Der Präsident. – Als nächster Punkt folgt der Bericht von Claude Turmes im Namen des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie über den Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Energiestatistik (KOM(2006)0850 – C6-0035/2007 – 2007/0002(COD)) (A6-0487/2007).
Joaquín Almunia, Mitglied der Kommission. − (ES) Frau Präsidentin! Das vergangene Jahr war ein Jahr wichtiger Entscheidungen über Klimaschutz und Energiepolitik. Die Europäische Union ist entschlossen und verpflichtet, den Klimawandel und die schwierige Aufgabe der Gewährleistung einer sicheren, nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Energie in Angriff zu nehmen.
Vor einem Jahr, im März 2007, legte der Europäische Rat genaue und verbindliche Ziele fest, begleitet von einem ehrgeizigen Plan zur Senkung der Treibhausgasemissionen und zur verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien in unserem Energieverbrauch.
Die Kommission hat bekanntlich auf diesen Gebieten konkrete Vorschläge auf den Weg gebracht. Alle diese Bestrebungen erfordern eine hochqualitative, ständige und detaillierte Überwachung der Entwicklung unserer Energiesituation, da der Energieverbrauch für mehr als 80 % unseres Treibhausgasausstoßes verantwortlich ist. Auch die Mitgliedstaaten müssen ihre Energieabhängigkeit genau verfolgen, insbesondere bei Erdöl und Erdgas. Der Vorschlag für eine Verordnung über Energiestatistiken ist Teil des Energiepakets, das von der Kommission im letzten Jahr verabschiedet wurde.
Bislang basiert die Erfassung statistischer Angaben auf freiwilligen Vereinbarungen mit den Mitgliedstaaten, so wurde über Jahre verfahren. Doch die Kommission und das Parlament legten fest, dass diese statistische Datenerfassung jetzt und künftig zu wichtig ist, um nur von freiwilligen Vereinbarungen abhängig zu sein. Ferner hat die Liberalisierung der Gas- und Strommärkte zu einer vermehrten Zahl beteiligter Seiten geführt, mit der logischen Folge, dass die Datenerfassung auf diesem Gebiet jetzt viel komplexer ist. Das bedeutet, dass sich für diese wichtige Arbeit eine Rechtsgrundlage unumgänglich macht.
Dieser Vorschlag für eine Verordnung geht auf eine Forderung des Europäischen Parlaments an die Kommission zurück, eine rechtsverbindliche Verpflichtung zu übernehmen, den europäischen Bürgerinnen und Bürgern regelmäßig und zu entsprechenden Zeitpunkten Energiedaten auf europäischer Ebene zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sind die Energiestatistiken ein sehr dynamisches Feld, und der Vorschlag für eine Verordnung greift den Wunsch des Europäischen Parlaments nach einer Weiterentwicklung der Statistiken über Energieeffizienz und erneuerbare Energien auf.
Dies alles spiegelt die konstruktive Atmosphäre, von der die Debatten zwischen unseren Institutionen getragen wurden, um sich auf die endgültige Fassung des Vorschlags für eine Verordnung zu einigen, mit deren Diskussion wir heute im Parlament beginnen.
Deshalb gestatten Sie mir, diese Vorlage mit einem Dank an die Hauptbeteiligten dieses Prozesses abzuschließen, speziell an den Berichterstatter des Europäischen Parlaments, für ihre Unterstützung bei der Erarbeitung dieser Rechtsgrundlage, die uns in die Lage versetzen wird, künftig über transparente Angaben zur Energie in der Europäischen Union zu verfügen.
Claude Turmes, Berichterstatter. − (FR) Frau Präsidentin! Die Energie steht wieder auf der politischen Agenda. Herr Kommissar, als Sie Ihr Amt in Brüssel antraten, betrug der Preis für ein Barrel Rohöl 25 Dollar. Heute steht er bei 105 Dollar. Um also die energetische Herausforderung zu bewältigen, sei es in Bezug auf den Klimawandel, die Ölknappheit, unsere dieser Situation zugrunde liegende geopolitische Abhängigkeit, aber auch in Bezug auf unsere wirtschaftliche Anfälligkeit gegenüber der Volatilität der Ölpreise, ist es meiner Meinung nach dringender denn je, eine europäische Energiepolitik einzuführen.
Doch zur Erarbeitung einer sinnwollen europäischen Energiepolitik ist eine gute Datenbasis erforderlich. Ich denke, was heute Abend im Grunde zur Abstimmung steht, ist die Schaffung einer guten Datenbasis, denn die Erstellung von Statistiken wird künftig obligatorisch sein – was von großer Bedeutung ist –, aber auch, weil das Parlament meiner Meinung nach einen wirklichen Erfolg errungen hat, denn die Energiestatistiken, die bisher in der Hauptsache auf die detaillierte Erfassung der fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Gas ausgerichtet sind, werden an das 21. Jahrhundert angepasst, und im 21. Jahrhundert geht der Trend im Energiesektor in Richtung auf die erneuerbaren Energien.
Von 2020 an werden die erneuerbaren Energien mit einem Anteil von 20 % die wichtigsten Energieträger in Europa sein. Daher müssen diese Statistiken umgestaltet werden, und wir werden sie entsprechend der Energienachfrage umgestalten. Es ist schon verwunderlich, wie dürftig die nationalen und damit auch die europäischen Statistiken vor allem im Hinblick auf Energieverbrauch von Gebäuden oder Haushalts- und Bürogeräten sind, aber auch in Bezug auf das Verkehrswesen.
Und dann haben wir, wie ich glaube, etwas Wichtiges erreicht, nämlich Transparenz hinsichtlich des Kernsektors. Durch die neue Verordnung wird Europa nämlich gezwungen, viel genauer zu erfassen, was sich in dem dem eigentlichen Kernsektor vorgelagerten Bereich abspielt, um eine wirklich abstruse Situation zu beenden. Wir waren gezwungen zu importieren. Europa importiert 98 % des benötigten Urans, doch in den europäischen Statistiken, im europäischen Statistischen Jahrbuch erscheint die Kernenergie als einheimische Energie, weil eben die Statistiken nicht an die Realität angepasst wurden. In diesem Punkt sind wir also ein Stück vorangekommen.
Ein weiterer Erfolg besteht darin, dass die Statistiken künftig fünf Monate früher veröffentlicht werden. Hier hatten wir einen erbitterten Kampf insbesondere mit dem Rat auszufechten. Zudem ist ein Nebeneffekt zu verzeichnen, nämlich dass die Mitgliedstaaten – und insbesondere Deutschland, das faktisch am schwersten zu überzeugen war – gezwungen sein werden, mehr in die Statistiken zu investieren. Daher möchte ich von hier aus allen Statistikern in Europa danken, die in den vergangenen zehn Jahren mit sehr begrenzten Ressourcen Statistiken erstellen mussten und dies weiter tun. Heute verbessern wir ihre Situation, denn die Finanzminister sind nunmehr gehalten, die Energiestatistiken deutlich ernster zu nehmen.
Dieser Sieg des Parlaments ist ein gemeinsamer Sieg. Ich danke Catherine Trautmann, Fiona Hall und Frau Korhola für die geleistete Arbeit. Danken möchte ich ebenfalls den Mitarbeitern des Parlaments, Frau Cordero von der portugiesischen Präsidentschaft, die uns wirklich sehr geholfen hat, Einigkeit zu erreichen, sowie den Bediensteten von Eurostat, die mich zuweilen ganze Nachmittage lang mit meinen Fragen ertragen und auf diese antworten mussten; daher auch ihnen mein Dank.
Eija-Riitta Korhola, im Namen der PPE-DE-Fraktion. – (FI) Frau Präsidentin! Energie-Statistiken auf Gemeinschaftsebene haben bislang stets auf einem Gentlemen's Agreement basiert. Es war vorher klar, auf welcher Grundlage die Statistiken zusammengestellt wurden, wie genau sie sein mussten, und wann sie fertig sein mussten, um eingereicht zu werden.
So ist es aber in letzter Zeit schon eine ganze Weile nicht mehr gewesen. Die EU-Erweiterung, bestimmte in diesem Zusammenhang angewandte statistische Verfahren sowie andere Reformen wie die Liberalisierung der Energiemärkte und alternative Formen der Energiegewinnung haben zusammengenommen zu der Notwendigkeit geführt, möglichst schnell einen EU-weiten rechtlichen Rahmen für die Erstellung von Statistiken zu schaffen.
Das uns jetzt vorliegende Kompromisspaket ist das Ergebnis intensiver Verhandlungen, in denen die feine Art ein Stück weit gesucht werden musste, letztlich jedoch gefunden wurde, und das zum Wohle für alle und jeden. Die Aufstellung von Energiestatistiken war eigentlich nur als Fußnote zu den Arbeitsmarktstatistiken des Europäischen Parlaments gedacht, aber dem Berichterstatter, Herrn Turmes, ist es gelungen, aus den trockenen und technischen Statistiken ein offizielles politisches Spiel zu machen und dabei tiefe Leidenschaften zu wecken. Forderungen nach genauen Statistiken zum nuklearen Brennstoffkreislauf, zum Endverbrauch von Energie und erweiterte Statistiken zu erneuerbaren Energien wie auch die ehrgeizigen Forderungen nach Jahresberichten von Eurostat waren durchweg politisch motiviert.
Um praktikabel zu sein, müssen Statistiken jedoch ein neutrales Instrument sein, nicht mehr. Als Schattenberichterstatterin für meine Fraktion fiel mir die Rolle einer Vermittlerin zu. Insoweit waren die Ansichten, die von Eurostat und vom Rat vertreten wurden, ein gutes Stück von den Zielen unseres Berichterstatters entfernt.
Ich möchte jetzt allen Beteiligten für ihr umsichtiges Streben nach einem Kompromiss danken, was bedeutet, dass die Verordnung, auf die wir so lange gewartet haben, nun zügig in Kraft treten kann. Den von Herrn Turmes vorangetriebenen Reformen wird in der Verordnung ebenfalls Rechnung getragen, wenngleich auf realistische Art und Weise. Wir haben auch Konsens darüber erzielt, wofür die Verordnung gelten soll und was wiederum anderen Bereichen der Rechtsetzung überlassen bleiben sollte. Ein schönes Beispiel hierfür ist Torf: Wir legen uns jetzt in diesem Zusammenhang nicht auf eine Position dahingehend fest, ob wir Torf als fossilen oder als erneuerbaren Brennstoff einstufen, der sich schließlich Jahr für Jahr erneuert. Lassen Sie uns diese kleine Schlacht auf die bevorstehende Aussprache über die Richtlinie zu künftigen erneuerbaren Energieformen verschieben, in der sich unsere Wege gewiss erneut kreuzen werden.
Catherine Trautmann, im Namen der PSE-Fraktion. – (FR) Frau Präsidentin, Herr Kommissar, meine Damen und Herren! Während Europa sich schrittweise mit den Instrumenten zur Begrenzung der Klimaveränderungen im Zusammenhang mit den Treibhausgas-Emissionen ausstattet, während die Energiepreiserhöhungen die europäischen Bürger unvermindert treffen, ist es natürlich wichtig, eine Rechtsgrundlage für die Aufstellung und Verbreitung von Energiestatistiken zu schaffen. Doch wir halten es für ebenso wichtig, die Statistiken in Übereinstimmung mit den vor uns stehenden Herausforderungen zu bringen: der Notwendigkeit zu Energieeinsparungen und der Umgestaltung unseres Energiemixes mit weniger fossilen Energieträgern und deutlich mehr erneuerbaren Energien. Daher bestehen die neuen Elemente dieser Verordnung mehr in einer stringenten Neufestlegung des Erfassungsbereichs der Statistiken als in einer Reihe von einzelnen Hinzufügungen.
Mein Ansatz als Schattenberichterstatterin der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament bestand darin, darauf hinzuarbeiten, dass diese Statistiken einen wachsenden Nutzen für die europäischen Bürger, aber auch für ihre Regierenden aufweisen. Ihre Verlässlichkeit für Analysen wächst, und ihr Nutzeffekt für die Entscheidungsfindung steigt an.
Im Sinne der Bürger haben wir uns für transparentere Statistiken eingesetzt, die Angaben über die sie am stärksten betreffenden Aspekte wie Wohngebäude, Verkehr, aber auch den Kernsektor beinhalten, und haben dieses Ziel auch erreicht. Für die Regierungen werden die aktuellsten Statistiken für die jedes Frühjahr stattfindenden gewöhnlichen Sitzungen des Rates Energie verfügbar sein. Damit werden wir überprüfen können, ob die Ziele in diesem Bereich erreicht worden sind. Hinzugefügt sei, dass die Auswirkungen dieser Veränderungen meiner Meinung ziemlich neutral sind, d. h. dass sie die Arbeitsbelastung der Mitgliedstaaten bzw. der einzelnen Beteiligten nicht ungebührlich erhöhen.
Nach dieser Feststellung möchte ich unserem Berichterstatter Claude Turmes für seinen Sinn für Kompromisse sowie seinem ganzen Team herzlich danken.
Lassen Sie mich abschließend nochmals die sehr nützliche und wirksame Unterstützung von Eurostat für die Erzielung eines Ergebnisses würdigen, das jetzt als solide anzusehen ist.
Fiona Hall, im Namen der ALDE-Fraktion. – (EN) Frau Präsidentin! Ich möchte Herrn Turmes für seine ausgezeichnete Arbeit als Berichterstatter und seine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen danken.
Die Energiestatistik ist wie ein Stahlgerüst, das ein Gebäude stützt: Man kann es von außen nicht sehen, aber ohne es würde das Gebäude einstürzen.
Zurzeit schlagen wir im Bereich Energie ganz neue Wege ein. Die EU hat neue Ziele in Bezug auf die Energieeffizienz, erneuerbare Energien und CO2-Emissionen vereinbart. Doch wie wir von EU-Maßnahmen der Vergangenheit in diesen Bereichen wissen, ist es einfacher, Ziele zu setzen, als sie zu erfüllen, und die einzige Möglichkeit festzustellen, ob wir das, was wir uns vorgenommen haben, auch tatsächlich tun, besteht darin, unsere Aktivitäten statistisch zu erfassen.
Wir brauchen jetzt Statistiken, die die Energienachfrage ebenso erfassen wie das Energieangebot. Wir brauchen detaillierte statistische Angaben zu erneuerbaren Energien wie auch zu fossilen Brennstoffen. Wir brauchen verbesserte statistische Angaben zur Kernenergie, die auf europäischer Ebene erfasst und zusammengestellt werden, wobei diese Angaben schneller verarbeitet werden müssen, um einen raschen Datenrücklauf zu ermöglichen. Besonders wichtig ist, dass die Statistiken rechtzeitig vor dem jährlichen Energiegipfel im März vorliegen.
Abschließend begrüße ich die Tatsache, dass Torf auch künftig ganz klar zur Kategorie der fossilen Brennstoffe gehören wird. Im Vereinigten Königreich gilt Torfland als wertvoller Lebensraum, der unter Schutz steht. Torf regeneriert sich so langsam, dass seine Einstufung als erneuerbare Energiequelle vollkommen unangemessen wäre.
Avril Doyle (PPE-DE). – (EN) Frau Präsidentin! Klimawandel, Versorgungssicherheit, Preissteigerungen, Ereignisse wie Stromausfälle in Teilen Europas sowie die beunruhigende Situation zwischen der Ukraine und Gazprom haben die europäischen Bürger und Entscheidungsträger wachgerüttelt und ihnen die Komplexität unserer Energiesituation vor Augen geführt, für die dringend genaue, aktuelle und komplette statistische Angaben erforderlich sind. Ausgehend davon begrüße ich den Vorschlag der Kommission und die von unserem Berichterstatter, Herrn Turmes, geleistete Arbeit. Ich möchte die Gelegenheit zudem nutzen und ihn herzlich zu seiner Ernennung zum Berichterstatter für die Richtlinie für erneuerbare Energien beglückwünschen.
Der Bereich Energie ist für 80 % aller Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich. Ohne aktuelle und zuverlässige Basisdaten über die Energiesituation in der EU werden wir nicht nur nicht in der Lage sein, unsere Ziele im Rahmen des Kyoto-Protokolls zu erfüllen, sondern auch die Ziele nach 2012 sind in Gefahr. Wie können wir ohne derartige Basisdaten transparenten Zielen zur Senkung der aus fossilen Brennstoffen erzeugten Energie im internationalen Rahmen und dem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien zustimmen? Das können wir nicht. Derzeit kommt die Zusammenstellung von Energiestatistiken nur schleppend voran, sie ist ineffizient, und oftmals unvollständig und sogar fehlerhaft. Wie der Berichterstatter ganz richtig feststellt, erfolgt die Veröffentlichung der Energiedaten von Eurostat mit erheblicher Verzögerung. Kann der Kommissar bestätigen, dass diese Verordnung eine zeitnahere Verfügbarkeit wichtiger statistischer Angaben dieses Bereichs bewirken wird und dass das von uns hier in der EU verwendete statistische Modell vergleichbar ist mit dem, das beispielsweise von den USA und anderen globalen Akteuren eingesetzt wird, damit wir Gleiches mit Gleichem vergleichen?
Abschließend möchte ich feststellen, dass ich die Ansicht des Berichterstatters, derzufolge die neue Verordnung Schutz vor Datenmanipulation bieten sollte, teile. Genaue, nachprüfbare und objektive Eurostat-Statistiken sind für die gesamte Bandbreite derzeitiger und künftiger Klima- und Energiepolitiken wie das Emissionshandelssystem der EU, die Verteilung der Belastungen und Vorschläge für erneuerbare Energien unerlässlich.
Teresa Riera Madurell (PSE). – (ES) Frau Präsidentin, Herr Kommissar, meine Damen und Herren! Wenn wir als Europäische Union eine kohärente Energiepolitik schaffen und auf der internationalen Energiebühne mit einer Stimme sprechen wollen, müssen wir vollständige und verlässliche Statistiken haben, die uns einen Vergleich leicht machen. Weiterhin ist eine gute Koordination mit und zwischen den Mitgliedstaaten unverzichtbar. Deshalb halten wir es für wichtig, dass der Text der Kommission ihr Mitwirken für obligatorisch erklärt.
Es muss sichergestellt sein, wie Frau Trautmann sagte, dass der neue Vorschlag nicht die Unternehmen oder andere beteiligte Seiten durch Mehrarbeit belastet. Daher begrüßen wir die Tatsache, dass der Vorschlag nicht versucht, die durchzuführende statistische Tätigkeit zu verändern, sondern dass er einen gemeinsamen Rechtsrahmen errichtet, der die methodische Einheitlichkeit gewährleistet und so den Datenvergleich vereinfacht.
Die Komplexität unserer Energiesituation zu verstehen und eine sorgfältige quantitative Überwachung der Fortschritte auf dem Weg zu unseren Zielen durchzuführen, macht darüber hinaus auch zeitgerechte und lückenlose Statistiken erforderlich.
Deshalb pflichten wir dem Berichterstatter bei, dass es in Bereichen wie der Energieeffizienz notwendig ist, die uns zur Verfügung stehenden Statistiken zu verbessern. Die Effizienz stellt heutzutage eine Priorität für unsere Energie- und Klimapolitik dar. Die derzeitigen Statistiken liefern nicht die notwendigen Angaben zur Berechnung der Koeffizienten, die in diesem Bereich unbedingt erforderlich sind.
Durch die Entwicklung des Nuklearsektors und der erneuerbaren Energien entstehen ebenfalls erhebliche Schwierigkeiten, die gelöst werden müssen. Dies sind nur einige Beispiele für die Grenzen unseres gegenwärtigen Systems, die zusammen mit interessanten Lösungsvorschlägen im Bericht von Herrn Turmes, dem ich zu seiner hervorragenden Arbeit gratulieren möchte, sehr gut beschrieben sind.
Jerzy Buzek (PPE-DE). – (PL) Frau Präsidentin! Ich möchte den Berichterstatter zu einem ausgezeichneten Bericht beglückwünschen. Ich möchte ferner der Kommissarin zu der von der Kommission ergriffenen Initiative gratulieren.
Ich unterstütze diesen Bericht, und zwar vor allem, weil darin von einer gemeinsamen Energiepolitik und insbesondere von einer gemeinsamen Energieaußenpolitik gesprochen wird. Es gibt jedoch einen weiteren Grund, und für mich ist er noch wichtiger: Wir geben den Mitgliedstaaten die Chance, in Bezug auf die Primärenergie (Energiemix) selbst zu entscheiden, während wir gleichzeitig CO2-Emissionen begrenzen und einen gemeinsamen Energiemarkt schaffen.
Wenn wir Kosten vergleichen und feststellen wollen, welche emissionsfreien Lösungen die besten sind und welche Lösungen die wirtschaftlichsten sind, dann brauchen wir eine Vergleichsgrundlage. Ein gemeinsamer Markt und der Wettbewerb auf diesem Markt und vor allem effektive Investitionen erfordern gute, vergleichbare statistische Angaben. Investoren, vor allem private Investoren, sind auf derartige Angaben angewiesen, denn nur so können wir am Energiemarkt eine effiziente Politik betreiben. Wir werden auch in der Lage sein, Angaben einzelner Mitgliedstaaten in Bezug auf spezielle Preise und Kosten zu vergleichen, was uns mit den uns derzeit zur Verfügung stehenden statistischen Angaben nicht möglich ist, weil es vor allem an Daten zu erneuerbaren Energiequellen fehlt.
Es stellt sich eine letzte Frage: Wer wird von diesen Angaben in welcher Form profitieren? Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, und das wird die Praxis zeigen. Wir müssen sehr genau darauf achten, bis zu welchem Grade derartige Angaben künftig zugänglich sind und wie wir den Teil der Daten, die nicht veröffentlicht werden sollen, schützen.
Silvia-Adriana Ţicău (PSE). – (RO) Ich möchte den Berichterstatter zu seiner Arbeit beglückwünschen.
Energie und Klimawandel gelten als Prioritäten der Europäischen Union. Energiestatistiken, anhand der die Union diesen Sektor bewerten und notwendige Maßnahmen einleiten kann, kommt daher außerordentliche Bedeutung zu.
Am 26. Februar 2008 veröffentlichte Eurostat eine Reihe von statistischen Indikatoren für Energie, Verkehr und Umwelt. Im Bereich Energie finden sich Indikatoren für Energieabhängigkeit, Energieintensität, Energiequellen, Energieendverbrauch, erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energiepreise. In Bezug auf den Klimawandel gibt es Informationen über Treibhausgasemissionen.
Die Mitgliedstaaten sind zur Erhebung der erforderlichen Daten verpflichtet, damit die Indikatoren ermittelt werden können, wie in der vorgeschlagenen Verordnung verlangt. Umfangreiche Mittel sind für die Datenerhebung und -verarbeitung vonnöten.
Änderungsantrag 14 nimmt Bezug auf Zeiteinsparungen durch den Einsatz der Informationstechnologie bei der Datenerhebung und -verarbeitung. Änderungsantrag 5 befasst sich mit der notwendigen Sicherheit der Versorgung mit den wichtigsten Treibstoffen und der rechtzeitigen Vorlage genauer Daten auf EU-Ebene, um mögliche Versorgungsengpässe frühzeitig zu erkennen und EU-weite Lösungen abzustimmen. Dies steht in Einklang mit der Solidaritätsklausel im Vertrag von Lissabon, die im Fall möglicher Energieengpässe gilt. Die Bürger Europas brauchen derart genaue und exakte Statistiken.
Paul Rübig (PPE-DE). – Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Dieser Bericht ist für uns alle sehr wichtig, weil natürlich die Daten die Grundlage für die politischen Entscheidungen bilden. Deshalb ist es auch wichtig, in Zukunft zwischen Finanz- und Warentransaktionen zu unterscheiden. Wir alle wissen, wie die Energiepreise von den verschiedenen Bereichen beeinflusst werden. Aber auch die Unterscheidung zwischen Produktion, Handel und Verbrauch spielt eine wesentliche Rolle. Hier sollten wir besonders beim Intelligent Metering ansetzen, also beim intelligenten Messen, nicht nur beim Verbraucher, sondern bei den verschiedenen vorhandenen Messpunkten.
Darüber hinaus ist es für uns wichtig, welche Methoden eingesetzt werden, um die verschiedenen Kosten für die Statistik in den Griff zu bekommen. Wir wollen ja Bürokratie vermeiden und auch in der Statistik zu mehr Effizienz kommen. Deshalb wird es für die künftige Anwendung wichtig sein, welche Methoden hier angewandt werden – Stichproben, vollautomatische Auswertung, just-in-time, nicht entschlüsselnd, EU-weit vergleichbar, aber auch global vergleichbar. Auch die Proportionalität für die verschiedenen Träger ist wichtig. Wir sollten darauf achten, dass die Versorgungssicherheit als Kriterium für alle transparent verfügbar ist, zwischen Kosten und Preisen unterschieden wird und natürlich die Nachhaltigkeit des gesamten Systems sichergestellt wird.
Claude Turmes, Berichterstatter. − (EN) Frau Präsidentin! Ich habe nur einige Anmerkungen zu machen. Was Torf betrifft – leider ist Frau Korhola bereits gegangen –, so geht aus unserer Definition eindeutig hervor, dass Torf als fossiler Energieträger eingestuft wird. Wir haben uns der IPCC-Definition für Torf angeschlossen, aus der ganz klar hervorgeht, dass Torf keine erneuerbare Energiequelle ist. Diesbezüglich sollten also einige finnische Politiker und finnische Lobbyisten aufhören, sich irgendwelchen Träumen hinzugeben, sondern die Richtlinie lesen und sich an den tatsächlichen Text halten.
Leider ist es mir nicht gelungen, mich mit dem Vorschlag durchzusetzen, in Europa wöchentlich die Ölbestände zu erfassen. Unser Ölpreis in Europa wird durch das wöchentliche Bulletin des amerikanischen Energieministeriums bestimmt. Da Europa über keine eigenständige Ölstatistik verfügt, werden unsere Preise faktisch durch die Verknappung am amerikanischen Markt bestimmt, und wir sind nicht in der Lage, deutlich zu machen, dass der europäische Markt häufig weit weniger angespannt ist als der US-Markt. Da wir uns damit hier nicht durchsetzen konnten, Herr Kommissar, könnte die Kommission vielleicht im Rahmen der laufenden Diskussionen dazu bei der IEA die Initiative ergreifen und prüfen, welche Vorteile wöchentliche Ölstatistiken in Europa unter Umständen für Europa hätten. Von einigen Sachverständigen erfuhr ich, dass wir auch den Ölpreis allein mit dieser Maßnahme senken könnten.
Wir müssen jetzt an die Arbeit gehen, denn es kommt darauf an, dass die Kommission koordiniert vorgeht. Die Kommission hat in der Generaldirektion Energie und Verkehr eine Stelle zur Beobachtung des Energiemarktes eingerichtet, und folglich sollte sichergestellt werden, dass Eurostat und diese neue Beobachtungsstelle eng zusammenarbeiten. Abschließend möchte ich den Beamten von Eurostat und den Beamten in den Mitgliedstaaten viel Energie und Mut wünschen, da sie jetzt häufig im Rahmen der Komitologie zusammenkommen müssen, um diese Regelungen in reale Statistiken zu verwandeln.
Ihnen allen nochmals herzlichen Dank für Ihre freundlichen Worte. Ich bin möglicherweise in der Lage, Ihnen zum Schluss dieses langen Abends ein Glas Champagner anzubieten!