Die Präsidentin. – Der nächste Punkt ist der Bericht von Pál Schmitt im Namen des Ausschusses für Kultur und Bildung über den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft: eine neue Partnerschaft zur Modernisierung der Hochschulen (KOM(2009)0158 – 2009/2099(INI)) (A7-0108/2010).
Marco Scurria, in Vertretung des Berichterstatters. – (IT) Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich spreche in Vertretung des Berichterstatters, Herrn Schmitt, der - wie durch Präsident Buzek zu Beginn dieser Sitzung angekündigt - seinen Rücktritt aus dem Europäischen Parlament eingereicht hat, um in seinem eigenen Land neue Aufgaben zu übernehmen. Ihm übermittle ich meine Grüße und meine besten Wünsche, denn er hat gute Arbeit geleistet.
Dieser Bericht spiegelt seine Bemühungen wider und ist im Ausschuss für Kultur und Bildung von einer überwältigenden Mehrheit, mit nur einer Gegenstimme, angenommen worden. Ich möchte allen Schattenberichterstattern, die an diesem Bericht mitgearbeitet und so ihren Beitrag geleistet haben, in meinem Namen und im Namen von Herrn Schmitt danken. Bevor ich nach Straßburg gekommen bin, habe ich am Montag in Rom ein privates Ausbildungszentrum besucht, in dem ausgezeichnete Resultate erzielt werden, weil es die große Mehrheit der im Zentrum ausgebildeten jungen Menschen erfolgreich in Arbeit vermittelt. Im Gespräch mit dem Direktor des Zentrum sagte dieser zu mir: „Bitte helfen Sie in Europa uns auch, diesen Kurs weiterzuverfolgen, dieser Art von Ausbildung, durch die so viele junge Menschen eine Arbeitsstelle finden können, größere Bedeutung zu verleihen; helfen Sie uns, die Partnerschaft zwischen Hochschulen und Wirtschaft zu modernisieren.“
Genau darauf kommt es in diesem Bericht an: 20 % der Jugendlichen in Europa sind heute arbeitslos, darunter sind 30 % im Besitz eines Hochschuldiploms; bei einem so hohen Prozentsatz müssen wir uns ernsthaft die Frage stellen, wie die Ausbildung von jungen Menschen im Hinblick auf den Einstieg in die Arbeitswelt in der heutigen Zeit, im gegenwärtigen Europa und in dieser globalisierten Welt gestaltet werden soll.
In diesem Bericht wollten wir direkt auf die Frage nach einer verbesserten Partnerschaft zwischen Hochschulen und Wirtschaft eingehen und haben einige wesentliche Punkte hervorgehoben: den Vorrang, den wir einer der Stärken der Europäischen Union, nämlich die Fähigkeit unserer Bürgerinnen und Bürger, sich den ständig ändernden Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt anzupassen, einräumen; zweitens, die Tatsache, dass es heute keinen „Arbeitsplatz auf Lebenszeit“ mehr gibt, und dass Schulung und Umschulung von wesentlicher Bedeutung sind.
Der erste Aspekt ist deshalb auch das lebenslange Lernen; der zweite Aspekt, der in unseren Augen von grundlegender Bedeutung ist, ist die Mobilität. Wie wir auch in diesem Bericht hervorheben, ist es in der heutigen Zeit wichtig zu betonen, dass Mobilität zwischen Ländern sowie zwischen Hochschulen und Wirtschaft ein Schlüsselelement für engere Zusammenarbeit zwischen den beiden Welten ist. Wir setzen uns nicht nur für den Ausbau und die Ausweitung von Programmen zur Förderung der individuellen Mobilität, wie zum Beispiel „Erasmus für junge Unternehmer“ und „Erasmus für Auszubildende“, ein, sondern auch für die Organisation von „European Masters of Excellence“-Aufbaustudiengängen, an denen sich sowohl verschiedene Hochschulen als auch Unternehmen aktiv beteiligen. Auch sollte an den Hochschulen der Unternehmergeist gestärkt werden.
Dies kann beispielsweise durch die Einführung eines „Wissensgutscheinsystems“, das in einigen Mitgliedstaaten gegenwärtig angewendet wird und wodurch vor allem KMU ihre Forschungskapazitäten erweitern können, erreicht werden, ohne die Unabhängigkeit, Autonomie und den Charakter der Hochschulen als öffentliche Einrichtungen zu beeinträchtigen.
Der dritte wichtige Aspekt betrifft die Forschung. Und zwar erkennen wir eine größere Mobilität der Forscher – sowohl kurz- als auch langfristig, über nationale Grenzen hinweg sowie zwischen Wissenschaft und Wirtschaft – als zwingend erforderlich an, um den Wissenstransfer zu verstärken. Der letzte Aspekt bezieht sich auf die Möglichkeit, bewährte Verfahren in diesem Bereich, die in so vielen Ländern vorhanden sind, zu verbreiten.
Frau Präsidentin, abschließend werde ich mit Blick auf diesen Bericht und die ausgezeichnete Arbeit des Ausschusses erläutern, wie überzeugt wir davon sind, dass Europa im Wettkampf gegen China und andere aufsteigende Nationen nicht durch niedrige Einkommen, sondern durch die Ausbildung von hochqualifiziertem Personal und durch äußerst wettbewerbsfähige Unternehmen als Sieger hervorgehen wird. In diesem Prozess ist es von größter Bedeutung, dass Hochschulen und Unternehmen sich ihrer engen Verbindung miteinander bewusst sind, und dass die Behörden auf allen Ebenen zur Entwicklung von effizienteren Kooperationsmethoden beitragen.
Günther Oettinger, Mitglied der Kommission. − Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordnete! Der Bericht ist die Antwort auf unsere Mitteilung über den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft. Allen, die daran mitgewirkt haben, danke ich, insbesondere den Mitgliedern der Ausschüsse für Kultur und Bildung und für Industrie, Forschung und Energie. Ganz speziell danke ich Herrn Pál Schmitt, dem scheidenden Abgeordneten, der Berichterstatter war.
Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und der Wirtschaft ist eine Option, nein, sie ist mehr, sie ist unabdingbar. Die Frage ist nur, wie wir sie für beide Seiten angemessen ausgestalten. Eine bessere, intensivere Kooperation regt Austausch und Weitergabe von Wissen sowohl in der Wirtschaft als auch in der Hochschulwelt an.
Der Kontakt mit realen Problemen und Lösungen durch angepasste Lehrpläne und Praktika ist eine Bereicherung für die Lernerfahrung der Studierenden und bereitet sie auf ihre spätere Berufstätigkeit vor. Regelmäßige und langfristig angelegte Zusammenarbeit schafft Vertrauen und kann in ehrgeizige Partnerschaften und Kooperationsprojekte einmünden, die Wirtschaft und Hochschulwelt gleichermaßen für Forschung, Entwicklung und Praxis Nutzen bringen.
Neue Trends auf dem Arbeitsmarkt und neue Technologien verändern die Anforderungen an Hochschulabsolventen und werden dies auch in den nächsten Jahrzehnten tun. Damit die Lebensqualität in Europa erhalten und verbessert werden kann, müssen die Arbeitskräfte in der Lage sein, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten ständig zu aktualisieren, und dies umso mehr, wenn man die demografische Entwicklung Europas in diese künftigen Jahre einbezieht.
Wir brauchen einen offenen, flexiblen und dynamischen Dialog zwischen allen Beteiligten. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission das EU-Forum für den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft ins Leben gerufen.
Das Forum bietet allen Beteiligten eine Plattform für Diskussion, Austausch bewährter Verfahren und gegenseitiges Lernen. Die Europäische Kommission fungiert dabei als Moderatorin, sie hilft mit, Barrieren zwischen den beiden Welten zu überwinden.
Bis heute haben wir drei Tagungen des EU-Forums für den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft in Brüssel sowie eine Reihe thematischer Foren veranstaltet – zu Themen wie Lehrplanentwicklung, Unternehmertum, lebenslanges Lernen, Wissenstransfer, Hochschulleitung, Mobilität, neue Kompetenzen für neue Beschäftigungen und Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft in der aktuellen Krise.
In Zusammenarbeit mit der Europäischen Stiftung für Berufsbildung (ETF) wurde im Dezember 2009 in den Räumen des Europäischen Parlaments ein Themenforum veranstaltet, das sich an Drittländer wandte. Im März 2010 folgte ein Themenforum zur Erkundung der Möglichkeit, das Handlungsfeld des Forums auf die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft auszuweiten.
Ganz aktuell fand am 4. und 5. Mai in Brüssel das jüngste Forum für den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft statt, mit folgenden Schwerpunkten: Zusammenarbeit zwischen Universitäten und den kleinen und mittleren Unternehmen, Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft und Innovation, Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft und Qualität der Bildung. Diese Themen wurden auch in Ihrem Bericht behandelt.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Frau Doris Pack für ihre Teilnahme an der Eröffnungssitzung dieser Veranstaltung zu danken.
Wir wissen die positive Reaktion auf unsere Mitteilung zu schätzen, die in Ihrem Bericht heute zum Ausdruck kommt. Wir brauchen mehr Kooperation zwischen den Akteuren, basierend auf Gegenseitigkeit, Vertrauen, Achtung und Transparenz. So fördern wir nicht nur das wirtschaftliche Wachstum, sondern wir schaffen auch soziale Nutzeffekte im weitesten Sinne, indem wir den Menschen helfen, in einer sich immer schneller wandelnden Welt von Gesellschaft und Arbeit ihren Weg erfolgreich zu gehen.
Georgios Papanikolaou, im Namen der PPE-Fraktion. – (EL) Frau Präsidentin, ich möchte zunächst Herrn Schmitt, der das Europäische Parlament verlassen hat, viel Erfolg in seiner neuen Funktion wünschen. Es war angenehm mit ihm zu arbeiten, zumindest seitdem ich im Parlament bin.
Das Wissensdreieck Bildung, Forschung und Innovation, ist, wie wir eben im Rahmen der Diskussion über die Strategie 2020 hervorgehoben haben, entscheidend für die Zukunft Europas. Wenn wir diese Ziele jedoch erreichen sollen, dann müssen wir auch die Schwierigkeiten erkennen, auf die unsere jungen Menschen gegenwärtig im Übergang von der Schule zum Beruf stoßen; ein Übergang, der auch durch die Krise verlängert wird.
Wir erkennen auch alle an, dass das Bildungssystem in zahlreichen Mitgliedstaaten sowohl bezüglich der Standards als auch der Ausbildung von Schülern und Studenten Schwächen aufzeigt. Ausbildung, das ist gewiss, kann nicht losgelöst von den gegenwärtigen Anforderungen des Arbeitsmarktes untersucht werden, und hier müssen wir alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen, um jungen Menschen zu helfen.
Herr Scurria hat eben auf die Mobilität hingewiesen. Ich möchte noch den Aspekt der neuen Technologien hinzufügen. Und natürlich gibt es neben dem lebenslangen Lernen und der formalen Bildung, und hiermit meine ich die Hochschulbildung, auch noch die nichtformale und informelle Bildung, durch die den jungen Menschen ebenfalls Fähigkeiten vermittelt werden. Bildung und Arbeit sind eng miteinander verbunden. Folglich müssen wir den Dialog zwischen Bildungssystemen und denjenigen, die uns Arbeit verschaffen, fortführen und verstärken.
Wir alle sagen, dass unsere jungen Menschen Qualifikationen und Fähigkeiten besitzen müssen, und wir alle wissen auch zu gut, dass junge Menschen ohne Fähigkeiten heutzutage weniger Möglichkeiten haben. Aber was für Fähigkeiten? Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden. Fähigkeiten, die innovative Ideen und Initiativen fördern. Wir dürfen keine Zeit verlieren, die Arbeitslosigkeit steigt an, und es ist unser aller Aufgabe, diesen Dialog einzugehen und die Zusammenarbeit schnellstmöglich zu integrieren.
Mitro Repo, im Namen der S&D-Fraktion. – (FI) Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich gratuliere Herrn Schmitt zu seiner Ernennung als Präsident des ungarischen Parlaments.
Es steht außer Frage, dass europäische Hochschulen sich ständig weiterentwickeln müssen, damit wir die neuen sozialen Herausforderungen und den ständig wachsenden internationalen Wettbewerb bewältigen können. Stillstand können wir uns einfach nicht erlauben. Ausgeprägte Fähigkeiten und Fachkompetenz sowie eine wissensbasierte Wirtschaft bilden - und müssen dies auch - die Grundlage der gegenwärtigen und zukünftigen europäischen Gesellschaft. In diesem Sinne ist es wichtig, dass wir dem Dialog zwischen Hochschulen und Wirtschaft mehr Aufmerksamkeit einräumen, und dass wir versuchen, die Hindernisse für eine Zusammenarbeit zu beseitigen. Dazu gehören die Probleme hinsichtlich der Rechte am geistigen Eigentum und der Innovation.
In Finnland gibt es ein hervorragendes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hochschulen, nämlich die Aalto-Universität, die nach dem berühmten finnischen Architekten Alvar Aalto benannt wurde. Diese multidisziplinäre Universität wurde durch die Fusion dreier hoch renommierter Universitäten gebildet: die Handelshochschule Helsinki, die Hochschule für Kunst- und Design Helsinki, und die Technische Universität Helsinki. Wirtschaft, Ästhetik und Technologie werden zum gegenseitigen Nutzen auf einem Campus vereint.
Durch die interdisziplinäre Herangehensweise, insbesondere die neuen Plattformen Design, Media und Oberflächenfaktor , können Wissenschaftler Forschung betreiben und Studenten eng mit Unternehmen und Organisationen zusammenarbeiten. Neue, hochwertige Forschungsdaten werden unmittelbar an die Bildung weitergetragen, damit Studenten direkt von den aktuellsten, auf dem Arbeitsmarkt notwendigen Informationen profitieren können.
Wir müssen uns jedoch auch ernsthaft Gedanken machen, wie und unter welchen Bedingungen wir die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen verbessern wollen. Es ist äußerst wichtig, dass das Prinzip der Unabhängigkeit der Hochschulen und die Tradition der freien Forschung unter allen Umständen bestehen bleibt. Letztendlich besteht die Gefahr einer Privatisierung der Hochschulen. Aber möchten wir diese Richtung in Europa einschlagen?
Eine angemessene Finanzierung durch die öffentliche Hand bildet die Grundlage für ein unabhängiges Hochschulsystem. Werden Hochschulen von privater Finanzierung abhängig, so ist dies besorgniserregend, da eine solche Situation zu einem Machttransfer von der Hochschulgemeinschaft hin zu den Geldgebern führt. Deshalb muss den Verwaltungssystemen der Hochschulen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Morten Løkkegaard, im Namen der ALDE-Fraktion. – (DA) Frau Präsidentin, ich möchte mich bei den verschiedenen Berichterstattern für deren ausgezeichnete Zusammenarbeit bedanken. Als Schattenberichterstatter der Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa für dieses Thema bin ich sehr zufrieden mit diesem Bericht. Wir haben es geschafft, uns auf einen Bericht zu verständigen, der Empfehlungen für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft ausspricht, ein Bericht, der darüber hinaus sehr spezifische Maßnahmen zur Modernisierung von Hochschulen enthält. Wie wir alle wissen, hinken Europas Hochschulen hinter der Weltelite hinterher. Diese Tatsache wirkt sich auch in großem Maße auf die Wettbewerbsfähigkeit Europas aus. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation sowohl im Arbeitsprogramm der Kommission als auch in der Strategie Europa 2020 höchste Priorität eingeräumt wurde. Natürlich hoffe ich, dass die Mehrheit auch für eine Mittelaufstockung ist, der mit dieser höheren Einstufung einhergeht. Wir befinden uns momentan in einer Situation, in der wir außerhalb des klassischen Rahmens unserer Bildungssysteme denken müssen, und wir können damit beginnen, indem wir die Hürden zwischen Hochschulen und Unternehmen, die letztendlich vom Output der Hochschulen profitieren, abbauen.
Dabei konzentrieren wir uns insbesondere auf zwei Aspekte, zu denen ich einige Worte sagen werde. Zunächst möchte ich auf die Modernisierung der Studienpläne eingehen. Es ist wichtig, dass wir uns mehr auf die Interdisziplinarität und die Entwicklung der tatsächlich in Unternehmen verlangten Fähigkeiten konzentrieren. Hochschulkurse müssen in einem größeren Ausmaß den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt Rechnung tragen und müssen unter Berücksichtigung dieser Kenntnis erarbeitet werden. Dies kann zum Beispiel in Form der Einführung von verstärkt unternehmerisch orientierten Lehrplänen geschehen, die wiederum durch die aktive Teilnahme der Wirtschaft ständig aktualisiert werden sollten. Der zweite Aspekt, den ich betonen möchte, ist die Mobilität. Es ist wichtig, die Kluft zwischen Hochschulen und Wirtschaft zu schließen und Menschen zu haben, die Brücken bauen. Praktika sind ein gutes Beispiel dafür, wie Hochschulstudenten praktische Erfahrung gewinnen und in der Folge diese Erfahrung in ihr Studium einbringen können. Gleichzeitig sind diese Studenten besser auf den Einstieg in den Arbeitsmarkt nach ihrem Studium vorbereitet. Praktika sollten in Europa unbedingt unterstützt und gefördert werden.
Forschung kann auch Brücken zwischen Hochschulen und Wirtschaft bauen. Ich habe bereits über mein persönliches Steckenpferd, nämlich das dänische „Doktoren in der Industrie-Programm“ gesprochen. Hier kann ein Angestellter in einem Betrieb in Dänemark mit Hilfe eines Stipendiums seitens der öffentlichen Hand einen Doktortitel an einer dänischen Universität erlangen. Am 3. Februar 2010 habe ich in Brüssel im Parlament einem Diskussionsabend mit breiter Teilnahme sowohl aus der Unternehmenswelt als auch aus Hochschulen beigewohnt. Die Sichtweise an diesem Abend war ziemlich eindeutig: Ein europäisches „Doktoren in der Industrie-Programm“ würde eine höchst sinnvolle Maßnahme darstellen, um gezielte und für Unternehmen sinnvolle Forschung sowie die Wettbewerbsfähigkeit in europäischen Unternehmen zu unterstützen und so mehr Arbeitsplätze zu schaffen und Wirtschaftswachstum herbeizuführen. Beide Parteien unterstützten eindeutig dieses Projekt. Darüber hinaus bietet dieses Projekt eine höchst wirksame Methode, um unternehmerische Erfahrung und praktisches Wissen in Hochschulen einfließen zu lassen. Der Unterricht kann so verstärkt auf die für den Arbeitsmarkt maßgeblichen Fähigkeiten und Kenntnisse zugeschnitten werden. Das Programm könnte in das bestehende Marie-Curie-Programm und möglicherweise im Rahmen des Programms „Wege und Partnerschaften zwischen Industrie und Hochschulen“ aufgenommen werden. Dadurch könnte auch die Weiterverfolgung der Ziele des Bologna-Prozesses verstärkt werden. Ich freue mich, dass wir morgen einen Bericht verabschieden können, der Empfehlungen zur Ausarbeitung eines solchen Programms enthält.
Malika Benarab-Attou, im Namen der Verts/ALE-Fraktion. – (FR) Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte den Wert dieses Berichts hervorheben, indem ich die Debatte in unserem Parlament über die Position und Rolle der Hochschulen in Europa eröffne. Diese Hochschulen müssen in der Tat ermutigt werden, um an der europäischen Integration aus dem Inneren heraus mitzuwirken anstatt diese von außen zu betrachten.
Im Laufe der Europäischen Geschichte sind Hochschulen immer Orte gewesen, an denen Versammlungen stattgefunden haben, Wissen ausgetauscht wurde, Gedanken entwickelt und in verschiedenen Disziplinen ausgebildet wurde. Heute dürfen die Auswirkungen der Krise und der Arbeitslosigkeit nicht dazu führen, dass Hochschulen sich darauf beschränken, Menschen auszubilden, die fähig sind, sofort zu arbeiten, denn in unserer sich wandelnden Gesellschaft ist die Fähigkeit, seinen Arbeitsplatz zu wechseln, entscheidend.
Im Gegenteil, Hochschulen müssen die jungen Menschen auch zu kritischen, analytischen Denkern ausbilden, denn so können sie die Welt, in der wir leben, verstehen und ihre beruflichen Kompetenzen vernünftig einsetzen.
Europäische Hochschulen müssen die Bedingungen für lebenslanges Lernen schaffen, zur Bereicherung des geistigen Lebens beitragen und eine zentrale Rolle in der Wissensgesellschaft im heutigen digitalen Zeitalter spielen.
Oldřich Vlasák, im Namen der ECR-Fraktion. – (CS) Bildung ist eindeutig unser vorrangiges Ziel, aber welche Bildung? In einer Ausgabe der Zeitschrift „The Economist“ wurde eine Studie veröffentlicht, der zufolge 80 % der durch Manager definierten Schlüsselkompetenzen und Fachkenntnissen gar nicht an Hochschulen vermittelt werden. Dies führt zu hohen Arbeitslosenzahlen in der Kategorie der Hochschulabsolventen.
Vielleicht können wir uns alle darauf verständigen, dass die Lösung in der Entwicklung von Partnerschaften zwischen Unternehmen und Hochschulen liegt. Dies ist immer wieder in verschiedenen Dokumenten betont worden, so auch in der Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt. Die Kernfrage lautet jedoch, wie diese Partnerschaften hergestellt werden können. In meinen Augen sollten mehrere Monate andauernde Praktika nicht nur in den Studienplänen der Studenten aufgenommen werden, sondern auch für Professoren als integraler Bestandteil im Prozess des lebenslangen Lernens eingeführt werden. Nicht nur Studenten, sondern auch Lehrer sollten in regelmäßigem Kontakt mit der wirklichen Arbeitswelt stehen. Die Kofinanzierung solcher Praktika sollte im Haushalt der Hochschulen vorgesehen werden. Auch Unternehmen müssen bedeutende Anstrengungen und oft auch erhebliche Finanzmittel darin investieren.
Marie-Christine Vergiat, im Namen der GUE/NGL-Fraktion. – (FR) Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, bitte verzeihen Sie mir, aber ich werde die wundervolle Einstimmigkeit in diesem Plenarsaal zerstören müssen.
Die uns heute vorliegende Entschließung betrifft die Herausforderungen in der Partnerschaft zwischen Hochschulen und Wirtschaft in Verbindung mit der Umsetzung des berühmt-berüchtigten Bologna-Prozesses. Die beiden Ausschüsse, die sich mit dem Text befasst haben, haben enorm viel Arbeit geleistet und es konnten zahlreiche Verbesserungen im Vergleich zum Originaltext vorgenommen werden, um die wahren Herausforderungen in diesem Bereich zu berücksichtigen. Wir versuchen alle, das Bestreben unserer Jugendlichen nachzuvollziehen. Wir sind alle darum bemüht, unseren Jugendlichen die besten Instrumente an die Hand zu geben, damit sie eine Arbeit finden. Die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen ist in der Tat nicht akzeptabel. Aber bedeutet das, dass wir, wie einige Absätze der Entschließung andeuten, Hochschulen ausschließlich als Maschinen betrachten sollten, die lediglich dazu zu gebrauchen sind, die Bedürfnisse der Unternehmen und der Wirtschaftswelt zu decken? Wir in der Konföderalen Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke sehen dies anders.
Der Reichtum unserer Hochschulen liegt auch darin, eine steigende Anzahl Studenten mit einem breit gefächerten geistigen Wissen auszubilden und nicht nur sicherzustellen, dass sie arbeitsbezogene Fertigkeiten erlernen. Das ist der wahre Schlüssel zur lebenslangen Mobilität.
In vielen EU-Staaten werden die Menschen aus der Hochschulwelt immer weniger verstanden. Wir in der GUE/NGL-Fraktion denken, dass wir ihnen zuhören sollten. Wir bitten um die Erstellung eines umfassenden Berichts zum Bologna-Prozess. Wir werden dieser Entschließung nicht zustimmen, denn sie lädt Hochschulen dazu ein, lediglich den Bedürfnissen der Wirtschaft zu genügen und dabei die anderen Beteiligten in der Wirtschaft und in der Gesellschaft, die nicht nur aus Unternehmen besteht, zu ignorieren.
Derek Roland Clark, im Namen der EFD-Fraktion. – Frau Präsidentin, warum strebt dieser Bericht mehr internationale Zusammenarbeit auf Hochschulebene an? Hochschulen tauschen bereits seit Jahrhunderten Informationen untereinander aus, lange Zeit also, bevor es die EU gab. Die Renaissance, die Zeitspanne zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert, war das Zeitalter der Suche nach geistiger Entwicklung, die sich von Florenz durch die Hochschulen in ganz Europa ausbreitete. Kunst, Musik, Literatur und andere Wissenschaften wurden lebendig und erzeugten unzählige Werke, die uns heute noch bereichern.
Wie wäre es also mit Modernisierung? Sind Sie auf der Suche nach den technologischen Entwicklungen der Zukunft? Wenn ja, dann ist die Gegenwart ebenso vielversprechend. Hochschulen anderswo holen uns vielleicht ein, aber sie verdanken ihre Anfänge den europäischen Hochschulen. Dieser Trend erfährt oft eine Umkehrung. Britische Hochschulen nehmen Studenten aus der ganzen Welt im Aufbaustudium auf. Diese führen ihre Studien fort und teilen ihre Informationen nicht zuletzt mit dem Handel und der Industrie. Aber wir brauchen die Hochschulausbildung nicht durch Programme wie Bologna oder Erasmus zu politisieren.
Wir brauchen keine Programme zur Förderung von Multikulturalismus und Mehrsprachigkeit oder Ähnlichem. Dies ist ein natürlicher Prozess, da Studenten aus der ganzen Welt sich auf dem Campus treffen und untereinander mischen. Wenn Sie der modernen Welt von morgen dienen möchten, sorgen Sie dafür, dass Hochschulen finanziell angemessen unterstützt werden. Unterstützen Sie diejenigen Jugendlichen, die im Ausland studieren möchten, und dann überlassen Sie sie sich selbst. Der Rest ergibt sich von selbst.
Martin Ehrenhauser (NI). - Frau Präsidentin! Die Verflechtung von Wirtschaft und Hochschulen ist ja bereits seit vielen Jahren Realität. Dieser Zustand führte zum derzeitigen geistlosen Schematismus, indem teilprivatisierte Universitäten wie Controlling-Unternehmen agieren, die Bildungsoutput planbar machen sollen. Dass eine solche Partnerschaft plötzlich zur Modernisierung beitragen soll, zeigt nur, wie verschlafen und wie unkreativ unsere bildungspolitische Debatte geführt wird.
Wir leben in einer Zeit der technischen Revolution. Digitale Systeme verändern uns, sie verändern unser Handeln, unser Denken und unsere kognitiven Fähigkeiten, ja, sie verändern unser Hirn. Was wir also brauchen, ist eine Revolution der Forschung und der Lehre, die sich diesem Umstand anpasst. In einer solchen Phase des Umbruchs die Abhängigkeit der Hochschulen von diesem Teilsystem unserer Gesellschaft weiter als Modernisierungsschritt zu propagieren, obwohl diese Verflechtung in den letzten zehn Jahren zu keiner wesentlichen Verbesserung geführt hat, ignoriert auch die Bedeutung der Lehre und der Forschung für die gesamte Gesellschaft.
Was wir wirklich brauchen in dieser Umbruchszeit, sind wissenschaftliche Neugierde und Kreativität. Diese entstehen aber aus der Möglichkeit, frei zu denken, sich keinem Zwang zu unterwerfen, also auch nicht den Ansprüchen der Wirtschaft. Ein junger Geist, ein junges Hirn mit Potential muss sich frei bewegen können. Was Sie hier in Ihrem Bericht vorlegen, ist genau das Gegenteil.
Der Bericht ist Ausdruck einer veralteten und fehlgeschlagenen Denkweise. Der gesamte Bericht ist unkreativ, ja, er ist nutzlos! Er ist eine Aneinanderkettung von plumpen Phrasen auf vielen Seiten, damit nicht auffällt, dass es an Substanz fehlt. Im österreichischen Bildungssystem würden Sie für diesen Bericht eine glatte Fünf erhalten
Doris Pack (PPE). - Frau Präsidentin! Dem Kollegen Ehrenhäuser möchte ich sagen, dass er in die Hochschulen gehen und sich dort einmal umschauen soll, wie kreativ das abläuft, und dass da kein Student abhängig ist, weil er vielleicht ein Stipendium hat, das die Wirtschaft ihm gewährt hat. Das gilt auch für Herrn Repo und Frau Vergiat.
Wir sollten uns daran ausrichten, dass die Kooperation zwischen Bildung und Wirtschaft besonders auch die KMU ins Auge fassen muss. Wir müssen dafür sorgen, dass die KMU auch im Rahmen der Forschungsprogramme besser, schneller und unbürokratischer bedacht werden können. Das ist wichtig und steht auch in diesem Bericht, Herr Ehrenhäuser. Das hätten Sie lesen müssen, dann hätten Sie gesehen, es ist etwas ganz Neues.
Wir brauchen also in diesem Bereich verstärkte Zusammenarbeit in Sachen Hochschule und kleine und mittelständische Betriebe. Wir brauchen diese Zusammenarbeit auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Wenn Wirtschaft und Universitäten miteinander kooperieren, können wir nicht davon ausgehen, dass der eine vom anderen lernen kann, denn der eine bildet ja diejenigen aus, die der andere irgendwann für seine Firma gebrauchen kann. Insofern sollten wir dafür sorgen, dass eben auch Gelder aus der Wirtschaft in die Universitäten fließen können, alldieweil nämlich die staatlichen Stellen zunehmend weniger Geld haben, um zusätzliche Mittel, gerade in diesen Bereichen zur Verfügung zu stellen.
Ich bin dankbar für jeden Wirtschaftsunternehmer, für kleine, mittelständische und große Unternehmen, die Geld für die Bildung bereitstellen, denn sie bilden ja die nächste Generation aus, die das Wirtschaftswachstum weiter fördert. Wir müssen die Hochschulen unterstützen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen Institutionen und den Privaten enger wird und dass es auch private Innovationsfonds gibt. Deswegen hat dieser Bericht genau den richtigen Tenor.
Wir brauchen natürlich auch Menschen, die von Leuten ausgebildet werden, die wissen, was es heißt, Unternehmergeist zu haben, die wissen, was es heißt, Manager zu sein. Wir müssen dafür sorgen, dass die Lehrenden den Lernenden das richtige Rüstzeug mitgeben. Wir sollten dafür sorgen, dass die Wirtschaft ermutigt wird, an der aktiven Erarbeitung von Unterrichtsmaterial für Unternehmertum mitzuwirken.
Die Hinweise von Herrn Repo und Herrn Ehrenhäuser entsprechen nicht den Tatsachen, und ich möchte mich auch dagegen verwahren, dass der Bericht dumm und dumpf ist. Nein, er ist gut. Ich bedanke mich bei Herrn Pál Schmitt, der jetzt Präsident des Parlaments in Ungarn ist.
Mary Honeyball (S&D). – Frau Präsidentin, die meisten unter uns sind sich einig, dass wir unsere Hochschulen und unsere Jugendlichen unterstützen sollten. Obwohl ich - wie die meisten - der Meinung bin, dass Hochschulen autonom sind und sein sollten, leben diese natürlich auch in der wirklichen Welt und müssen den Ereignissen in dieser Welt Rechnung tragen, nicht zuletzt weil ihre Studenten sie verlassen werden, um in dieser Welt zu arbeiten.
Genau darüber sprechen wir, denke ich. Wir sprechen darüber, wie Hochschulen ihre akademische Exzellenz aufrechterhalten und gleichzeitig auch ihre Studenten auf die Arbeitswelt vorbereiten können. Darum ist dieser Dialog, der Kontakt zwischen Hochschulen und Wirtschaft, so wichtig. Darum haben wir so viel Zeit damit verbracht, dieses Thema durchzuarbeiten. Und darum hat Herr Schmitt so viel Zeit in das Verfassen des Berichts investiert.
Wir brauchen einen wirklichen Dialog zwischen Arbeitgebern, und damit meine ich Arbeitgeber auf allen Ebenen. KMU sind wichtige Partner, aber ich denke, dass wir uns auch an große Unternehmen sowie an den öffentlichen Sektor, an Regierungen als Arbeitgeber auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene, an den Gesundheitssektor und wirklich all diejenigen richten, die Menschen einstellen. Denn nur so können wir gewährleisten, dass die Arbeitslosenquote bei Hochschulabsolventen sinkt, und nur so geben wir unseren Jugendlichen eine Chance.
In diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig, dass wir angemessene öffentliche Fördermöglichkeiten für Hochschulen aufrechterhalten – auch wenn ich weiß, dass dies in einigen Mitgliedstaaten immer mehr zum Problem wird. Wenn wir diese Gelder nicht erhalten und wenn Hochschulen nicht korrekt und entsprechend finanziell unterstützt werden, werden wir keine ausgewogenen Lehrpläne und keine ausgewogenen Fächer haben, und wir werden nicht in der Lage sein, unseren Studenten die Chancen zu bieten, die sie brauchen.
Deshalb fordere ich jeden Einzelnen auf, diesen wichtigen Bericht zu unterstützen und ihm zuzustimmen, damit wir weiter darauf aufbauen und eine gute Zukunft für unsere Hochschulen, Studenten und Arbeitgeber sichern können.
Marek Henryk Migalski (ECR). – (PL) Zunächst möchte ich meinen Dank für die Anerkennung meines Abänderungstextes ausdrücken. Dieser sieht vor, dass Staaten außerhalb der Europäischen Union zu dem von Herrn Oettinger erwähnten Forum für Dialog eingeladen werden. Durch diese Öffnung können wir von der Erfahrung amerikanischer Hochschulen, die in meinen Augen die weltweit besten Hochschulen sind, profitieren. Es wäre gut, wenn unsere Hochschulen von ihnen lernen könnten und wir gleichzeitig unsere Erfahrungen mit anderen Staaten, wie beispielsweise mit den Staaten aus der ehemaligen Sowjetunion, austauschen könnten.
Was wir jedoch meiner Ansicht nach hier unbedingt betonen müssen, ist die Tatsache, dass wir in diesem Dialog zwischen Unternehmen und Hochschulen nicht vergessen sollten, dass die Hochschule, eine Schule für Hochschulbildung, eine unabhängige, autonome Einrichtung ist, deren Ziel in der Suche nach der Wahrheit, einer unvoreingenommenen Suche nach der Wahrheit, besteht. Unter dieser Prämisse sind Hochschulen in Italien, Deutschland, Frankreich und Polen entstanden und ich denke, dass wir nicht vergessen sollten, dass dies auch heute das Ziel der Hochschulen sein sollte. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen sollte diese Suche nach der Wahrheit, einer unvoreingenommenen Wahrheit, nicht hindern oder einschränken.
Rui Tavares (GUE/NGL). – (PT) Frau Präsidentin, Hochschulen bilden das Rückgrat Europas. Sie sind wahrscheinlich unsere beste Kreation. Im 12. Jahrhundert bestand Europa an den Universitäten von Bologna, Coimbra, Oxford und an der Sorbonne, lange bevor es das politische Europa gab. Jedoch ist die Welt der Unternehmen und der Unternehmensführung, wie wir sie heute kennen, 30 oder 40 Jahre alt: Sie besteht seit dem Krieg. Das ist eines der wenigen Male, dass ein Mitglied einer linken Partei Ihnen eine konservative Frage stellen wird, also machen Sie das Beste daraus.
Wollen wir uns wirklich einer jahrhundertealten europäischen Kreation widmen oder einer Unternehmensideologie, die nur einige Jahrzehnte alt ist? Widmen wir uns der Unternehmenswelt, wie wir es in den letzten Jahrzehnten getan haben, dann widmen wir uns unweigerlich dem Kurzfristigen, und darum geht es hier: jetzt Kunststofftechniker ausbilden, um innerhalb von drei Jahren arbeitslos zu sein, um dann eine Art Finanzmanager auszubilden, der nach vier Jahren arbeitslos sein wird. Ich möchte den europäischen Ländern Portugal und Estland eine Frage stellen.
Was wäre Ihnen lieber: dass Ihre Kinder eine Ausbildung erhalten, die sich den kurzfristigen Vorschriften des Marktes beugt? Oder dass sie eine solide und möglichst breitgefächerte Ausbildung erhalten, wie es immer der Fall in europäischen Hochschulen gewesen ist? Würden Sie es vorziehen, dass die Ausbildung Ihren Kindern jetzt einen Platz auf dem Arbeitsmarkt bietet, oder für die nächsten Jahrzehnte und den Rest ihres Lebens? Die Antwort überlasse ich Ihnen.
Jaroslav Paška (EFD). – (SK) Zunächst möchte ich unserem Kollegen, dem Autor dieses Berichts, zu seiner Wahl in der neuen und wichtigen Funktion des Präsidenten des ungarischen Parlaments gratulieren. Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um meiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass Pál Schmitt durch seine Weisheit und seinen politischen Weitblick sowie durch seine ruhigen und vorsichtigen Reden in dieser Funktion zu einer langfristigen Verbesserung der Beziehungen Ungarns zu seinen Nachbarstaaten beitragen kann.
Ich möchte mich jetzt der neuen Partnerschaft zur Modernisierung von Hochschulen widmen. In meinen Augen ist die Kernaussage des ganzen Textes die Einleitung zu Punkt 2 des Entwurfs der Stellungnahme des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie, wo geschrieben steht, und ich zitiere, „dass die in der Mitteilung der Kommission genannten Aufgaben nicht neu sind[,] und dass sie bislang noch nicht erfolgreich angegangen wurden“.
Um es vereinfacht auszudrücken, die Kommission hat eine Vision erstellt, in der sie Herausforderungen wiederholt und hervorbringt, möglicherweise in der Hoffnung, dass sich etwas tun wird. Aber leider hat es bislang noch keine bedeutenden Verbesserungen in diesem Bereich gegeben. Vielleicht wäre es deshalb klüger, Herr Kommissar, schnellstmöglich eine tiefgreifende Analyse der Ursachen für den Misserfolg der vorangegangenen Antworten auf die Herausforderungen durchzuführen, und dann mit einer pragmatischen Definition von neuen und tatsächlich wirksamen Maßnahmen im Hinblick auf eine wirkliche Zusammenarbeit auf hohem Niveau zwischen Hochschulen und Produktionsunternehmen aufzuwarten.
Seán Kelly (PPE). – (GA) Frau Präsidentin, Pádraig Ó Conaire hat einmal ein Buch geschrieben mit dem Titel „M’Asal Beag Dubh“ [Mein Kleiner Schwarzer Esel], in dem er sagte, dass der Esel „mit dem Rücken zum Wind stand, er das Leben ignorierte und vom Leben ignoriert wurde“.
Diese Beschreibung könnte, wenn Sie gestatten, in der Vergangenheit auch auf Hochschulprofessoren zutreffen, da sie in ihren Elfenbeintürmen abgeschnitten von der Welt und die Welt abgeschnitten von Ihnen lebten. Aber, Gott sei Dank, hat sich all das völlig geändert. In jüngster Zeit habe ich drei ausgezeichnete Beispiele dafür gesehen.
Zunächst in meiner eigenen Stadt Tralee, wo das Institut für seine Arbeit in Wirtschaft und Unternehmensansiedlung mit dem Preis der „Europäischen Unternehmerregion des Jahres“ ausgezeichnet wurde.
Zweitens, in meinen Gesprächen und Treffen mit dem neuen Professor und Präsidenten des University College Cork. Hier habe ich erfahren, dass sie sich auf eine wirkliche Zusammenarbeit mit der Unternehmergemeinschaft einlassen und vice versa.
Das fantastische Modell der Zusammenarbeit mit der Unternehmergemeinschaft, das wir vor einigen Wochen an der Hochschule von Santiago gesehen haben, macht am meisten Mut. Die Hochschule hatte sogar ihre eigene Bank gegründet, um Start-up-Unternehmen, die oft nicht die nötige Finanzierung für den Anlauf ihres Unternehmens erhalten, zu unterstützen.
Wir auf Ebene der Europäischen Union können diese ermutigen, indem wir die Möglichkeiten für Entwicklung schaffen und auch die Koordinierung der Forschung herstellen, die letztlich in die Wissenswirtschaft und die intelligenten Arbeitsplätze, über die wir sprechen, mündet.
Nessa Childers (S&D). – Frau Präsidentin, Wissenschaftler sind von Natur aus eine streitlustige Gruppe. Deshalb habe ich als frühere Universitätsprofessorin und Kursdirektorin mit großem Interesse eine sehr öffentliche Debatte in Irland zwischen Wissenschaftlern über die zukünftige Ausrichtung irischer Hochschulen verfolgt.
Diese Wissenschaftler waren sich einig, dass Hochschulen immer noch eine der besten Innovationen Europas sind, und dass deren dauerhafter Erfolg entscheidend für den zukünftigen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Erfolg der Europäischen Union ist.
Trotzdem darf wirtschaftlicher Erfolg nicht mit sozialer Entwicklung in der Gesellschaft und in der Hochschule vermischt werden; deshalb ist dieser Scheideweg, an dem wir auf der Ebene der Hochschulbildung stehen, mit traditionellem Lernen und Lehren auf der einen Seite, und den Anforderungen der modernen unternehmensgesteuerten Wirtschaften auf der anderen Seite, mit größter Vorsicht zu handhaben.
Gewinnzuwachs und moderne Entwicklung sind integrale Bestandteile heutiger Hochschulen. Jedoch stehen zahlreiche Fakultäten in keinem Zusammenhang zur Wirtschaft und zu gewinnorientierten Berufen. Ich denke da insbesondere an Kunst- und Geisteswissenschaften. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass moderne Hochschulen einige wesentliche akademische Verbindungen zu ihrer in finanzieller Hinsicht naiveren Vergangenheit beibehalten, damit ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichem und geistigem Erfolg bewahrt werden kann.
Elena Băsescu (PPE). – (RO) Bedauerlicherweise wird in den Lehrplänen zu viel Wert auf Theorie gelegt, so dass Studenten bei ihrem Einstieg in den Arbeitsmarkt auf Probleme stoßen. Ihre Ausbildung muss verstärkt auf der Grundlage von praktischeren Aspekten und der Auseinandersetzung mit den im wirtschaftlichen Umfeld tatsächlich auftretenden Problemen aufgebaut sein. Deshalb glaube ich, dass die Beziehungen zwischen der Wissenschaftswelt und der Unternehmenswelt verstärkt werden müssen.
Hinzu kommt, dass Hochschulen offener für die Unternehmenswelt sein müssen, um ihre Ausbildung besser an die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt anpassen zu können. So können Studenten sich die von den Arbeitgebern verlangten Qualifikationen und Fähigkeiten aneignen. Einige Mitgliedstaaten, wie Frankreich, Deutschland, Italien, das Vereinigte Königreich oder Spanien bemühen sich seit einigen Jahren um den Ausbau von Partnerschaften zwischen Hochschulen und der Wirtschaftswelt.
In Rumänien wurde letztes Jahr mithilfe von Finanzmitteln der EU ein Projekt ins Leben gerufen, an dem 20 Fakultäten teilnahmen. Sie erhielten alle neue und auf die gegenwärtigen Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasste Lehrpläne. Das Projekt hat vor allem zu einer Senkung der Arbeitslosigkeit durch die Qualitätsverbesserung der Bildungsangebote und zu einer Reduzierung der Zahl derjenigen Hochschulabsolventen, deren Diplom nicht auf den Arbeitsmarkt angepasst werden kann, geführt.
Diese Partnerschaften müssen nicht auf die einzelnen Mitgliedstaaten begrenzt sein. In der gegenwärtigen Situation unterstütze ich die Förderung und die Ausweitung der Erasmusprogramme für junge Unternehmer und Auszubildende.
Cătălin Sorin Ivan (S&D). – (RO) Ich möchte zunächst Pál Schmitt zu seinem kohärenten und sachbezogenen Bericht über die aktuelle Lage der Hochschulbildung gratulieren. Wir haben ein großes Problem: Momentan bilden wir in jedem der 27 Mitgliedstaaten arbeitslose Menschen aus und keine jungen Menschen, die voll und ganz für den Arbeitsmarkt bereit sind. Es besteht ein großes Missverhältnis zwischen dem, was junge Menschen in der Schule lernen, und dem, was Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt benötigen. Dieses Problem nimmt vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise und der damit einhergehenden offensichtlichen Krise auf dem Arbeitsmarkt weiter zu.
Die Europäische Union spielt seit vielen Jahren dank einer insbesondere wissens- und innovationsbasierten Wirtschaft eine wichtige Rolle auf dem Weltmarkt. Wenn wir tatsächlich eine wissens- und innovationsbasierte Wirtschaft anstreben, dann müssen wir die Diskussion überwinden und mehr Investitionen und öffentlich-private Partnerschaften sowie Partnerschaften zwischen Hochschulen und der Wirtschaftswelt unterstützen. So können neue Entdeckungen gemacht werden und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung an Hochschulen in der Realwirtschaft genutzt werden.
Auch ich war mit Seán Kelly in Santiago de Compostela, wo wir eine lokale Hochschule besucht haben. Ich kann Ihnen sagen, dass das Modell zur finanziellen Unterstützung von Start-up-Unternehmen und kleinen, von Studenten gegründeten Unternehmen klar gestaltet war. Diesen Studenten werden Kredite vergeben, und dies ohne jegliche Garantien. Die durch die Studenten an der Hochschule erfolgreich entwickelten Produkte kommen der lokalen Wirtschaft unmittelbar zugute. Das ist ein Modell, das wir auch innerhalb der EU fördern und vervielfältigen müssen.
Piotr Borys (PPE). – (PL) Dieser Bericht betrifft die wichtigen Ziele der Strategie Europa 2020. Ich erinnere Sie alle daran, dass die Zahl der Hochschulabsolventen innerhalb der nächsten 10 Jahre um 10 % – von 30 % auf 40 % – steigen soll, und dass die Aufwendungen der Mitgliedstaaten für Forschung und Entwicklung auf 3 % steigen sollen. Die Hochschulen werden die größten Nutznießer dieser Gelder sein und Forschung betreiben. Wir sollten deshalb sorgfältig die erfolgreichsten Systeme, die in anderen Teilen der Welt bestehen, untersuchen. Damit meine ich die amerikanischen Methoden hinsichtlich der Partnerschaften zwischen Unternehmen und Hochschulen, und hinsichtlich der Anpassung der Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung auf den Markt. Dadurch verschwinden oftmals wundervolle wissenschaftliche Erkenntnisse nicht in der Schublade, sondern sie fließen in die Praxis, das heißt in die Wirtschaft, ein.
Eine andere Frage betrifft die Notwendigkeit der Einführung eines wirksamen Systems zur Vergabe von Stipendien und die Einbindung von Unternehmen in dieses System. Promotionsprogramme sollten weitestgehend unterstützt werden. Dabei könnte auf Mittel im Rahmen des Europäischen Sozialfonds und bereits bestehender Programme wie das Marie-Curie-Programm zurückgegriffen werden. Wie können klare Programme für eine öffentliche Partnerschaft im Rahmen von Technologieparks und Unternehmensinkubatoren erarbeitet werden? Wie können wir uns für kleine und mittlere Unternehmen einsetzen und wie können auch Studenten sich in kleinen und mittleren Unternehmen engagieren? All dies ist von großer Bedeutung. In meinen Augen ist es auch wichtig ist, dass nicht ausschließlich in den sicherlich wichtigen Technologiebereich investiert wird. Wir sollten auch in ein System für Kunst- und Geisteswissenschaften investieren, denn auch hier sollte eine Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen bestehen.
Und noch eine letzte Bemerkung: Heute gibt es in China so viele Studenten wie in der gesamten Europäischen Union. Deshalb ist die Diskussion über das Erreichen von gemeinsamen Zielen unsere gemeinsame Aufgabe, und ich denke, dass die Beteiligung der Wirtschaft an diesem Dialog ein effizienter Weg ist, um im weltweiten Wettbewerb erfolgreich zu sein.
Teresa Riera Madurell, Verfasserin der Stellungnahme des Ausschusses für Industrie, Forschung, und Energie. – (ES) Frau Präsidentin, Herr Kommissar, der Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie möchte seine Unterstützung für die Arbeit des EU-Forums für den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft zum Ausdruck bringen.
Wir glauben, dass dies ein gutes Instrument ist, um solch wichtige Partnerschaften wie die zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor zu verstärken.
Wir sind überzeugt, dass diese Zusammenarbeit in Zeiten der Wirtschaftskrise, in denen junge Menschen vermehrt Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden und Unternehmen erhöhtem Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind, einen wirtschaftlichen und sozialen Mehrwert darstellt. Dadurch wird dieser Partnerschaft eine noch höhere Priorität eingeräumt.
Es ist ein Dialog und eine Zusammenarbeit in beide Richtungen, ausgehend vom Angebot und der Nachfrage, der sich auf nationale und regionale Ebenen ausdehnen muss, um bewährte Verfahren, die besten Strategien und die besten Instrumente zu identifizieren.
Wir schließen uns der Meinung an, dass die Förderung der Mobilität des Personals zwischen Forschungszentren und Unternehmen, die Förderung von Investitionen des Privatsektors in Forschung und Entwicklung und die Gewährleistung, dass Hochschulen Personal ausbilden, das auf den Arbeitsmarkt gut vorbereitet ist, wesentliche Maßnahmen sind.
Die Europäische Union unternimmt bereits wichtige Schritte in diese Richtung, beispielsweise durch die Förderung von Technologieplattformen, von gemeinsamen Technologieinitiativen und von öffentlich-privaten Partnerschaften, sowie die Förderung des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts. Dies sind äußerst interessante und richtungsweisende Maßnahmen, die wir auch weiterhin unterstützen müssen.
Schließlich, Frau Präsidentin, möchten die Mitglieder des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie dem Berichterstatter zu seiner Arbeit und seiner Ernennung gratulieren.
Joanna Katarzyna Skrzydlewska (PPE). – (PL) Das durch die Kommission eingeführte Forum für den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft verstärkt die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen, um den Hochschulen dabei zu helfen, Partnerschaften ins Leben rufen, indem sie ihr wissenschaftliches und technologisches Wissen nutzen. Das ist eine gute Idee, wenn wir die europäische Wirtschaft dynamisieren und wahrhaftig wettbewerbsfähig machen möchten. Ich möchte dennoch verschiedene Schwachstellen im Vorschlag der Kommission hervorheben.
Einige der Empfehlungen sind zu allgemein gehalten und geben zu viel Interpretationsspielraum, wie beispielsweise die Begriffe „Hochschule“ mit Blick auf alle anderen Einrichtungen des tertiären Bildungsbereichs, unabhängig von ihrem Status. Auch gibt es keine Forschungsinstrumente zur Feststellung der Qualifikationsengpässe auf dem Arbeitsmarkt. Es wird kein System der allgemeinen und beruflichen Bildung erwähnt, welches diese Engpässe auffangen könnte. Mit Blick auf das Programm des lebenslangen Lernens berücksichtigt das Dokument nicht die besondere Situation derjenigen, die nicht im Besitz eines Hochschuldiploms sind.
Kurz gefasst, der eingeschlagene Weg zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen scheint eine Antwort auf die heutigen Bedürfnisse des Marktes zu geben. Die wichtigste Rolle kommt jedoch den Mitgliedstaaten zu, die eine wirksame Umsetzung der Vorschläge gewährleisten müssen, wenn wir die angedachten Pläne erreichen möchten.
(Beifall)
Lara Comi (PPE). – (IT) Frau Präsidentin, Herr Kommissar, meine sehr geehrten Damen und Herren, nach der ersten Bilanz der Lissabon-Strategie schaut die Europäische Union schon auf die nächsten 10 Jahre. Aus den in der Strategie Europa 2020 festgelegten Prioritäten sticht das intelligente Wachstum, aufbauend auf einer wissensbasierten Wirtschaft und Innovation, besonders hervor.
Die Integration der Systeme der höheren und Hochschulbildung mit dem Arbeitsmarkt ist der Schlüssel hierzu. Die vorgegebene Richtung misst der Arbeitswelt und dem Erlernen von persönlichen Fähigkeiten, oder dem sogenannten „Wissensdreieck“ eine neue Aufmerksamkeit bei.
Europa kann deshalb seine Bedeutung auf internationaler Ebene sichern, wenn es in den Bereichen Wissenschaft und Innovation einheitlicher handelt und jeden mit ins Boot nimmt, der Wachstum und Entwicklung beeinflussen kann. In diesem Zusammenhang sind Systeme zur Aufwertung von Hochschulen zwecks Erstellung und Messung von Effizienz- und Qualitätsstandards mehr als opportun. Es ist deshalb an der Zeit, zu handeln und diese neuen Dimension der europäischen Einheit, bekannt als die „fünfte Grundfreiheit“ oder als der uneingeschränkte Wissensaustausch, zu erreichen.
Dazu muss es einen europäischen Vorschlag zur Vereinfachung der Arbeit für junge Forscher durch organische Verbindungen zu den Unternehmen geben, um deren Entwicklungsbedürfnissen Rechnung zu tragen. Zum Erreichen dieser Ziele bedarf es größerer Investitionen in Programme wie beispielsweise Erasmus. Dadurch wird das Studieren über die nationalen Grenzen hinaus mit garantierter Anerkennung von Abschlüssen für Studenten gefördert.
Corina Creţu (S&D). – (RO) In Zeiten, in denen wir neue Maßnahmen zur Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums benötigen, halte ich es für wichtig, dass der Zugang zur Forschung und Entwicklung für kleine und mittlere Unternehmen vereinfacht wird. Viele dieser Unternehmen leiden aufgrund eines schwierigen Zugangs zu finanziellen Fördermöglichkeiten. Dies bedeutet, dass sie nicht in der Lage sind, neue Produkte zu entwickeln oder existierende Produkte neu zu entwerfen, und so nicht wettbewerbsfähig bleiben.
Es wäre wünschenswert, wenn Hochschulen, und insbesondere diejenigen, die in den Genuss öffentlicher Gelder kommen, offener für die Bedürfnisse der KMU wären. Durch den Abbau von administrativen Hindernissen sowie einen Anstieg von öffentlichen Finanzierungsmöglichkeiten für Forschungs- und Entwicklungsprogramme, die Technologien oder Produkte generieren, die an KMU weitergetragen werden können, könnten diese Programme vereinfacht im Rahmen der Strukturfonds finanziert werden.
Hochschulen können auch im Rahmen des Prozesses des lebenslangen Lernens zur Weiterbildung des Personals von KMU beitragen. Die Schaffung eines einheitlichen Europäischen Netzwerkes von Gründer- und Innovationszentren ist vielversprechend.
Auch ich möchte dem Berichterstatter gratulieren.
Elena Oana Antonescu (PPE). – (RO) Wir müssen uns die Frage stellen, in welche Richtung unsere Bildungs- uns Forschungssysteme sich entwickeln sollen? Es wird sehr viel über die wissensbasierte Gesellschaft gesprochen, dabei frage ich mich, ob dieses Konzept heute nicht nur ein markanter Spruch ist, der in den Medien gut ankommt. Ich denke, dass in diesem Zusammenhang zu wenig über Fähigkeiten und zu viel über das Anhäufen von Wissen gesprochen wird.
Eine Umfrage unter Studenten würde sicherlich belegen, dass das Schreiben von Aufsätzen sich nur noch darauf beschränkt, einige Plattitüden zu nutzen, um den vom Lehrer vorgesehenen Platz zu füllen. Manche werden in einem Wirtschaftsumfeld arbeiten müssen, in dem es keine garantierten Erfolgsrezepte mehr gibt. Ich denke, dass nicht nur die Unternehmenswelt einer gründlichen Überprüfung infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise gegenübergestellt sein wird. Dies wird auch auf die Hochschulen zutreffen, die sich verändern müssen, um sich dem ständig wandelnden Umfeld, in dem es nicht nur um Aneignung von Wissen, sondern auch von Fähigkeiten geht, anpassen zu können.
Iosif Matula (PPE). – (RO) Ich möchte Pál Schmitt zu zwei Dingen gratulieren: Zu seiner neuen Funktion und zu seinem gut strukturierten, umfassenden Bericht, der auf jeden Fall die Effizienz der Beziehungen zwischen der Wirtschaft und der Wissenschaft in Europa fördern wird.
Zu einem Zeitpunkt, zu dem alle von uns verabschiedeten Strategien auf die Notwendigkeit von gut ausgebildeten Bürgerinnen und Bürgern mit den nötigen auf den Arbeitsmarkt zugeschnittenen Fertigkeiten hinweisen, ist eine besondere Maßnahmen zur Verbesserung der Partnerschaft zwischen beiden Bereichen begrüßenswert.
Es bedarf einer Änderung der Haltung in der EU und eines Wirtschaftsumfelds, das dabei hilft, die Studienpläne der Hochschulen, ähnlich wie in Nordamerika, durch die Schaffung und Finanzierung von bestimmten Lehrprogrammen anzupassen. Dadurch werden Studenten sich einfacher mit den hohen Anforderungen des Unternehmertums vertraut machen können und auch das europäische Hochschulwesen wir weltweit als attraktiver angesehen werden. Praktisch muss sich daraus ein Mehrwert für die Gesellschaft ergeben und Wissen und Ergebnisse aus der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen müssen bereitgestellt werden. Dadurch kann Wirtschaftswachstum entstehen und die Lebensbedingungen für unsere Bürgerinnen und Bürger können demnach verbessert werden.
Martin Ehrenhauser (NI). - Frau Präsidentin! Herzlichen Dank, dass ich mich noch einmal kurz melden darf. Scheinbar kennt meine Kollegin den Unterschied zwischen Ausbildung und Bildung nicht. In Zeiten, in denen die Technik uns einen Großteil unserer Arbeit abnimmt, wird es immer wichtiger, dass Hochschulen Bürger zu mündigen und kritischen Menschen bilden. Das ist es doch, was wir brauchen. Wir brauchen also Menschen, die in der Lage sind, gesellschaftliche Vorgänge kritisch zu hinterfragen.
Die Wirtschaft hat ja dieses Ziel nicht. Die Wirtschaft will Menschen ausbilden, das ist ihr Recht, das ist richtig. Aber das ist eben nur eine Forderung eines Teilsystems unserer Gesellschaft, und es ist nicht die Abbildung dessen, was wir in einer Gesellschaft als Gesamtheit benötigen.
Lassen Sie mich vielleicht noch einmal kurz anmerken: Wir brauchen ja wissenschaftliche Kreativität und wissenschaftliche Neugierde. Ich bin nicht der Meinung, und ich glaube sicherlich nicht, dass die Wirtschaft in der Lage ist, diese Neugierde und diese Kreativität, die wir so dringend brauchen, durch ihren finanziellen Imput kaufen zu können. Nein!
Czesław Adam Siekierski (PPE). – (PL) Forschung, wissenschaftlicher Fortschritt und die Ausbildung von Studenten gehören zu den wesentlichen Aufgaben der Hochschulen. Die Prioritäten der Lissabon-Strategie sind, kurz gefasst, eine wissensbasierte Wirtschaft, Innovation und wissenschaftliche Forschung. Auch wenn die Ergebnisse der Strategie uns nicht zufrieden stellen, sind die in dieser Strategie festgelegten Ziele noch immer von Bedeutung.
Wie können diese Leitsätze und Ziele in die Tat umgesetzt werden? Erstens, durch die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Wirtschaft und spezifischen Unternehmen, und durch die Finanzierung wissenschaftlicher Forschung und von Praktika durch die Wirtschaft. Zweitens, durch den Austausch von Studenten und Forschern zwischen Hochschulen aus unterschiedlichen Ländern, und durch eine Erhöhung der ihnen dafür zur Verfügung stehenden Mittel. Drittens, durch die Finanzierung von Studentenpraktika und wissenschaftlichen Forschungen durch Unternehmen, in deren Auftrag geforscht wird. Viertens, durch die Mobilität des Personals, um den größtmöglichen Nutzen aus diesen gut ausgebildeten Menschen zu ziehen. Fünftens, durch die Entwicklung von Forschungs- und Entwicklungszentren im Wirtschaftsbereich.
Abschließend möchte ich sagen, dass die beste Investition eine Investition in die Bildung unserer jungen Generation ist, und damit meine ich lebenslange Bildung.
Petru Constantin Luhan (PPE). – (RO) Ich bin nur teilweise mit dem Berichterstatter einverstanden. Wir brauchen Wissen und Innovation, um die in der Strategie Europa 2020 festgelegten Ziele zu erreichen. Wir sprechen hier nicht über die Beschaffung von Wissen, sondern über Investitionen in ein Bildungssystem, das den Anforderungen auf dem Markt entspricht.
Momentan bieten Hochschulen in der Europäischen Union Forschern und Studenten weniger attraktive Bedingungen als Colleges in den Vereinigten Staaten. Einer der Hauptgründe hierfür ist Geldmangel. Wie auch der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, betont hat, treten Europäer gegeneinander an, um die besten Fußballer zu bekommen. Aber ihre Forscher wandern nach Amerika aus.
Eine Neuausrichtung der Hochschulen in Europa ist deshalb unbedingt erforderlich, damit sie eine entscheidende Rolle in der wissens- und innovationsbasierten Gesellschaft und Wirtschaft einnehmen können. Arbeitgeber sind unzufrieden und glauben, dass die Hochschulbildung den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt nicht Rechnung trägt, und dass Studenten nicht darauf vorbereitet werden, dem gegenwärtige Klima zu begegnen. Um dieser Unzufriedenheit entgegenzuwirken, könnten Hochschulen ihren Studenten im Rahmen ihrer Programme die Möglichkeit bieten, Praktika in KMU zu absolvieren.
Günther Oettinger, Mitglied der Kommission. − Frau Präsidentin, meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich danke Ihnen für Ihre angeregte Debatte, Ihre vielfältigen Vorschläge und Ideen. Ich glaube, es bestand weitgehend Einigkeit im Hohen Haus, dass der Dialog zwischen den Hochschulen und der Arbeitswelt und Wirtschaft für alle Beteiligten von Vorteil sein kann, für die Hochschulen selbst, die Forscher, die Professoren, die Studierenden, für die Unternehmen und für die Gesellschaft insgesamt.
Es geht meines Erachtens nicht um das Ob, sondern um die Ausgestaltung des Dialogs und der Zusammenarbeit, also um das Wie. Es geht um den Wissenstransfer, um den Dialog und den Informationsaustausch während der Bildung und in der lebenslangen Weiterbildung, es geht um Kooperation bei der Grundlagenforschung, es geht um mehr Praxisnähe neben dem Theoretischen in der Bildung durch Einblick in die wirtschaftliche Wertschöpfung und Produktion. Dabei hat die Wirtschaft keine übernehmende, sondern eine ergänzende Funktion, und entscheidend ist, dass die Forschung frei bleibt und die Lehre ebenso. Sie entscheidet sich dafür, die Politik zwingt sie nicht.
Wir brauchen eine Win-Win-Situation, in der die Organe der Wissenschaft und Lehre einerseits und der Forschung und Wirtschaft anderseits Ja zu dieser Partnerschaft sagen. Freiheit von Forschung und Lehre heißt nicht, im luftleeren Raum zu schweben, sondern in eine Gesellschaft und Arbeitswelt eingebunden zu sein.
Deswegen meine ich, der Bericht ist eine gute Bestandsaufnahme und schafft auch Klarheit, wohin wir zur Stärkung unserer Hochschulen und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaft und Technik in Europa gehen wollen. Wir wollen mit unserem Forum einen kleinen Beitrag leisten, eine Plattform bieten und werden jetzt prüfen, wie die Aktivitäten unseres Forums ergänzt werden können. Der Bericht ist dafür eine gute Grundlage und ein Nachschlagewerk. Vielen Dank dafür!
Marco Scurria, in Vertretung des Berichterstatters. – (IT) Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte der Kommission für ihre Mitteilung, die wir größtenteils angenommen haben, danken.
Ich möchte nur auf einen vielleicht etwas kritischen Aspekt näher eingehen, der in dieser Diskussion aufgekommen ist, da jemand hervorgehoben hat, wie wichtig die Unabhängigkeit der Hochschulen, die Freiheit der Forschung und die Finanzierung der öffentlichen Hand sind. Wir sind uns in diesem Punkt einig und deshalb verstehe ich diese kritischen Anmerkungen nicht. Denn eine Lektüre des Berichts reicht aus: In den ersten Absätzen schreiben wir sehr deutlich, dass die geistige und finanzielle Unabhängigkeit der Hochschulen gegenüber der Wirtschaft bestehen bleiben muss und kein Abhängigkeitsverhältnis der Hochschulen zur Wirtschaft entstehen darf. --
Der Bericht hebt auch hervor, dass Hochschulen unter allen Umständen die Autonomie über ihre Studienpläne und Leitungsstrukturen beibehalten sollen. Dies räumt jegliche Probleme und Zweifel in diesem Bereich aus und deshalb verstehe ich nicht, welche Probleme es geben könnte, es sei denn, dieses Thema soll auf altmodische Weise ideologisch ausgenutzt werden.
Lassen Sie uns folglich darüber nachdenken, denn dieser Bericht legt die Bedingungen aus, um das Schicksal unserer jungen Menschen wirksam zu verbessern. Denn niemand möchte Hunderttausende von jungen Menschen in die Hände irgendwelcher wirtschaftlicher Zwecke geben. Im Gegenteil, wir möchten nur Hunderttausenden von Studenten ermöglichen, in einer Gesellschaft zu studieren, eine Ausbildung zu erhalten und zu arbeiten, die sie erwartet.
VORSITZ: Miguel Angel MARTÍNEZ MARTÍNEZ Vizepräsident
Der Präsident. Die Aussprache wird geschlossen.
Die Abstimmung wird morgen, Donnerstag, den 20. Mai, um 12 Uhr stattfinden.
Schriftliche Erklärungen (Artikel 149).
Liam Aylward (ALDE), schriftlich. – (GA) Herr Präsident, europäische Hochschulabsolventen müssen über die notwendige Erfahrung und qualitativ hochwertige Fertigkeiten verfügen, um gute Karrierechancen nutzen zu können, auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu sein und das Unternehmertum in Europa zu fördern. Beim Aufbau einer wissensbasierten Wirtschaft, eines Dialogs und den Beziehungen, die sie zwischen den Unternehmen fördert, sind Forschung und Bildung sehr wichtig.
Und obwohl die Mitgliedstaaten für die Verfügbarkeit von Bildung selbst verantwortlich sind, ergeben sich große Vorteile durch das Knüpfen grenzüberschreitender Verbindungen und das Fördern einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen der europäischen Geschäftswelt und den europäischen Universitäten. Ich unterstütze die Bemühungen des Berichterstatters sehr, die Zusammenarbeit und Vereinbarungen zwischen Universitäten und Unternehmen anzustreben, und ich bin auch der Meinung, dass dieser Dialog sich nicht nur auf wissenschaftliche und technologische Angelegenheiten konzentrieren, sondern sich auf alle Bildungsbereiche erstrecken sollte.
Europäische Hochschulabsolventen müssen über für den heutigen Arbeitsmarkt geeignete Fertigkeiten verfügen, und ihnen muss darüber hinaus ein einfacher Zugang zu den wichtigen Programmen wie Erasmus für Jungunternehmer und für Auszubildende gewährt werden. Ausbildung und Weiterbildungskurse müssen neu strukturiert werden, um den Bedürfnissen der Erwerbstätigen und den Anforderungen einer wissensbasierten Wirtschaft zu genügen.
Vilija Blinkevičiūtė (S&D), schriftlich. – (LT) In den letzten Monaten sind in meinem Land Litauen Studien darüber durchgeführt worden, wie höhere Lehranstalten sich den neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes anpassen und die Schaffung von Möglichkeiten für Hochschulabsolventen, eine geeignete Beschäftigung aufzunehmen, sobald sie die höheren Lehranstalten verlassen haben, umsetzen können. Leider haben diese Studien ergeben, dass viele Universitäten zu Spezialisten ausbilden, mit denen der Markt bereits überschwemmt ist. Oder mit anderen Worten ausgedrückt, es werden die Anforderungen des Marktes nur unzureichend von den Universitäten berücksichtigt und die Leidtragenden sind vor allem die jungen Menschen, die gerade erst ihr Studium beendet haben. Aus diesem Grund stimme ich voll und ganz mit der Initiative überein, in Zukunft eine spezifische Strategie oder ein System zu entwickeln, in das wir große Mühen und Engagement investieren, um die Verbindungen zwischen den Universitäten und der Wirtschaft auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene zu fördern. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass der Mangel an Arbeitsplätzen und schwierige Arbeitsbedingungen sich auf das Leben jedes Einzelnen auswirken und gerade junge Menschen in dieser Situation besonders anfällig sind. Darüber hinaus möchte ich betonen, dass sich die höheren Lehranstalten aufgrund der Marktdynamik, dem sich schnell ändernden Arbeitsumfeld und der stetig fortschreitenden Entwicklung neuer Technologien auch diesen neuen Herausforderungen stellen müssen – Sie müssen die Curricula verbessern und reformieren, um eine hochwertige Ausbildung garantieren und das Problem der Beschäftigung von Hochschulabsolventen lösen zu können. Der Beitrag der Universitäten allein ist dabei jedoch nicht ausreichend: Wirtschaft und Regierung müssen zu diesem Prozess ebenso ihren Beitrag leisten.
Adam Gierek (S&D), schriftlich. – (PL) Beim Dialog zwischen der akademischen Gemeinschaft und der Wirtschaft, durch den die Universitäten in Europa modernisiert werden sollen, sollten sowohl ihre derzeitigen Studiensysteme, die dem Bologna-Prozess angeglichen werden, als auch die wirtschaftlichen Herausforderungen Innovationen betreffend berücksichtigt werden.
Der Bologna-Prozess ermöglicht ein hohes Maß an Flexibilität bei der Ausbildung von Spezialisten, die sich als technische Studenten mit hervorragenden Examen praxisbezogen auf ihren Beruf vorbereiten. Auf Masterebene können sie dann fachübergreifende Kenntnisse über die Wirtschaft in einer sich weiter entwickelnden Welt flexibel aneignen, um dann auf Promotionsebene innovative Lösungen ausarbeiten zu können. Hingegen werden von Universitäten, die an der konservativen Ausbildung festhalten, Spezialisten auf den Markt gebracht, die für eine innovative Wirtschaft nicht nutzbringend sind. Aus diesem Grund sollten Studienprogramme permanent verbessert und in Bezug auf die Anforderungen der verschiedenen Wirtschaftszweige neu abgestimmt werden. Die Arbeit an den Universitäten besser an den Anforderungen der Industrie auszurichten wird auch durch Lehrveranstaltungen über Unternehmenspolitik und den Aspekt der Rechte am geistigen Eigentum gefördert. Es ist von Vorteil, wenn Abschlussarbeiten und Dissertationen sich thematisch auf die Anforderungen der Wirtschaft beziehen oder sich direkt aus ihren Anforderungen ergeben. Dies ist dann nämlich die beste Vorraussetzung für die Durchführung eines Dialogs zwischen den beiden Gemeinschaften: Wissenschaft und Wirtschaft. Es wäre sogar möglich, die Wahrscheinlichkeit für einen innovativen Erfolg in einem noch größeren Maße zu beeinflussen, wenn der praktische Teil dieser schriftlichen Arbeiten direkt an dem Ort durchgeführt würde, an dem er möglicherweise eines Tages tatsächlich umgesetzt wird.
Ein weiteres wichtiges Element in der Zusammenarbeit der Universitäten mit der Wirtschaft sind auch die Praktika, die die Studenten in den Unternehmen absolvieren, und die derzeit aufgrund der Kosten nur sehr eingeschränkt organisiert werden. Darüber hinaus sollten die Universitäten Aufbaulehrgänge für Beschäftigte in der Industrie anbieten, denen die jüngsten Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik vermittelt werden.
Tiziano Motti (PPE), schriftlich. – (IT) Wir sind es leid, die jungen Europäer immer klagen zu hören: „Sie hätten mich eingestellt, wenn ich Berufserfahrung gehabt hätte, aber es gibt ja keinen, der mir die Chance gibt, welche zu erwerben.“ Sie sind durch die derzeitige Wirtschaftskrise besonders hart getroffen worden, wo sie doch ohnehin bereits vor der Krise Schwierigkeiten hatten, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten und eine nachhaltige Zukunft für sich aufzubauen. So hat die Arbeitslosigkeit in der Gruppe der unter 25-Jährigen in Europa eine Quote von 21,4 % erreicht und liegt damit doppelt so hoch wie der Bevölkerungsdurchschnitt. Diese Zahlen sind alles andere als ermutigend: Die Arbeitslosenquoten scheinen weiter zu steigen, und wir sind besorgt darüber, dass junge Menschen im Alter von 30 Jahren mit einer hervorragenden Ausbildung nicht in der Lage sind, eine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen, die nötig ist, um eine Familie zu gründen, um unabhängig zu sein und in die Zukunft zu investieren – und so zu zeigen, was sie wert sind und dass sie einen Reifeprozess durchlaufen. Wir wollen eine Europäische Union auf der Grundlage der zentralen Rolle jedes Einzelnen. Unsere jungen Leute müssen in der Lage sein, sich auf eine starke und dauerhafte Verbindung zwischen der Ausbildung, die sie an der Universität erhalten, und dem Arbeitsmarkt, der ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten, die mit dem übereinstimmen, was sie während ihres Studiums gelernt haben, anbieten kann, verlassen können. Deshalb fordern wir eine Koordinierung von Universitäten und Unternehmen, eine Überarbeitung der europäischen Programme für junge Menschen und Förder- und Bonussysteme für Unternehmen, die sie beschäftigen, sowie eine größere Gewichtung der Informationstechnologie, sodass Strategien für junge Menschen in alle Bereiche der politischen Entscheidung und Debatte aufgenommen werden.
Siiri Oviir (ALDE), schriftlich. – (ET) Die EU hat es sich selbst zum Ziel gesetzt, im Jahre 2010 die wettbewerbsfähigste und dynamischste auf wissensbasierte Wirtschaftsmacht auf der Welt zu werden. Die sich schnell verändernde Beschäftigungssituation, die wissensbasierte Wirtschaft und eine sich stetig beschleunigende technologische Entwicklung sind Themen, mit denen die höhere Bildung und die wissenschaftliche Arbeit derzeit in Europa konfrontiert werden. Zur gleichen Zeit wird Europa von einer Wirtschaftskrise überflutet, die sich auch auf die europäische Wettbewerbsfähigkeit ausgewirkt hat und weit reichende Veränderungen auf den Finanz- und Wirtschaftsmärkten zur Folge hatte, was wiederum unter anderem zum Bankrott ganzer Produktionszweige und dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze geführt hat. Alle diese Faktoren machen es noch schwieriger, die von der EU vorgegebenen Ziele tatsächlich auch zu erreichen. Ich denke, dass es in der derzeitigen Situation wichtig ist, intensivere Gespräche zwischen den Universitäten und den Unternehmern zu führen, weil eine verbesserte Zusammenarbeit größere Möglichkeiten für einen gegenseitigen Nutzen bietet, der wiederum nicht nur das Wirtschaftswachstum stimulieren würde, sondern auch in einem breiteren gesellschaftlichen Kontext von Vorteil wäre, indem die stetige Optimierung einer handlungsorientierten Gesellschaft gefördert würde. Ich denke, dass sich die Mitgliedstaaten auch viel mehr darauf konzentrieren müssen, die Menschen dazu zu ermutigen, sich dem sich stetig wandelnden Arbeitsmarkt – und damit einer Tatsache, die für die Europäische Union insbesondere vor dem Hintergrund des aktuellen Konjunkturabschwungs von äußerster Wichtigkeit ist – anzupassen, indem sie für ein lebenslanges Lernen werben. Zusätzliche Weiterbildungsmaßnahmen und Umschulungen in allen Lebensabschnitten sind für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Europas für das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen von entscheidender Bedeutung. Unter Berücksichtigung der derzeit sich in Europa vollziehenden demografischen Veränderungen denke ich, dass die Mitgliedstaaten in den kommenden Jahren ihr Investitionsvolumen in Menschen ausbauen müssen und damit der wichtigsten Ressource Europas den Vorrang geben – seiner Bevölkerung.
Marie-Thérèse Sanchez-Schmid (PPE), schriftlich. – (FR) Wie in dem hervorragenden Bericht von Herrn Schmitt herausgestellt wird, sind die Partnerschaften zwischen Universitäten und Unternehmen eine der Hauptkomponenten für den Erfolg unseres Ausbildungsmodells. Obwohl im Zuge des Bologna-Prozesses und durch Programme wie das Leonardo-Programm für Praktika schon viel erreicht worden ist, gibt es nach wie vor noch viel zu tun. Zu viele Universitäten sind immer noch um ihre akademische Unabhängigkeit besorgt und konzentrieren sich allzu sehr auf das Wissen auf Kosten der Fertigkeiten. Und zu viele Unternehmen sind noch der Meinung, dass die Universitäten für die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt nicht zugänglich sind. Tatsache ist jedoch, dass Fertigkeiten und Wissen eng miteinander verknüpft und dabei voll und ganz voneinander abhängig sind. So könnten Unternehmen die Universitäten bei der Bereitstellung von Mitteln, der Berufsbezogenheit von Lehrplänen und Einführung von Programmen unterstützen, sofern die Universitäten dabei aber gleichzeitig auch ihre Autonomie und ihre Qualitätsnormen aufrechterhalten. Die EU muss dazu beitragen, die Rechtsgrundlage, die diese Partnerschaften und die Mobilität von Lehrern und Jungunternehmern fördert, zu vereinfachen. Es liegt jedoch vor allem an den einzelnen Mitgliedstaaten selbst, ihre Gesetzgebung, so wie es 2007 in Frankreich mit dem entsprechenden Gesetz über die Autonomie der Universitäten geschehen ist, umzusetzen. Und wir reden hier nicht über Vermarktungsstrategien, wie es von einigen Leuten behauptet wird, sondern darüber, wie man einen echten Dialog schaffen kann, durch den die Bedürfnisse jedes Einzelnen ermittelt und angepasst werden können.