Die Präsidentin. − Als nächster Punkt folgt der Bericht von Sirpa Pietikäinen im Namen des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter über die Rolle der Frau in einer alternden Gesellschaft (2009/2205(INI) (A7-0237/2010).
Sirpa Pietikäinen, Berichterstatterin. – (FI) Frau Präsidentin! In Studien in der Europäischen Union und den Mitgliedstaaten wird das Altern allzu häufig negativ wahrgenommen, wird als eine Belastung mit Blick auf Renten, Dienstleistungen oder unabdingbare Ausgaben im Zusammenhang mit der Gesundheitsfürsorge und Medikamenten gesehen.
Tatsächlich jedoch sind das Altern und die Rechte älterer Menschen nicht nur ein Teil der Grundrechte, sondern auch etwas, das die Gesellschaft enorm bereichert. Ältere Menschen übernehmen einen sehr großen Teil der informellen Betreuung ihrer Partner, Ehepartner, Familienangehörigen und Kinder. Sie verfügen auch über einen großen Erfahrungsschatz und implizites Wissen über die Arbeit und das soziale Umfeld, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie eine enorm wichtige Verbrauchergruppe darstellen und sicherlich nicht nur eine Belastung für die Gesellschaft sind.
Die Charta der Grundrechte und der auf Rechten basierende Ansatz mit Blick auf die Alterung verlangen von uns, das Altern oder ältere Menschen nicht negativ zu sehen, sondern gegenüber dem Altern und älteren Menschen eine respektvolle, positive Haltung einzunehmen. Dies ist bei Frauen und älteren Frauen eine besondere Herausforderung. Das Altern ist auch eine Frage, die sehr viel mit Frauen und Gleichberechtigung zu tun hat, weil Frauen bis ins hohe Alter gut leben, übernehmen sie häufiger informelle häusliche Betreuungen und sie arbeiten häufig bei Sozialdiensten und in der Gesundheitsfürsorge, die für die privaten und öffentlichen Pflegedienstleistungen für ältere Menschen verantwortlich sind.
Frauen erleben auch oft eine doppelte oder dreifache Diskriminierung. Für eine ältere Frau ist es in der Arbeitswelt schwieriger, Karriere zu machen, oder sie hat größere Schwierigkeiten, nach einer Entlassung eine neue Arbeit zu finden. Dies gilt zudem gleichermaßen für die Gesundheitsfürsorge oder Dienstleistungen, wenn eine ältere Frau einer ethnischen, sexuellen oder religiösen Minderheit oder einer besonders benachteiligten Gruppe mit Blick auf ihren sozioökonomischen Status angehört.
Frauen sind auch einem höherem Risiko ausgesetzt, in Armut zu leben wenn sie älter werden, und ihre betriebliche Altersversorgung ist oftmals geringer. Leider haben die in der Europäischen Union zur Alterung durchgeführten Studien in den meisten Fällen eine geschlechterspezifische Dimension vermissen lassen und es wurden auch nur selten Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Zusammenhang mit Gesundheitsfürsorge, medizinischer Forschung oder Erforschung von Krankheiten erwähnt.
Aus diesem Grund fordert der Bericht die Kommission auf, bis Ende 2011 einen Aktionsplan vorzulegen, der mehr Mittel für die Altersforschung garantiert. Lassen Sie uns sehen, welche Maßnahmen für die Verbesserung der Qualität der Pflege älterer Menschen, insbesondere von Frauen, und zur Verbesserung des Niveaus der sozialen Sicherheit benötigt werden, und lassen Sie uns eine Richtlinie über Grundversorgungsdienste fordern. Lassen Sie uns auf die Anerkennung geschlechts- und altersbedingter Krankheiten und deren Behandlung bestehen, und lassen Sie uns insbesondere einen Jahresbericht zur Diskriminierung aufgrund des Alters und zu den Schritten, die in der Europäischen Union und auf nationaler Ebene zur Beseitigung der Diskriminierung aufgrund des Alters unternommen wurden und unternommen werden, fordern.
2012 werden wir neue Maßnahmen hinsichtlich der Untersuchung, wie die Diskriminierung in der Europäischen Union beseitigt werden kann, fordern. Ich möchte meinen Kolleginnen und Kollegen für ihre ausgezeichnete Zusammenarbeit danken und ich erwarte von der Kommission wirksame Maßnahmen bei der Frage der älteren Frauen und der Frage der Alterung.
Zuzana Roithová (PPE). – (CS) Es ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, dass Frauen über 65 Jahren ein 5 % höheres Armutsrisiko haben als Männer. Und das, weil sie sich um ihre Familien gekümmert und Kinder erzogen haben und weil ihr Lebenseinkommen im Durchschnitt geringer als das Einkommen von Männern ist. Das kann so nicht weitergehen. Die Zeit, die sie der Betreuung von kleinen Kindern widmen, darf nicht als Elternurlaub, sondern muss als Arbeitszeit betrachtet werden, für die sie Anspruch auf Bezahlung und auch auf Rentenversicherungsbeiträge haben. Und dies sollte auch für Männer gelten, wenn sie anstelle der Mutter ein Kind betreuen. Natürlich bin ich nicht damit einverstanden, dass Staaten die besondere Situation älterer lesbischer, bisexueller und transsexueller Frauen berücksichtigen. Heißt das, dass ihnen ein höherer Stellenwert als anderen älteren Frauen eingeräumt werden sollte? Ich hoffe, dass solch diskriminierende Artikel bei der morgigen Abstimmung nicht durchkommen.
Karin Kadenbach (S&D). - Frau Präsidentin! Dieser Bericht ist leider immer noch notwendig. Die Frau in einer ständig älter werdenden Gesellschaft ist leider immer noch ein Mitglied der Gesellschaft, das in weiten Bereichen nach wie vor unterprivilegiert ist. Wenn wir uns die Erwerbsbiografien der Frauen anschauen, dann ist es heute immer noch selbstverständlich, dass der Großteil der Betreuungsarbeit, sowohl die Kindererziehung und Kinderbetreuung, als auch die Pflege, an den Frauen hängen bleibt, dass große Teile dieser Arbeit nach wie vor weder finanziell noch sonst wie anerkannt werden. Wir haben es mit einer ständig wachsenden Altersarmut zu tun.
Aber ich möchte noch einen zweiten Punkt hervorheben. Wir brauchen gerade im Bereich der Gesundheitsvorsorge auch einen ganz speziellen Blick auf die Gesundheitsansprüche der Frau. Wir wissen, dass Frauen meistens sehr gut auf die Gesundheit ihrer Familienmitglieder achten, aber viel zu wenig auf ihre eigene. Daher möchte ich die Kommission auffordern, ganz bewusst die einzelnen Mitgliedstaaten daran zu erinnern, dass auch Frauen Vorsorge brauchen.
Petru Constantin Luhan (PPE). – (RO) Ich scheine einer der wenigen Männer zu sein, die zu diesem Thema Stellung nehmen. Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit jedoch insbesondere auf einige der finanziellen Aspekte lenken.
Dieser Bericht kann zusammen mit der Initiative der Kommission, 2012 zum Europäischen Jahr für aktives Altern und der Solidarität zwischen den Generationen zu erklären, den Rahmen bieten, der zur Erarbeitung neuer Leitlinien, einschließlich in der Kohäsionspolitik und regionalen Entwicklung, benötigt wird.
Wir können die in diesem Bericht erwähnten Studien und Analysen durchführen und verwenden, um neue Kriterien für die Mittelzuweisung an und die Unterstützung von Regionen, die mit der vielschichtigen Frage älterer Frauen konfrontiert sind, festzusetzen.
Die Zahl älterer Frauen, die Arten von Krankheiten, die einer bestimmten medizinischen oder sozialen Intervention bedürfen, die Familienstruktur und die Rolle der Frau bei der Betreuung älterer Menschen können Faktoren sein, die die Kommission in die Liste derer aufnimmt, die den Rahmen für den Entwurf regionaler Entwicklungspläne auf nationaler Ebene bilden.
Ich begrüße diesen Bericht ganz besonders, und ich bin davon überzeugt, dass er auch die Art und Weise, wie wir in anderen Ausschüssen mit dieser Frage umgehen, beeinflussen wird.
Catherine Stihler (S&D). – Frau Präsidentin! Ich möchte der Berichterstatterin danken. Ich denke, sie hat einen ausgezeichneten Bericht erstellt. Wie wir alle wissen, wird niemand von uns in diesem Raum jünger, und es ist von zentraler Bedeutung, dass wir das Altern positiv sehen. Es ist ein Wunder, dass wir ein längeres und gesünderes Leben führen, und das sollte uns Anlass zur Freude geben. Auf viele Frauen jedoch trifft dies nicht zu, und darum geht es in diesem Bericht.
2010 sind es vor allem Frauen, die den größten Teil der Betreuungsarbeit in einer Familie leisten, ob es nun um die Betreuung von Kindern oder von älteren Familienangehörigen geht, und dies hat – wie wir aus dem Bericht wissen – zur Folge, dass Frauen im Alter in Armut leben, in einer Zeit, in der sie Würde und Respekt verdient hätten, wie unsere Berichterstatterin sagte.
Dieser Bericht ist auch deshalb wichtig, weil er das Thema der Misshandlung von älteren Menschen anspricht, etwas, das wir in diesem Haus alle verurteilen und ein Punkt, dem eine höhere politische Priorität eingeräumt werden muss.
Wir sollten auch den Austausch vorbildlicher Verfahrensweisen im Zusammenhang mit aktivem Altern, der Seniorenuniversität und der Art und Weise, wie wir neue Technologien nutzen können, einfordern. Ich möchte der Berichterstatterin danken, und ich hoffe, dass wir uns alle dafür einsetzen, dass das Altern so aktiv und würdevoll wie möglich gestaltet werden kann.
Antonyia Parvanova (ALDE). – Frau Präsidentin! Ich möchte die Berichterstatterin ebenfalls beglückwünschen. Es wurde gesagt, dass die Alterung der Bevölkerung erhebliche Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme und die öffentlichen Finanzen hat. Im Gesamtkontext des demografischen Wandels sind Frauen traditionell mehr von Armut und geringen Renten bedroht. Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass wir Politiker die Frage und die Belange älterer Menschen – insbesondere der Frauen – weiterhin verfolgen, um sicherzustellen, dass sie nicht ins Abseits gedrängt werden.
In dieser Hinsicht ist es notwendig, unsere Anstrengungen sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler Ebene in Richtung des vollen Einsatzes bestehender Instrumente und künftiger Maßnahmen in den Bereichen Rentenpolitik, Langzeitpflegepolitik, Migrations- und Integrationspolitik sowie Ausbau der Infrastruktur zu verstärken.
Dies ist ein Thema, über das wir in diesem Haus häufiger diskutieren müssen.
Barbara Matera (PPE). – (IT) Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die Berichterstatterin hebt die doppelte Diskriminierung hervor, der Frauen, die zudem auch noch älter sind, ausgesetzt sind. Ich möchte deutlich machen, wie wir von einer Dreifachdiskriminierung sprechen sollten: Frauen, die alt und allein sind.
Dieser Bericht spricht wichtige Fragen an, angefangen mit der Arbeitswelt und der Wiedereinstellung dieser sich aus älteren Menschen, insbesondere älteren Frauen, zusammensetzenden Arbeiterschaft.
Diese Frauen müssen als positive Arbeitskräfte gesehen werden, ausgestattet mit Erfahrung und in der Lage, diejenigen, die jünger sind als sie selbst, zu schulen. Kurz gesagt stellen sie eine Ressource dar, die benötigt wird, damit ganz Europa wächst und die Ziele, die es sich selbst gesetzt hat, erreicht, eine Ressource, mit Blick auf welche wir sicherstellen müssen, dass sie ein würdevolles Leben mit umfassender und wirksamer sozialer Unterstützung und Gesundheitsfürsorge führt, eine Ressource, die in unserer Gesellschaft – einer Gesellschaft die altert, jedoch noch lernen muss richtig zu altern – unterstützt werden muss.
Monika Flašíková Beňová (S&D). – (SK) Ich begrüße den Bericht über die Rolle der Frau in einer alternden Gesellschaft sehr, insbesondere da er es ablehnt, das Alter als etwas Negatives zu betrachten. In sozialen Debatten überwiegt nämlich sehr oft der wirtschaftliche Blick auf das Alter. Bei den Reformen des Sozialstaates wird das Alter als ein Problem für das Rentensystem oder das Gesundheitswesen dargestellt.
Alte Menschen erfüllen jedoch zahlreiche wichtige Funktionen. Angesichts ihrer umfassenden Berufserfahrung sorgen sie auch für wichtige soziale oder familiäre Unterstützung. Selbst wenn sie keine ökonomisch wichtigen Funktionen innehatten, sollten wir die höhere durchschnittliche Lebensdauer immer noch als Beleg für eine verbesserte Lebensqualität in der Gesellschaft sehen und ältere Menschen nicht als Last, sondern als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft, die ein würdevolles Leben verdient haben, betrachten. Dies gilt umso mehr für ältere Frauen, die einem größeren Armutsrisiko ausgesetzt und ganz besonders von öffentlichen und privaten Diensten und auch vom Gesundheitswesen abhängig sind, was auch bedeutet, dass alternde Frauen von unzureichenden oder qualitativ schlechten Diensten betroffen sind.
Ilda Figueiredo (GUE/NGL). – (PT) Ich glaube, dass es bezeichnend ist, dass so viele Leute an der Besprechung dieser Themen interessiert sind. Die Kommission sollte verstehen, dass für diese Probleme eine Lösung gefunden werden muss, da die geschlechtsbedingten Benachteiligungen gerade bei älteren Frauen besonders ausgeprägt sind, ob nun aufgrund der geringen Einkommen der meisten Frauen oder aufgrund der Schwierigkeiten beim Zugang zu qualitativ guten öffentlichen Dienstleistungen und zu Gesundheitsleistungen im Besonderen.
Lohndiskriminierungen in der Arbeitswelt und Diskriminierungen aufgrund von Mutterschaft spiegeln sich in den meisten Renten älterer Frauen direkt wider. Das Ergebnis ist, dass diese Renten niedrig sind, was zu dem sehr hohen Armutsrisiko bei älteren Frauen beiträgt. Alle Frauen haben das Recht, in Würde zu altern, und deshalb muss im Europäischen Jahr für aktives Altern und der Solidarität zwischen den Generationen älteren Frauen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, damit ihre Würde als Frauen und als Bürgerinnen geachtet wird.
Joanna Katarzyna Skrzydlewska (PPE). – (PL) Eine alternde Bevölkerung ist ein Phänomen, das unserer besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Zu den Problemen, mit denen wir uns beschäftigen müssen, zählt das Problem der Armut, das – obgleich es viele Aspekte hat – weitgehend eine Folge der hohen Arbeitslosigkeit ist. Es wurde bereits ein erheblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen festgestellt, von dem insbesondere Frauen betroffen sind. Aufgrund ihres Alters haben sie nicht das Gefühl, für Arbeitgeber interessant zu sein. Manche von ihnen entscheiden sich dafür, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, und ihre niedrigen Renten stürzen sie manchmal in extreme Armut. Um die Beschäftigungsraten in dieser Altersgruppe zu erhöhen, sollten wir in einzelnen Staaten auf Regierungsebene rechtliche Lösungen umsetzen. Unternehmer brauchen Anreize, um über 50-Jährige einzustellen. Dies könnte in Form von Steuererleichterungen, durch Einführung spezieller Lösungen im Rahmen des Gesundheitswesens oder in Form von kostenlosen Schulungen, mit denen diese Angestellten auf den Bedarf der Arbeitgeber eingestellt werden, geschehen. Ähnliche Ansätze würden nicht nur ihren Lebensstandard erhöhen, sondern würden den Haushalten einzelner Staaten auch messbare Vorteile bringen.
Silvia-Adriana Ţicău (S&D). – (RO) Die Bevölkerung der Europäischen Union altert, wobei die Gruppe der über 65-Jährigen im Jahr 2008 mehr als 17 % der EU-Bevölkerung ausmachte. Der Anstieg der Lebenserwartung der Bevölkerung ist eng mit der Verfügbarkeit von und dem Zugang zu medizinischen Leistungen und einem angemessenen Lebensstandard verbunden.
Der Anteil an im Gesundheitswesen beschäftigten Frauen war schon immer hoch und wächst weiter. Auf EU-Ebene machen Frauen insgesamt etwa drei Viertel der Beschäftigten aus. In manchen Mitgliedstaaten sind mehr als 50 % der Studenten an medizinischen Hochschulen Frauen. Die Steigerung der Geburtenrate und die Schaffung von Arbeitsplätzen sind ebenfalls entscheidend, um die Tragfähigkeit der Rentensysteme zu gewährleisten.
Die Bereitstellung von Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder von 0-6 Jahren ist für junge Mütter für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von wesentlicher Bedeutung. Jeder in Kinderbetreuungsleistungen investierte Euro bringt der Gesellschaft durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Wiedereingliederung junger Mütter in den Arbeitsmarkt einen Gewinn von sechs Euro ein.
Dacian Cioloş, Mitglied der Kommission. – (FR) Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, – oder sollte ich sagen „meine Damen“, da ich leider sehe, dass relativ wenige Männer bei dieser Debatte über Frauen anwesend sind – ich möchte Frau Pietikäinen für den Entwurf ihres Berichts über die Rolle der Frau in einer alternden Gesellschaft danken. Der Bericht beschäftigt sich mit einem Thema, das vor dem Hintergrund der heutigen demografischen Herausforderungen von Bedeutung ist, und liefert durch Anwendung eines multidisziplinären Ansatzes eine hilfreiche Analyse dieses Themas.
Die Kommission ist sich darüber bewusst, dass ältere Frauen und Männer mit großen Schwierigkeiten konfrontiert sind, wenn sie versuchen ein aktives Leben zu führen, Rentenansprüche für ihren Ruhestand zu bilden und in Würde zu altern, während ihre körperlichen Fähigkeiten nachlassen.
Die Tatsache bleibt bestehen, dass ältere Frauen aufgrund der sich hartnäckig haltenden Stereotypen hinsichtlich der jedem Geschlecht zugeordneten Rollen und auch aufgrund der Diskriminierung, der sie auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt sind, besonders betroffen sind.
Die Auswirkungen, die Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit oder Auszeiten, die genommen werden, um sich um Angehörige zu kümmern, auf die Rentenansprüche von Frauen haben, führen – gepaart mit dem weiterhin bestehenden Lohngefälle zwischen den Geschlechtern – dazu, dass sie im Alter einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt sind als Männer.
Die Kommission hat mehrere Initiativen eingeleitet, um die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse der alternden Gesellschaften in der Europäischen Union, in denen ältere Frauen eine wichtige Rolle spielen, zu lenken. Erst kürzlich hat die Kommission in ihrem Grünbuch zur Altersversorgung betont, wie wichtig es ist, das Gefälle zwischen Frauen und Männern, insbesondere im Hinblick auf die Betreuung von Personen, die Bezahlung und den Arbeitsmarkt, zu verringern.
Die Kommission wird im Rahmen ihrer Strategie zur Gleichstellung von Frauen und Männern 2010-2015, die in diesem Monat angenommen wird, auch weiterhin die Bedeutung der Rolle der Frau in einer alternden Gesellschaft betonen.
Die Kommission wird ebenfalls sicherstellen, dass die Einbeziehung von Gleichstellungsfragen in ihrem Vorschlag, das Jahr 2012 zum Europäischen Jahr für aktives Altern zu erklären, berücksichtigt wird.
Da dies heute Abend meine letzte Rede ist, gestatten Sie mir bitte auch den Dolmetschern zu danken, und mich zu entschuldigen, wenn ich hin und wieder zu schnell gesprochen habe.
Die Präsidentin. − Die Aussprache wird geschlossen.
Die Abstimmung findet am Dienstag, 7. September 2010, 12.30 Uhr, statt.
Schriftliche Erklärungen (Artikel 149)
Vasilica Viorica Dăncilă (S&D), schriftlich. – (RO) Europa ist mit einem ernsten Problem konfrontiert. Seine Bevölkerung altert und es werden geeignete Maßnahmen benötigt, um dieser Realität zu begegnen. Ferner sollte das Potenzial, das ältere Menschen bieten, und das in den Mitgliedstaaten meistens übersehen wird, nicht außer Acht gelassen werden. Die Erfahrung und die Fähigkeiten, über die sie verfügen, können zur Ausbildung junger Leute verwendet werden, mit dem Ziel, den Staffelstab in verschiedenen Bereichen und auf verschiedenen Ebenen der Fachkompetenz an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Obwohl Diskriminierungen aufgrund des Alters gemäß EU-Rechtsvorschriften verboten sind, kommt es in allen Mitgliedstaaten im Arbeitsbereich häufig zu Situationen offener oder versteckter Diskriminierungen, von denen vor allem Frauen betroffen sind. Folglich unterstütze ich den Vorschlag, europaweite Aufklärungskampagnen durchzuführen, die auf die Bekämpfung bestehender Diskriminierungen aufgrund des Alters und den Erhalt der Solidarität zwischen den Generationen abzielen. Ich glaube, dass es förderlich ist, europäische Mittel für Projekte bereitzustellen, die beispielsweise sozial benachteiligten alleinstehenden und älteren Frauen zugute kommen. Dies wäre bei der Bekämpfung altersbedingter Diskriminierung eine große Hilfe.
Lena Kolarska-Bobińska (PPE), schriftlich. – (PL) Es ist gut, dass der Bericht des Europäischen Parlaments die Situation von Frauen über 50 im Kontext des sich überall in Europa vollziehenden demografischen Wandels hervorgehoben hat. Die bislang erstellten Berichte haben eine langsame Verbesserung bei den Beschäftigungsaussichten und dem gesellschaftlichen Leben von Frauen erkennen lassen. In den nächsten Jahren könnte es zu einer deutlichen Veränderung kommen – einer Verschlechterung der Lage dieser Gruppe von Frauen, insbesondere in Ländern, die weniger entwickelte oder ineffiziente Sozial- und Gesundheitssysteme haben. In diesen Ländern wird eine alternde Bevölkerung insbesondere Frauen belasten, die für die Pflege von alternden Elternteilen und Angehörigen verantwortlich sind. Schon jetzt tragen Frauen die Last dieser Art Verantwortung, und dies wird in Zukunft noch zunehmen. In vielen Fällen werden sie ineffiziente Institutionen ersetzen und für diese einspringen. Wir müssen uns jetzt auf die demografische Zeitbombe vorbereiten, die sich diesmal in Gestalt einer riesigen Anzahl an älteren und gebrechlichen Menschen zeigen wird. Die Anpassung der Institutionen wird ein langwieriger und schwieriger Prozess, und deshalb müssen wir jetzt entscheiden, wie wir Familien in einer alternden Gesellschaft helfen können. Die Europäische Kommission und das Parlament müssen jetzt gleich damit anfangen, die Anpassung der Institutionen in den Mitgliedstaaten an die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft zu überwachen. Der Bericht betont zu Recht, dass der Zugang zu öffentlichen und privaten Diensten, insbesondere zu Gesundheitsdiensten, erleichtert werden muss. Es ist wichtig, dass sich diese Regelungen im täglichen Leben widerspiegeln und nicht nur als erloschene Bestimmungen in EU-Dokumenten existieren.
Elżbieta Katarzyna Łukacijewska (PPE), schriftlich. – (PL) Frau Präsidentin! In seinem Bericht über die Rolle der Frau in einer alternden Gesellschaft hat der Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter ganz richtig festgestellt, dass Frauen im Rentenalter häufiger von einem Leben in Armut bedroht sind. Der Grund für dieses Phänomen sind sehr häufig geringere Rentenansprüche, die auf die niedrigeren Gehälter von Frauen und die zeitweise geringeren Einkommen, z.B. während der Kinderbetreuung, zurückzuführen sind. Im Entwurf werden viele Faktoren erwähnt, die die Lebensqualität von Frauen über 50 verbessern könnten, darunter unter anderem die Aufnahme einer zusätzlichen Teilzeitbeschäftigung. Vor allem aber müssen wir uns entscheiden, was zu tun ist, damit Frauen, die sich dem Rentenalter nähern, nicht um den Verlust ihres Arbeitsplatzes und damit um ihre finanziellen Mittel fürchten müssen. Die Europäische Union sollte einen besonderen Schwerpunkt darauf legen, zu gewährleisten, dass die Gehälter von Männern und Frauen gleich sind. Gemäß der Charta der Grundrechte und dem Vertrag von Lissabon ist die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts am Arbeitsplatz verboten, und daher sollte der Bericht Abschnitte enthalten, die gewährleisten, dass Frauen die gleichen Gehälter erhalten wie Männer. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die öffentliche Meinung alle Fragen in Bezug auf Diskriminierungen von Frauen am Arbeitsplatz hervorhebt.
Siiri Oviir (ALDE), schriftlich. – (ET) Wir alle in der Europäischen Union müssen die gleichen Möglichkeiten haben, vollumfänglich am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, zu arbeiten und erwerbstätig zu sein und über einen Lebensstandard und ein Wohlergehen zu verfügen, wie es in der Gesellschaft, in der wir leben, als normal erachtet wird. Leider hat die derzeitige globale wirtschaftliche und soziale Krise die Armut und Ausgrenzung insbesondere von Frauen, und gerade von älteren Frauen, noch verschärft. Da die Lebenserwartung von Frauen durchschnittlich sechs Jahre über der Lebenserwartung von Männern liegt, wird das Geschlecht beim Altern zu einem entscheidenden Faktor. Ich denke, dass die Bekämpfung der Armut und Ausgrenzung von Frauen weiterhin eine der wichtigsten Herausforderungen der EU sein muss, und dass die Mitgliedstaaten folglich ihre Systeme der sozialen Sicherung verbessern und eine Politik des lebenslangen Lernens sowie eine aktive, integrationsorientierte Politik fördern sollten, um Frauen in den verschiedenen Lebensphasen immer wieder neue Möglichkeiten zu eröffnen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und sie vor der Gefahr der Ausgrenzung zu schützen. Es ist wichtig, dass sich die gemeinsamen Anstrengungen der Mitgliedstaaten darauf konzentrieren, Chancengleichheit zu garantieren, da die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern nicht ein Ziel an sich ist, sondern eine Voraussetzung für die Gesamtziele der EU: Wachstum, Beschäftigung und das Erreichen sozialen Zusammenhalts.