelle für Profivereine geht, aber auch weil es natürlich eine nationale Angelegenheit ist. Unsere einzige Forderung in dem vorliegenden Bericht richtet sich an die zuständigen Behörden und zuständigen Gremien des Fußballs, sich an einen Tisch zu setzen, um nach einer Lösung zu suchen, die mehr Solidarität zwischen den großen und den kleinen Vereinen gewährleistet. Dies erscheint mir als eine vernünftige und gerechtfertigte Forderung.
Herr Kommissar, Frau Präsidentin, wir rechnen damit, dass die Kommission bei der Ausarbeitung ihres Weißbuchs über den Sport die in dem vorliegenden Bericht enthaltenen Empfehlungen, die hoffentlich morgen auf Zustimmung stoßen werden, weitgehend berücksichtigen wird. Wir haben den Zuständigkeiten der EU in diesem Bereich maximal Rechnung getragen, denn es hätte wenig Sinn, uns etwas vormachen zu wollen, jedenfalls nicht, wenn es um einen so komplexen Sektor wie den Profifußball geht, an dem Millionen Jugendlicher ein unmittelbares Interesse haben.
Wir erwarten von der Kommission ein anspruchsvolles Dokument, und ich denke – davon gehe ich in der Tat aus, und Sie können dessen versichert sein –, dass Sie Ihrerseits mit der loyalen Unterstützung dieses Hauses rechnen können.
Giusto Catania (GUE/NGL), Berichterstatter. – (IT) Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte dem Herrn Kommissar dafür danken, dass er unsere Berichte unterstützt hat, wobei ich zugleich die Bedeutung dieser gemeinsamen Aussprache hervorheben möchte, denn ich glaube, dass die Zukunft des Fußballs grundsätzlich auch mit der Sicherheit der Stadien zusammenhängt. Aus diesem Grund ist die gemeinsame Behandlung der Zukunft des Profifußballs und der Sicherheit der Stadien ein konkreter Weg, um Überlegungen zur Zukunft des Sports und des Fußballs anzustellen.
Der Herr Kommissar hat Recht, wenn er sagt, dass es in den letzten Jahren auf den Tribünen immer wieder zu anhaltenden Gewalttätigkeiten gekommen ist, die den Charakter dieses Sports verändert haben: Der Wandel einer der beliebtesten und von der europäischen Bevölkerung am intensivsten verfolgten Sportarten ist gekennzeichnet von zu vielen gewalttätigen Zwischenfällen, Bekundungen von Intoleranz sowie fremdenfeindlichem und rassistischem Verhalten. Hierbei handelt es sich leider nicht um vereinzelte Vorkommnisse, sondern um ein Merkmal der allgemeinen Veränderung des Fußballs, der inzwischen zu einem großen Geschäft mit börsennotierten Fußballunternehmen geworden ist, bei dem astronomisch hohe Kapitalbeträge im Spiel sind. Dies hat meines Erachtens erheblich zu einer langsamen Veränderung der Sportveranstaltungen beigetragen.
Der Fußball ist heute ein sehr populärer Sport und besitzt zugleich einen so hohen Unterhaltungswert, dass sich Telekommunikationsunternehmen dazu veranlasst sahen, umfangreiche Investitionen zu tätigen, um Senderechte zu erwerben. Ich unterstütze den Vorschlag von Herrn Belet zum kollektiven Verkauf der Fernsehübertragungsrechte, was mir als ein praktikabler Weg erscheint, um zu verhindern, dass die großen Mannschaften zum Nachteil der kleineren Verbände „absahnen“.
Es gibt noch einen anderen Faktor, der äußerst wichtig für den Fußball ist und nicht nur die sportliche Leistung, sondern vor allem die Anwesenheit des Publikums betrifft. Es wäre unvorstellbar, Fußballspiele ohne Zuschauer anzusetzen: In einigen Fällen wurden extreme Maßnahmen ergriffen, die meines Erachtens den Unterhaltungswert des Sports beeinträchtigt haben. Da die Anwesenheit der Zuschauer in den Stadien entscheidend ist, müssen wir darauf bestehen, dass Fußballspiele immer vor einem Publikum ausgetragen werden, und deshalb müssen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um zu gewährleisten, dass die Fußballmannschaften in größtmöglicher Ruhe gegeneinander spielen und Gewalttätigkeiten und rassistisches Verhalten unterbleiben.
Die jüngsten dramatischen Ereignisse bei einer Begegnung in der ersten italienischen Liga (Serie A) zwischen Catania und Palermo im Rahmen der italienischen Fußballmeisterschaft, bei der ein Polizeibeamter ums Leben kam, sind meiner Meinung nach das extremste Beispiel dafür, was in den Stadien passieren kann und dass bestimmte Randgruppen gewaltbereiter Fans oft nicht nur mit den Anhängern der gegnerischen Mannschaft, sondern auch mit den Ordnungskräften aneinandergeraten. In jüngster Zeit haben wir zudem bedauerliche Zwischenfälle erlebt, in die nicht nur Fans, sondern auch Fußballspieler involviert waren: Oft waren die Raufereien zwischen den Spielern selbst das allerschlimmste Beispiel für Erziehung und Kultur in den europäischen Stadien. Deshalb muss vorbeugend eingegriffen werden, um zu verhindern, dass sich derartige gewalttätige Ausschreitungen in den Stadien wiederholen. Vorbeugende Maßnahmen bei Fußballspielen müssen gegenüber repressiven Maßnahmen und der Militarisierung der Stadien Priorität genießen.
Der Rat hat 2002 diesen Beschluss angenommen, der in jedem Mitgliedstaat die Einrichtung einer nationalen Fußballinformationsstelle vorsieht, die als eine Kontaktstelle für den polizeilichen Informationsaustausch bei internationalen Fußballspielen fungiert. Die Ergebnisse dieser Maßnahme waren sehr positiv, was auch die Erfahrungen in den Stadien und die Beziehungen zwischen den Polizeikräften zeigen.
In den letzten Jahren ist die Zahl der Fans, die zu Spielen ins Ausland fahren, konstant angestiegen. Daher müssen nach Auffassung des Rates die zuständigen Stellen ihre Zusammenarbeit verstärken. Ich halte Folgendes für äußerst wichtig: Die nationalen Fußballinformationsstellen, die die Aufgabe haben, die Fans in den Stadien zu beobachten und Informationen über die Art der organisierten Fanaktionen zu sammeln, sind ein nützliches und grundlegendes Instrument, das jedoch ausschließlich in Anwendung der nationalen Rechtsvorschriften und unter Einhaltung der europäischen Richtlinien und der internationalen Übereinkommen zum Schutze personenbezogener Daten eingesetzt werden darf.
Wir müssen verhindern, dass die Flut gesammelter Daten für Ermittlungen der Justizbehörden oder für andere, nicht mit dem Fußball zusammenhängende Untersuchungen verwendet wird oder gar als Methode zur Kriminalisierung aller Fans herhalten muss. Daher ist Vorsicht bei der Erfassung dieser Daten geboten: Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich die nationalen Stellen weg von einem Präventionsinstrument gegen Gewalttätigkeiten in den Stadien hin zu einem gesellschaftlichen Kontrollinstrument entwickeln, das unterschiedslos tätig würde. Deshalb unterstütze ich den Vorschlag des Rates zur Änderung des betreffenden Beschlusses.
Wir müssen gewährleisten, dass dieser Beschluss im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen umgesetzt wird, um zu sicherzustellen, dass die Stadien nicht als rechtsfreier Raum betrachtet werden. Auch in den Stadien müssen die nationalen und internationalen Rechtsvorschriften eingehalten werden, eben um zu vermeiden, dass sich Akte willkürlicher Gewalt und Äußerungen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wiederholen.
Jean-Luc Bennahmias (Verts/ALE), Verfasser der Stellungnahme des mitberatenden Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten. – (FR) Herr Präsident, wir befinden uns immerhin in einer recht überraschenden Lage. Wir begehen den 50. Jahrestag der Gründung der Europäischen Union, und wenn wir unseren Mitbürgern erklären würden, dass die Europäische Union sich auch nicht eine Sekunde lang mit Sport beschäftigt hat, wären sie überrascht. Es war daher an der Zeit, dass sich die Europäische Union dieser Frage annimmt, und etwas tut, das wir, so glaube ich, im Europäischen Parlament getan haben. Ich möchte dem Hauptberichterstatter, Herrn Belet, für die Art und Weise danken, in der er seit sechs Monaten an diesem Bericht gearbeitet hat, einer gemeinsamen Arbeit verschiedener Ausschüsse und verschiedener Fraktionen dieses Parlaments.
Wir haben uns daher dieses Themas mit dem Ziel angenommen, das meines Erachtens von diesem Parlament geteilt wird, sowohl die europäische „Ausnahme“ in Hinblick auf den Sport zu respektieren, nicht zuletzt gegenüber der Form, in der der Profisport in den Vereinigten Staaten verwaltet wird, als auch die unterschiedlichen Gremien und Organisationen, die für den professionellen Fußball zuständig sind: Verbände, Profivereine, Spielervereinigungen, Agentengruppen usw. Ich glaube, auf dieser Ebene ist dieser Bericht nützlich, wenn es uns gelingt, Unterstützung für diese Standpunkte bei den verschiedenen Organisationen zu gewinnen, und sie damit in die Lage zu versetzen, sich diesen Bericht, über den wir morgen abstimmen, zu eigen zu machen. Unser vielseitiger Austausch mit diesen Organisationen, bei denen diese Frage größte Aufmerksamkeit gefunden hat, war sehr interessant, und hat es uns ermöglicht, eine Reihe von Vorschlägen auszuarbeiten.
Wir begrüßen daher, und ich nehme an, dies werden alle tun, die Empfehlungen und Vorschläge zur Ausbildung der Spieler, der Ausbildung junger Spieler und die Bemühungen der UEFA in dieser Hinsicht, um zu verhindern, dass junge Spieler sofort verkauft werden, und sie die Möglichkeit bekommen, in den Vereinen zu spielen, in denen sie ausgebildet wurden. Wir begrüßen die Empfehlung zu dem so genannten Handel mit jungen Spielern, an dem Hunderte junger afrikanischer Spieler beteiligt sind, für deren weiteren Einsatz keine Pläne bestehen. Wir begrüßen die Tatsache, dass in diesem Bericht hervorgehoben wird, dass Einwanderungsgesetze erlassen wurden, um eingehalten zu werden, auch in der Welt des professionellen Sports, auch in der Welt des Fußballs. Wir begrüßen ferner, wie der Kommissar sagte, die wiederholte Forderung nach einem unverzichtbaren sozialen Dialog. Wie Herr Belet unterstrich, geht es heute im Profifußball um enorme Summen, und es besteht hier ein Bedarf an einem sozialen Dialog, und natürlich an Regulierung und Umverteilung.
Eine Kritik wurde heute jedoch vorgebracht, die mich überrascht. Jeder, einschließlich aller Ausschüsse, redet über finanzielle Transparenz. Heute hörte ich einige meiner Kollegen die Vorstellung äußern, die alleinige Tatsache, dies auszusprechen, würde reichen. Nein, der Vorschlag, eine unabhängige Einrichtung zu schaffen – unter der Schirmherrschaft der UEFA vielleicht, aber unabhängig – würde es uns ermöglichen, uns wirklich in Richtung einer Kontrolle und Transparenz der Finanzen zu bewegen. Das ist die einzige Lösung. Es ständig zu wiederholen, reicht nicht. Das wäre das Gleiche, als sagte man zur Frage des Dopings, wir müssten das Doping zwar bekämpfen, aber ohne ein nationales, europäisches oder internationales Gremium dafür einzurichten. Wir sollten keine Heuchler sein: Wir brauchen eine solche Einrichtung.
Ich merke, dass meine Redezeit zu Ende geht. Ich hätte noch viel zu sagen. Ich begrüße natürlich auch die Bekämpfung von Diskriminierung und die Bekämpfung von Rassismus, Fragen, die häufig vom Europäischen Parlament und der Kommission behandelt werden, sowie von der ganzen Welt des Fußballs.
Toine Manders (ALDE), Verfasser der Stellungnahme des mitberatenden Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz. – (NL) Frau Präsidentin! Im Namen der Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa bin ich Schattenberichterstatter des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz, doch möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Dossier im Binnenmarktausschuss initiiert wurde, um die Desintegration des Fußballs – wofür seinerzeit eine reale Gefahr bestand – mit möglicherweise einem zweiten Fall Bosman, nämlich dem Charleroi-Fall, zu verhindern.
Ich möchte der Arbeitsgruppe, insbesondere Herrn Belet, für die hervorragende Zusammenarbeit danken, aufgrund derer uns nun ein meiner Ansicht nach ausgewogener Vorschlag vorliegt, in dem sämtliche Aspekte des Profisports behandelt werden und in dem wir alle Beteiligten unmissverständlich dazu ermahnen, etwas zu unternehmen, um der im Lauf der Jahre entstandenen Situation abzuhelfen, die den Eindruck erweckt, als stünde der Profisport über dem Gesetz, so lange, bis ein Fall vor den Europäischen Gerichtshof gebracht wird und wir dann von einer wirtschaftlichen Einheit mit sozialen und kulturellen Werten sprechen. Die europäischen Rechtsvorschriften müssen indes eingehalten werden.
Daher möchte ich die Kommission fragen, ob sie meine Ansicht teilt, dass wir nicht über Amateursportarten sprechen, sondern dass der Profisport eine Unterhaltungsindustrie ist, die möglicherweise sogar unter die Dienstleistungsrichtlinie fallen sollte, und dass für diese Dienste, für diese Unterhaltungsindustrie wahrscheinlich letzten Endes ein Binnenmarkt geschaffen werden muss.
Wir diskutieren nämlich nicht über das Geschehen auf dem Spielfeld, sondern außerhalb des Spielfelds, insbesondere über die finanziellen Akteure in seinem Umkreis. Beim Wettbewerb auf europäischer Ebene zeigt sich, dass sehr viele Diskrepanzen bestehen, weil es unterschiedliche Auslegungen gibt. Woran liegt dies? Weshalb wurde noch kein Binnenmarkt errichtet und weshalb müssen die einzelnen Vereine innerhalb des nationalen Marktes operieren, um auf europäischer Ebene miteinander konkurrieren können? Wenn die betreffenden Gremien gegen eine Selbstregulierung sind, sollten nach meinem Dafürhalten die Politiker eingreifen.
Wir senden nun ein Warnsignal, bei dem es nicht um den Wunsch nach neuen Rechtsvorschriften geht – was sicherlich keine Ausnahme ist –, sondern womit signalisiert werden soll, dass die beteiligten Akteure ihre Probleme selbst lösen müssen; wenn nicht, wird hoffentlich die Kommission eingreifen und das Nötige veranlassen.
Gary Titley (PSE), Verfasser der Stellungnahme des mitberatenden Rechtsausschusses. – (EN) Herr Präsident! Der Rechtsausschuss möchte die Kolleginnen und Kollegen daran erinnern, dass eines der Dinge, die die Europäische Union tragen, die Rechtsstaatlichkeit ist. Die Rechtsstaatlichkeit hat den Binnenmarkt ermöglicht, mit all seinen Vorteilen und einigen Nachteilen, selbstverständlich unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips.
Wir erkennen an, dass es Aspekte von rein sportlichem Interesse gibt, die nichts mit wirtschaftlichem Interesse zu tun haben, die Sache der Sportgremien sind. Wir erkennen auch an, dass die Trennlinie schwierig zu ziehen ist, weshalb wir auch die Initiative des britischen Ratsvorsitzes zur Einleitung einer unabhängigen Überprüfung begrüßen.
Doch wir möchten die Kolleginnen und Kollegen daran erinnern, dass in den EU-Verträgen eine große Bandbreite an Instrumenten zu Verfügung stehen, die man nutzen könnte, um junge Spieler zu schützen, den Bereich Spieleragenten zu regeln, Gruppenfreistellungen vom Wettbewerbsrecht zu gewähren und herauszufinden, ob Sportorganisationen Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse nach Artikel 86 des EU-Vertrages erbringen. Wir können also schon auf vieles zurückgreifen, um handeln zu können.
Natürlich wollen wir alle, dass der Fußball erfolgreich ist, dass die Mannschaften Erfolg haben – wir fördern Erfolg –, und wir wollen auch sicherstellen, dass Vereine wie Accrington Stanley gut versorgt sind und ihre Fans sie unterstützen können. Also hoffe ich doch, dass wir ausgehend von dieser unabhängigen Überprüfung ein vernünftiges und einheitliches Konzept erarbeiten können.
Thomas Mann, im Namen der PPE-DE-Fraktion. – Herr Präsident! Mein EVP-ED-Kollege Ivo Belet hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Sein Bericht wagt die Balance zwischen der sozialen und wirtschaftlichen Dimension des Fußballs. Ich habe mit Clubmanagern, Spielern und Fans gesprochen und Änderungsanträge im Ausschuss für Beschäftigung eingebracht, die breite Zustimmung fanden.
Junge Spieler müssen von früh an durch Leistungszentren und durch viel Spielpraxis gefördert werden. Deshalb unterstütze ich den Vorschlag der UEFA, immer eine Mindestanzahl von Spielern aus dem eigenen Nachwuchs einzusetzen. Es müsste doch gelingen, Herr Kommissar Figel, dieses Prinzip auch rechtlich abzusichern. Ich bin dafür, dass Profi-Clubs ihre Spieler für die Nationalmannschaften abstellen und finanziell entschädigt werden, wenn es zu Verletzungen oder wochenlangem Ausfall kommt. Es wird Zeit für ein neues, gemeinsames Versicherungssystem bei UEFA und FIFA. Nominierungen für das eigene Land sind höchst stimulierend für die Spieler und gut für die Vereine. Soeben war Karlheinz Rummenigge hier im Europäischen Parlament.
Ich bin Mitglied eines deutschen Bundesligaclubs und gleichzeitig der Gruppe Friends of Football hier im Europäischen Parlament. Es geht um das Fairplay im Wettbewerb zwischen den Mannschaften. Derzeit sind manche Vereine hoch verschuldet und erhalten dennoch die Lizenz. Andere Clubs wirtschaften seriös, können sich jedoch bei begrenzten Finanzen nicht optimal verstärken. Da muss sich etwas bewegen. Kämpfen wir gemeinsam weiter gegen Rassismus. Im letzten Jahr erhielt unsere Entschließung die meisten Unterschriften in der Geschichte des Europäischen Parlaments. Bei Übergriffen muss konsequent reagiert werden, mit Spielen vor leeren Rängen, mit Punkteabzug, mit der Ächtung der Vereine, die nicht bereit sind, zu handeln. Auch bei der Prävention und Beseitigung von Doping darf es keine faulen Kompromisse geben.
Wir brauchen kein europäisches Kontrollorgan, das die Tätigkeiten der souveränen Fußballclubs überwacht. Was auf Dauer trägt, ist Zusammenarbeit. Deswegen müssen wir die Autonomie unserer Vereinsgremien und die Subsidiarität schützen. Ich setze auf die Rechtmäßigkeit der Entscheidungen der Sportgerichte und auf die Kraft der Selbstregulierung bei UEFA, FIFA und unseren nationalen Verbänden.
Guy Bono, im Namen der PSE-Fraktion. – (FR) Herr Präsident, Herr Kommissar, meine Damen und Herren! Gestatten Sie mir zunächst, dem Berichterstatter Ivo Belet, dafür zu danken, dass er versucht hat, einen Kompromiss zwischen den verschiedenen Ausschüssen und Fraktionen unseres Parlaments zu finden.
Ich möchte jedoch auch gleich meine große Enttäuschung zum Ausdruck bringen. Wir haben einen Kompromiss zwischen den Fraktionen erreicht, nicht zuletzt zwischen der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament und der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) und europäischer Demokraten. Dieser Kompromiss wurde im Ausschuss gebilligt, und heute sehen wir, dass entscheidende Punkte geändert wurden, vor allem hinsichtlich des unabhängigen Regelungsausschusses und des Rechtsstatus von Wirtschaftsunternehmen im Sportbereich. Dieser Bericht wird nicht der Beginn einer neuen Ära des Fußballs in Europa sein, und das bedauere ich sehr. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass er eine Form der Zusammenarbeit zwischen der UEFA und der Europäischen Union mit dem Ziel begründen kann, die Welt des Fußballs so weit wie möglich zu sanieren, denn, wie der UEFA-Präsident, Michel Plattini, erklärte, ist der Fußball in erster Linie ein Spiel, und dann ein Produkt, zuerst ein Sport, und dann ein Markt, und eine Form der Unterhaltung eher als ein Unternehmen.
Meine Damen und Herren! Zur Deregulierung, die sich aus dem Bosman-Urteil ergab, muss heute durch klare Regeln ein Gegengewicht gesetzt werden, um dem wichtigsten Sport in der Europäischen Union seine wirklichen Werte zurückzugeben. Die europäischen Fußballinstanzen verfügen nicht über alle notwendigen Garantien, um eine befriedigende Regulierung sicherstellen zu können. Abgesehen von ihren beschränkten Rechten sind sie zugleich Richter und Gerichtete. Sie handeln als kommerzielle Betreiber und Regulierer, Aufgaben, die nur schwer zu vereinbaren sind.
Bei diesem Punkt ist es bedauerlich, wie ich zu Beginn meiner Ausführungen sagte, dass die PPE-DE und die Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa meinen doppelten Vorschlag nicht gebilligt haben, nämlich die Schaffung eines europäischen Rechtsstatus für Wirtschaftsunternehmen im Sportbereich und die Einrichtung eines unabhängigen Gremiums zur Beobachtung der Spitzenvereine, dessen Hauptaufgabe darin bestünde, sicherzustellen, dass das finanzielle, wirtschaftliche und sportliche Gleichgewicht beim Fußball in Europa gewahrt wird. Ich hoffe jedoch, dass die Europäische Kommission diese Vorschläge gebührend zur Kenntnis nimmt, die nicht nur als eine Verteidigung gegenüber den heutigen Exzessen, sondern als ein Instrument zur Förderung eines fairen und geeinten europäischen Sportmodells gedacht sind.
In einer Zeit, in der wir den 50. Jahrestag der Römischen Verträge feiern, muss Europa seinen Bürgern zeigen, dass es für sie nicht nur ein Rahmen des Friedens und der Demokratie bleibt, sondern vor allem ein Rahmen, der sie vor den Auswüchsen eines uneingeschränkten Liberalismus schützt. Nur unter dieser Bedingung sind die Europäer stolz darauf, an diesem großen Vorhaben der Integration Europas teilzunehmen.
Karin Resetarits, im Namen der ALDE-Fraktion. – Herr Präsident, Herr Kommissar, werter Berichterstatter! Ich beginne gleich mit dem, was den Profisport in den letzten Jahren am meisten verändert hat: Geld. Am meisten Geld kann ein Profi vor allem durch den Verkauf der Fernsehrechte verdienen. Je größer der nationale Fernsehmarkt, umso höher die Einkünfte der Vereine, ihr Budget, ihre Kaufkraft. Es ist kein Zufall, dass in der Gruppenphase der Champions League fast ausnahmslos Vereine von großen Mitgliedstaaten spielen. Wie in anderen Bereichen der zügellosen Marktwirtschaft führt dieses Ungleichgewicht zu einer rasant wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. Einerseits Milliardenunternehmen wie Real Madrid, andererseits Pleiteclubs wie Sturm Graz. Das ist unsportlich und unfair.
Was können kleine Mitgliedstaaten gegen dieses Ungleichgewicht tun? Wir brauchen neue Ligen, wir müssen raus aus diesem engen nationalstaatlichen Denken. Wir müssen europäischer werden, auch im Fußball. Außerdem bin ich dafür, dass wir Nachwuchstalente nicht kaufen und handeln, sondern so wie in den USA üblich per Los den Vereinen zuteilen. Schwächere Vereine bekommen mehr Lose, haben damit höhere Chancen als Spitzenclubs. Wenn Geld allein den Fußball bestimmt, verliert das wohl populärste Kulturgut Europas das, was es ausmacht: seinen Sportsgeist.
Dariusz Maciej Grabowski, im Namen der UEN-Fraktion. – (PL) Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Fußball ist nicht länger Sport und Unterhaltung, sondern hat sich zu einer Geldmaschine und einem Machtinstrument entwickelt. Er ist praktisch zu einer neuen Religion geworden. Wenn der Fußball nicht zu einem Instrument der Gesetzlosigkeit und Gewalt werden soll, müssen wir sein Umfeld in Bezug auf das Geschäftsgebaren einschließlich der Medienlandschaft rasch und radikal verändern. Ich möchte dem Berichterstatter, Herrn Ivo Belet, dafür danken, dass er diese wichtige Frage aufgegriffen, die meisten Probleme angesprochen und Lösungswege aufgezeigt hat. Meiner Ansicht nach sind grundlegende Entscheidungen notwendig, um der Monopolisierung des Fußballs durch reiche Unternehmen entgegenzuwirken.
Wir brauchen erstens uneingeschränkte Transparenz in Bezug auf die Einnahmen und Ausgaben aller Vereine; bei Verstößen dagegen müssen hohe Geldstrafen verhängt werden.
Zweitens muss es Beschränkungen bzw. Obergrenzen für die Erhöhung der Ausgaben der reichsten Vereine in den nächsten Jahren geben.
Drittens gilt es, Länder, Organisationen und Vereine, die in junge Menschen und Sporteinrichtungen investieren, finanziell und anderweitig zu unterstützen.
Viertens brauchen wir eine Vereinbarung mit der FIFA, um gegen Korruption und kriminelle Machenschaften im Fußball vorzugehen.
Polen will die Fußballeuropameisterschaft im Jahr 2012 ausrichten, bei der der Grundsatz des Fairplay und der gesunde Wettstreit siegen werden.
Ian Hudghton, im Namen der Verts/ALE-Fraktion. – (EN) Herr Präsident! Herr Belet hat auf den Glauben an die Autonomie des Sports Bezug genommen. Ich stimme zu. Im Bericht werden Bereiche hervorgehoben, in denen mehr Zusammenarbeit oder sogar Regulierung angebracht sein könnte, aber die Struktur und Organisation des Fußballspiels gehören meines Erachtens nicht dazu. Die Organisation lokaler, nationaler und internationaler Ligen und Wettkämpfe sollte lieber den Fußballgremien überlassen bleiben.
Wenn wir hier bei uns den Begriff „national“ verwenden, dann meinen wir in der Regel „eines Mitgliedstaates“. Der Mitgliedstaat ist natürlich der Baustein der Europäischen Union, aber im Fußball trifft das nicht zu. Meine walisische Kollegin Jill Evans und ich haben die Änderungsanträge 28 und 29 eingereicht, die hoffentlich morgen auch angenommen werden. Just am heutigen Abend findet ein Fußballspiel statt, das deutlich macht, warum diese Änderungsanträge wichtig sind. Meine Fußballnation, Schottland, spielt gegen Italien, den Weltmeister. Mit unseren Änderungsanträgen wird lediglich klargestellt, dass „national“ im Fußball nicht zwangsläufig „Mitgliedstaat“ bedeutet, und in diesem Bericht oder in der Terminologie dieses Berichts sollte auf keinen Fall der Status von historischen Fußballnationen wie Schottland, Wales und England in Zweifel gezogen oder untergraben werden.
Věra Flasarová, im Namen der GUE/NGL-Fraktion. – (CS) Sehr geehrte Damen und Herren! Fußball ist die mit Abstand beliebteste Sportart in Europa, und das Umfeld und die Atmosphäre im Zusammenhang mit dem Fußball haben nachhaltigen Einfluss auf junge Menschen. Dieser Einfluss ist umso stärker, als er spontan und nicht von oben aufgedrängt ist.
Es ist daher wichtig, dass Fußball nicht nur als ein Umfeld betrachtet wird, das von großen Geldmengen überflutet wird, in dem gegen Gesetze verstoßen wird und Gewalttaten verübt werden und in dem die obersten Spielklassen schon völlig abgehoben sind und die Bindung zu den Amateurligen, die das Fundament dieser Sportart bilden, völlig verloren haben. Gleichzeitig wage ich zu behaupten, dass die Amateurligen einen größeren sozialen Nutzen haben als der exklusive Profisport, in dem das Geschäft dem ursprünglichen Spaß an diesem Sport weitgehend Abbruch getan hat.
Ich schließe mich Herrn Belet an und appelliere an die EU dafür zu sorgen, dass Gebräuche und Gepflogenheiten des Profisports den Schüler- und Jugendfußball nicht beeinflussen und dass Kinder nicht aufgrund ihres Talents und ihrer Leistung gehandelt werden, als seien sie junge Gladiatoren. Diese Praxis beeinträchtigt das Recht der Kinder, ihre eigene Persönlichkeit in einer offenen Atmosphäre mit einem breiten Angebot an Wissen zu entwickeln, und mit ihr halten die strengen Maßstäbe der Erwachsenen Einzug in ihre Erziehung. Zugleich verlieren die Fußballvereine das Interesse daran, ihre Zeit und Mühen in die Entwicklung eigener Nachwuchsspieler zu investieren. Dies führt im Gegenzug dazu, dass die breite Beteiligung von Kindern an populären Sportarten eingeschränkt und die Auswahl verschärft wird, was eine kleine Zahl von Talenten zu einer Ware macht, während die Mehrheit außen vor bleibt.
Der Spitzenfußball beeinflusst nicht nur die eigenen Spieler und Zuschauer, sondern stellt auch eine Welt dar, in der Kinder und insbesondere Jugendliche ihre Vorbilder finden. Wir müssen daher versuchen zu gewährleisten, dass Fußballstadien nicht länger als Veranstaltungsorte für aggressives Verhalten dienen, dass Fremdenfeindlichkeit und Rassismus aus dem Fußball verschwinden und dass das Geschäft um den Fußball herum nicht – zu Recht oder Unrecht – mit Korruption in Verbindung gebracht wird.
Jeffrey Titford, im Namen der IND/DEM-Fraktion. – (EN) Herr Präsident! Die EU ist nicht für den Sport zuständig und sollte es auch nicht sein. Die Champions League und die G 14-Vereine im Vereinigten Königreich, in Spanien und in Italien sind gegen die Einmischung der EU in Fußballübertragungsrechte. Bayern München ist dafür; die englischen Vereine sind dagegen, und dennoch schlägt sich der britische Sportminister, Richard Caborn, hier auf die Seite der Deutschen. So viel zu den britischen Interessen!
Änderungsantrag 25, der klugerweise zurückgezogen wurde, sah das Hissen der europäischen Flagge bei Spielen der Champions League und der Europameisterschaft vor. Hatte man denn an die Schweiz gedacht, die 2008 Gastgeber der Europameisterschaftsendrunde sein wird? Oder daran, dass in der Champions League auch Russland, die Türkei und Norwegen dabei sind? Keines dieser Länder gehört zur EU, und es gibt keine EU-Mannschaft. In demselben Änderungsantrag wurde außerdem das Abspielen der europäischen Hymne bei diesen Spielen gefordert. Doch die „Ode an die Freude“ ist für 41 % der Bevölkerung und 58 % der britischen Bevölkerung völlig verfehlt. Wissen Sie, Schiller schrieb die „Ode an die Freude“ im Jahre 1785, und seine Worte „O Freunde, nicht diese Töne!“ mögen damals mehrdeutig gewesen sein, war Beethoven doch leider schon mit Taubheit geschlagen, als er die Neunte Sinfonie schrieb, aber heute sind sie angebracht. Und was „Ihr stürzt nieder, Millionen?“ betrifft, nun, da kann ich Ihnen sagen, mehr als 200 Millionen Menschen sagen Nein.
Patrick Gaubert (PPE-DE). – (FR) Herr Präsident, meine Damen und Herren! Als Schattenberichterstatter meiner Fraktion im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres möchte ich zunächst dem Berichterstatter, Herrn Catania, danken, mit dem wir während des gesamten Verfahrens gut und erfolgreich zusammengearbeitet haben. Sportveranstaltungen sollen ein breites, familienorientiertes Publikum anziehen, das ein Recht darauf hat, Spiele in einem völlig friedlichen und sicheren Rahmen anzusehen. Tatsache ist, dass seit Jahren und auch erst kürzlich wieder bestimmte Personen Fußballstadien zu gewaltsamen oder rassistischen Demonstrationen nutzen. Diese Auswüchse sind völlig inakzeptabel.
Fußball ist der populärste Sport der Welt. Um diese Art von Vorfällen zu verhindern, besteht in den Mitgliedstaaten seit 2002 ein organisiertes und effizientes System zum Austausch von Informationen über die Risiken, die bestimmte Spiele, und insbesondere bestimmte gefährliche Fans, darstellen. Eine einheitliche, direkte Kontaktstelle wurde in allen unseren Mitgliedstaaten bestimmt. Diese nationalen „Fußball“-Informationsstellen bereiten internationale Spiele durch die Verbesserung der polizeilichen Zusammenarbeit zwischen den Dienststellen vor. Sie müssen daher ihren Informationsaustausch noch weiter verbessern und beispielsweise Standardformulare verwenden. Diese Kontaktstellen könnten so strukturierter und professioneller zusammenarbeiten.
Ich möchte Herrn Belet auch dazu beglückwünschen, dass er in seinen umfassenden Bericht mehrere Absätze zur Bekämpfung von Rassismus aufgenommen hat. Dies scheint mir angesichts der Zunahme aller Formen von Intoleranz in unserer Gesellschaft besonders wichtig zu sein. Fußball kann nur dann weiterhin eine soziale und erzieherische Rolle spielen, wenn Spiele ohne Gewalt stattfinden.
Meine Kollegen, Herr Belet, Herr Bennahmias, Frau Hazan, Herr Bono, und ich selbst werden eine schriftliche Erklärung zur Bekämpfung aller Formen von Menschenhandel und Ausbeutung von Kindern im Fußball einreichen. Ich fordere Sie auf, uns dabei zu unterstützen und diesen Text sobald wie möglich zu unterzeichnen.
Pier Antonio Panzeri (PSE). – (IT) Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich danke Herrn Catania für seinen Bericht sowie Herrn Belet für seine Arbeit, die ich ausgewogen finde, obgleich auch ich der Auffassung bin, dass mehr hätte getan werden können.
Fußball spielt mittlerweile eine überaus relevante Rolle, und in Anbetracht der anstehenden neuen Herausforderungen können wir uns nicht länger vormachen, sie könne allein durch die Fußballorgane bewältigt werden. Daraus ergibt sich der vom Europäischen Parlament anerkannte Handlungsbedarf, um eine ausgewogenere Entwicklung des Fußballsektors zu gewährleisten und zu versuchen, mit einem aktualisierten Ansatz auf die sich vollziehenden Veränderungen zu reagieren.
Darüber hinaus bringt, wie gesagt worden ist, die zunehmende Bedeutung des europäischen Fußballs weit reichende Konsequenzen für alle anderen Bereiche mit sich, was wir sehen können. Denken wir nur an das Sponsoring und den Wert der Fernsehrechte, die Vermarktung, die wachsende Anzahl der sich wiederum auf verschiedene Sektoren auswirkenden internationalen Wettbewerbe oder die neuen sozialen und kulturellen Probleme, die sie hervorrufen. Ich würde sogar sagen, dass diese neue, zunehmende gesellschaftliche Dimension des modernen Fußballs das öffentliche Verhalten, Moral, Doping, Gewalt und Rassismus und sogar die Ausbeutung junger Spieler mit einbezieht.
Es wurde über die großen Mannschaften gesprochen, doch sehr oft entgeht uns das wirkliche Ausmaß des Problems, weil wir zu sehr bei den großen Vereinen verweilen und nicht über deren Tellerrand hinausblicken, obwohl doch vor allem den unteren Spielklassen mehr Aufmerksamkeit als bisher gewidmet werden muss.
Deshalb ist es richtig zu empfehlen, dass der europäische Fußball strenger geregelt und all dies mit dem Europarecht und der Dynamik des Binnenmarkts verknüpft wird. Es ist richtig, eine modernere Form der Lenkungsstruktur durchzusetzen und zu versuchen, den gesellschaftlichen und kulturellen Einfluss des Fußballs im positiven Sinne zu erhöhen. Das Ziel, das wir uns setzen müssen, besteht nicht etwa darin, in den Verantwortungsbereich der UEFA vorzudringen und sie zu ersetzen, sondern vielmehr darin, politische Maßnahmen durchzuführen, die dabei helfen, diesen Tätigkeitsbereich besser zu verwalten. Doch eines muss klar sein: Die von den Fußballorganen kommenden Autonomieforderungen dürfen nicht zu der fixen Idee werden, jeder könne tun und lassen was er will und sich außerhalb des Gemeinschaftsrechts bewegen.
Wenn wir, wie es unsere Pflicht ist, die Fehlentwicklungen und den Niedergang in der Welt des Fußballs bekämpfen wollen, muss diese Aufgabe gemeinsam von den politischen und parlamentarischen Gremien sowie den Sportgremien wahrgenommen werden. Jeder muss sein Bestes für die Erreichung dieser Zielsetzung geben.
Luciana Sbarbati (ALDE). – (IT) Herr Präsident, meine Damen und Herren! Auch ich begrüße die beiden Berichte.
Es wurde gesagt, dass Fußball heutzutage in Europa vor allem ein großes Geschäft sei, doch es ist auch wahr, dass er noch etwas anderes sein sollte. Gleichwohl bilden Millionengagen, mangelnde Transparenz, Gewalt als Aktion oder Reaktion sowie Rassismus oft das Spektakel, an das wir uns schon fast gewöhnt haben. All das gefährdet die erzieherische Rolle des Sports – und in diesem Fall des Fußballs. Was wir wirklich tun müssten ist gründlich über diese Rolle nachzudenken, angefangen beim Amateurfußball oder dem Schulsport, wo die positiven Werte des Wettkampfs immer mit der Einhaltung der Regeln verbunden werden müssen.
Obwohl die EU, wie bereits gesagt, keine ausdrückliche Zuständigkeit in diesem Bereich besitzt, bedeutet die Korrelation zwischen Fußball und Gewalt, die in ihrer ganzen Absurdität zum Ausbruch kommt und oft sogar die Spieler selbst involviert, dass wir uns alle zusammen engagieren müssen. Es ist unsere Pflicht, was wir ja auch zu tun versucht haben, gemeinsame Maßnahmen zur Verhütung und Unterdrückung von Rowdytum festzulegen und dabei mit den Fußballverbänden, der UEFA und den Polizeikräften zusammenzuarbeiten, um die Sicherheit aller Bürger zu gewährleisten.
Ich würde jedoch hinzufügen, dass wir uns auch die tieferen Ursachen, oder Mitursachen, ansehen müssen, für die diese Organisationen bisher nicht verantwortlich waren und die ermittelt und bekämpft werden müssen.
Christopher Heaton-Harris (PPE-DE). – (EN) Herr Präsident! Ich möchte Herrn Belet dafür danken, wie er an die Erarbeitung dieses Berichts herangegangen ist. In einigen Bereichen und vor allem bei dem massiven Griff nach Macht, den dieser Bericht in seinen Erwägungsgründen fordert, teile ich seine Meinung ganz und gar nicht, aber ich begrüße es, wie professionell er sich beim Verfassen dieses Bericht verhalten hat.
Ja, es gibt Probleme im Fußball, aber keine, die wir europäischen Politiker nicht noch viel schlimmer machen können. Ja, es gibt kleine Gruppierungen von Leuten, die Fußballspiele als Vorwand für Gewalttätigkeiten benutzen, und sie sollten festgenommen und daran gehindert werden, dort zu erscheinen. Aber viele Ranger-Fans aus Glasgow in Schottland werden Ihnen sagen, dass Ordnungsmaßnahmen bei internationalen Spielen freundlich und umsichtig sein müssen und nicht feindselig und überzogen. Der EU Zuständigkeit in dieser Angelegenheit zu übertragen, wird diese Gewalt nicht beenden, und wir brauchen sie nicht, um bewährte Praktiken auszutauschen.
Dieser Bericht ist ein gutes Beispiel dafür, warum wir uns zurückhalten und vernünftig sein sollten. Der Sport wird am besten von denen gelenkt, die dort mitwirken. Viele Empfehlungen in diesem Bericht sind ja ganz vernünftig, aber wir sind Politiker, und wir können einfach nicht widerstehen, uns in Dinge einzumischen, zu denen wir kein Recht dazu haben. Sehen Sie sich doch nur den inzwischen zurückgezogenen Änderungsantrag 25 an; hören Sie sich die vielen Beiträge in dieser Aussprache an, und Sie verstehen, warum.
Meine Theorie ist, dass wir mit der Forderung nach diesen neuen Befugnissen versuchen werden, Probleme zu beheben, die es in Wirklichkeit nicht gibt, und die ganz unterschiedlichen Sportmodelle im Fußball zu verändern und anzugleichen versuchen, die momentan auf unserem Kontinent bestehen.
Als jemand, der seit 25 Jahren in den untersten Ligen dieser Sportart als Schiedsrichter tätig ist und während seiner Zeit in diesem Parlament schon viele Diskussionen zu diesem Thema gehört hat, bin ich der Meinung, dass wir hier sehr stark Gefahr laufen zu vergessen, dass Profifußballvereine – über die wir ja heute Abend sprechen – auf einzigartige Weise mit den Millionen Amateuren verbunden sind, die jedes Wochenende auf die Plätze überall in Europa laufen, und durch unser reichlich arrogantes Verlangen nach Einmischung könnten wir leicht der Solidarität Schaden zufügen, die die Menschen hier fördern und erhalten wollen.
Christa Prets (PSE). – Herr Präsident, Herr Kommissar! Ich möchte ebenfalls Herrn Belet für seine Initiative und Kooperation danken. Ich hoffe, dass wir bei dem, was wir an Kompromissen ausgearbeitet haben, auch bleiben können und dass wir nicht im letzten Moment noch vieles ändern und dann doch vor manchen in die Knie gehen.
Wir haben mit diesem Bericht die aktuellen Probleme, die sich dem heutigen Fußball stellen, angesprochen und auch getroffen. Was wir nicht wollen, ist mehr Regulierung auf EU-Ebene, sondern eine rechtliche Klarstellung zwischen den bestehenden Regeln, um die Aushebelung einer sinnvollen Fußballregel zu verhindern. Es geht nicht an, dass alle Probleme, die sich stellen, nachher dann zum Beispiel nur noch vor dem Europäischen Gerichtshof geklärt werden können. Wir wollten auch nicht den Kampf gegen große Klubs führen und so genannte Attacken gegen die Traditionsklubs führen, sondern uns für einen gerechten Ausgleich zwischen kleinen und großen Klubs einsetzen. Hier wäre z. B. die Lizenzvergabe zu nennen. Außerdem ist auf die Jugend wesentlich mehr Acht zu geben, wie das bisher der Fall ist.
Sharon Bowles (ALDE). – (EN) Herr Präsident! Im Bericht von Herrn Belet geht es nicht um die Übernahme des Fußballs durch die EU, und die ALDE-Fraktion hat sich ganz besonders bemüht, Änderungsanträge einzureichen, um dies deutlicher zu machen. Es ist allerdings nichts daran auszusetzen, wenn sie den Austausch von bewährten Praktiken fördert.
Einige Punkte, wie etwa europäische Rechtsvorschriften für das Fußballgeschäft, werden im Rahmen der entsprechenden Unternehmens- oder anderen Vorschriften geregelt und benötigen keine besonderen Bestimmungen.
Fußball hat auch eine soziale und kulturelle Dimension. Die engsten Bindungen jedoch werden innerhalb der örtlichen Gemeinschaften geschmiedet. Deshalb gehen die Fans Woche für Woche zu Spielen, und deshalb investieren viele Vereine, wie der Reading Football Club in meiner Region, in Fußball in Gemeinschaftsprojekten. Gerade wegen dieser lokalen Bindungen sind nationale Verbände, Ligen und Vereine am besten geeignet, im Rahmen der Selbstregulierung die richtigen Entscheidungen zu treffen, und meiner Meinung ist dies – mit den passenden Abänderungen – die Aussage dieses Berichts.
Luis Herrero-Tejedor (PPE-DE). – (ES) Herr Präsident! Wie es üblich ist, möchte ich mit einem Dank an den Berichterstatter, Herrn Belet, beginnen, der aber dieses Mal wirklich verdient ist, denn ihm ist es gelungen, mit allen Fraktionen und allen Mitgliedern einen Dialog zu führen.
Er selbst erinnerte uns am Anfang dieser Debatte, nicht die Tatsache aus den Augen zu verlieren, dass dies ein Bericht über den Profifußball ist, wodurch er ein zusätzliches Element erhält, das ich für entscheidend halte; ich möchte auch betonen, dass wir es hier mit einem Initiativbericht zu tun haben. Das heißt, zum ersten Mal befasst sich das Europäische Parlament mit dem Fußball und signalisiert, dass es sich für das Phänomen Fußball interessiert. Es gilt deshalb, die Hauptgründe unserer Anliegen ganz deutlich herauszustellen.
Wenn es um den Profifußball geht, müssen wir vor allem über Profifußballclubs und Zuschauer diskutieren. Ohne diese beiden Elemente würde das Problem, das wir anpacken wollen, nicht existieren. Deshalb stimme ich der Schlussbemerkung von Herrn Heaton-Harris vorbehaltlos zu: Es gibt keinen Platz für irgendwelche Spekulationen, die die entscheidende Rolle der bestehenden Fußballclubs nicht einbeziehen.
Wenn wir die Botschaft an die Zuschauer richten: „Seht, das Europäische Parlament will sich in die Welt des Fußballs einmischen, um das Fußballspektakel weniger spektakulär zu machen“, wenn wir den großen Vereinen, denen, die wirklich Anhänger haben, für die eine soziale Nachfrage besteht, erklären: „Seht, aufgrund des Solidaritätsprinzips werden Eure Einnahmen beschränkt, Ihr werdet keine großen Spieler unter Vertrag nehmen können und nicht in der Lage sein, diese Strukturen zu haben. Wir werden den Fußball weniger spektakulär machen, und die Fußballfans – und viele sitzen unter uns – werden mit Bestürzung reagieren, das versichere ich Ihnen, meine Damen und Herren.
Sie würden uns antworten: „Ihr macht Euch also Sorgen um den Fußball und signalisiert uns, dass Ihr das Spektakel weniger attraktiv machen wollt, indem Ihr gegen die großen Fußballclubs arbeitet.“ Das ist absurd. Deshalb möchte ich Sie bitten, meine Damen und Herren, diese Gesichtspunkte gründlich zu bedenken, wenn es um den richtigen Umgang mit den Medienrechten der Fußballclubs geht.
Emine Bozkurt (PSE). – (NL) Herr Präsident! Europa darf, wenn es um bezahlten Fußball geht, kein Schiedsrichter, aber auch nicht bloßer Zuschauer sein. Wir sollten zwar keine Befugnisse für uns beanspruchen, die wir nicht besitzen, solche Angelegenheiten wie Binnenmarktregeln oder die Bekämpfung von Rassismus und grenzüberschreitenden Betrügereien fallen jedoch in den Zuständigkeitsbereich der EU. Deshalb bin ich für Ziffer 8, aber gegen ein unabhängiges Kontrollorgan. Europa ist kein Schiedsrichter und sollte seine Nase nicht in Dinge stecken, zu deren Regelung die Fußballwelt durchaus selbst in der Lage ist.
Herrn Belet sei dafür gedankt, dass er in seinem Bericht mit großem Engagement für die Bekämpfung des Rassismus im Fußball plädiert. Im vergangenen Jahr habe ich die Initiative zu einer schriftlichen Erklärung über dieses Thema ergriffen, worauf in dem vorliegenden Bericht ausdrücklich verwiesen wird. Dank einer Rekordzahl von Unterschriften wurde daraus eine offizielle Entschließung, und die darin vorgeschlagenen Maßnahmen für strengere Sanktionen sind von der UEFA und der FIFA übernommen worden. Diese hervorragende Zusammenarbeit sollte über den Bereich des Fußballs hinaus erweitert werden.
Manolis Mavrommatis (PPE-DE). – (EL) Herr Präsident, Herr Kommissar, meine Damen und Herren! Zunächst möchte ich Herrn Ivo Belet und Herrn Giusto Catania zu dem sehr wichtigen Ergebnis gratulieren, das sie mit ihren Berichten über die Zukunft des Profifußballs in Europa erreicht haben. Vor allem aber möchte ich Ivo Belet dazu beglückwünschen, dass er sich in umfassender Weise darum bemüht hat, das Interesse der fünf Ausschüsse sowie einer großen Zahl von Trägern und Persönlichkeiten auf den Themenbereich Sport und Wirtschaft zu lenken. Das ist ein Beleg für die Bedeutung und die Dynamik des Fußballsports, der Millionen von sportbegeisterten Politikern – und natürlich nicht nur Politikern – auf der ganzen Welt wie ein Magnet in seinen Bann zieht.
Als der Fall Bosman 1995 in die Schlagzeilen kam, da erwartete niemand, dass die Europäische Union sich erstmals in großem Umfang dem Thema Sport zuwenden und für die Arbeitnehmer und vor allem die Fußballer einsetzen würde. Jetzt, 12 Jahre später, haben wir einen eigenen Initiativbericht, der neue Grundlagen legt und der Perspektiven aufzeigt, die den Werten der Europäischen Union und einer der beliebtesten Sportarten, sprich des Fußballs, angemessen sind.
Die Änderungsanträge, die von allen Ausschüssen gebilligt worden sind, und die Vorschläge, die an den Ausschuss für Kultur und Bildung, Medien, Sport und Multilingualismus sowie an den Rat gerichtet wurden, ebnen den Weg für einen raschen Vorschlag zur Schaffung eines Rechtsrahmens für den Sport, unabhängig davon, ob oder wann der Verfassungsvertrag, der einen solchen Rechtsrahmen vorsieht, angenommen wird.
Das sind die Gründe dafür, warum das Europäische Parlament den Bericht über den Fußball unterstützen sollte, denn wie allgemein anerkannt wird, würden damit bisherige Standpunkte und der derzeitige Status quo aufgegeben und würde das Gewicht hauptsächlich darauf gelegt werden, den Sport vor Ausschreitungen von „Fans“, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu schützen, die Gleichbehandlung kleiner und großer Vereine bei der Wahrnehmung der durch die Gemeinschaft verbürgten Rechte zu gewährleisten sowie Talente zu fördern, ohne sich dabei an dem kommerziellen Import Minderjähriger aus Drittländern zu beteiligen.
Joseph Muscat (PSE). – (EN) Herr Präsident! Ich möchte mich zuerst meinen Kolleginnen und Kollegen anschließen und Herrn Belet für die wunderbare Arbeit danken, die er geleistet hat. Natürlich haben wir alle unsere kleineren oder größeren Vorbehalte zu dem vorgelegten Text, aber er hat bei der Koordinierung der Arbeit aller Ausschüsse gute Arbeit geleistet.
Außerdem möchte ich noch einen anderen Punkt hervorheben: Wir haben Glück, in diesem Bereich mit der UEFA über einen so zuverlässigen Partner zu verfügen. So, wie diese Organisation bisher gearbeitet hat, können wir darauf vertrauen, dass sie das, wovon sie regelmäßig spricht, auch in die Tat umsetzt. Wir haben also einen Partner, auf den wir uns verlassen können.
Ich will nur auf einen Aspekt eingehen, nämlich die Fernsehrechte. Das digitale Zeitalter sollte eine größere Auswahl für die Verbraucher ermöglichen. Leider ist die Auswahl für die Fernsehzuschauer in vielen unserer Mitgliedstaaten jetzt kleiner, und sie müssen für Dinge bezahlen, die sie früher kostenlos bekamen. Mit unserem Bericht setzen wir ein klares Zeichen für die Behörden, dass wir für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bezahlfernsehen und frei empfangbarem Fernsehen sorgen müssen.
Giuseppe Castiglione (PPE-DE). – (IT) Herr Präsident, Herr Kommissar, meine Damen und Herren! Ich möchte Herrn Catania und Herrn Belet für die Berichte, die sie diesem Parlament vorgelegt haben, danken und sie beglückwünschen.
Der Sport und insbesondere der Fußball stellt einen unveräußerlichen Teil der europäischen kulturellen Identität dar, er spielt zweifellos eine wichtige gesellschaftliche Rolle und kann ein wirksames Instrument zur Bekämpfung von Diskriminierung, Intoleranz, Rassismus und Gewalt sein. Diese positive Funktion und Rolle wird jedoch heutzutage in zunehmendem Maße durch diejenigen gefährdet, die die Spiele in den Stadien zu einem weiteren Austragungsort für Gewalt und Terror machen wollen. Die Sicherheit in den Stadien muss daher Priorität für uns haben, und das Schlüsselwort muss Prävention heißen.
Aus diesem Grunde schließe ich mich der in dem Bericht von Herrn Belet enthaltenen Aufforderung an die Mitgliedstaaten voll an, Mechanismen der Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Faninitiativen und Ordnungskräften einzuführen, um Gewalt und Rowdytum sowie sonstige kriminelle Handlungen, die wir immer öfter, auch bei Fußballspielen, erleben, zu bekämpfen. Desgleichen unterstütze ich die Forderung nach strikteren Sanktionen gegen jede Art von rassistischen und fremdenfeindlichen Handlungen in den Stadien sowie nach Anwendung entsprechender Disziplinarvorschriften durch die UEFA und die anderen Ligen gegen jeden, der für solche Handlungen verantwortlich ist.
Eine ebenso grundlegende Präventionsmaßnahme ist jedoch die Verstärkung und professionellere Gestaltung der Zusammenarbeit und des Informationsaustauschs zwischen den nationalen Stellen bei internationalen Spielen. Ebenso wichtig ist es, jene Fans in den Stadien zu beobachten, die eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen können, und Informationen über die Art der organisierten Fanaktionen zu sammeln, was ein entscheidendes Mittel für das Gastgeberland ist, um eine wirksame Risikobewertung in Bezug auf das Sportereignis durchführen und auf diesem Wege Behinderungen der Öffentlichkeit vorbeugen zu können.
Selbstverständlich gilt es, Missbräuche bei der Kontrolle aller Bürger zu verhindern und die Privatsphäre sowie die Vertraulichkeit personenbezogener Daten zu wahren; doch dürfen wir die Privatsphäre einiger Weniger nicht zum Nachteil der Sicherheit aller schützen. Noch darf das zum Vorwand werden, um den unkontrollierten Zutritt waschechter Verbrecher zu erlauben, mit der Begründung, dass echte Straftaten entkriminalisiert werden, nur weil sie im Rahmen einer Sportveranstaltung begangen wurden.
Wir müssen ein faires Gleichgewicht schaffen, indem wir gegensätzliche Erfordernisse miteinander in Einklang bringen. Dieses Gleichgewicht kann jedoch nur gefunden werden, wenn die individuelle Freiheit geachtet wird und die Rechte aller geschützt werden, vor allem das Recht auf Sicherheit, einschließlich des Rechts, in ein Stadion zu gehen und in Ruhe einer Sportveranstaltung beizuwohnen.
VORSITZ: MIGUEL ANGEL MARTÍNEZ MARTÍNEZ Vizepräsident
Richard Corbett (PSE). – (EN) Herr Präsident! Ich beglückwünsche die Berichterstatter und besonders Herrn Belet, mit dem ich gemeinsam an der unabhängigen Überprüfung des europäischen Fußballs mitgearbeitet habe, die letztes Jahr vom Rat eingeleitet wurde.
Der Fußball hat zahlreiche Probleme. Eines ist die Verknüpfung von Reichtum und sportlichen Erfolgen und die Konzentration von beidem in den Händen von immer weniger Vereinen in fast jeder Liga überall in Europa. Doch bei Maßnahmen, die die Fußballgremien treffen, um dieser Tendenz entgegenzuwirken – wie etwa die Regelung, dass die Spieler aus der eigenen Jugend kommen sollten, oder die Pflicht, Fernsehrechte im Verbund mit einer Umverteilung auf alle Vereine zu verkaufen – könnte die Gefahr bestehen, dass sich herausstellt, dass sie nicht mit europäischem Recht vereinbar sind. Ich war erschrocken, als ich Kommissar Figeľ sagen hörte, die Kommission denke immer noch darüber nach und sei noch nicht zu einer Entscheidung gekommen. Deshalb müssen eben im Weißbuch vielleicht keine Ausnahmeregelungen, aber doch zumindest wohlwollende Auslegungen des EU-Rechts eingeräumt werden, mit denen die Besonderheit des Sports anerkannt wird. Deshalb sind die Beiträge von Herrn Titford und Herrn Heaton-Harris so fehl am Platze: Sie sollen die britische Regenbogenpresse auf den Plan rufen. Es ist doch Unsinn zu behaupten, die Europäische Union wolle hier die Macht an sich reißen: Es geht darum, bestehende Anforderungen im EU-Recht zu lockern, die ursprünglich für andere Zwecke konzipiert waren. Das brauchen wir. Es ist äußerst unredlich, dies völlig entgegengesetzt zu der eigentlichen Absicht darzustellen.
Jacek Protasiewicz (PPE-DE). – (PL) Herr Präsident! Ich möchte zunächst die beiden Berichterstatter, insbesondere aber Ivo Belet, zu den Ergebnissen ihrer Arbeit beglückwünschen. In dem Bericht von Herrn Belet werden alle wichtigen Aspekte des europäischen Fußballs beleuchtet, angefangen bei den rechtlichen Rahmenbedingungen über das Management, den Wettbewerb, den Binnenmarkt und soziale Fragen bis hin zur Bekämpfung krimineller Verhaltensweisen wie Rassismus oder Doping sowie der Korruption bei Fußballveranstaltungen.
Dies scheint nur auf den ersten Blick ein leichtes Thema zu sein, denn der Fußball ist eine Sportart, die große Leidenschaften weckt. An der Zahl der Änderungsanträge, die der Berichterstatter zu bewältigen hatte, lässt sich ablesen, dass auch dieses Hohe Haus nicht gegen diese starken Emotionen gefeit ist. Einer davon war besonders wichtig, betraf er doch die Vermarktung der Fernsehübertragungsrechte an Fußballspielen. In früheren Debatten habe ich das kollektive System unterstützt, das eine gerechte Umverteilung der Einnahmen aus den Fernsehübertragungen sowie einen ausgewogeneren Wettbewerb und sportlichen Kampfgeist garantierte. Nunmehr unterstütze ich den mündlichen Änderungsantrag des Berichterstatters.
Als Mitglied des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten möchte ich mich außerdem dafür bedanken, dass in dem Bericht auch Beschäftigungsfragen im Zusammenhang mit dem Abschluss von Verträgen zwischen den Profispielern und den Vereinen, der gesetzlichen Regelung der Lage der Fußballvermittler und ihrer Transaktionen sowie der allgemeinen und beruflichen Bildung für junge Fußballer einschließlich der Garantie, dass die besten von ihnen ein Platz in den Vereinsmannschaften erhalten, behandelt wurden.
Ich bin davon überzeugt, dass der Fußball die Grundlage für Entwicklung und Selbstverwirklichung schaffen kann, weshalb ich es auch begrüße, dass in dem Bericht von der Notwendigkeit gesprochen wird, die Vereine zu unterstützen, die jungen Menschen die entsprechenden Bedingungen bieten, damit sie trainieren und lernen können.
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass im Bereich des Sports einschließlich des Fußballs die Freizügigkeit von Arbeitnehmern in der gesamten Europäischen Union tatsächlich zur Realität geworden ist, und ich hoffe, dies wird in anderen Bereichen des Arbeitsmarktes der Union auch bald der Fall sein.
Maria Badia i Cutchet (PSE). – (ES) Auch ich möchte dem Berichterstatter meinen Dank aussprechen, vor allem für seinen Willen zur Zusammenarbeit bei der Abfassung seines Berichts, in dem es um die Zukunft des Profifußballs geht und der nicht nur wichtig für den Profifußball ist, da er sich mit Problemen befasst, die in letzter Zeit in der gesamten Sportwelt aufgetreten sind: Gewalt in den Sportstätten, rassistische Handlungen, Doping, fehlende finanzielle Transparenz usw.
Ich möchte mich auf zwei Fragen konzentrieren: erstens, die wachsende wirtschaftliche Bedeutung des Fußballs, die zu einem steigenden Wert der Fernsehrechte geführt hat. Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass der Bericht die Bedenken hinsichtlich der Regelung für Einkünfte aus dem Verkauf dieser Rechte aufgegriffen hat, die eine Wettbewerbsverzerrung zwischen den verschiedenen Clubs hervorrufen können, obwohl ich bedauere – und das vermisse ich im Bericht –, dass nicht bedacht wurde, dass diese Einkünfte auch vom Einfluss des Clubs auf die Zuschauer in der ganzen Welt und nicht nur vom nationalen Übertragungsmarkt abhängen und dass keine Umverteilung von Mitteln aus dem Verkauf der Übertragungsrechte der nationalen Ligen zwischen den Clubs erfolgt.
Darüber hinaus freue ich mich, dass der Bericht die verschiedenen nationalen Fußballverbände der Europäischen Union in seine Überlegungen einbezieht, unabhängig davon, ob sie zu den Führungsstrukturen des Sports oder zu den von den Mitgliedsstaaten anerkannten Verbänden gehören.
Und schließlich hoffe ich, dass die Kommission diese Anregungen des Europäischen Parlaments bei der Erarbeitung ihres Weißbuchs über den Sport berücksichtigt.
Vasco Graça Moura (PPE-DE). – (PT) Herr Präsident, Herr Kommissar! Jeder Bürger hat gemäß den Verfassungen der einzelnen Mitgliedstaaten das Recht auf Anrufung eines Gerichts, und auch Artikel 47 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union räumt dieses Recht jeder Person ein, deren durch das Recht der Union garantierte Rechte oder Freiheiten verletzt worden sind.
Die Bedeutung dieser Regelungen liegt auf der Hand: Keine Rechtsprechung oder Gerichtsbarkeit darf jemandem das Grundrecht auf Anrufung eines Gerichts versagen oder von vornherein ausschließen. Selbst dann nicht, wenn der tatsächlichen Wahrnehmung dieses Rechts in bestimmten Situationen Sachverhalte entgegenstehen könnten, die in der Rechtssprache als „Einrede der Unzuständigkeit“ bezeichnet werden. Jedoch muss gemäß dem genannten Artikel 47 das Vorliegen dieser Unzuständigkeit von einem unabhängigen, unparteiischen und zuvor durch Gesetz errichteten Gericht anerkannt und zuvor diese Frage in Ausübung seiner Zuständigkeiten geprüft werden. Aus diesem Grund darf niemals angenommen werden, die Anrufung eines Gerichts durch eine physische oder moralische Person schließe jedwede Art von Disziplinarverstößen ein.
Die Wahrnehmung eines Rechts, das von allen Verfassungen und von der Europäischen Charta der Grundrechte anerkannt wird, darf nicht auf eine Rechtswidrigkeit – welcher Art auch immer – hinauslaufen. Deshalb verankert der Bericht Belet den richtigen Grundsatz, dass die Anrufung der Zivilgerichte, auch wenn dies unter sportlichen Gesichtspunkten nicht gerechtfertigt ist, nicht disziplinarrechtlich geahndet werden darf, und verurteilt die diesbezüglichen willkürlichen FIFA-Beschlüsse.
Die Zustimmung zu diesem Grundsatz würde dem Sport nicht nur mehr Transparenz verleihen, sondern darüber hinaus die hehren Grundsätze, auf denen der Rechtsstaat gründet, stärken.
Mario Mantovani (PPE-DE). – (IT) Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich danke dem Berichterstatter, Herrn Belet, für seinen Beitrag zu dem Bericht über die Zukunft des Profifußballs in Europa.
Meiner Ansicht nach durchlebt Europa gegenwärtig eine Periode besonderer Unsicherheit und befindet sich in einer Phase der Reflexion. Das wird auch an der menschlichen Dimension erkennbar, die für die europäischen Bürger so wichtig ist, nämlich der Sport im Allgemeinen und der Fußball im Besonderen, und zwar wegen ihrer erzieherischen Funktion und der Rolle, die sie bei der sozialen und kulturellen Integration sowie bei der Bekämpfung der Diskriminierung spielen.
Dieser Integrationsprozess wurde teilweise durch die positiven Auswirkungen des Bosman-Urteils hervorgerufen, das 1995 erlassen wurde, um Freizügigkeit für Fußballspieler zu verwirklichen. Vor diesem Hintergrund muss jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass Profifußball eine Wirtschaftstätigkeit ist, die in Artikel 2 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft anerkannt wird.
Auf finanzieller Ebene wurde die geforderte Integration nämlich nicht vollständig verwirklicht, was teilweise auf die Wettbewerbsverzerrungen auf dem Fußballmarkt zurückzuführen ist, die durch die unterschiedlichen Steuersysteme in den verschiedenen Ländern der Union verursacht werden. Demzufolge erlaubt es eine günstige Besteuerung in einigen Ländern deren Vereinen, den Fußballern wesentlich höhere Gagen zu zahlen, als sie von den Budgets anderer Vereine verkraftet werden können.
Schließlich können wir nicht umhin hervorzuheben, ebenso mit Blick auf den Fußball, dass der Vorschlag zur Harmonisierung bei der Aufteilung der Fernsehrechte keine wirkliche Priorität darstellt. Und zwar wegen der historischen, kulturellen und vor allem den Markt betreffenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern der Europäischen Union, und auch wegen des Widerspruchs zum Subsidiaritätsgrundsatz, der ein Grundprinzip darstellt, das geachtet werden muss.
Herr Präsident, vor fünf Jahren wies ich in diesem Hohen Haus auf die Notwendigkeit einer Europäischen Sportagentur hin. Ich denke, heute ist sie nötiger denn je.
Ján Figeľ, Mitglied der Kommission. (EN) Herr Präsident! Ich danke beiden Berichterstattern und allen Abgeordneten, die das Wort ergriffen haben, denn es wurden viele interessante Punkte angesprochen. Morgen werden Sie über den genauen Inhalt des Berichts zu entscheiden haben, aber vieles von dem, was Sie geäußert haben, kann nicht nur für weitere Diskussionen noch genutzt werden, sondern auch für die Arbeit zum Vorteil des Fußballs und des Sports sowie Europas als einer Gemeinschaft.
Einer der wichtigen Punkte ist, wie Herr Belet ausführte, die beteiligten Gremien zu bitten, sich an einen Tisch zu setzen und nach Lösungen zu suchen. Eine der Botschaften lautet, zusammenzuarbeiten. Wir führen seit vielen Jahren einen engen und regelmäßigen Dialog mit Organen wie der UEFA und der FIFA. Die Studie zum europäischen Sport wurde diskutiert, und das wird sie auch jetzt noch.
Ich habe am Ende meiner einführenden Bemerkungen die sehr interessante Veranstaltung erwähnt, die vor kurzem in Manchester stattfand. Ich habe die geteilten Meinungen der britischen Kollegen vernommen. Fußball und das Vereinigte Königreich sind Synonyme. Wir können viele Botschaften über die Bedeutung der Zusammenarbeit um des Fußballs und seines Wohlergehens willen vermitteln.
Europa ist im Fußball eine Supermacht. Ich will nicht über Geopolitik sprechen, aber ich habe an internationalen Debatten teilgenommen, wo oft gesagt wurde, vor allem von afrikanischen Ländern, dass diese Dominanz den internationalen Beziehungen und dem Sport schadet. Die Afrikaner stehen den Europäern sehr kritisch gegenüber. Wir sollten darauf mit Klarheit und Glaubwürdigkeit reagieren.
Es gibt ein Profielement, aber auch ein Amateurelement. Dies ist eine sehr wichtige Pyramide für den Fußball und den Sport, wo beide Elemente und die Pyramide als Ganzes von Bedeutung sind. Geld ist nicht das Wichtigste, denn wenn das so wäre, dann würde die ganze Pyramide auf den Kopf gestellt, und das wäre schädlich.
Letztes Jahr haben wir zum Beispiel mit der FIFA vereinbart, über den Kinderfußball das Engagement in Afrika zu unterstützen, um den Sport und die Integration zu fördern. Dies ist Teil der Vorbereitungen auf die Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika.
Vor zwei Wochen haben wir uns mit den Sportministern in Stuttgart getroffen. Zwei negative Themen standen auf der Tagesordnung: Gewalt und Doping. Diese Probleme kommen auch in Ihrem Bericht zur Sprache. Die Minister haben sich darauf geeinigt, die Einrichtung eines europäischen Netzwerks von Anti-Doping-Organisationen voranzutreiben, als einen der Beiträge zur Sicherung der Transparenz und Glaubwürdigkeit unserer Maßnahmen. Auch die Gewalt wurde diskutiert. Wir werden mit dem Europarat und dem Europäischen Parlament im November eine Konferenz zu Sport und Rowdytum veranstalten.
Wir haben auch über Ökonomie und Sport sowie soziale Integration über den Sport gesprochen. So sind wir zum Beispiel übereingekommen, konkretere und zuverlässigere Daten zur Ökonomie des Sports zu erstellen, um zu sehen, welchen Beitrag er zum Arbeitsmarkt und zu Wachstum in unseren Ländern leistet. Das ist sehr wichtig.
Als Punkte für die Kommission und das kommende Weißbuch über den Sport verbleiben folgende Stichworte, die eine Art Mosaik für unsere Beziehungen im Sport darstellen: Besonderheit, Subsidiarität, Autonomie und natürlich Vielfalt – die nicht nur in der Kultur so sichtbar und wichtig ist –, Transparenz sowie auf Regeln basierende Aktivitäten und Beziehungen. All dies muss jedoch innerhalb des europäischen Rechtsrahmens verwirklicht werden, nicht außerhalb, was Sie ja nachdrücklich befürworten.
Abschließend ist zu sagen, dass wir uns jetzt im Prozess der Konsultation zum Weißbuch befinden. Wie gesagt, sobald diese Berichte morgen angenommen sind, werden sie uns bei diesen Vorbereitungsarbeiten helfen. Wir haben inzwischen 670 Beiträge erhalten, und über 200 davon sind kollektiver Art, das heißt im Namen von Vereinigungen und Verbänden. Deshalb müssen wir zusammenarbeiten, um es um Europa und seiner Glaubwürdigkeit willen richtig zu machen, denn Europa trägt auch eine allgemeinere internationale Verantwortung im Sport.
Europa ist die Wiege vieler Sportarten, auch des Fußballs, sowie des olympischen Ideals und Gedankenguts, und wir müssen die Werte dieser Traditionen und Aktivitäten in einem breiteren Raum der europäischen Zusammenarbeit wie auch international fördern.
Ich danke allen Abgeordneten des Europäischen Parlaments.
Der Präsident. Die Aussprache ist geschlossen.
Die Abstimmung findet morgen um 11.00 Uhr statt.
Schriftliche Erklärungen (Artikel 142 der Geschäftsordnung)
Alessandro Battilocchio (NI), schriftlich. – (IT) Fußball ist tief in der europäischen Identität und Kultur verwurzelt. Insbesondere, jedoch nicht nur, für junge Leute stellt er ein wesentliches Instrument des gesellschaftlichen Zusammenhalts, der zwanglosen Erziehung und der wirtschaftlichen und regionalen Entwicklung dar. In letzter Zeit jedoch haben Justizskandale, manipulierte Meisterschaften, Gewalt, Rassismus, millionenschwere Ablösesummen und die Tatsache, dass wirtschaftliche Interessen über den Sportsgeist triumphieren, lediglich bewirkt, dass der Fußball seinem ursprünglichen Geist entfremdet wurde und sich die Menschen vom Fußball abwandten.
Deshalb kommt es jetzt darauf an, dass die EU tätig wird, um in einem Sektor Ordnung zu schaffen, in dem wir weltweit führend sind. Ebenso wie er eine kulturelle Ausdrucksform ist, kann dieser Sektor auch weiterhin eine Quelle von Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätzen und sozialem Zusammenhalt sein. Ich hoffe daher, dass Fußball, und Sport im Allgemeinen, in Zukunft die notwendige Unterstützung erhalten, um die vielen Interessen, um die es dabei geht, zu regulieren. Vor allem hoffe ich, dass durch die Förderung von Aktivitäten, Begegnungen und Veranstaltungen auf lokaler und europäischer Ebene (und insbesondere durch die Förderung des Zugangs von jungen Leuten, einschließlich benachteiligter Jugendlicher) die kleineren Sportarten und Vereine entwickelt und geschützt werden können, die überall in Europa eine wichtige Rolle für die politische Bildung unserer Bürger spielen.
Iles Braghetto (PPE-DE), schriftlich. – (IT) Ich bekunde meine Wertschätzung für die Arbeit, die der Berichterstatter geleistet hat, und erkläre mich damit einverstanden. Das Thema Fußball, und Sport im Allgemeinen, ist Ausdruck eines Teamgeistes und einer Spielkultur, die typisch für die westliche Zivilisation ist. Daher glaube ich, dass der richtige Ansatz nicht darin besteht, neue Rechtsvorschriften zu erlassen, sondern darin, die Welt des Fußballs zu Formen der Selbstregulierung zu bewegen, in die alle direkt Betroffenen – alle Beteiligten, einschließlich der Fans – einbezogen werden können.
Nach Rechtssicherheit sollte mithilfe von Leitlinien gesucht werden, die die Zusammenarbeit und Solidarität zwischen allen Akteuren von Sportereignissen gewährleisten. Ich möchte insbesondere die Notwendigkeit hervorheben, die Jugenderziehung, die Anwendung strikter Disziplinarmaßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt in den Stadien und von Rassismus, die Einbeziehung der Fans in die Lenkungsstruktur des Fußballs, die Ausarbeitung eines transparenten Kostenkontrollsystems, den fairen Wettbewerb zwischen den Vereinen und den Versicherungsschutz für Spieler zu fördern.
Aus all diesen Gründen wird die Annahme des Weißbuchs über die Rolle des Sports in Europa durch die Kommission ungeduldig erwartet, und die Ausarbeitung eines Aktionsplans für den europäischen Sport allgemein und den Fußball im Besonderen wäre äußerst begrüßenswert.
Gábor Harangozó (PSE), schriftlich. – (EN) Aufgrund des Anstiegs relativ brisanter Vorfälle im Rahmen von Fußballspielen kann man die österreichische Initiative für eine Änderung der Regelung über die Sicherheit bei Fußballspielen nur begrüßen. Die Auswertung der internationalen polizeilichen Zusammenarbeit nach den Europameisterschaften im Jahre 2004 hat deutlich gezeigt, dass der internationale Informationsaustausch zu Risikofans verstärkt werden muss. Doch wie unser Berichterstatter Giusto Catania betont hat, kommt es darauf an, dass der Austausch personenbezogener Daten in Übereinstimmung mit den geltenden nationalen und internationalen Rechtsvorschriften erfolgt und nicht für andere Zwecke benutzt wird. Wegen der ständig steigenden Zahl von Fans, die zu Spielen ins Ausland reisen, bedarf es einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den nationalen Fußballinformationsstellen und einer wirklichen internationalen Dimension. Die Verhütung und Eindämmung von Gewalttätigkeiten und Störungen in Verbindung mit Fußballspielen durch einen internationalen Informationsaustausch, der es jedem Mitgliedstaat gestattet, eine wirksame Risikobewertung durchzuführen, muss das Ziel haben, zur Bekräftigung der moralischen und erzieherischen Werte des Fußballs und überhaupt des Sports generell beizutragen.
Lívia Járóka (PPE-DE) , schriftlich. – (HU) Ivo Belets Bericht über die Zukunft des Profifußballs in Europa ist ein sehr wichtiges Positionspapier. Es ist uns allen klar, dass Fußball viele Rollen in Europa spielt und dass diesem Sport eine wichtige soziale und kulturelle Funktion zukommt; diese beliebte Sportart ermöglicht Begegnungen von Menschen und den Austausch ihrer Meinungen untereinander, und sie fördert auch die soziale Partizipation.
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind gesellschaftliche Probleme, die nicht nur in unserem Alltag, sondern auch in der Welt des Fußballs immer stärker zum Ausdruck kommen. Woche um Woche werden wir bei Fußballspielen aus erster Hand Zeugen schwerer rassistischer Zwischenfälle und – in Mittel- und Osteuropa – zunehmender romafeindlicher Stimmungen. Dieser Sport, der sich außerordentlicher Beliebtheit erfreut, ist heute eng mit Ausschreitungen von Hooligans und mit rassistisch motivierten Hassreden verbunden.
Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind in Fußballstadien weit verbreitet. In Mittel- und Osteuropa hallen die Fußballstadien von romafeindlichen Ausbrüchen wider, wobei es keine Rolle spielt, ob gerade eine Mannschaft mit Fans bzw. Förderern unter den Roma spielt.
Die Popularität dieses Sports muss Gelegenheiten schaffen, Rassismus zu bekämpfen, Menschen zu sensibilisieren und ein Beispiel zu geben. Die Europäische Kommission und die Regierungen der Mitgliedstaaten müssen sich zusammen mit den Fußballvereinen in den Kampf gegen den auf den Sportplätzen manifestierten Rassenhass einbringen. Es müssen bei jedem rassistisch motivierten Zwischenfall im Fußball noch schwerere Strafen als bisher erlebt verhängt werden; darüber hinaus ist es unbedingt erforderlich, dass sowohl die UEFA als auch die nationalen Fußballverbände die Disziplinarregeln streng und systematisch anwenden.