Coronavirus in Afrika: Verheerende Auswirkungen möglich
Die Folgen des Coronavirus in Afrika könnten verheerend sein: Europa sollte grenzübergreifend agieren, sagt Tomas Tobé, Vorsitzender des Entwicklungsausschusses.
Angesichts der Schwäche der Gesundheitssysteme in vielen Entwicklungsländern könnte das Coronavirus verheerende Auswirkungen haben, warnen die Mitglieder des Entwicklungsausschusses des Parlaments. Die EU arbeitet daran, ihre Mitgliedstaaten vor dem Hintergrund der Corona-Krise bestmöglich zu unterstützen und die wirtschaftlichen Folgen abzufedern‚ doch das Virus hat sich zu einer Pandemie entwickelt und kennt keine Grenzen. In einer Entschließung vom 17. April betont das Parlament die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit und Solidarität und spricht sich dafür aus, das System der Vereinten Nationen und insbesondere die Weltgesundheitsorganisation zu stärken.

Globale Reaktion der EU auf Covid-19
Am 8. April präsentierte die EU ihr "Team Europe"-Paket von mehr als 20 Milliarden Euro, um die am stärksten gefährdeten Länder, insbesondere in Afrika und in der Nachbarschaft der EU, bei der Bekämpfung der Pandemie und ihrer Folgen zu unterstützen. Der Großteil der Mittel stammt aus einer Neuausrichtung bestehender EU-Fonds und Programme.
Das Parlament unterstützt die Bemühungen der Kommission um eine globale Reaktion der EU. Die Abgeordneten haben sich auch den Forderungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank angeschlossen, die Zahlung von Schulden durch die Entwicklungsländer der Welt auszusetzen.
Mehr über die globale Reaktion der EU in unserem Video ↑
Covid-19 breitet sich in Afrika weiter aus. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des Entwicklungsausschusses, Tomas Tobé (EVP, Schweden), über die Reaktion der EU.
Unternimmt die EU genug, um Drittländern bei der Bekämpfung des Coronavirus zu helfen, oder sollten wir mehr tun?
Ja und nein. Wir koordinieren über "Team Europa" die Zuweisung von 20 Milliarden Euro, aber wir müssen auch sicherstellen, dass die Mitgliedstaaten ihr Handeln verstärken, weil wir neues und frisches Geld brauchen. Als EU müssen wir uns abstimmen und dafür sorgen, dass wir tatsächlich die Bedürftigsten erreichen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es in vielen Ländern Afrikas mehr Fälle gibt als die Zahlen glauben lassen, weshalb wir sehr schnell handeln müssen.
Glauben Sie, dass die Besorgnis der EU über die Lage in Afrika angesichts unserer derzeitigen innenpolitischen Herausforderungen in den Hintergrund rücken könnte?
Nein. Ich denke, jeder weiß, dass wir alle betroffen sind. Diese Pandemie kennt keine Grenzen, und wir müssen überall dagegen ankämpfen. Es liegt auf der Hand, dass die Herausforderung in Afrika wirklich groß ist. Es gibt mehr Bedürftige, in vielen Ländern sind die Gesundheitssysteme nicht gut genug und es gibt zu wenige Krankenhausbetten.
Es ist eine Frage der Solidarität, dafür zu sorgen, dass wir alles tun, um Menschenleben zu retten. In gewisser Weise ist es auch in unserem europäischen Interesse, weil wir verhindern wollen, dass eine zweite und dritte Welle dieser Pandemie Europa von seinen Nachbarstaaten aus erreicht.
Diese Pandemie kennt keine Grenzen
Vorsitzender des Entwicklungsausschusses
Anfang März hat die Kommission eine neue EU-Afrika-Strategie veröffentlicht. Ist sie im Zusammenhang mit der Corona-Krise noch relevant?
Ich halte sie für sehr wichtig, da sie darauf hinweist, dass wir eine neue Partnerschaft mit Afrika aufbauen müssen, in der wir die Geber-Empfänger-Mentalität hinter uns lassen. Wir müssen viele afrikanische Länder eher als Partner sehen. Der weltweite Wirtschaftsrückgang aufgrund des Coronavirus macht die Bedeutung einer neuen Strategie deutlich.
Jetzt ist es am wichtigsten, dafür zu sorgen, dass diese Partnerschaft auch wirklich zustande kommt. Wir werden hoffentlich im Oktober ein EU-Afrika-Gipfeltreffen abhalten. Als Europäisches Parlament bereiten wir unseren Standpunkt zur Strategie vor.
Diese Maßnahmen setzt die EU, um das Coronavirus zu bekämpfen.