Presidente. – Presidente Knobloch. Eccellenze, illustri ospiti, Signor Presidente della Commissione europea, Signor Presidente della Corte dei Conti, Signor Primo ministro, signori del governo romeno, colleghe e colleghi, oggi celebriamo il Giorno della Memoria e commemoriamo le vittime dell’Olocausto: le comunità ebraiche, le minoranze etniche, come i rom e sinti, gli omosessuali, i disabili e tutte quelle persone ritenute indesiderabili dal regime nazista.
Per la prima volta il Giorno della Memoria al luogo nell'emiciclo del Parlamento europeo, durante la sessione plenaria. Con questo gesto lanciamo, oggi più che mai, un segnale forte: noi non dimentichiamo; noi non vogliamo dimenticare. Rinnoviamo il nostro impegno a tenere vivo il ricordo e a combattere senza sosta ogni forma di odio, di discriminazione e di antisemitismo.
Perpetuare il ricordo degli inauditi crimini dell'Olocausto non è solo un atto di commemorazione: è una tappa essenziale nel processo di guarigione personale e collettivo. L'Olocausto deve rimanere un monito perenne. Non dobbiamo più tollerare atti di violenza e odio razziale. Secondo i dati dell'ultimo Eurobarometro, il 50% dei cittadini europei ritiene che l'antisemitismo sia un problema nel proprio Paese. Questa è la dimostrazione che purtroppo il virus dell'antisemitismo non è stato ancora debellato.
Dobbiamo reagire con fermezza ad ogni riaffiorare dei germogli dell'odio. I nostri valori e la nostra storia sono più forti dell'intolleranza e della violenza. L'Europa lo ha dimostrato più di una volta. Il Parlamento europeo è stato e sarà sempre al fianco di chi subisce atti di odio e di discriminazione.
Nel 2016 abbiamo organizzato una conferenza di alto livello sul futuro delle comunità ebraiche in Europa. Nel 2017 abbiamo adottato la nostra prima risoluzione contro l'antisemitismo. Insieme dobbiamo fare di più per difendere i principi della risoluzione delle Nazioni Unite che ha istituito il Giorno della Memoria: promuovere programmi educativi, rigettare qualsiasi diniego dell'Olocausto e condannare senza riserve ogni manifestazione di intolleranza su base etnica o religiosa.
Il nostro messaggio di oggi è molto chiaro: nell'Unione europea non c'è posto per l'odio e per l'antisemitismo. Non permetteremo che si ripetono i tragici errori del passato: "mai più". Ascolteremo la testimonianza della dottoressa Charlotte Knobloch, presidente della Comunità ebraica di Monaco e dell'Alta Baviera. Charlotte Knobloch aveva solo tre anni quando le è stato vietato di giocare insieme agli altri bambini del suo quartiere. Era ebrea e questa era la sua unica colpa.
È miracolosamente sopravvissuta alle autorità dell'Olocausto grazie ad una donna cristiana che lavorava presso la sua famiglia. Charlotte Knobloch ha dedicato la sua vita ad una coraggiosa lotta all'odio e all'antisemitismo. A lei va tutta la nostra gratitudine. La invito, gentile signora, a raggiungere il leggio e a prendere la parola di fronte all'Assemblea plenaria del Parlamento europeo.
Charlotte Knobloch,ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. – Sehr geehrter Herr Präsident Tajani, ich danke Ihnen für Ihre einführenden, beruhigenden und hervorragenden Worte; sehr geehrter Herr Präsident Juncker, Exzellenz, Herr Premierminister Michel, liebe anwesende Schüler, sehr geehrte Abgeordnete des Europäischen Parlaments, sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte Ihnen, hochverehrter Herr Präsident, sehr herzlich für die Einladung danken, die ich gerne angenommen habe. Denn ein Besuch im Europäischen Parlament ist für mich immer etwas ganz Besonderes. Lassen Sie, die Sie in diesem Gebäude regelmäßig ein und aus gehen, sich von mir als Gast gesagt sein: Es ist ein erhebendes Gefühl, hier zu sein.
Dieses Plenum ist kein Parlament wie jedes andere. Gewiss: Jeder von Ihnen wurde in diese Kammer gewählt als Vertreter seines Landes und seiner Partei. Sie alle sind hier, um im demokratischen Wettstreit Politik zu machen und eine gute Zukunft für die Bürger Europas zu gestalten.
Aber das ist nicht alles. Hinter diesem Rednerpult und über dem Präsidium sehen Sie nicht nur eine Nationalflagge wie in den nationalen Volksvertretungen, sondern 28. In ihrer Mitte rahmen sie die blau-gelbe Flagge ein, die für die Idee der Einheit Europas steht – eine Idee, der Sie als Mitglieder dieses Parlaments verpflichtet sind.
Dieses Halbrund schafft nicht nur Gesetze – es schafft Gemeinsamkeit. Und es symbolisiert die Werte, auf denen Europa bis heute aufbaut und auf denen die europäische Einigung ruht: Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Offenheit, Toleranz und der Wille zum friedlichen Miteinander.
Wie selbstverständlich diese Ideale heute den Alltag in Europa bestimmen, war für viele von uns – mich selbst eingeschlossen – lange Jahre kaum vorstellbar. Zu drückend und zu umfassend habe ich in meiner Jugend die Herrschaft der Barbarei erlebt, die nichts Menschliches mehr kennen wollte und ohne Hemmung zerstörte und mordete.
Ich habe damals fast alles verloren: viele meiner Liebsten, mein Zuhause, mein Urvertrauen in die Welt und in die Menschen. Mehr als einmal waren es Glück oder Zufall, die mein Leben gerettet haben. Jahrelang lebte ich in einem Versteck – unter falschem Namen und mit einer falschen Identität. Wäre ich ich selbst gewesen – es hätte mein sicheres Todesurteil bedeutet.
Ich kann heute hier stehen, weil es unter all den vielen Mördern, Mitläufern und Gleichgültigen auch Menschen gab, die ihr Leben riskierten, um sich ihre Menschlichkeit zu bewahren. Ich kann heute hier stehen, weil das Licht der Menschlichkeit auch in der dunkelsten Zeit der Menschheitsgeschichte nie ganz erloschen ist.
Aber auch vor diesem Hintergrund war für mich eines völlig klar: Bei der ersten Gelegenheit würden mein gottseliger Mann und ich Deutschland und Europa verlassen. Dieser Kontinent schien uns damals zu verderbt. Überall wollten wir uns ein neues Leben aufbauen – nur nicht hier.
Die Geburt unserer Kinder führte dazu, dass wir unsere Auswanderungspläne immer wieder hintanstellen mussten. Diese Kinder wuchsen in einem Land auf, in dem Unsicherheit und Unwohlsein für sie und für die ganze jüdische Gemeinschaft die bestimmenden Gefühle waren.
In den ersten Nachkriegsjahrzehnten dominierte Unsicherheit ohne begrenzten Kontakt mit der nichtjüdischen Umwelt. Nie wusste man sicher, wer womöglich jüdisches Blut an seinen Händen hatte. Das Unwohlsein darüber, in dieser Lage weiter im „Land der Mörder“ – so hieß damals unser Land – zu leben, war immer spürbar. Dauerhaft in Deutschland zu bleiben, erschien uns in dieser Lage unvorstellbar.
Dass ich heute vor Ihnen stehe, ist der Beweis dafür, dass – zum Glück! – im Laufe der Jahrzehnte vieles möglich wurde, das zuvor unvorstellbar gewesen wäre. Wer hätte etwa damals damit gerechnet, dass die Demokratien der Nachkriegszeit sich als so robust erweisen würden? Wer hätte es je für möglich gehalten, dass in Europa jahrhundertealte Feindschaften innerhalb von nur wenigen Jahren überwunden werden könnten? Und wer hätte geglaubt, dass nach den unvorstellbaren Gräueltaten des Holocaust jüdisches Leben in Europa, ja selbst in Deutschland wieder Fuß fassen würde?
All das wirkt heute selbstverständlich. Doch, meine Damen und Herren: Das ist es nicht. Und auch die Errungenschaften sind nicht immer so stabil, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Das wird dieser Tage leider wieder deutlich. Die freiheitliche und demokratische Nachkriegsordnung in Europa ist heute mehr denn je gefährdet. Ich spreche dabei durchaus nicht von den äußeren Bedrohungen für unseren Zusammenhalt. Ihnen allein wäre die europäische Idee ohne Zweifel gewachsen. Was mich weit mehr besorgt, sind die Angriffe von innen. „In Vielfalt geeint“ kann Europa auch in Zukunft nur sein, wenn es sich seiner Werte bewusst ist und sie auch selbstverständlich verteidigt.
(Beifall)
Diese Zukunft aber ist zwingend verbunden mit dem Wissen um die Vergangenheit. Am 27. Januar haben wir am Internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer des Holocausts an die sechs Millionen jüdische Menschen erinnert, die zwischen 1933 und 1945 durch das nationalsozialistische Deutschland ermordet wurden. Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, auf deren Jahrestag der Gedenkakt terminiert wurde, jährte sich heuer bereits zum 74. Mal. Immer weniger Überlebende können aus eigener Anschauung von den Grauen berichten, die sie dort erleben mussten.
Umso wichtiger ist das Signal der Spitzenkandidaten der Christ- und Sozialdemokraten für die kommende Europawahl, Manfred Weber und Frans Timmermans, die nach ihrer Nominierung gemeinsam zur Gedenkstätte nach Auschwitz gereist sind.
Dennoch bleibt es eine traurige Tatsache: Immer mehr Stimmen der Erinnerung verstummen. Die „Zeit ohne Zeitzeugen“ steht bevor.
Manchen verleitet dieser Umstand zu dem Fehlschluss, die Erinnerung an den Holocaust und das Gedenken an seine Opfer seien heute überhaupt unnötig. Nichts könnte falscher sein. Dennoch erleben wir, wie überall in Europa politische Bewegungen an Kraft gewinnen, die sich dezidiert gegen Gedenken und gegen die Erinnerung stellen. Was sie propagieren, ist eine Gegenwart ohne Vergangenheit als Sprungbrett in eine Zukunft ohne Erinnerung.
Dass mit solcher Geschichtsvergessenheit auch der Antisemitismus wieder auflebt, ist leider keine Überraschung. Wir Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft erleben die Folgen dieser Entwicklung schon heute. In Deutschland und vielen anderen Staaten der EU ist jüdisches Leben in der Öffentlichkeit nur unter Polizeischutz möglich, und das Sicherheitsgefühl der jüdischen Bevölkerung nimmt seit Jahren ab. Zwar sind die Zentren jüdischen Lebens allenthalben wieder in die Städte zurückgekehrt; Synagogen und Gemeindehäuser wurden neu gebaut als Zeichen für die neue Selbstverständlichkeit des Miteinanders.
Diese Gebäude ruhen auf einem Fundament des Vertrauens. Ich kann selbst aus eigener Erfahrung berichten, wie lange es dauerte, bis ich mich in meiner Heimat- und Geburtsstadt München nach 1945 wieder heimisch fühlen konnte. Die sprichwörtlichen Koffer habe ich erst zur Eröffnung unserer neuen Synagoge im November 2006 endgültig ausgepackt.
Heute ertappe ich mich jedoch immer wieder bei dem Gedanken, dass ich mit diesen Worten zu voreilig gewesen sein könnte. Das Vertrauen unter den jüdischen Menschen ist vielerorts im Schwinden begriffen. Sie hatten darauf vertraut, in unserem Land nie wieder im Stich gelassen zu werden. Sie leiden öfter unter Anfeindungen, verbal oder tätlich – aber noch mehr leiden sie unter Gleichgültigkeit, fehlendem Verständnis, fehlender Empathie.
Denn wohin wir auch blicken, überall erhebt der Judenhass heute wieder sein hässliches Haupt – in allen gesellschaftlichen Schichten und in allen Bereichen des politischen Spektrums, von der politischen Rechten über die radikale Linke bis tief hinein in die Mitte; außerdem in vielen muslimischen Milieus. Kräfte wie die AfD, die Vertreter der antisemitischen BDS-Kampagne und radikale Muslime mögen wenig miteinander gemein haben – nur der Antisemitismus eint sie alle.
Verehrte Anwesende, natürlich ist das nur die halbe Wahrheit. Es gibt glücklicherweise überall in Europa auch Menschen, die sich für die Erinnerung und für Demokratie und Offenheit einsetzen. Ihre Stimmen sind laut und zahlreich. In vielen, wenn nicht in allen Ländern der Europäischen Union bilden sie eine breite Mehrheit der Bevölkerung.
Doch auf dieser numerischen Überlegenheit dürfen wir uns nicht ausruhen. Die Geschichte hat gezeigt, wie schwer die Mehrheit es haben kann, ihre Ideale gegen eine renitente Minderheit zu verteidigen. Und so sehen wir auch in der zeitgenössischen europäischen Politik, wie schnell Antisemitismus sich ausbreitet, wenn ihm nicht rechtzeitig Grenzen gesetzt werden.
Eines der drastischsten Beispiele für diese Entwicklung findet sich heute im Vereinigten Königreich. Die Labour Party, die während ihrer langen Geschichte eine Bastion der staatspolitischen Vernunft war, hat sich unter dem Vorsitz von Jeremy Corbyn in den vergangenen Jahren zu einem der eklatantesten Problemfälle Europas im Hinblick auf politischen Antisemitismus entwickelt. Unter der neuen Führung hat Labour die politische Mitte weit hinter sich gelassen.
(Beifall)
Es liegt auf der Hand, dass im moralischen Halbdunkel einer solchen Nicht-Positionierung die fragwürdigsten politischen Gewächse gedeihen. Dieses Beispiel zeigt, wie schnell der Abschied von einer Politik der Toleranz sich vollziehen kann, wenn die Vorzeichen günstig sind.
Labour unter Corbyn ist ein Beispiel. Derartige Entwicklungen sind nicht allein unter Verweis auf die politische Sonderrolle Großbritanniens zu erklären – sie finden sich überall in Europa, und sie zeigen, dass in unseren Ländern etwas ins Rutschen gekommen ist.
Antisemitismus findet in vielen Ländern Europas wieder politischen und gesellschaftlichen Raum. Was lange schwelte, kommt heute an die Oberfläche: Wo Judenhass nicht sofort und energisch bekämpft wird, da bricht er sich Bahn. Das haben auch die jüngsten Umfragen zum Antisemitismus unmissverständlich gezeigt. Herr Präsident, Sie haben schon darauf verwiesen.
Verehrte Anwesende, lassen Sie es mich ganz deutlich sagen: Ein Europa, in dem 89 % der jüdischen Bevölkerung über eine Zunahme des Antisemitismus in ihrem Heimatort klagen, hat ein Problem. Ein Europa, in dem mehr als ein Drittel der jüdischen Bevölkerung schon einmal ernsthaft über eine Auswanderung nachgedacht hat, hat ein Problem.
Judenhass vergiftet das gesellschaftliche Klima insgesamt. Er spricht dem europäischen Grundversprechen Hohn: Freiheit und Sicherheit gelten eigentlich für jeden einzelnen Bürger Europas – oder sie gelten für niemanden.
Es erfüllt mich mit Trauer und Schmerz, dass wir uns heute, so viele Jahre nach dem Ende des Holocaust, erneut und noch immer mit einem so weit verbreiteten Antisemitismus auseinandersetzen müssen. Aber unser aller Pflicht muss es sein, dieser Entwicklung entgegenzutreten und sie zurückzudrängen. Das ist unsere Verantwortung.
Denn die größte Tragödie der jüdischen Geschichte ereignete sich hier, in Europa. Die Städte, die heute Zentrum unseres Lebens sind, waren oft vor nicht einmal 80 Jahren Schauplätze des schlimmsten Verbrechens der Menschheitsgeschichte, verursacht durch die damalige deutsche Regierung.
Verehrte Anwesende, sehr geehrte Kommissionsmitglieder, sehr geehrte Abgeordnete! Sie sind es, die die Geschicke der Europäischen Union lenken. Ich appelliere daher an Sie, sich heute und in Zukunft – auch nach der bevorstehenden Neuwahl dieses Parlaments – mit Nachdruck gegen den grassierenden Judenhass einzusetzen. Mein Wunsch ist es, dass dieses Parlament auch in Zukunft seiner Verantwortung gerecht wird.
Die Freiheit und die Demokratie, die wir heute genießen, sind immer nur so stark wie der Einsatz der Demokraten für sie – und die Bereitschaft der Mehrheit, sie gegen eine energische, hasserfüllte Minderheit zu verteidigen.
Diesen Hass dürfen wir nicht siegen lassen. Nicht erneut.
Aus „Nie wieder“ darf kein „Jetzt wieder“ werden.
(Die Mitglieder des Parlaments erheben sich und spenden der Rednerin Beifall)
Presidente. – Ringrazio a nome del Parlamento europeo la presidente Charlotte Knobloch per la sua preziosa testimonianza, che per tutti noi ha un valore inestimabile. Ora osserveremo un minuto di silenzio in memoria di tutte le vittime dell'Olocausto, tenendo bene a mente che per dedicare un minuto ad ognuna delle vittime, dovremmo restare in silenzio per oltre undici anni.
Dopo il minuto di silenzio, ascolteremo il Kaddish di Ravel interpretato dalla Cappella Musicale Regina Elisabetta del Belgio. Durante il minuto di silenzio saranno proiettati in Aula i disegni dei bambini detenuti nel ghetto di Terezin: erano circa 15 000. Se ne salvarono appena 150. A perenne memoria del loro dramma, ci hanno lasciato impresse sulla carta le loro creazioni oggi esposte nella sinagoga Pinkas a Praga, a cui va il nostro sentito ringraziamento.
Più di mille parole, questi disegni illustrano le loro emozioni di fronte ad atrocità che nessun bambino dovrebbe mai subire.
"Mai più".
(I membri dell'Assemblea osservano, in piedi, un minuto di silenzio)