Der Präsident. − Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf Sie bitten, sich von Ihren Plätzen zu erheben.
(Das Parlament erhebt sich.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nelson Mandela ist in der vergangenen Woche verstorben. Wir trauern um einen Freiheitshelden, einen weisen Revolutionär, einen großen Versöhner. Die Südafrikaner sagen: „Wir haben unseren Vater verloren.“ Ganz sicher hat die Welt eine Jahrhundertpersönlichkeit verloren.
27 Jahre saß Nelson Mandela in Haft, doch nie trachtete er nach Vergeltung. Ihm ist die gewaltfreie Transformation Südafrikas von einem rassistischen Unterdrückerregime zu einer Demokratie zu verdanken. Er hat Worten wie Freiheit, Gleichberechtigung und Aussöhnung ganz sicher eine neue Bedeutung verliehen. Die Menschen, die das Privileg hatten, ihn zu treffen, hat er durch sein Charisma, sicher auch durch seine Bescheidenheit und seine Großmut für sich gewonnen.
In Anerkennung seines Kampfes gegen die Unterdrückung hat das Europäische Parlament Nelson Mandela 1988 den ersten Sacharow-Preis verliehen.
Im Namen des Europäischen Parlaments spreche ich seiner Familie, der Regierung und den Menschen in Südafrika unser Beileid aus. Nelson Mandela ist am vergangenen Donnerstag gestorben. Aber ich bin sicher, sein Erbe lebt in den Herzen von Millionen Menschen weiter.
Eine andere traurige Nachricht, meine Damen und Herren, hat unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger in Lettland getroffen. Am 21. November starben insgesamt 54 Menschen, als das Dach eines Supermarktes in Riga auf sie niederstürzte.
Der Einsturz dieses Gebäudes ist das schwerste Unglück, das das Land seit seiner Unabhängigkeit getroffen hat. Diese Tragödie hat nicht nur die Menschen in Lettland, sondern uns alle tief schockiert. Ich habe bereits unmittelbar nach dem Unglück das getan, was ich hier wiederhole; den Menschen im Lande unser Beileid auszusprechen, aber auch unsere Solidarität zu übermitteln.
Den Opfern in Riga und insbesondere Nelson Mandela gilt in dieser Minute unser Gedenken. Ich darf Sie um eine Minute des Schweigens bitten.
(Das Parlament legt eine Schweigeminute ein.)
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! In diesen Minuten gehen uns besorgniserregende Hinweise zu, die von einer Mobilisierung von Polizei und anderen Kräften rund um den Majdan-Platz in Kiew berichten. Ich nutze die Gelegenheit, um die ukrainischen Behörden aufzurufen, Zurückhaltung zu üben und unter allen Umständen von Gewalt auf dem Majdan-Platz abzusehen. Wir hier im Europäischen Parlament stehen für die Ausübung der Redefreiheit und der Versammlungsfreiheit, und wir unterstützen die legitimen europäischen Hoffnungen des ukrainischen Volkes. Ich rufe die Regierung auf, ja ich rufe alle auf, so schnell wie möglich einen Dialog zu suchen und zu finden, vor allen Dingen aber jede Art von Gewalt zu vermeiden. Ich gehe davon aus, dass ich das auch in Ihrem Namen tue.