Der Präsident. − Als nächster Punkt folgt der Bericht von Eva -Britt Svensson im Namen des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter über die Auswirkungen von Marketing und Werbung auf die Gleichstellung von Frauen und Männern (2008/2038(INI)) (A6-0199/2008).
Eva-Britt Svensson, Berichterstatterin. – (SV) Herr Präsident! Ich möchte meinen Kolleginnen und Kollegen vom Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter und vor allem den Schattenberichterstattern für ihre ausgezeichneten bzw. konstruktiven Beiträge zu diesem Bericht danken.
Der Ratspräsident hat die große Bedeutung des Kampfes gegen Geschlechterstereotype hervorgehoben, der einen der sechs Prioritätsbereiche der Ratspräsidentschaft darstellt. Darum halte ich es für wichtig, dass auch wir hier im Parlament unsere Ansicht zum Problem der Geschlechterstereotype und zu deren Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und Männern zum Ausdruck bringen.
Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich besonders und sehr deutlich betonen, dass ich in dem Bericht definitiv keine neuen gesetzlichen Bestimmungen auf diesem Gebiet vorschlage, weder auf Gemeinschafts- noch auf nationaler Ebene. Die von mir vorgeschlagenen Maßnahmen beziehen sich auf die bereits existierenden Organe der freiwilligen Selbstkontrolle in den Mitgliedstaaten, die sowohl Produzenten als auch Werbekunden und Verbraucher vertreten. Diese Gremien sollten sich für eine Sensibilisierung für die Bedeutung der Geschlechterstereotypisierung in der Werbung einsetzen. Ferner sollten die Mitgliedstaaten Gremien einrichten, an die sich die breite Öffentlichkeit mit Beschwerden wenden kann. Zusätzlich kann von dem künftigen Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen Forschungsarbeit in Bezug auf die Auswirkungen dieser Art von Werbung auf die Gleichstellung geleistet werden. Wir brauchen mehr Kenntnisse.
Warum ist das alles so wichtig? Weil Werbung überall präsent ist, in unseren Wohnungen, im öffentlichen Raum, in Zeitungen, in Medien und so weiter. Natürlich werden wir davon beeinflusst, ob wir uns dessen nun bewusst sind oder nicht. Die Unternehmen würden ja nicht Milliarden in die Werbung investieren, wenn diese keine Wirkung hätte.
Heutzutage geht es bei Werbung und Marketing nicht nur darum, eine Ware oder ein Produkt zu verkaufen, sondern um den Verkauf eines ganzen Lebensstils, einer Form der Kultur. Wir sollen also bestimmte Verhaltens- und Handlungsweisen an den Tag legen, um den Erwartungen verschiedener Normen zu entsprechen. Besonders wichtig ist die Bekämpfung dieses Phänomens dort, wo es junge Menschen trifft, die ihre Erwachsenenidentität, ihre zukünftigen Ausbildungswege usw. suchen. Ich möchte, dass alle Menschen Wahlmöglichkeiten haben, ohne bewusst oder unbewusst von verschiedenen Normen der Geschlechtsstereotypen beeinflusst zu werden.
Heutzutage ist es für einen Werbekunden unmöglich, für ein Produkt zu werben, das die Umweltprobleme vergrößert oder den Klimawandel beschleunigt. Ich habe die Vision, dass es in der Zukunft ebenso unmöglich sein wird, Produkte mit einer geschlechterdiskriminierenden oder geschlechterstereotypen Aussage zu verkaufen.
Ferner bin ich überzeugt davon, dass sich die Verbraucher – sowohl Männer als auch Frauen – mit wachsendem Bewusstsein für die Bedeutung von Werbung weigern werden, Produkte mit einer solchen Werbebotschaft zu kaufen. Ich glaube auch genauso fest daran, dass die Verbraucher Unternehmen und Hersteller mit einer bewussten Werbepolitik bevorzugen werden, die keine Geschlechterstereotypisierung in ihrer Werbung zulassen. Das wird zu einem wichtigen Erfolgsfaktor für Unternehmen und Werbekunden werden, die deutlich machen, dass sie Verantwortung übernehmen, indem sie ihren Einfluss ausüben und zu mehr Gleichstellung beitragen. Das ist schließlich das Ziel, das wir nach eigener Aussage alle verfolgen. Dies ist zwar nur ein Faktor unter vielen, aber ein wichtiger.
Viviane Reding, Mitglied der Kommission. − (EN) Herr Präsident! Ich möchte dem Parlament und der Berichterstatterin, Frau Svensson, dafür danken, dass sie sich der sehr heiklen Frage angenommen haben, wie sich Marketing und Werbung auf die Gleichstellung von Frauen und Männern auswirken.
Die Werbung spielt bei der Finanzierung der Medien eine wichtige Rolle. Sie trägt dazu bei, dass Zeitschriften und Tageszeitungen weniger kosten und große Mengen an audiovisuellen Inhalten den Verbrauchern kostenlos zur Verfügung stehen. Das ist für Meinungsfreiheit und Vielfalt – eine in diesem Haus häufig diskutierte Problematik – sehr wichtig.
In den letzten Jahren wurden immer mehr Verbote oder Einschränkungen für die Werbung erlassen – Zigaretten, Alkohol, fetthaltige Speisen –, und demnächst wird es neue Vorschriften für Automobilhersteller und deren Werbung in Bezug auf CO2-Emissionen geben. Werbung ist ein leicht zu treffendes Ziel, denn es ist wesentlich einfacher, die Werbung zu regulieren als die eigentlichen Probleme anzugehen, die häufig viel komplexer sind – obwohl sich der Bericht, um den es heute Abend geht, für weitere Kontrollen für die Werbung ausspricht, diesmal aus der subjektiven Sicht der Gleichstellungspolitik.
Als Kommissionsmitglied mit Zuständigkeit für die Medien bin ich mir über die politischen Bedenken, die diesen Überlegungen zugrunde liegen, im Klaren, aber ich frage mich auch, wie sie sich auswirken werden, wenn sie auf einen ganzen Industriezweig und die Öffentlichkeit angewendet werden. Da die Werbung aufgrund der vielen Verbote und immer knapper werdender Mittel schwieriger geworden ist, misst die Werbeindustrie der Werbung bei ihren Marketing-Ausgaben weniger Bedeutung bei. Es gibt andere Möglichkeiten zur Vermarktung von Produkten, ohne für sie in den Medien zu werben – beispielsweise die Produkt-Promotion. Das wirkt sich sehr nachteilig auf den Medienpluralismus aus, da vor allem Printmedien – Tageszeitungen und Zeitschriften – zu geringe Einnahmen haben und ihr Fortbestand dadurch gefährdet ist.
Der Bericht lässt die positiven Aspekte unberücksichtigt, die den Zielen des Berichts und damit dem Schutz der Bürger dienen. Dazu möchte ich Ihnen einige Beispiele geben. Artikel 3 der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste enthält ganz klare Formulierungen zur Menschenwürde und zur Nichtdiskriminierung im Zusammenhang mit der audiovisuellen Werbung. Ich kann Ihnen versichern, dass die Kommission dafür sorgen wird, dass die Umsetzung dieser Richtlinie durch die Mitgliedstaaten den Wünschen des Gesetzgebers entsprechen wird.
Ebenso wenig unterstreicht der Bericht die wertvolle Rolle, die die Selbstregulierung spielt. Auch dafür möchte ich Ihnen ein Beispiel geben. Sie sollten wissen, dass darauf in Fällen der – ich zitiere – „anstößigen Stereotypisierung“ gut reagiert wurde, und ich möchte Ihnen ein sehr konkretes Beispiel geben. Die Modeindustrie hat ihre „Porno-Chic-Kampagnen“ eingestellt, in denen Frauen als reine Sexobjekte stigmatisiert wurden. Es gibt also legislative Maßnahmen zur Lösung der Probleme.
Wir sollten diesbezüglich einen sehr realistischen Ansatz verfolgen. Werbung ist ein kurzformatiges Medium, das man in einem Printmedium oder in einem 30-sekündigen Videosport kurz sieht. Was der Bericht als „Stereotypisierung“ bezeichnet, das ist vielleicht nur eine Möglichkeit, um eine schnelle Verbindung zwischen einem Produkt und einer bestimmten Gruppe von Verbrauchern herzustellen. Andererseits gibt es gute Werbung und schlechte Werbung, und als Kommissionsmitglied für Medien muss ich akzeptieren, dass die freie Meinungsäußerung auch das Recht zu versagen – sogar total zu versagen – umfasst, auch wenn uns das nicht gefällt. Wenn ich das Plenum bitten würde, dazu einen Beschluss zu fassen, dann, so glaube ich, würde es kaum am Recht zu versagen rütteln.
Wie der Bericht einräumt, liegen keine schlüssigen Erkenntnisse über einen Zusammenhang zwischen der Geschlechterstereotypisierung und der Ungleichheit der Geschlechter vor. Politikgestaltung erfordert eine aussagekräftige Evidenzbasis und nicht nur feste Überzeugungen, und auf eben dieser Grundlage erarbeiten wir unsere Vorschläge, und deshalb befürwortet die Kommission die positiven Empfehlungen im Bericht des Europäischen Parlaments. Der Austausch von bewährten Verfahren beispielsweise zwischen Regulierungsbehörden ist etwas, das wir stets unterstützen. Maßnahmen im Bereich der Bildung und Forschung sowie weitere Aussprachen sollten unbedingt fortgesetzt werden.
Ich möchte betonen, dass ich mich seit nunmehr neun Jahren als Medienkommissarin konsequent dafür einsetze, dass in Schulen Medienkompetenz gelehrt wird. Wenn es uns gelänge, Jugendliche zu einem kritischen Urteil zu befähigen, das ihnen das Verständnis von Werbung erleichtert, so dass sie schlechte Werbung als etwas ablehnen, das für unsere Gesellschaft nicht relevant ist, dann wäre das meines Erachtens das Allerwichtigste. Ich möchte mich auf bewährte Verfahren konzentrieren. So gefällt mir das Beispiel von Spanien, wo Preise für Werbung vergeben wird, in der geschlechtsspezifische Aspekte geschickt behandelt werden. Das ist der richtige Weg, und deshalb sollten wir das Positive akzentuieren und prüfen, wie wir weiter vorankommen können, denn es lohnt sich, dafür zu kämpfen.
Esther Herranz García, im Namen der PPE-DE-Fraktion. – (ES) Herr Präsident! Wahre Freiheit endet dort, wo die Freiheit der anderen beginnt, und eine Gesellschaft ist umso freier, je freier die Medien sind. Der Verlust der Freiheit beginnt genau bei der Zensur von Werbung und setzt sich bei den redaktionellen Inhalten fort.
Daher hat die Europäische Volkspartei Änderungsanträge zu diesem Bericht gestellt, um eine Anzahl von totalitären Verirrungen zu korrigieren, die dem Prinzip einer freien Gesellschaft zuwider laufen.
Marketing und Werbung in Europa üben bereits eine Selbstkontrolle aus, und in den Mitgliedstaaten existiert eine ausreichende Gesetzgebung. Marketing und Werbung bewegen sich ja nicht nur im Medienbereich, sie sind ein Bestandteil unseres täglichen Lebens, und zum Glück gibt es in diesen Sektoren hervorragende Fachleute, die sich zum größten Teil über ihren Einfluss auf das soziale Gleichgewicht im Klaren sind. Aus diesem Grund wird die Europäische Volkspartei gegen die von den Kommunisten vorgeschlagenen Änderungen und Artikel stimmen, in denen abfällig über einen bei den Beschäftigten der Branche weit verbreiteten Chauvinismus und Sexismus die Rede ist, was so nicht zutrifft.
In der Europäischen Volkspartei glauben wir an die Gleichstellung von Männern und Frauen, wir glauben aber, dass sie verteidigt werden muss, ohne dass irgendjemand anderes herabgewürdigt wird. Wir sind der Ansicht, dass Kindheit und Jugend zu schützen sind und dass Kinder und Jugendliche durch ihre Familien und die Gesellschaft als Ganzes erzogen werden sollten. Erzogen mit Werten, die ihnen helfen, bessere Menschen zu werden.
Ich betrachte den sektiererischen Gebrauch der Gleichstellung, auf den dieser Bericht abzielt, als schweren Fehler, den die Europäische Volkspartei natürlich nicht zulassen wird. Wir hoffen sehr, dass unsere Änderungsanträge angenommen werden, damit wir den Bericht unterstützen können. Anderenfalls werde ich mich in der abschließenden Abstimmung aus Respekt vor der Subsidiarität der Mitgliedstaaten und aus Respekt vor den in der Marketing- und Werbebranche Tätigen der Stimme enthalten.
Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn wir nationale Gesetzgebungen kritisieren und die Vollmachten dieses Parlaments überschreiten, da das in der Zukunft unsere Glaubwürdigkeit vermindern wird.
Bernadette Vergnaud, im Namen der PSE-Fraktion. – (FR) Dieser Bericht ist nicht so unbedeutend, wie man angesichts der späten Stunde, zu der über ihn diskutiert wird, annehmen könnte, und ich möchte Frau Svensson für Ihre Arbeit und Ihre Zusammenarbeit danken.
Marketing und Werbung sind in unseren Gesellschaften allgegenwärtig und tragen zur Schaffung sozialer Gefüge bei, was bisweilen negative Auswirkungen hat, wie beispielsweise in Form von Diskriminierung oder Rückzug auf vereinfachende geschlechtsspezifische Klischees. Werbung ist zwar auch eine Quelle der Kreativität, und derartige Darstellungen werden manchmal bewusst in humorvoller Weise verwendet. Die Werbemacher dürfen jedoch nicht vergessen, dass sie eine wichtige erzieherische Funktion haben und dass bei den jungen Leuten ein kritisches Bewusstsein entwickelt werden muss, insbesondere um jegliche Form der Diskriminierung durch teilweise entwürdigende auf dem Geschlecht basierende Bilder, die die Würde des Individuums verletzen könnten, zu unterbinden.
Ziel dieses Berichts ist nicht die Infragestellung der redaktionellen oder kreativen Freiheit, sondern die in diesem Sektor tätigen Personen sollen dazu angeregt werden, die bestehenden selbstregulierenden Systeme zu verbessern, mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten, um die Verhaltenskodizes zu verbessern und sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden, nicht nur hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter, sondern auch hinsichtlich der physischen und psychischen Gesundheit, die bisweilen aufgrund von vorgegebenen Schönheitsnormen sehr stark unter Druck steht.
Aus diesem Grund fordere ich meine Kolleginnen und Kollegen auf, die zahlreichen, für Streichungen plädierenden Änderungsanträge zurückzuweisen, damit dieser Text nicht seines Inhalts beraubt wird.
Sophia in 't Veld, im Namen der ALDE-Fraktion. – (NL) Herr Präsident! Ich erkenne das von der Berichterstatterin beschriebene Problem sehr genau. Ich stelle mir eine Aufklärungsmission vom Planeten Mars vor. Sie kommen zur Erde und zur Vorbereitung schauen sie nur Werbung, um sich ein Bild von den Menschen auf der Erde zu machen. Dann kommen sie hierher und sehen zu ihrer Überraschung, dass sich Frauen nicht nur für Putzmittel interessieren und nicht nur den ganzen Tag herumsitzen und darauf warten, dass ihr Mann von der Arbeit nach Hause kommt, dass Frauen selbstständig und intelligent sind und ihr eigenes Geld verdienen und damit auch Verbraucher sind, und dass es außerdem auf der Erde noch andere Arten von Familien gibt, die man nie in der Werbung sieht, wie allein Erziehende oder homosexuelle Paare mit Kindern, Einwandererfamilien oder beispielsweise Menschen im Rollstuhl oder mit einem Sprachfehler. Die sieht man nämlich nie in der Werbung. Bis hierher bin ich also mit der Berichterstatterin einer Meinung.
Dies vorausgeschickt schließe ich mich jedoch den Worten von Kommissarin Reding und auch meines Kollegen von der PPE-DE an: Es gibt noch so etwas wie Freiheit der Meinungsäußerung. Ich glaube daher nicht, dass wir, auf welche Weise auch immer, in den Inhalt von Werbung eingreifen sollen. Bewährte Verfahren sind eine bessere Idee. Natürlich darf ich hier keine Markennamen nennen, aber ich denke an ein italienisches Modelabel, das bereits seit zwanzig Jahren Tabus bricht, und auch an andere Produkte.
Davon abgesehen ist dieser Bericht viel zu umfassend, denn der Titel spricht von „Marketing und Werbung“, es geht aber auch um Schulbücher, Fernsehen, Internet, Videospiele und noch viel mehr. Ehrlich gesagt, sollte sich die EU da heraushalten.
Außerdem befasst sich der Bericht noch mit Werbung für sexuelle Dienstleistungen. Das gehört nun wahrlich nicht zur Sache. Es gibt unterschiedliche Geschmäcker und Moralvorstellungen, und ich denke nicht, dass wir diese von der EU aus einheitlich vorschreiben können.
Abschließend, wenn man das Frauenbild betrachtet, das in der Werbung bereits seit fünfzig Jahren skizziert wird, stelle ich zufrieden fest, dass Frauen viel schlauer sind, als wir denken. Sie lassen sich nämlich von der Werbung nicht davon abhalten, einfach selbstständig zu werden.
Schließlich, wenn wir wirklich etwas tun wollen, dann habe ich zwei konkrete Vorschläge. Erstens, wenn die Werbung uns nicht gefällt, treten wir als Verbraucher in den Streik, und zweitens schlage ich vor, dass mindestens eine Frau auf einen der vier Spitzenposten in der Europäischen Union ernannt werden sollte.
Ewa Tomaszewska, im Namen der UEN-Fraktion. – (PL) Herr Präsident! Ich möchte die Aufmerksamkeit auf Werbung sowohl im Fernsehen, einschließlich der öffentlich-rechtlichen Sender, als auch auf Werbeträger lenken, deren Inhalt oder Form die darin erscheinenden Personen erniedrigt. Am häufigsten sind Frauen davon betroffen, aber nicht ausschließlich. Aussagen, die entwürdigend sind, in denen sie als Objekte dargestellt werden, die sie als Personen auf niedrigerer intellektueller Stufe zeigen oder die lediglich auf sexuellem Gebiet interessant sind, führen bei Personen, die unvorbereitet solchem Werbematerial ausgesetzt werden, zu mangelndem Selbstwertgefühl. So werden ihre Anstrengungen zur Verwirklichung ihrer Lebenspläne gemindert und ihr Ehrgeiz gedämpft. Solcherart Werbung beeinflusst insbesondere junge Menschen, was die Auswirkungen noch verschlimmern kann. Das ist eine der vielen Folgen des allgegenwärtigen Konsumismus. Für viele Menschen ist Gewinn – selbst wenn er durch unlautere Mittel erzielt wurde – wichtiger als die Behandlung von Menschen als Wesen mit einem immanenten Wert, den es zu schützen gilt. Aus diesem Grunde ist es wichtig, Werbung dieser Art durch gesetzliche Regelungen einzuschränken.
Hiltrud Breyer, im Namen der Verts/ALE-Fraktion. – Herr Präsident! Die Gleichstellung der Geschlechter ist Wert und Ziel der Europäischen Union. Die EU will diese Gleichstellung in allen Bereichen herstellen. Es kann nicht sein, dass der wichtige Bereich der Werbung davon ausgenommen ist. Daher begrüße ich den Bericht meiner Kollegin Svensson, die sich dieses wichtigen Themas angenommen und einen ausgeglichenen Bericht vorgelegt hat. Herzlichen Dank!
Werbung wirkt unbewusst auf uns. Ein wichtiger Faktor ist z. B., Stereotype über Geschlechter zu verbreiten. Die Diskriminierung in der Werbung steht dem Ziel der Gleichstellung entgegen. Die EU tut nicht genug, um Sexismus und Diskriminierung in den Medien abzubauen. Daher müssen wir deutlich machen: Europa ist auch ein Europa der Werte. Wir wollen keine frauenfeindliche Werbung, keine Werbung, in der Frauen zu Objekten degradiert werden, in der plumpe Klischees über Frauen gefeiert werden. Das Gleiche gilt natürlich auch für Werbung über Männer.
Mich würde es freuen, wenn die Werbung im Gegenteil dazu beiträgt, unser fest gefügtes Rollenverständnis, unsere Bilder über Männer und Frauen ins Wanken zu bringen. Aber bedauerlicherweise wurde vonseiten der Werbeindustrie Front gemacht gegen etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, nämlich Respekt, Respekt vor allem vor Frauen. Ich kann nicht verstehen, dass die Werbeindustrie einen Sturm im Wasserglas betreibt. Einen Sturm im Wasserglas nenne ich es gerade deshalb, weil das offensichtlich leider bei vielen Kolleginnen auf Gehör gestoßen ist.
Dabei können wir uns doch eigentlich auf folgende Grundlagen einigen: Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit für Diskriminierung in den Medien. Wir brauchen auch nationale Monitoring-Behörden, bei denen Beschwerden eingereicht werden können. Übrigens gibt es so was Ähnliches in vielen Mitgliedstaaten. Von daher verstehe ich die ganze Aufregung nicht. Ich hätte mir sogar gewünscht, dass wir in diesem Bericht weitergingen. Von daher hoffe ich, dass wir uns wirklich auf das, was jetzt vorliegt, einigen können. Denn wir brauchen diesen Bericht als Grundlage, und wir sollten ihn nicht noch weiter verwässern.
Urszula Krupa, im Namen der IND/DEM-Fraktion. – (PL) Herr Präsident! Trotz der vielen positiven Aspekte des Berichts im Hinblick auf negative Einflüsse von Medien, Marketing und Werbung, die Menschen als Karikaturen darstellen und zu Objekten machen, sie diskriminieren und ihrer Würde berauben, muss ich dennoch gegen einige Argumente protestieren, die einen manipulierenden Charakter haben und auf die Schaffung einer modernen egalitären Gesellschaft bar jeder ethischen Vorbilder abzielen. Es ist richtig, dass verschiedene Hormontherapien und psychologische Behandlungen Versuche an Menschen möglich machen, aber solche Experimente verursachen schwere Traumata und sollten verboten werden, so wie auch Tierversuche nur eingeschränkt zulässig sind.
Sowohl Männlichkeit als auch Weiblichkeit, die duale Form der Körperlichkeit des Menschen, sind die Persönlichkeit formende Elemente. Es ist unmöglich, die Rollen zu verändern, da sie im Wesen des Menschen verankert sind. Die Aufmerksamkeit auf den Einfluss der Werbung zu lenken, das ist schön und gut, besser wäre aber eine Forderung nach ethisch-rechtlicher Kontrolle, basierend auf einer vorherigen Akzeptanz eines universellen Wertesystems, das am besten auf göttlichem Gesetz gegründet sein sollte.
Edit Bauer (PPE-DE). – (SK) Wir sind uns manchmal gar nicht bewusst, dass die Werbepolitik weit reichende Folgen für die Beibehaltung von Stereotypen hat, die ein fast unüberwindliches Hindernis darstellen, wenn es um notwendige Veränderungen zur Erreichung der erklärten Ziele, so auch der Ziele von Lissabon, geht.
Dennoch hat die Werbung an sich natürlich viel Positives. Wir sollten uns darüber klar werden, dass Werbepolitik vor allem in der Beziehung zwischen Männern und Frauen den Prozess der Vereinbarung von Berufs- und Familienleben bremst, da sie oft das Bild einer Frau suggeriert, die spielend und lächelnd alle ihre bisweilen konfliktreichen Aufgaben meistert, die ihr aufgrund ihrer verschiedenen sozialen Rollen zufallen und die sehr häufig unter enormem Zeitdruck bewältigt werden müssen.
Das Problem besteht nicht allein in der Beibehaltung überkommener Stereotype von der Rolle von Mann und Frau, sondern auch in deren weiterer Verstärkung, weisen doch Fachleute warnend darauf hin, dass die Werbung Erwartungen nicht nur erhöht, sondern auch neue schafft. Einer der augenfälligsten Beweise dafür ist die Vielzahl von Mädchen, die an Magersucht leiden.
Da Marketing und Werbung vorhandene Stereotype ausnutzen oder auch missbrauchen, ist es für den Europäischen Rat zwecklos, Resolutionen zur Bekämpfung von Stereotypen anzunehmen, da sie ohne jede Wirkung sein werden.
Die Lösung liegt jedoch auf keinen Fall in einem besonderen europäischen Verhaltenskodex. Das Problem von Marketing und Werbung kann nicht allein den Medien als solchen zugeschrieben werden. Es ist schade, dass der Bericht in seinem Bemühen, das Problem zu lösen, Wege wählt, die entweder nicht gangbar sind oder nicht zum Ziel führen.
Marusya Ivanova Lyubcheva (PSE). – (BG) Herr Präsident, Frau Kommissarin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich halte den Bericht für sehr wichtig und sehr notwendig. Das Umfeld, das uns die ganze Zeit umgibt, ist für die Herausbildung von Einstellungen, Verhaltensweisen und den Umgang mit Problemen von außerordentlicher Bedeutung, einschließlich der Gleichberechtigung. Marketing, Werbung, Medien, Internet und Fernsehen haben einen starken Einfluss auf die Ausbildung von positiven bzw. sehr negativen Einstellungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern.
Ohne die Freiheit der Aktivitäten von Medien, Organisationen und Institutionen einzuschränken, die mit Marketing und Werbung zu tun haben, ohne zu zensieren, sollten wir an die negativen Folgen denken und die Darstellung von Frauen in einem ungünstigen Licht anprangern, wenn sie als Personen gezeigt werden, die Gewalt und Sexismus provozieren, oder wenn sie in einer Kombination aus „heißen“ weiblichen Bildern und noch heißeren, verführerischen alkoholischen Getränken dargestellt werden. Ist das etwa nicht demütigend?
Da wir die Gleichstellung als Partnerschaft ansehen, finden wir, dass die Toleranz von Marketing und Werbung gegenüber diesen Problemen gleichermaßen für Männer gilt. Werbung und Marketing sollten den Weg für ein besseres Verständnis der Gleichstellung ebnen, sie sollten ethische Modelle der Gleichstellung von Männern und Frauen widerspiegeln und die Gleichstellungsphilosophie nicht im Interesse des Profits verzerren. Marketing und Werbung sollten also ein Umfeld des sozialen Verständnisses, der sozialen Aussichten schaffen.
Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit, die Grundsätze der Gleichstellung der Geschlechter in den Medien mithilfe von Programmen und Materialien zu verbreiten, die sich an unterschiedliche Altersgruppen richten, er propagiert die bewährten Praktiken des Respekts, die Wertschätzung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern, der Nichtdiskriminierung. Das wird eine Kultur der Gleichberechtigung schaffen und zu Gleichberechtigung führen.
Zita Pleštinská (PPE-DE). – (SK) Werbung ist ein untrennbarer Bestandteil unseres Lebens, und sie hat einen nicht zu bestreitenden Einfluss auf das Verhalten der Öffentlichkeit und die Bildung der öffentlichen Meinung.
Es gibt im Bericht der Berichterstatterin Frau Svensson Punkte, denen ich zustimme. Das sind vor allem jene Punkte, die auf die Notwendigkeit hinweisen, Kinder und Jugendliche vor negativer Werbung zu schützen. Werbung für den Verkauf sexueller Dienstleistungen oder Prostitution hat auf die Kinder bereits vom frühen Lebensalter an einen verderblichen Einfluss.
Im Gegensatz zur Berichterstatterin habe ich eine andere Meinung, wie das definierte Ziel zu erreichen ist. Wir können schwerlich auf europäischer Ebene in die Freiheit der Medien eingreifen und den Subsidiaritätsgrundsatz missachten. Ich denke nicht, dass es uns gelingen wird, einen europäischen ethischen Kodex im Bereich Marketing und Werbung anzunehmen.
Unsere Sorge um die junge Generation müssen wir vor allem an Eltern und Erzieher richten. Ich bin davon überzeugt, dass die Hauptverantwortung bei den Eltern und Erziehern liegt, die den Kindern einen vernünftigen und verantwortungsbewussten Umgang mit dem Fernsehen und den neuen Technologien beibringen können.
Zbigniew Zaleski (PPE-DE). - (PL) In der Entschließung wird der Schwerpunkt zu sehr auf das Problem der Ungleichheit zwischen Männern und Frauen und die Geschlechterstereotypisierung gelegt. Negative Stereotypisierung muss natürlich angesprochen werden, und die Ungleichheit der Geschlechter ist ein wesentliches Element schlechter Werbung, aber nicht das einzige.
Erstens zeigen viele psychologische Versuche, wie Kindern – insbesondere Kindern, aber auch Erwachsenen – Aggression, negative Einstellungen und Verhaltensweisen über das Fernsehen und die anderen Medien vermittelt werden. Anknüpfend an das, was von Kommissarin Reding zum Thema Erziehung in der Schule gesagt worden ist und was ich als Psychologin bedeutsam finde, muss uns klar sein, dass die Menschen wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge davon überzeugt sind, Fernsehen und insbesondere Werbung beeinflussten sie nicht so stark wie es in Wirklichkeit der Fall ist. Marketing und Werbung in den Medien spielen geschickt mit Informationen, Promotion und Manipulation. Das Problem liegt in der Unterscheidung zwischen ihnen. Wo freie Werbung nicht den moralischen, gesellschaftlichen und psychologischen Prinzipien entspricht, ist sie schädlich. Das ist wahrscheinlich der wichtigste Aspekt.
Monica Maria Iacob-Ridzi (PPE-DE). – (RO) Ich möchte einige konkrete Maßnahmen vorschlagen, mit denen wir das Problem des negativen Einflusses der Werbung auf die Gleichstellung der Geschlechter in Europa angehen können.
Aus dem Blickwinkel des geltenden Gemeinschaftsrechts stellt das Prinzip des Herkunftslands eine entscheidende Frage dar. Es ist auch auf die Werbung anwendbar, womit eine durch ein nationales Sendegremium eines Mitgliedstaats angenommene Produktion auch in allen anderen Mitgliedstaaten zur Ausstrahlung zugelassen werden muss.
Vor kurzem haben wir uns mit deutlichen Beispielen von Geschlechtsdiskriminierung beschäftigt, die in Werbeproduktionen auftraten, die in den Ländern der Europäischen Union nicht von der Ausstrahlung ausgeschlossen werden konnten. Daher meine ich, dass Ausnahmeregelungen vom Herkunftslandprinzip eingeführt werden sollten, wenn festgestellt wird, dass der Europäische Pakt für die Gleichstellung der Geschlechter durch beleidigende Medienproduktionen verletzt wurde. Da wir von einem Handlungsfeld, Handel mit audiovisuellen Diensten, reden, das in die Kompetenz der Gemeinschaft fällt, sollten meiner Meinung nach von der Europäischen Kommission gegen Produzenten, die via Werbung diskriminierende Bilder verbreiten, Strafzahlungen verhängt werden.
Marie Panayotopoulos-Cassiotou (PPE-DE). – (EL) Herr Präsident! Wir treten für Marktwirtschaft und Wettbewerb ein. Wir möchten, dass auf der Grundlage eines gesunden Wettbewerbs die Wahrheit gesagt wird – Produkte sollten aufgrund tatsächlicher Fakten miteinander konkurrieren.
Freiheit bedeutet nicht, dass keine Rechenschaft abzulegen ist – genauso wenig stellt Werbung eine Strategie dar, mit der jeder seine Produkte anpreisen kann. Wir haben heute Morgen davon gesprochen, die Diskriminierung anzugehen. Da ist es doch recht merkwürdig, dass diejenigen, die die Abschaffung der Diskriminierung unterstützen, die Menschenwürde nicht durch den Einsatz einer Selbstkontrolle der Werbung schützen wollen.
Ich beglückwünsche die Kommissarin, da sie durch ihre Vorschläge oft bewiesen hat, dass sie mithilfe der Medien und besonders der modernen Technologien Maßnahmen ergreift, um Minderjährige zu schützen und Werte zu sichern.
Agnes Schierhuber (PPE-DE). - Herr Präsident! Ich unterstütze die Meinung, dass die Eltern und Erziehungsberechtigten eine wesentliche Verantwortung im Umgang mit Kindern tragen. Heute werden Kinder in der Wirtschaft als wichtige Konsumenten gesehen und behandelt. Daher ist es notwendig, sie von klein auf darauf vorzubereiten, welche Macht eigentlich von Werbung ausgeht und wie negativ sie sein kann. Ich halte aber nichts davon, dass wir das europaweit einheitlich regeln.
Wir müssen – wie auch die Kommissarin sagt – in der Bildung von klein auf versuchen, ihnen einen Weg zu zeigen und sie dabei auch auf die Chancen, aber auch auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die die Werbung in sich birgt.
Eva-Britt Svensson, Berichterstatterin. – (SV) Ich danke Ihnen für diese Aussprache. Lassen Sie mich noch eine Sache verdeutlichen: Dieser Bericht kommt von der Vereinigten Europäischen Linken, und nichts anderes. Was die Änderungsanträge betrifft, möchte ich daran erinnern, dass im Ausschuss 53 Änderungsanträge der verschiedenen Fraktionen angenommen wurden, darunter vier von Frau Herranz García.
Es ist hier die freie Meinungsäußerung genannt worden. Selbstverständlich ist die Meinungsfreiheit heilig. An keiner Stelle im Bericht wird eine neue gesetzliche Regelung erwähnt, weder auf Gemeinschaftsebene noch auf der Ebene der Mitgliedstaaten. Das ist eine Angelegenheit der einzelnen Länder. Wir konzentrieren uns in diesem Bericht auf die schon vorhandenen Gremien, auf Organe der freiwilligen Selbstkontrolle und paritätische Organe, in denen Hersteller, Werbekunden und Verbraucher gemeinsam die besten Methoden finden.
Die Kommission spricht davon, dass mehr Grundlagenforschung zum Einfluss auf die Gleichstellung erforderlich ist. Dem stimme ich zu, und unterstreiche das daher auch in meinem Bericht. Wir brauchen mehr Forschung. Und wir müssen das kritische Denken wecken. Genau darum geht es im Bericht: um eine Schärfung des Bewusstseins und damit auch des kritischen Denkens.
Der Präsident. − Die Aussprache ist geschlossen.
Die Abstimmung findet am Mittwoch, dem 3. September, um 11.30 Uhr statt.
Schriftliche Erklärungen (Artikel 142)
Zita Gurmai (PSE), schriftlich. – (HU) Die Bekämpfung von Stereotypen ist einer der sechs Schwerpunkte des Fahrplans für die Gleichstellung für 2006 – 2010.
Das ist eine Frage des Prinzips, dessen praktische Auswirkungen extrem weitreichend und tief greifend sind, da Stereotypen Frauen in eine skandalöse Lage bringen und ihrem Erfolg sehr im Wege stehen – wenn es um die Suche nach einem Arbeitsplatz, um die Arbeit, ihre Karriere, ihre Teilnahme am Entscheidungsfindungsprozess oder die Vereinbarung von Arbeits- und Privatleben geht. Stereotypen schaffen und erhalten die Ungleichheit in jedem Lebensbereich und richten so an der gesamten Gesellschaft immensen Schaden an; außerdem senken sie die Effektivität der Anstrengungen in Sachen Gleichberechtigung signifikant.
Ich finde, dass wir gut geplante, koordinierte Maßnahmen und Kampagnen gegen Stereotypen brauchen, zu deren wesentlichen Elementen das soziale Gewissen, dessen Ausprägung bereits in der Kindheit beginnt, die Bildung und die Anwendung von bewährten Praktiken zählen.
Die Marketing- und Werbekampagnen der Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Prägung des Frauenbildes – das nachteilige Bild trägt entscheidend dazu bei, dass die skandalöse Situation aufrechterhalten wird, doch gleichzeitig kann diese Tendenz umgekehrt werden, indem man die Wirklichkeit, die Möglichkeiten und Fähigkeiten realistisch abbildet. Deshalb müssen wir an diesen potenziellen Werkzeugen und Maßnahmen feilen, mit deren Hilfe wir positive Veränderungen herbeiführen können. Außerdem ist es entscheidend, dass die bestehenden Gesetze richtig angewandt werden.
Andrzej Tomasz Zapałowski (UEN), schriftlich. – (PL) Herr Präsident! Der Bericht von Eva-Britt Svensson über die Auswirkungen von Marketing und Werbung auf die Gleichstellung von Frauen und Männern gehört zu den Dokumenten, in denen Themen angesprochen werden, die angesichts der heute vor der Europäischen Union stehenden Probleme einfach nicht von vorrangiger Bedeutung sind. In bestimmten Aspekten ist der Bericht schlichtweg nicht seriös.
Für die Berichterstatterin stellt die Geschlechterstereotypisierung ein größeres Problem dar als die zunehmende Gewalt in den Medieninhalten, insbesondere im Hinblick auf Kinder. Die Feststellung, dass Werbung zu Hass aus Gründen des Geschlechts aufstachelt, ist in Anbetracht der für die Medien verbindlichen Verhaltenskodizes für Werbung eine Übertreibung. Im Bericht wird das wachsende Problem der geschlechterspezifischen Diskriminierung unter EU-Bürgern muslimischen Glaubens nicht erwähnt. Ich befürchte, die muslimische Presse wird im Hinblick auf die Gleichstellung von Frauen und Männern nicht überwacht.
Für die Mitgliedstaaten der EU ist das ein sehr ernstes Problem, das es zu lösen gilt. In die normalen Beziehungen im Bereich der Gleichstellung von Männern und Frauen in der traditionellen, historisch gewachsenen europäischen Gesellschaft muss zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht eingegriffen werden. Einzelfälle unmoralischen Verhaltens auf diesem Gebiet können mit Hilfe der geltenden Gesetze bekämpft werden.