Zukunft Europas: Bürger formulieren Ideen für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Bildung
Im Rahmen seiner letzten Sitzung formulierte das erste europäische Bürgerforum Ideen, wie die EU hochwertige Arbeitsplätze, eine gesunde Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit fördern sollte.
Eine Gruppe von 200 zufällig ausgewählten Personen aus der gesamten EU kam vom 25. bis 27. Februar in Dublin zusammen, um Empfehlungen für EU-Maßnahmen in den Bereichen Wirtschaft, Beschäftigung, Bildung, Kultur, Jugend und digitale Transformation zu verabschieden.
Es war die dritte und letzte Sitzung des Bürgerforums, das den Beitrag der Bürger zu den Schlussfolgerungen der Konferenz zur Zukunft Europas liefert. Einige Teilnehmer nahmen aufgrund der COVID-19-Pandemie aus der Ferne teil.
Erfahren Sie mehr über die Rolle der Bürgerforen im Rahmen der Konferenz.
Die Forumsteilnehmer gaben 48 Empfehlungen ab, die sich auf fünf Hauptthemen verteilen:
- Arbeiten in Europa
- Eine Wirtschaft für die Zukunft
- Eine gerechte Gesellschaft
- Lernen in Europa
- Ein ethischer und sicherer digitaler Wandel
In einer Debatte zu Beginn der Veranstaltung zeigten sich die Bürger schockiert über den Einmarsch Russlands in der Ukraine und die Rückkehr des Krieges auf dem Kontinent. In einer Geste der Solidarität und Unterstützung stellten sie sich für ein Gruppenfoto mit der ukrainischen Flagge auf.
Nachhaltige Wirtschaft und hochwertige Arbeitsplätze
In den Empfehlungen wurde die Notwendigkeit einer Umstellung der Wirtschaft auf Nachhaltigkeit hervorgehoben. Europa sollte sich von Kunststoffbehältern und der geplanten Obsoleszenz von Produkten verabschieden, den Einsatz von Energien aus erneuerbaren Quellen weiter erhöhen und Unternehmen belohnen, die die Umweltkosten ihrer Produktion senken.
Die Bürger forderten auch ein gemeinsames EU-Kennzeichnungssystem für Lebensmittel und eine Steuerharmonisierung, bei der in jedem Land, in dem ein Unternehmen Produkte verkauft, Steuern gezahlt werden.
Die EU sollte einen Mindestlohn einführen, um eine ähnliche Lebensqualität in allen Mitgliedstaaten sicherzustellen, empfahlen die Forumsteilnehmer. Unternehmen sollten Anreize erhalten, um Arbeitsplätze in der EU zu halten und nicht in Niedriglohnländer zu verlagern, insbesondere solche, die Telearbeit ermöglichen.
Digitales Training und Soft Skills wie gegenseitiges Zuhören, Förderung des Dialogs und kritisches Denken sollten in den Schulen gelehrt werden, da sie für den zukünftigen Arbeitsmarkt entscheidend seien.
Soziale Gerechtigkeit
Die Bürgerinnen und Bürger empfahlen Garantien für die Sozial- und Gesundheitsversorgung älterer Menschen und sagten, die Mindestrenten sollten über der Armutsgrenze liegen.
Der Zugang zu angemessenen Sozialwohnungen, gleiche Rechte für Familien in allen Mitgliedstaaten und Regeln für Sterbehilfe waren weitere Forderungen. „Wir wollen einen würdigen Tod. Wir haben das in Spanien, wir sind ein katholisches Land, aber es gibt kein Problem damit. Wenn es richtig gemacht wird, denke ich, dass es funktionieren kann“, sagte Gloria.
Bildung und Lernen
Das Erlernen von Fremdsprachen sollte bereits im Kindergarten beginnen, da es den Zugang zu anderen Ländern und Kulturen erleichtert, so die Forumsteilnehmer. Sie forderten außerdem, dass Englisch in der gesamten EU ein Kernfach in den Grundschulen sein sollte.
Sie sagten, dass die Gefahren der Digitalisierung und des Internets in den Grundschulen gelehrt werden sollten und dass die EU eine Plattform mit Lehrmaterial zum Klimawandel und zu Umweltfragen entwickeln sollte.
„Junge Menschen haben ein Recht auf eine gute Bildung und eine gute Ausbildung“, sagte Ava aus Schweden.
Digitaler Wandel
Die EU sollte ihre Kapazitäten zur Bekämpfung von Cyberkriminalität und illegalen Inhalten ausbauen, in eine hochwertige digitale Infrastruktur investieren und sich für eine bessere Aufklärung über Desinformation und Falschmeldungen einsetzen, so die Bürger.
Sie forderten auch eine bessere Durchsetzung der Datenschutzvorschriften. „Wir haben uns diese Technologieriesen, diese großen Plattformen angesehen. Sie können uns nicht vorschreiben, wie wir zu leben haben. Man muss ihnen sagen, wie sie sich an die Regeln halten sollen, wie sie unsere Daten und unser Privatleben schützen sollen“, sagte Gino aus Portugal.
Die Bürgerinnen und Bürger fordern weitere Maßnahmen zur Bekämpfung von Desinformation, darunter Regeln, die die Social-Media-Unternehmen dazu zwingen, Algorithmen zur Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Inhalten zu entwickeln, sowie die Einrichtung einer unabhängigen Plattform, die Informationen aus traditionellen Medien bewertet.
Wie geht es nun weiter?
Die Vertreter des Bürgerforums werden die Empfehlungen auf der nächsten Plenarversammlung der Konferenz am 11. und 12. März 2022 in Straßburg vorstellen und debattieren. An der Plenarversammlung nehmen Vertreter der EU-Organe, der nationalen Parlamente, der Zivilgesellschaft und der Bürger teil.
Es wird zwei Plenarversammlungen im März und zwei im April geben, auf denen die Schlussfolgerungen der Konferenz erörtert werden. Die endgültigen Ergebnisse werden in einem Bericht an die Präsidenten des Parlaments, des Rates und der Europäischen Kommission vorgelegt, die sich verpflichtet haben, die Vorschläge für EU-Maßnahmen weiterzuverfolgen.
Weitere Informationen
- (wird auf einer neuen Registerkarte geöffnet) Audiovisuelles Material im Multimedia Centre des Europäischen Parlaments