Simone Veil (1927-2017)
Die bekannte französische Politikerin, Feministin und ehemalige Präsidentin des Europäischen Parlaments Simone Veil ist am 30. Juni im Alter von 89 Jahren verstorben.

Ein Nachruf auf eine große Europäerin
Simone Veil wurde 1979 als erste Frau Präsidentin des erstmals direkt gewählten Europäischen Parlaments. Im Alter von 89 Jahren ist die Überlebende des Holocaust und Ikone des Feminismus in Europa am 30. Juni von uns gegangen. Das Europäische Parlament zollt Veils Verdiensten um die europäische Integration seine Anerkennung.
In einer Stellungnahme würdigt EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani Simone Veil als "bedeutende Präsidentin des Europäischen Parlaments, als Gewissen der EU, Kämpferin gegen Antisemitismus und Verteidigerin der Frauenrechte". "Ihr Einsatz für Frauenrechte und gegen Antisemitismus hat bis heute nichts von seiner Bedeutung eingebüßt."
Simone Veil wurde am 13. Juli 1927 als Tochter einer jüdischen Familie in Nizza geboren. Gemeinsam mit ihrer Familie wurde sie 1944 von der Gestapo verhaftet und erst nach Auschwitz-Birkenau und später in die Konzentrationslager Bobrek und Bergen-Belsen verschleppt. Ihre Eltern und ihr Bruder kamen im KZ ums Leben.
1979 wurde die angesehene französische Politikerin, die ab 1974 das Amt der Gesundheitsministerin bekleidete, in den ersten direkten Wahlen zum Europäischen Parlament zur EU-Abgeordneten gewählt. Das neue Parlament machte Veil zu seiner Präsidentin für einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren. Simone Veil war somit die erste Präsidentin des erstmals direkt gewählten Europäischen Parlaments und zugleich die erste Frau, die das Amt des Präsidenten einer EU-Institution innehatte.
Im Rahmen der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments betonte Simone Veil: "Was mich persönlich betrifft, so werde ich meine ganze Zeit und all meine Kräfte der Aufgabe widmen, die vor uns liegt. (... ) Ich bin überzeugt, dass der Pluralismus unserer Versammlung unsere Arbeiten bereichern kann und nicht unbedingt den Fortschritt des europäischen Aufbauwerks hemmen muss."
Simone Veil war zudem Vorsitzende des Rechtsausschusses und Mitglied der Ausschüsse für Umweltfragen, für auswärtige Angelegenheiten und Sicherheit, des politischen Ausschusses sowie des Unterausschusses für Menschenrechte. Außerdem war Veil Mitglied des Sonderausschusses für die deutsche Wiedervereinigung, der 1990 eingerichtet worden war. Sie war auch Vorsitzende bzw. stellvertretende Vorsitzende der Liberalen und Demokratischen Fraktion. Nach 14 Jahren Tätigkeit als Abgeordnete im Europäischen Parlament kehrte Veil 1993 in die französische Politik zurück.
Simone Veil wurde 1981 mit dem renommierten Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet. 2011 wurde der von der Promenade eingerahmte Platz vor dem Europäischen Parlament in Brüssel nach Simone Veil benannt.