Rege Diskussion nach LUX GEWINNERFILM in Stuttgart
Kinovorführung "Quo vadis, Aida?" mit Filmgespräch
Kinofans aus und um Stuttgart hatten am 25. September die einmalige Gelegenheit im CINEMA Kinosaal den diesjährigen LUX-Publikumspreis Gewinnerfilm „Quo vadis, Aida“ anzuschauen und im Anschluss an die Filmvorführung mit dem EP-Vizepräsidenten Rainer WIELAND und Frank HOFMANN, langjähriger EU-Korrespondent u.a. mit Schwerpunkt Südosteuropa, zu diskutieren. „Quo Vadis, Aida?“ ist ein mitreißender Film, der vom Schrecken des Jugoslawien-Krieges 1995 erzählt, aber mit aktueller Dimension, was sich an der regen Teilnahme des Publikums, auch aus der bosnischen Community Stuttgarts bemerkbar machte.
Regisseurin Jasmila ŽBANIC erinnert mit ihrem Meisterwerk an den Genozid in Srebrenica und die Hinterbliebenen. Sie gibt einen tiefen Einblick in die Geschehnisse und macht deutlich, was der Krieg in den Menschen bewirkt. Die Geschichte spielt im Juli 1995 in Bosnien. Aida arbeitet als Übersetzerin für die Vereinten Nationen in der kleinen Stadt Srebrenica. Als die serbische Armee die Stadt einnimmt, ist ihre Familie unter den Tausenden von Zivilisten, die im UN-Lager Schutz suchen. Als Insiderin bei den Verhandlungen hat Aida Zugang zu wichtigen Informationen, die sie übersetzen muss. Welches Schicksal erwartet ihre Familie und ihr Volk? Welchen Schritt sollte sie tun?
Die anschließenden Fragen zum Film an die Experten waren zum Beispiel, warum die EU im Juli 1995 in Srebrenica nicht eingeschritten ist und welche Lehren man denn eigentlich aus damals gezogen habe? Rainer WIELAND, MdEP, machte deutlich, dass das Europäische Parlament seit Jahren außenpolitische Kompetenzen einfordere, was aber von den Mitgliedstaaten verwehrt werde. Frank HOFMANN, der damals Reporter in Jugoslawien gewesen war, wies darauf hin, das bei allem Grauen zumindest die anschließende Aufarbeitung der Kriegsverbrechen vom Tribunal in Den Haag vorbildlich gewesen sei, was ihre Wiederholung vielleicht doch heute unwahrscheinlicher mache, zumindest für die Täter risikoreicher.
Fotos: © 2022 Frederik Laux
QUO VADIS, AIDA?
Quo Vadis, Aida? ist eine Gemeinschaftsproduktion mit Beteiligung von Bosnien und Herzegowina, Österreich, der Niederlande, Frankreich, Polen, Norwegen, Deutschland, Rumänien und der Türkei.
DER LUX PUBLIKUMSPREIS
Brücken der Verständigung in Europa schlagen, indem herausragende Filme ins Rampenlicht gerückt werden, die die öffentliche Debatte in Europa mitten ins Herz treffen - das soll der LUX, der Publikumsfilmpreis des Europäischen Parlaments und der European Film Academy. Angesichts des Krieges in der Ukraine lädt diese Ausgabe des LUX Publikumspreises das europäische Publikum ein, sich gemeinsam für den Frieden einzusetzen.
Seit 2007 nominiert das Europäische Parlament jedes Jahr drei europäische Filme, die dann in ganz Europa in den 24 Sprachen der EU gezeigt werden. Seit 2021 sitzen Sie persönlich mit in der Jury - gemeinsam mit den Mitgliedern des Europäischen Parlaments - und stimmen ab für den Gewinner des LUX Publikumspreises.
Förderung kultureller Vielfalt durch den LUX Publikumspreis
Von der Nominierung als Finalisten haben die Filme bereits profitiert, indem alle drei durch das Europäische Parlament in 24 EU-Amtssprachen untertitelt wurden. Während der Abstimmungsphase werden im Rahmen der LUX Filmtage im Frühjahr 2022 in jedem EU-Mitgliedstaat kostenlose Filmvorführungen angeboten. Der Film, der den LUX-Publikumspreis gewinnt, wird anschließend noch für Seh- und Hörgeschädigte adaptiert und in den Mitgliedstaaten weiter beworben.
Der Gewinner des LUX PUBLIKUMSPREISES 2022 wurde von den Mitgliedern des Europäischen Parlaments gewählt. Die Preisverleihung fand am 08. Juni 2022 im Plenarsaal in Straßburg statt.