Antwort von Nicolas Schmit im Namen der Europäischen Kommission
13.11.2020
Die Kommission erhebt nicht die von der Frau Abgeordneten und dem Herrn Abgeordneten beantragten Daten zu Obdachlosigkeit. Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass in der EU jede Nacht etwa 700 000 Menschen im Freien oder in Notunterkünften übernachten, und dass die Zahlen in vielen Mitgliedstaaten in den vergangenen zehn Jahren gestiegen sind.[1]
Der Europäische Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen stellt Obdachlosen materielle Basisunterstützung (z. B. Nahrungsmittel, Duschen) zur Verfügung. Aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) werden Maßnahmen finanziert, die auf die Wiedereingliederung von Obdachlosen in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft abzielen (z. B. Obdachlosenbetreuungsprojekte in der lokalen Gemeinschaft, sozialwirtschaftliche Programme zur Erleichterung der Eingliederung von Einzelpersonen in den Arbeitsmarkt). Im Zeitraum 2014-2020 haben rund 320 000 Obdachlose Unterstützung aus dem ESF erhalten.[2] Mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) wird die Bereitstellung von Sozialwohnungen gefördert.
Im Rahmen des Europäischen Programms für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI) wurden in den letzten Jahren Projekte zur sozialen Innovation im Bereich Obdachlosigkeit finanziert.[3] Darüber hinaus finanziert die Kommission FEANTSA, ein europäisches Netzwerk aus nationalen Vereinigungen, die im Rahmen von EaSI mit Obdachlosen auf deren Wiedereingliederung hinarbeiten.[4] Zu den Aktivitäten des Netzwerks zählt auch ein Arbeitsbereich, der sich mit der Obdachlosigkeit von Frauen befasst.[5]
- [1] Siehe: Baptista, I. und Marlier, E. (2019), „Fighting homelessness and housing exclusion in Europe: A study of national policies“, Europäisches Netzwerk für Sozialpolitik (ESPN), Brüssel: Europäische Kommission; FEANTSA, 2020: https://www.feantsa.org/public/user/Resources/OHEE/2020/Chapter_1_-_The_many_faces_of_homelessness_in_Europe.pdf
- [2] https://cohesiondata.ec.europa.eu/funds/esf
- [3] So hat beispielsweise das Projekt HomeLab (2016-2019) gezeigt, dass sich integrierte Wohnraumbeschaffungs‐ und Arbeitsvermittlungsdienste (neben anderen Diensten wie Sozial-, Gesundheits‐ oder Finanzberatung) positiv auf die unterstützten Gruppen auswirken. http://homelab.mri.hu/
- [4] Europäischer Verband der nationalen Vereinigungen im Bereich der Obdachlosenhilfe.
- [5] Informationen über die Arbeit von FEANTSA im Bereich der Obdachlosigkeit bei Frauen sind abrufbar unter: https://www.feantsa.org/en/themes und https://www.feantsa.org/en/resources/resources-database?theme=women%E2%80%99s+homelessness