Index 
 Zurück 
 Vor 
 Vollständiger Text 
Verfahren : 2004/2212(INI)
Werdegang im Plenum
Entwicklungsstadium in Bezug auf das Dokument : A6-0173/2005

Eingereichte Texte :

A6-0173/2005

Aussprachen :

PV 08/09/2005 - 5

Abstimmungen :

PV 08/09/2005 - 7.5

Angenommene Texte :

P6_TA(2005)0337

Angenommene Texte
PDF 163kWORD 68k
Donnerstag, 8. September 2005 - Straßburg
Tourismus und Entwicklung
P6_TA(2005)0337A6-0173/2005

Entschließung des Europäischen Parlaments zu Tourismus und Entwicklung (2004/2212(INI))

Das Europäische Parlament,

–   unter Hinweis auf Artikel 24 des AKP-EU-Partnerschaftsabkommens, das am 23. Juni 2000 in Cotonou unterzeichnet wurde,

–   unter Hinweis auf die Erklärung von Fidschi, die am 20. Oktober 2004 anlässlich eines regionalen Seminars der Interessengruppen aus Wirtschaft und Gesellschaft von AKP-EU unter der Ägide der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU angenommen wurde,

–   unter Hinweis auf die Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über Grundlinien zur Nachhaltigkeit des europäischen Tourismus (KOM(2003)0716),

–   unter Hinweis auf seine Entschließung vom 14. Mai 2002 zu der Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über die Zusammenarbeit für die Zukunft des Tourismus in Europa(1),

–   unter Hinweis auf den Weltgipfel von Johannesburg zur nachhaltigen Entwicklung vom 26. August bis 4. September 2002,

–   unter Hinweis auf die von der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU im März 2001 in Libreville angenommene Entschließung zu Tourismus und Entwicklung im Zusammenhang mit der Verwaltung und Kontrolle des Europäischen Entwicklungsfonds (EEF)(2),

–   unter Hinweis auf die Erklärung der Kommission und des Rates vom 10. November 2000 zur Entwicklungspolitik der Europäischen Gemeinschaft,

–   unter Hinweis auf seine Entschließung vom 18. Februar 2000 zu der Mitteilung der Kommission "Das Beschäftigungspotenzial der Tourismuswirtschaft – Folgemaßnahmen im Anschluss an die Wertungen und Empfehlungen der High Level Group für Tourismus und Beschäftigung"(3),

–   unter Hinweis auf die von der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU am 14. Oktober 1999 in Nassau angenommenen Entschließung zu Fremdenverkehr und Entwicklung(4),

–   unter Hinweis auf den von der Generalversammlung der Welttourismus-Organisation (WTO) in Santiago de Chile am 1. Oktober 1999 angenommenen Globalen Ethik-Kodex, bekräftigt durch die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 21. Dezember 2001 angenommene Resolution (A/RES/56/212),

–   unter Hinweis auf die von der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU am 1. April 1999 in Straßburg angenommene Entschließung zur kulturellen Dimension bei der Entwicklungszusammenarbeit unter Berücksichtigung des kulturellen Erbes und des Fremdenverkehrs(5),

–   unter Hinweis auf die Entschließung des Rates der Entwicklungsminister vom 30. November 1998 zum nachhaltigen Tourismus in Entwicklungsländern,

–   gestützt auf Artikel 45 seiner Geschäftsordnung,

–   in Kenntnis des Berichts des Entwicklungsausschusses (A6-0173/2005),

A.   in der Erwägung, dass der Tourismus unbestreitbar ein Impulsgeber für den Aufschwung der Entwicklungsländer auf allen Ebenen ist und es daher erforderlich ist, regelmäßig seine Auswirkungen zu bewerten; in der Erwägung, dass der Entwicklungsausschuss des Europäischen Parlaments in Anbetracht seiner Zuständigkeiten bestens geeignet ist, um sich dieser Aufgabe anzunehmen,

Der Tourismus als Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung

B.   in der Erwägung, dass der Tourismus einer der grundlegenden Aspekte jeder in den Entwicklungsländern durchzuführenden konsequenten Entwicklungspolitik ist,

C.   in der Erwägung, dass Infrastrukturvorhaben in den Bereichen Verkehrsverbindungen, Energie, neue Kommunikationstechnologie oder Gesundheit und Hygiene für den Aufschwung der touristischen Aktivitäten in den Entwicklungsländern notwendig sind,

D.   in der Erwägung, dass die Vorteile solcher Projekte auf jeden Fall sowohl der örtlichen Bevölkerung als auch der Tourismusindustrie zugute kommen müssen,

E.   in der Erwägung, dass den Formen des Tourismus, die darum bemüht sind, den Arbeitnehmern und Unternehmern vor Ort ein gerechtes Einkommen zu gewährleisten, von Seiten der Behörden besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, insbesondere dem fairen Tourismus,

F.   in der Erwägung, dass das WTO-Projekt "Nachhaltiger Tourismus als Instrument der Armutsbekämpfung" zu dem Millenniumsziel der Verringerung von Armut beiträgt, indem versucht wird, Arbeitsplätze für die Menschen zu schaffen, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen,

G.   angesichts der laufenden Verhandlungen über die Abkommen über eine wirtschaftliche Partnerschaft (WPA), die ab 1. Januar 2008 das System der einseitigen Handels- und Zollpräferenzen ablösen sollen, das die Handelsbeziehungen zwischen den AKP-Ländern und der Europäischen Union regelt,

H.   in der Erwägung, dass der Tourismussektor unstrittig eine Querschnittfunktion besitzt und die gegenwärtige Dimension der Dienststelle "Tourismus" der Generaldirektion "Unternehmen und Industrie" der Kommission unzureichend ist, auch wenn es keine gemeinsame Tourismuspolitik gibt,

Der Tourismus als Faktor für Umweltschutz und Erhaltung des kulturellen Erbes

I.   in der Erwägung, dass der Tourismus sich nur entwickeln kann, wenn er die natürlichen und kulturellen Gegebenheiten sowie die Traditionen der örtlichen Gemeinschaften respektiert, in denen er sich entwickelt,

J.   in der Erwägung, dass der Tourismus nicht als ein Feind der Umwelt zu sehen ist, sondern im Gegenteil als sein Verbündeter, da die Erhaltung der Umwelt und des Kulturerbes eine Voraussetzung für seine Rentabilität ist,

K.   in der Erwägung, dass umweltfreundliche Formen von Tourismus die besondere Aufmerksamkeit der Behörden erhalten müssen, wie beispielsweise Ökotourismus, Agrotourismus und Solidaritätstourismus,

L.   in der Erwägung, dass der Tourismus von der Erhaltung und Erschließung des lokalen, natürlichen und kulturellen sowie des materiellen und ideellen Erbes und des historischen architektonischen Erbes lebt,

M.   in der Erwägung, dass die Sicherheit der Touristen und der touristischen Anlagen und Stätten den Behörden ein besonderes Anliegen sein sollte,

N.   in der Erwägung, dass es legitim ist, wenn die Regierungen nach Konsultation der repräsentativen Tourismusorganisationen strenge Regeln für den Besuch stark frequentierter Stätten vorsehen,

O.   in Anbetracht der Notwendigkeit, Energienutzungsformen und verkehrspolitische Belange im Bemühen um den Schutz der Umwelt und die Einhaltung der Ziele des auf eine nachhaltige Entwicklung abzielenden Kyoto-Protokolls miteinander in Einklang zu bringen,

P.   in der Erwägung, dass die vorgeschlagene Begrenzung der Touristenströme in kleinen Inselstaaten, Bergregionen oder Küstengebieten, in denen der Tourismus überhand nimmt, von den betroffenen nationalen Behörden akzeptiert und berücksichtigt werden sollte,

Der Tourismus als Faktor für Demokratie und politisches Gleichgewicht

Q.   in der Erwägung, dass die Entwicklung des Tourismus ein Mittel zum Kampf gegen Totalitarismus, Diktatur und Machtkonzentration sein kann

R.   in der Erwägung, das der Tourismus in einigen Ländern mit Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit, Prostitution und sexueller Ausbeutung von Kindern verbunden ist,

S.   in der Erwägung, dass der Tourismus und Touristen in besonderer Weise Ziel des weltweiten Terrorismus geworden sind, der gegen Demokratie und ihre Verfechter gerichtet ist und massiv und wahllos zivile Opfer aufgrund feiger mörderischer Anschläge fordert,

T.   in der Erwägung, dass der Tourismus eine demokratische Betätigung sein kann und auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zur Schaffung wirtschaftlicher und sozialer Strukturen führt, die eine Zivilgesellschaft ausmachen,

U.   angesichts der integrativen Wirkung des Tourismus und seines Beitrags zum territorialen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhalt,

V.   in der Erwägung, dass die Touristen derzeit ihre Freizügigkeit zur Bereisung mehrerer Ziele auf einer einzigen Reise nutzen und somit zur Verstärkung der regionalen Zusammenarbeit und Förderung engerer Beziehungen zwischen Ländern beitragen können,

W.   in der Erwägung, dass die Regierungen und insbesondere die Reiseveranstalter der Mitgliedstaaten die Wahl der Reiseziele erheblich beeinflussen; in der Erwägung, dass Negativreklame in Bezug auf Länder, die die demokratischen Grundsätze und die Menschenrechte nicht achten, eine Form von Abschreckung darstellt,

X.   in der Erwägung, dass das International Fair Trade in Tourism Network im Jahre 1999 als Dreijahresprojekt mit finanzieller Unterstützung durch die Kommission und das britische Entwicklungsministerium errichtet wurde, um ethische Handelspraktiken zu fördern,

Der Tourismus als Faktor für öffentliche Gesundheit und Bildung

Y.   in der Erwägung, dass die öffentliche Gesundheit eines Landes ein Attraktivitätsfaktor ist,

Z.   in der Erwägung, dass der Tourismus aufgrund der unverzichtbaren Einführung von Hygienevorschriften, Gesundheitsmaßnahmen, Impfkampagnen sowie der Verbreitung von Kenntnissen auf dem Gebiet der Prophylaxe als Vektor der öffentlichen Gesundheit bezeichnet werden kann,

AA.   in der Erwägung, dass HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria weltweite Plagen darstellen,

AB.   in Anbetracht der Gefahr, der Touristen und Einheimische durch die Verbreitung von sehr ansteckenden Krankheiten wie Infektionen des Verdauungstraktes und der Atemwege, Fiebererkrankungen unbekannter Herkunft und Hepatitis ausgesetzt sind,

AC.   in der Erwägung, dass der Tourismus auch eine Bildungsfunktion wahrnimmt, indem er der örtlichen Bevölkerung das Erlernen von Sprachen und den Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht, so dass sie unter Wahrung ihrer Sitten und Gebräuche Werbung für ihr kulturelles Erbe betreiben kann, sich aber gleichzeitig der gesellschaftlichen Entwicklung und modernen Verhaltensweisen stellen und vielleicht sogar anpassen muss,

AD.   in der Erwägung, dass die staatlichen Behörden nichtsdestotrotz auf die Erhaltung der lokalen Traditionen, die die Menschenrechte, insbesondere die Rechte der Frauen und Kinder respektieren, achten müssen,

Der Tourismus als Faktor für Unregelmäßigkeiten und verschiedene Formen von Missbrauch

AE.   in der Erwägung, dass bei der Schaffung von Arbeitsplätzen stets die Vorschriften der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu beachten sind,

AF.   in der Erwägung, dass der Sextourismus von den europäischen und den lokalen Behörden dauerhaft und gemeinsam bekämpft werden muss, und zwar in Abstimmung mit den nichtstaatlichen Organisationen,

AG.   in der Erwägung, dass nur koordinierte Maßnahmen, die Übermittlung von Informationen und die Anwendung von Sanktionen zur Einhaltung der Vorschriften des internationalen Rechts tatsächlich Wirkung zeigen,

AH.   in der Erwägung, dass eine umfassende Information über die gegen Sextouristen verhängten Sanktionen die abschreckende Wirkung erhöht, und dass Straftaten im Zusammenhang mit Sextourismus sowohl im Herkunftsland als auch in dem Land, wo sie begangen werden, verfolgt werden und strafbar sein müssen,

AI.   in Anbetracht der positiven Wirkungen der Strategien und Maßnahmen, die von den Reiseveranstaltern und -vermittlern sowie den Fluggesellschaften durchgeführt werden, wie beispielsweise die Verteilung von Prospekten oder die Ausstrahlung von Videos während Reisen in sensible Zielorte,

AJ.   angesichts der negativen Auswirkungen der Immobilienspekulation auf die einheimische Bevölkerung,

AK.   in Anbetracht der Gefahr, dass ausländische Investoren und die Regierungen der Entwicklungsländer ein wechselseitiges Interesse an Korruption haben könnten,

AL.   unter Hinweis auf das in den Artikeln 32, 34, 35 und 39 der Konvention über die Rechte des Kindes verankerte Recht des Kindes auf Schutz vor Ausbeutung und auf Genesung und Wiedereingliederung,

Der Tourismus als Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung

1.   fordert die systematische und kohärente Berücksichtigung der Auswirkungen des Tourismus sowie des Grundsatzes des nachhaltigen Tourismus und der verantwortungsvollen Regierungsführung bei der Gestaltung der EU-Entwicklungspolitik;

2.   ist der Ansicht, dass der Tourismus, um nachhaltig zu sein, das Leben der Einheimischen verbessern, ihre Umwelt und Gesundheit schützen und die örtliche Volkswirtschaft durch den Kauf von Lebensmitteln und anderer Ressourcen vor Ort unterstützen muss;

3.   ersucht die Kommission, die Stärkung der in der GD "Unternehmen und Industrie" für Tourismus zuständigen technischen Struktur in Erwägung zu ziehen in Anbetracht der transversalen Bedeutung des Tourismus und der immer breiter werdenden Palette von Initiativen, die diese Dienststelle betreffen und in anderen Sektoren der gemeinschaftlichen Politik ihren Ursprung haben;

4.   wünscht, dass dem Dienst "Tourismus" der GD "Unternehmen und Industrie" durch eine Aufstockung der verfügbaren Finanzmittel mehr Bedeutung zuerkannt wird, um so zu einer allgemeinen Zunahme der politischen Vorschläge für den Tourismussektor beizutragen;

5.   wünscht eine Diskussion über die Ernennung von Tourismusexperten in den Generaldirektionen "Entwicklung" und "Handel";

6.   fordert die Förderung von gemeinschaftlich kontrollierten Tourismusinitiativen, die auf die Armutsminderung, die Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie die Förderung der Menschenrechte abzielen;

7.   empfiehlt, dass die Kommission im Rahmen ihrer Kooperations- und Entwicklungspolitik und vor dem Hintergrund ihrer Entwicklungsleitlinien und ihrer Bemühungen um Festigung der Unternehmensstrukturen insbesondere im Rahmen ihrer Beziehungen zu den AKP-Staaten der Tourismuspolitik mehr Gewicht verleiht;

8.   fordert die AKP-Regierungen auf, politische Maßnahmen zur Gewährleistung von Gewinnen aus Erschließungsmaßnahmen ("planning gain") für die örtlichen Gemeinschaften, in denen Tourismusprojekte durchgeführt werden, zu prüfen;

9.   besteht auf der Notwendigkeit, die vom Tourismus erwirtschafteten Gewinne in die lokale Entwicklung zu reinvestieren; fordert die Reiseveranstalter auf, ihre Pauschalangebote zu überprüfen, die Nebengewinne für die örtlichen Gemeinschaften verhindern, und ermutigt diese Veranstalter, so weitgehend wie möglich lokales Material und Personal, auch auf Managementebene, einzusetzen;

10.   ermutigt die Regierungen, die Anbahnung und/oder den Ausbau von staatlich-privaten Partnerschaften zu fördern und die Gründung von Unternehmen im Tourismussektor zu erleichtern;

11.   hofft, dass sich der Anteil der im Rahmen des EEF (Europäischer Entwicklungsfonds) finanzierten nachhaltigen Tourismusprojekte, wo dies wünschenswert ist, erhöht;

12.   schlägt vor, dass die Themen Tourismus, nachhaltiger Tourismus und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen in die laufenden Verhandlungen über die WPA einbezogen werden, und dass den Interessen der Entwicklungsländer in Bezug auf den europäischen Markt positive Beachtung geschenkt wird, wenn tourismusbezogene Themen von ihnen im GATS (Allgemeines Übereinkommen über den Handel mit Dienstleistungen) angesprochen werden;

13.   stellt fest, dass der Tourismussektor in vielen Entwicklungsländern im wesentlichen eine privatwirtschaftliche Tätigkeit ist und als solche von der Gemeinschaft verlangt, dass sie Wege findet, um zu gewährleisten, dass sie und andere Sozialpartner in alle Diskussionen über die den Tourismussektor beeinflussende Entwicklungspolitik uneingeschränkt eingebunden werden;

14.   betont die Dringlichkeit einer Unterstützung der Länder, deren Tourismusindustrie von Naturkatastrophen betroffen ist, durch die Europäische Union;

Der Tourismus als Faktor für Umweltschutz und Erhaltung des kulturellen Erbes

15.   fordert die Annahme eines gemeinsamen Programms der Generaldirektion "Umwelt" und der Generaldirektion "Entwicklung", um europäische Abfallbewirtschaftungs- und -behandlungssysteme, zunächst in Form von Studien, später dann in Form von Pilotprojekten zu exportieren;

16.   fordert die Einführung von nachhaltigen Tourismuspolitiken und -vorschriften zum Schutz und zur Erhaltung der natürlichen Vorkommen, des kulturellen Erbes und der traditionellen Nutzung von Grundbesitzstrukturen;

17.   ermutigt zur Optimierung der bestehenden technischen und wissenschaftlichen Ressourcen, um die Schädigung und/oder Zerstörung sowohl des architektonischen Erbes als auch der Umwelt zu verhindern;

18.   fordert, dass sämtliche europäischen Investitionen in den Tourismus in Entwicklungsländern denselben Vorschriften unterliegen, wie sie für die Gewährung von Gemeinschaftsmitteln zur Finanzierung von Investitionen innerhalb der Europäischen Union gelten; d.h., dass jegliche Investitionen, die offenkundig der Umwelt, den Menschenrechten, den Mindestarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation, der Lebensart der einheimischen bzw. autochthonen Bevölkerung und dem historischen und kulturellen Erbe des Ziellandes schaden, nicht unterstützt werden dürfen;

19.   plädiert für eine technische Unterstützung der Europäischen Union zugunsten der Länder, die sich aufgrund des Massentourismus gezwungen sehen, Maßnahmen zur Erhaltung ihrer touristischen Ziele zu ergreifen; plädiert ferner für einen Austausch der bewährten Verfahren in diesem Bereich;

20.   ermutigt die lokalen Behörden, die sich einer allzu raschen Zunahme des Tourismus gegenüber sehen, Maßnahmen zur Begrenzung der Touristenströme zu ergreifen, wenn dies notwenig ist;

Der Tourismus als Faktor für Demokratie und politisches Gleichgewicht

21.   empfiehlt, Straftaten mit der größtmöglichen Transparenz zu bekämpfen, um potenzielle Täter von Straftaten wie Geldwäsche, Sextourismus usw. abzuhalten;

22.   empfiehlt, Straftaten zu bekämpfen, um dem touristischen Image des jeweiligen Landes keinen Schaden zuzufügen;

23.   fordert zwecks Förderung, Schutz und Sicherheit des Tourismus Initiativen zur Bekämpfung von gegen den Tourismus gerichteten Straftaten wie beispielsweise eine spezielle Ausbildung der Polizeikräfte;

24.   fordert die Regierungen der Mitgliedstaaten auf, die örtlichen Bevölkerungsgruppen voll und ganz an den touristischen Aktivitäten zu beteiligen und für eine ausgewogene Verteilung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Vorteile zu sorgen;

25.   bedauert die jüngsten Segregationsmaßnahmen der kubanischen Behörden, die darauf abzielen, persönliche Kontakte zwischen Touristen und kubanischen Bürgern, die in der Tourismusindustrie arbeiten, zu vermeiden;

26.   wünscht, dass die Kommission bei ihren Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Bezug auf die Finanzierung von Projekten der regionalen Zusammenarbeit das Recht eines Landes oder einer Region, die eigenen Prioritäten demokratisch festzulegen, anerkennt;

27.   fordert die Regierungen der Mitgliedstaaten und die Kommission auf, mit Unterstützung der Reiseveranstalter und von erfahrenen Organisationen, durch Einführung eines zertifizierten European Fair Trade Tourism-Gütezeichens zur Förderung ethischer Standards im Tourismus beizutragen;

Der Tourismus als Faktor für öffentliche Gesundheit und Bildung

28.   wünscht, dass die Union und ihre Mitgliedstaaten Entwicklungsländern mit touristischem Potenzial ihre Erfahrung und ihr Know-how im Hinblick auf die Ausbildung des örtlichen Personals zur Verfügung stellen; fordert die Kommission auf, die Projekte der Entwicklungsländer zu fördern, die dieses Know-how erfordern;

29.   möchte der Kommission erneut vor Augen führen, wie wichtig eine finanzielle Unterstützung im Hinblick auf die Impfung von Kindern ist, was insbesondere für den dringenden Bedarf an Kombinationsimpfstoffen gilt, die Antigene gegen folgende Krankheiten beinhalten: Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Hepatitis B sowie durch Haemophilus Influenzae Typ b verursachte Meningitis;

30.   betont die Notwendigkeit, die europäischen Forschungsanstrengungen im Bereich der Bekämpfung von Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS zu mobilisieren;

31.   ist der Auffassung, dass die Einkünfte aus nachhaltigem Tourismus zur Verbesserung des Lebensstandards und der Gesundheit der Bevölkerung in den Entwicklungsländern sowie der Infrastruktur in den Bereichen Kommunikation, Energie und Technologie beitragen können;

32.   spricht sich für eine europäische Finanzhilfe zugunsten der WTO-Initiative "Nachhaltiger Tourismus als Instrument der Armutsbekämpfung" sowie anderer Initiativen, die auf eine Minderung der Armut in den Entwicklungsländern abzielen, aus;

Der Tourismus als Faktor für Unregelmäßigkeiten und verschiedene Formen von Missbrauch

33.   fordert, den oben genannten Globalen Ethik-Kodex in das nationale Recht aller Länder aufzunehmen;

34.   empfiehlt den Regierungen der betroffenen Länder, untereinander jährlich eine Liste zirkulieren zu lassen, die alle Fälle aufführt, in denen ein Visum wegen Sextourismus, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Terrorismus abgelehnt wurde;

35.   fordert die Kommission auf, wirksame Programme zur Bekämpfung des Sextourismus auf europäischer Ebene anzunehmen;

36.   ersucht zwecks Bekämpfung des Kindersextourismus

   die Kommission und den Rat, der Bekämpfung des Kindersextourismus stärker Vorrang einzuräumen, u. a. durch Wiedereinsetzung der Haushaltslinie "Bekämpfung des Kindersextourismus in Drittländern", um zu gewährleisten, dass hierfür Mittel bereitgestellt werden;
   die Kommission, den Zusammenhang zwischen Kinderpornografie und Sextourismus einzugestehen und dafür zu sorgen, dass dieser im politischen Dialog mit Drittländern angesprochen wird;
   die Kommission und die Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, dass den Bedürfnissen und Rechten der Kinder in der Entwicklungshilfe Vorrang eingeräumt wird, insbesondere den Genesungs- und Reintegrationsbedürfnissen von durch den Sextourismus betroffenen Kindern;

37.   ermutigt die Reiseveranstalter und -vermittler sowie die Fluggesellschaften, die bereits Maßnahmen gegen den Sextourismus ergriffen haben, indem sie ihre Kunden sensibilisieren und sie über die rechtlichen Risiken informieren, die sie eingehen, ihre Aktionen fortzusetzen, und ruft die übrigen auf, entsprechende Initiativen zu ergreifen; fordert diese Veranstalter ferner auf, im Hinblick auf die Erkennung möglicher krimineller Handlungen mit den Behörden zusammenzuarbeiten;

38.   fordert die Kommission auf, nach Anhörung der einschlägigen Vertretungen des Sektors, konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Immobilienspekulation im Zusammenhang mit dem Tourismus durchzuführen;

39.   fordert die europäischen Regierungen auf, dafür zu sorgen, dass die für europäische Unternehmen geltenden Bestimmungen auch bei Firmenverlagerungen oder der Ausführung von Verträgen in den Entwicklungsländern voll und ganz eingehalten werden, unter besonderer Berücksichtigung der Rechte der betroffenen Arbeitnehmer;

40.   fordert, dass die Regierungen der betroffenen Länder und die EU-Reiseveranstalter für eine Beachtung der Regeln zum Schutz der Menschenrechte, der Rechte der Arbeitnehmer im Einklang mit den ILO-Mindestarbeitsnormen, zum Schutz des europäischen Touristen/Verbrauchers und der Empfehlungen über die Reiseveranstalter sorgen;

41.   fordert die Regierungen der Entwicklungsländer auf, transparente und geregelte Verfahren für den Zugang zu den nationalen Märkten im Einklang mit den Empfehlungen der Welttourismusorganisation einzuführen, da dies eine notwendige Voraussetzung für alle ausländischen Investitionen darstellt;

o
o   o

42.   beauftragt seinen Präsidenten, diese Entschließung dem Rat und der Kommission zu übermitteln.

(1) ABl C 180 E vom 31.7.2003, S. 138.
(2) ABl C 265 vom 20.9.2001, S. 39.
(3) ABl C 339 vom 29.11.2000, S. 292.
(4) ABl C 59 vom 1.3.2000, S. 41.
(5) ABl C 271 vom 24.9.1999, S. 73.

Rechtlicher Hinweis - Datenschutzbestimmungen