Präsident. - Als nächster Punkt folgt eine kurze Darstellung des Berichts von Helga Trüpel, im Namen des Ausschusses für Kultur und Bildung, zur Europeana – die nächsten Schritte (KOM(2009)0440 – 2009/2158(INI)) (A7-0028/2010).
Helga Trüpel, Berichterstatterin. − Herr Präsident, sehr geehrte Frau Kommissarin Kroes! Europeana soll das große digitale Kulturprojekt der Europäischen Union werden. Was bedeutet Europeana? Es ist eine digitale Bibliothek, ein digitales Museum und ein digitales Archiv, und zwar für das europäische Kulturerbe. Und es soll Zugang geben zu diesem digitalen Angebot für alle Bürgerinnen und Bürger, nicht nur innerhalb der Europäischen Union, sondern weltweit. Das Projekt Europeana hat im November 2008 angefangen, 1 000 Kultureinrichtungen tragen zu seinem Aufbau bei. Es hat 150 Partnerorganisationen. Bisher sind ungefähr 6 Millionen Werke aus dem europäischen Kulturerbe digitalisiert worden. Bis Juni 2010 sollen es schon 10 Millionen sein und bis 2015 dann 15 Millionen digitalisierte Werke.
Man sieht, das ist ein sehr ambitioniertes Vorhaben, und es ist sehr wichtig für die Europäische Union. Bisher ist es aus dem Programm eContent+ und von den Mitgliedstaaten finanziert worden. Allerdings ist es bisher so, dass die Digitalisierungsgeschwindigkeit der Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich ist. Frankreich ist führend mit über 40 %, Deutschland liegt bei ungefähr 16 %, aber viele andere Mitgliedstaaten liegen weiter zurück. Es soll aber unser gemeinsames Flaggschiff der europäischen digitalen Kulturpolitik werden.
Es ist besonders wichtig, dass wir begreifen, dass es eine öffentliche Kultureinrichtung ist, und damit soll es aus wohlverstandenen Gründen eine gute Konkurrenz zu booksettlement von Google sein, denn wir möchten das europäische Erbe nicht einfach einem Monopolisten anvertrauen, sondern wir wollen im bestverstandenen europäischen Sinne ein öffentliches Angebot für unser europäisches Kulturerbe haben. Wir möchten auch öffentlichen Einfluss bewahren, weil das bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger Europas dann auch wirklich politischen Einfluss nehmen können.
Kein Problem ist es, wenn es um Werke geht, die nicht mehr dem Urheberrechtsschutz unterliegen oder – wie man im Englischen sagt – public domain sind. Viel komplizierter wird es schon, wenn es um sogenannte Waisenwerke geht, also Werke, die zwar noch nicht aus dem Urheberrechtsschutz herausgefallen sind, aber bei denen man die Rechteinhaber nicht genau ermitteln kann. Ein noch anderer Fall ist es, wenn es um urheberrechtlich geschützte Werke geht. Wenn Europeana dann eines Tages auch ein Angebot für urheberrechtlich geschützte Werke haben sollte, muss es bei privatem Download eine Bezahlung geben, weil wir sonst unsere kulturelle Wertschöpfung auf den Kulturmärkten zerstören würden.
Was ich politisch erreichen möchte, ist also einerseits eine schnelle und effektive Digitalisierung bei gleichzeitiger Wahrung der Urheberrechte, weil wir nur so die kulturelle Vielfalt der Europäischen Union aufrechterhalten können. Also brauchen wir konsensuelle Lösungen für die Waisenwerke und eine sehr genaue Erforschung, wer die Rechteinhaber sind. Politisch ist für mich ganz zentral, wenn wir jetzt die Nach-Lissabon-Strategie, die Strategie EU2020 diskutieren, wenn es um die Modernisierung unserer Wirtschaft geht, um die Entwicklung der digitalen Gesellschaft, um die Wissensgesellschaft und um kulturelle Vielfalt, dass aus diesem Programm EU2020 auch Europeana mitfinanziert werden muss, natürlich unter Einbeziehung der Mitgliedstaaten. Es muss ein gemeinsames europäisches Projekt sein. Deswegen brauchen wir auch eine Kampagne „join Europeana“, um hoffentlich noch private Financiers zu finden. Wir müssen aber auch deutlich machen, dass wir natürlich bei unseren Bürgerinnen und Bürgern und vor allem bei den jungen Menschen dafür werben müssen, dass es dieses Angebot gibt. Viele wissen das noch gar nicht. Diese große Aufgabe haben wir jetzt gemeinsam vor uns.
Piotr Borys (PPE). – (PL) Herr Präsident, Europeana ist ein Vorhaben von entscheidender Bedeutung, im Rahmen dessen das Kulturerbe Europas weltweit zugänglich gemacht werden kann. Wie allseits bekannt ist, handelt es sich hierbei nicht nur um eine Bibliothek, sondern auch um ein virtuelles Museum und Archiv. Ich wünsche mir, dass jeder von uns in diesem Plenarsaal sagen kann, dass die Werke der größten nationalen Künstler wie in meinem Fall Chopin, Marie Curie geborene Sklodowska oder Slowacki, im Internet zugänglich sind. Hierzu möchte ich drei Schlüsselfaktoren nennen. Erstens können wir im Fall von Europeana keine Qualitätsminderung in Kauf nehmen. Wir sollten während des Projekts auf dieses Anliegen Acht geben. Zum Zweiten muss eine Lösung hinsichtlich des Urheberrechts im Fall von verwaisten und vergriffenen Werken gefunden werden. Drittens möchte ich Frau Kroes dringend ersuchen, die Digitalisierung in den Mitgliedstaaten beschleunigt voranzutreiben, wenn wir zukünftig auf dieses wichtige Vorzeigeprojekt stolz sein wollen.
Ich möchte Helga Trüpel für den ausgezeichneten Bericht danken.
Ioan Enciu (S&D). – (RO) Als Berichterstatter der Stellungnahme des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie zum Bericht „Europeana - die nächsten Schritte” begrüße ich die Fertigstellung des Berichts und ich hoffe, dass die im Bericht enthaltenen Empfehlungen von der Kommission angenommen werden. Während der bisherigen Aussprachen zu diesem Thema wurden eine ganze Reihe von Sachverhalten erörtert, wie beispielsweise die IT-Struktur, die Verwaltung der Website von Europeana, der freie Zugang zu Bibliotheksinformationen, die Erfordernis, das Digitalisierungsverfahren zu vereinheitlichen, und das Problem der Berichterstattung der Medien über die Website. Einige dieser Themen werden im Bericht angesprochen, was mich darauf hoffen lässt, dass wir einen umfassenden Bericht erstellen konnten.
Ich hoffe jedoch, dass diese Aussprache auch in Zukunft zu bestimmten Aspekten fortgesetzt wird, wie beispielsweise die Verwaltung der Website, die Finanzierungsmethoden und vor allem die Organisation der Website in Form einer einzigen Datenbank und nicht eines Portals. Ich hoffe, dass die vom Europäischen Parlament bestimmten Empfehlungen zusammen mit den oben genannten Überlegungen der Kommission zu diesen Fragestellungen das Projekt auf Erfolgskurs bringen werden. Europeana kann zu einem erfolgreichen Projekt für die Europäische Union werden, sofern die Website auf den Werten und Idealen der EU aufbaut und den Schwerpunkt für europäische kulturelle Informationen liefert.
Hannu Takkula (ALDE). – (FI) Herr Präsident, zunächst einmal möchte ich Helga Trüpel für diesen ausgezeichneten Bericht danken. Seit fünf Jahren kenne ich sie nun sehr gut aus dem Ausschuss, und ich weiß, dass sie alles, was sie anfängt, mit großer Sorgfalt und Professionalität ausführt; der Bericht ist ein guter Hinweis dafür.
Dies ist eine weitere Art von Projekt, das wir in Europa brauchen, denn die Europäische Union wird als eine Wertegemeinschaft erachtet, ist aber auch eine sehr starke kulturelle Gemeinschaft. Unsere 27 verschiedenen Mitgliedstaaten weisen eine äußerst reiche und vielfältige Kultur auf.
Wenn wir in Zeiten, in denen Datenautobahnen zahlenmäßig zunehmen, den Menschen Informationen einfacher zugänglich machen können, dann lohnt es sich, in diesen europäischen Reichtum zu investieren und in diesem Zusammenhang nach Ressourcen zu suchen. Somit wird auch allen kleineren Ländern die Möglichkeit gegeben, ihre eigenen einzigartigen und besonderen Kulturen zu fördern. Sobald das Breitband durch die Bemühungen der Kommission und der Mitgliedstaaten flächendeckend installiert wird, wird das Prinzip der Gleichheit durch das Angebot an kulturellen Diensten, elektronischen Bibliotheken, Museen und Archiven realisiert werden.
Marek Henryk Migalski (ECR). – (PL) Meine Fraktion und ich persönlich sind nicht besonders für extensive Programme und Einrichtungen oder die Schaffung von Organisationseinheiten, die über das Erforderliche hinausgehen. Europeana ist jedoch nicht eine solche Einheit, sondern etwas sehr Wichtiges, vor allem auch, weil wir in Zeiten einer visuellen Kultur und nicht etwa in einer Kultur des geschriebenen Wortes leben. Wie uns Neil Postman in seinem fantastischen Buch Wir amüsieren uns zu Tode aufzeigt, bedeutet dies, dass die visuelle Kultur die öffentliche Debatte entwertet und uns zu ärmeren Bürgerinnen und Bürgern macht. Dies bedeutet wiederum, dass durch ein Projekt, das die Gewohnheit des Lesens verbessern kann, die Möglichkeit gegeben ist, das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger zu steigern. Auf diesem Weg würde die Europäische Union dazu beitragen, die Bildung ihrer Bürgerinnen und Bürger und deren Funktionsweise qualitativ zu verbessern, was dazu führen würde, dass die Bürgerinnen und Bürger in den Mitgliedstaaten zu aktiveren, klügeren und somit besseren Mitbürgern würden.
Georgios Papanikolaou (PPE). – (EL) Herr Präsident, meine Damen und Herren, wir erörtern eine Initiative, die sich als ein echter Schatz für die Union herausstellen kann, und ich möchte an diesem Punkt der Berichterstatterin Helga Trüpel nochmals für diesen von ihr vorgelegten außerordentlich guten Bericht danken.
Wir sprechen von einer elektronischen kulturellen Hinterlegungsstelle der europäischen Staaten, die grundlegende kulturelle Informationen zugänglich machen wird, und ich möchte hier betonen, dass der Erfolg von Europeana von der Form abhängen wird, die wir ihr letztlich geben. Ich meine damit, dass wir aus Europeana keine Kopie der bereits bestehenden elektronischen Plattformen wie Google oder Wikipedia machen wollen.
Wir wünschen eine seriöse und verlässliche Quelle, die Informationen zur Verfügung stellt, die von wissenschaftlicher Bedeutung und Wert sind, eine Quelle, die den Schutz geistiger Urheberrechte und die Seriosität der Inhalte sicherstellt. Meiner Ansicht nach wird dies durch die eingebrachten Änderungsanträge und die Debatte gewährleistet, die wir zu diesem Thema im Ausschuss für Kultur und Bildung geführt haben. Letztlich kann sie jedoch natürlich nicht das Interesse seitens der Mitgliedstaaten sicherstellen, dieses Hilfsmittel zur Förderung ihrer Kultur zu nutzen.
Wir müssen in diesem Punkt alle unsere Rolle ausweiten und unseren nationalen Regierungen und Bürgerinnen und Bürgern der Mitgliedstaaten die große Bedeutung des Projekts erklären, damit dieses Projekt eine Wirkung hat und wir es alle bestmöglichst auf mittelfristige Sicht nutzen können.
Petra Kammerevert (S&D). - Herr Präsident, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Erst noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön an Helga Trüpel für diesen wirklich hervorragenden Bericht, über den wir heute diskutieren.
Ich glaube, es ist ein ganz großartiges Projekt, das vielfältige kulturelle Erbe Europas in einer digitalen Online-Bibliothek den Menschen in Europa und in der ganzen Welt zugänglich zu machen. Aber es bedarf noch einiger großer gemeinschaftlicher Anstrengungen, um dieses Projekt auch wirklich zu einem Erfolg zu führen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist aus Sicht meiner Fraktion ein freier – und das heißt auch ein möglichst kostenfreier – Zugang zum kulturellen Erbe über Europeana.
Wir haben in den gemeinsamen Beratungen einen guten Kompromiss gefunden, der den Interessen der Urheber geschützter Werke auf der einen Seite ebenso gerecht wird wie der notwendigen freien Zugänglichkeit, und ich würde mir sehr wünschen, dass die Kommission diesen Vorschlägen auch in Zukunft Rechnung trägt und diese übernimmt.
Eine weitere Voraussetzung ist, dass sich die Mitgliedstaaten ihrer Verantwortung zunehmend bewusst werden. Für mein eigenes Land gilt: Es ist nicht akzeptabel, dass Goethe zwar auf Polnisch und Französisch verfügbar ist – aber nicht in der Ursprungssprache Deutsch. Hier müssen wir alle gemeinsam die Mitgliedstaaten noch einmal verstärkt auffordern, entsprechend finanzielle Mittel bereitzustellen, um Europeana auf dieser Ebene auch wirklich zum Erfolg zu führen.
Silvia-Adriana Ţicău (S&D). – (RO) Vor dem Hintergrund der Vorteile, die den Bürgerinnen und Bürgern der Europäischen Union durch den Zugang zu Europeana zuteil werden, denke ich, dass bestehende digitalisierte Inhalte in allen Amtssprachen der Europäischen Union abrufbar sein müssen. Zudem ist es meiner Ansicht nach von äußerster Wichtigkeit, den digitalisierten Inhalt von Europeana Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck ist nicht nur ein passendes Format notwendig, sondern auch ein ihren Bedürfnissen entsprechender Zugang.
Wir empfehlen, dass die Europäische Kommission die Anbieter digitaler Inhalte auffordert, die Sicherheit der mit Europeana verbundenen Websites zu zertifizieren. Zu guter Letzt halte ich es für wichtig, ein nachhaltiges System in Bezug auf Finanzierung und Entwicklung des Europeana-Projekts zu schaffen. Frau Kommissarin, bitte erläutern Sie uns in wenigen Worten die Überprüfung der Richtlinie zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft.
Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Kommission. – Herr Präsident, sehr verehrte Abgeordnete, und natürlich besonders Frau Trüpel, wir sind von Ihrem Bericht völlig fasziniert und begrüßen ihn. Ich denke nämlich, dass „Europeana - die nächsten Schritte” lediglich den Beginn eines Abenteuers einläutet, das mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Zudem weist es nebenbei auf die sehr starke politische Unterstützung hin, die für die weitere Entwicklung von Europeana als einem gemeinsamen Zugangspunkt für das reichhaltige und vielfältige kulturelle Erbe Europas im digitalen Zeitalter besteht.
Ich möchte daher der Berichterstatterin Helga Trüpel für ihre Arbeit danken und sie zudem zum Branding beglückwünschen, da das Branding selbst bereits einzigartig ist: „Europeana” – Erklärungen, worum es geht, sind nicht erforderlich.
Die Kommission kann auch den alternativen Entschließungsantrag unterstützen, der, wie mir mitgeteilt wurde, die Zustimmung der Hauptfraktionen im Parlament hat.
Es handelt sich hierbei um ein ehrgeiziges Projekt und nochmals, ich wiederhole, dies ist erst der Anfang. Das Projekt zielt darauf ab, digitalisierte Bücher, Zeitungen, Karten, Museumsobjekte, audiovisuelles Material und Tonarchive aus ganz Europa über das Internet bereitzustellen. Für die Sicherstellung eines Zugangs zu Kultur ist dies im digitalen Zeitalter von wesentlicher Bedeutung. Es ist nicht nur das, was Henryk Migalski sagte, nämlich uns zu besseren Bürgerinnen und Bürgern zu machen. Na gut, wir wollen abwarten und werden es herausfinden. Jedenfalls wird das Projekt die Möglichkeit zu mehr Glück geben, denn Kultur bedeutet in den meisten Fällen, das Glück sozusagen zu genießen.
Im Bericht des Parlaments wird zu Recht betont, dass es auch eine wirtschaftliche Komponente gibt. Die Digitalisierung und der Online-Zugang unseres Kulturerbes wird verschiedenen Tätigkeitsbereichen zugute kommen; denken Sie nur an Bildung, Forschung, Tourismus und die Medien.
Die Europeana-Website ist das Ergebnis einer beispiellosen Zusammenarbeit zwischen europäischen Bibliotheken, Archiven und Museen. Gegenwärtig sind über Europeana, wie Frau Trüpel zu Recht erwähnte, 7 Millionen digitalisierter Objekte direkt zugänglich. Nochmals: Dies ist erst der Anfang, und wir wollen gemeinsam das Projekt vorantreiben. Es kann und muss noch mehr getan werden. Der Bericht des Parlaments hebt die verschiedenen Bereiche von Europeana und die damit verbundenen Strategien hervor, die in den kommenden Jahren verbessert werden müssen.
Die Ausgestaltung der Website hängt in erster Linie von den Beiträgen der Mitgliedstaaten ab, die ihre Bemühungen weiter verstärken müssen, um ihr Kulturerbe zu digitalisieren und alle digitalisierten Objekte über Europeana bereitzustellen. Ich begrüße, dass sich das Parlament der Kommission hinsichtlich ihrer Forderung an die Mitgliedstaaten anschließt, auf diese Weise schnelle Fortschritte zu erzielen. Je eher desto besser.
Das Parlament bekräftigt, dass Europeana nicht nur gemeinfreie Werke bereitstellen, sondern auch Material miteinbeziehen sollte, das noch urheberrechtlich geschützt ist. Es besteht in der Tat ein dringender Bedarf daran – und dies ist meine Antwort auf die Frage von Silvia-Adriana Ţicău –, praktikable Lösungsansätze zu finden, um vergriffene Werke ins Internet zu stellen und mit verwaisten Werken umzugehen (Werke, deren Rechteinhaber nicht ermittelt werden können). Ein Scheitern birgt das Risiko, dass Europa innerhalb nur weniger Jahre insbesondere im Vergleich zur USA ins Hintertreffen gerät.
Die Kommission führt zurzeit eine Folgenabschätzung über eine mögliche rechtliche Lösung für verwaiste Werke auf europäischer Ebene durch, und wir diskutieren über mögliche Schritte. Wenn Sie mir jedoch erlauben, möchte ich darauf zurückkommen, sobald wir die Digitale Agenda besprechen, denn es handelt sich dabei um eines der Themen, mit denen wir uns befassen müssen.
Eine verbesserte Version von Europeana wird Ende dieses Jahres auf den Weg gebracht, und es wird erwartet, dass bis dahin über 10 Millionen digitalisierter Objekte zugänglich sind. Die Website wird sich in den nachfolgenden Jahren weiterentwickeln. Das Parlament weist zu Recht daraufhin, dass es für den Erfolg von Europeana unbedingt erforderlich ist, den Bekanntheitsgrad der Website unter Kultureinrichtungen, die ihren digitalisierten Inhalt beisteuern könnten, und unter dem breiten Publikum zu steigern. Besonders jungen Menschen, die, wie Sie zu Recht sagen, ein äußerst wichtiger Bestandteil unserer Bevölkerung sind, sollte besondere Aufmerksamkeit zukommen. Sie könnten über die Schulen angesprochen werden.
Die Kommission verpflichtet sich, die Bemühungen zur Entwicklung von Europeana und den damit verbundenen Strategien fortzusetzen, die ein wesentlicher Tätigkeitsbereich in der Europäischen Digitalen Agenda darstellen wird. In jedem Fall ist sie den Einsatz wert.
Der Präsident.- Die Aussprache wird geschlossen.
Die Abstimmung wird in zwei Wochen bei der nächsten Plenartagung in Brüssel stattfinden.
Schriftliche Erklärungen (Artikel 149)
Lidia Joanna Geringer de Oedenberg (S&D), schriftlich. – (PL) Die Europäische Digitale Bibliothek Europeana steht heute vor vielen Herausforderungen. Diese paneuropäische Unternehmung ist weit davon entfernt, ein sicherer Erfolg zu sein. Zunächst einmal, weil Europeana bisher hauptsächlich Werke enthält, die lediglich von einigen der aktivsten Ländern bereitgestellt wurden. Zweitens handelt es sich hierbei nicht um zeitgenössische Werke, die größeres Interesse wecken könnten, sondern um ältere, gemeinfreie Werke. Ich möchte insbesondere auf einen Aspekt des Europeana-Projekts aufmerksam machen, der für meine Begriffe von entscheidender Bedeutung für dessen Erfolg ist: die Finanzierung. Das Verfahren, digitale Sammlungen zu vergrößern, ist sehr kostspielig und wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Als Teil eines von der Europäischen Kommission und dem Mitgliedstaaten teilfinanzierten Projekts, das auch durch private Sponsoren finanziert wird, sind die finanziellen Mittel für Europeana indes lediglich bis 2013 sichergestellt. Es ist äußerst wichtig, dass zuverlässige Finanzquellen als Bestandteil der neuen finanziellen Vorausschau für den Zeitraum 2014 - 2020 sichergestellt werden. Europäische Fonds, die in Form von Zuschüssen an einzelne Kultureinrichtungen in Mitgliedstaaten ausgegeben werden, sollten diese zu mehr Effektivität bei der Digitalisierung von Sammlungen anhalten. Derweilen sollten zwingende Digitalisierungsziele vorgegeben werden, die die Mitgliedstaaten in einem festgelegten Zeitrahmen erfüllen müssten. Nur eine konsequente Umsetzung eines „Zuckerbrot-und-Peitsche-Ansatzes“ kann gewährleisten, dass Europeana zu einem attraktiven Webportal von großem Interesse für Leser und Forscher wird, und nicht etwa eine digitale Dachkammer, die als sentimentaler Aufbewahrungsort für alten Krempel dient.
Iosif Matula (PPE), schriftlich. – (RO) Wir wollen Europeana zu einem brandaktuellen Projekt machen, das europäischen kulturellen Wertvorstellungen verschrieben ist und nicht etwa eine Alternative zum Projekt zur Buchdigitalisierung von Google darstellt. Europeana, das in einem eine Bibliothek, ein Museum und ein digitales Archiv darstellt, muss ein gemeinsames europäisches Erbe fördern, eine glaubwürdige Informationsquelle bieten und den Mitgliedstaaten die Möglichkeit geben, Inhalte auf formelle und strukturierte Art hinzuzufügen.
Europeana darf nicht zu einem Webportal wie Wikipedia werden, dem jeder Texte hinzufügen kann, ohne dass diese zuvor geprüft wurden. Diese Art des Vorgehens verursacht offensichtlich zahlreiche Fehler in den dort veröffentlichten Inhalten. Wir könnten in dieser Hinsicht einen besonderen Abschnitt auf der Website einrichten, der vor allem für Diskussionen unter Nutzern vorgesehen ist, ohne jedoch den Nutzern die Möglichkeit einzuräumen, den auf der Website eingestellten kulturellen Inhalt verändern zu können.
Für uns ist es wichtig, den Schwerpunkt auf die grafische Präsentation der Europeana-Website zu legen, ihr Profil zu verbessern und die Website zu einer Zeit zugänglich zu machen, in der das aktuelle Design nicht sehr nutzerfreundlich ist, da dies zu einem Verlust des Interesses in der Bevölkerung führen könnte. Basierend auf den angeführten Erwägungen unterstütze ich den Entschließungsantrag, der von der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) als eine Alternative zu der im Bericht vorgebrachten aktuellen Option eingebracht wurde, sodass wir zur Einrichtung eines nützlichen Portals beitragen können, das in Bezug auf die Informationen, die die Allgemeinheit hier finden wird, maßgeblich ist.
Emil Stoyanov (PPE), schriftlich. – (BG) Meine Damen und Herren, als Politiker und Bürgerinnen und Bürger gehört es heute zu unseren wesentlichen Pflichten, unser europäisches Kulturerbe für die kommenden Generationen zu erhalten. Europeana ist eines der führenden Projekte in diesem Bereich, das dazu beiträgt, die Digitalisierungsverfahren für das Kulturerbe in jedem einzelnen Mitgliedstaat zu beschleunigen. Es sind jedoch weiterhin kulturelle und rechtliche Probleme zu lösen, die mit der Massendigitalisierung von Büchern, einschließlich der Bücherbestände der europäischen Bibliotheken, zusammenhängen. Das Urheberrecht und die in den Mitgliedstaaten geltenden Rechtsvorschriften stellen eine der größten Herausforderungen für Europeana dar. Der Wettbewerb mit Google rückt zudem zahlreiche Fragen in den Blickpunkt, auf die eine Antwort gefunden werden muss. Es müssen in dieser Hinsicht etwaige mögliche Ressourcen zur Unterstützung staatlicher Bibliotheken, Museen und Archiven aufgetan werden, damit das Europeana-Projekt eindeutig die Fülle und die Vielfalt des europäischen Kulturerbes widerspiegeln kann. Während der Debatten im Ausschuss für Kultur und Bildung habe ich vorgeschlagen, dass das Europäische Parlament über bestimmte Kontrollrechte in Bezug auf das Projekt verfügen sollte. Mir wird jedoch deutlich, dass dies aufgrund der aktuell geltenden Regeln nicht möglich ist. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir für das Europäische Parlament als einzigem EU-Organ, dessen Abgeordnete direkt gewählt werden, dass es eines Tages in der Lage sein wird, die Kontrolle über europäische Initiativen ausüben zu können. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.