Trinkwasser in der EU: Bessere Qualität, besserer Zugang

Das Parlament hat Regeln gebilligt, um die Qualität und den Zugang zu Trinkwasser zu verbessern und Plastikmüll in Form von Wasserflaschen zu verringern.

Die meisten Menschen in der EU haben bereits guten Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser.


Die EU hat nun ihre Trinkwasserrichtlinie überarbeitet, um europäisches Leitungswasser noch sicherer zu machen. Die Richtlinie legt Mindestqualitätsstandards für Wasser für den menschlichen Gebrauch (also Trinken, Kochen, andere häusliche Zwecke) fest, um vor Kontamination zu schützen.


Die EU-Abgeordneten haben am Dienstag, den 12. Dezember 2020 einen Kompromiss mit dem Rat gebilligt, mit dem das Vertrauen in Leitungswasser gestärkt und der Verbrauch gefördert werden soll.

Für den Preis einer Flasche Mineralwasser bekommen Sie fast 700 Liter Leitungswasser.
Christophe Hansen (EVP, Luxemburg)
Berichterstatter zur Trinkwasserrrichtlinie
Quelle "Für den Preis einer Flasche Mineralwasser bekommen Sie fast 700 Liter Leitungswasser." wird in einem neuen Fenster geöffnet

Neue Qualitätsstandards, verbesserter Zugang


Mit dem neuen Gesetz werden die Qualitätsstandards für Trinkwasser auf den neuesten Stand gebracht: Schwellenwerte für bestimmte Schadstoffe wie Blei und Bakterien werden verschärft. Für Materialien wie Leitungen oder Wasserhähne, die mit dem Wasser in Berührung kommen, werden Mindesthygieneanforderungen festgelegt. Des Weiteren wird eine Beobachtungsliste eingeführt, um endokrine Stoffe, Arzneimittel und Mikroplastik zu überwachen. Mit diesem System kann die EU flexibel auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse über diese Stoffe reagieren.


Nach den neuen Regeln müssen die Mitgliedstaaten den Zugang zu sauberem Wasser für alle Bürger und insbesondere für schutzbedürftige Gruppen, die keinen oder nur begrenzten Zugang haben, weiter verbessern, indem sie beispielsweise Trinkbrunnen an öffentlichen Plätzen oder alternative Versorgungssysteme einrichten. Sie können zudem weitere Maßnahmen beschließen, um die Bereitstellung von Leitungswasser in Restaurants zu fördern – kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr.

Die Infografik zeigt den durchschnittlichen Leitungswasserverbrauch pro Person
Trinkwasser in der EU

Verbraucher sollen auf einfache Weise Informationen über Qualität, Preis und Leitungswasserverbrauch erhalten, zum Beispiel auf ihren Wasserrechnungen oder mithilfe von Smartphone-Apps.


Leitungswasser schont die Umwelt


Leitungswasser zu trinken spart nicht nur Kosten, sondern ist auch umweltfreundlich: Durch das Trinken von Leitungswasser kann Geld gespart werden. Weniger Plastikwasserflaschen bedeuten auch weniger Treibhausgasemissionen und Müll. Der EU-Kommission zufolge könnte der Zugang zu Wasser mit besserer Qualität den Verbrauch von Flaschenwasser um 17 Prozent senken.

Wirtschaftliche und ökologische Folgen
Auswirkungen des Konsums von Leitungswasser

Sauberer Gewässer bis 2027


Die EU-Wasserrahmenrichtlinie legt konkrete Anforderungen an die Qualität der europäischen Oberflächengewässer (Flüsse und Seen) und des Grundwassers fest. Dennoch haben weniger als die Hälfte der 110.000 Gewässer in der EU gute Wasserqualität.


Das Parlament ruft die Mitgliedstaaten in einer separaten Entschließung dazu auf, die Richtlinie bis spätestens 2027 voll umzusetzen, sodass alle europäischen Grund- und Oberflächengewässer als "gut" eingestuft werden können.


Die Abgeordneten fordern eine angemessene Finanzierung und Durchsetzung der Ziele sowie die vollständige Anwendung des Verursacherprinzips. Die Bestimmungen der Richtlinie sollen auch besser in die Bereiche Landwirtschaft, Verkehr und Energie integriert werden. Außerdem müsse der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden gesenkt werden, so das Parlament.

Die Europäer und ihr Wasser


Die Überarbeitung der Trinkwasserrichtlinie erfolgte auf die erfolgreiche Bürgerinitiative "Right2Water" mit mehr als 1,8 Millionen gesammelten Unterschriften. Eine vor dem Gesetzesvorschlag durchgeführte öffentliche Konsultation ergab, dass viele Menschen im europäischen Ausland unsicher sind, ob sie Leitungswasser trinken sollen, obwohl die hohen Qualitätsstandards in Europa eingehalten werden. Des Weiteren wünschen sich die Europäer mehr aktuelle Informationen über die Trinkwasserqualität.

Die Infografik zeigt Ergebnisse einer öffentlichen Konsultation
Was sagen die Europäer zum Thema Trinkwasser in der EU?

Nächste Schritte


Die neue Trinkwasserrichtlinie tritt 12 Tage nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union in Kraft. Die Mitgliedstaaten haben zwei Jahre Zeit, um die Richtlinie umzusetzen.

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