EU-Abgeordnete stimmen gegen Anbau von Gentechnik-Mais 1507

Die EU-Abgeordneten haben die Kommission aufgefordert, den genetisch veränderten Mais 1507 vom US-Hersteller Dupont Pioneer nicht zuzulassen. Die insektenresistente Maissorte sei gefährlich für Schmetterlinge und Motten, besagt der Entschluss, der am Donnerstag (16.01.) verabschiedet wurde. Die deutsche EU-Abgeordnete Dagmar Roth-Behrendt (S&D), Mitglied im Umweltausschuss des Europaparlaments, hat uns gesagt, warum sie und ihre Kollegen gegen den Anbau der Maissorte 1507 gestimmt haben.

Interview with Dagmar Roth-Behrendt
Interview mit der deutschen EU-Abgeordneten Dagmar Roth-Behrendt (S&D) aus dem Umweltausschuss

In Europa wurden bereits genetisch veränderte Pflanzen zugelassen. Trotzdem stimmten die EU-Abgeordneten nun gegen den Genmais 1507. Warum?


Mitte der 90er Jahre wurden einige genetisch veränderte Maissorten zugelassen. Seitdem wurden die Anbauzulassungen aber nicht mehr erneuert. Im Moment darf nur die Maissorte  MON 810 von der Firma Monsanto für den kommerziellen Gebrauch angebaut werden. Der Pioneer-Mais wäre also das zweite genetisch veränderte Saatgut gewesen, dessen Anbau erlaubt ist.


Im Fall von Mais 1507 haben wir uns aber gegen eine Genehmigung entschieden, weil wir sehr überrascht waren, dass die Kommission die Anbauzulassung befürwortet hat. Immerhin sind 12 EU-Mitgliedsstaaten dagegen und nur sechs dafür.


Die Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit hat ergeben, dass die Pollen der Maissorte 1507 Schmetterlinge und Motten gefährden könnten. Trotzdem hat der Hersteller Pioneer keine zusätzlichen Dokumente präsentiert, wie dieses Problem gelöst werden könnte.   


Ein anderes Argument der Kommission für eine Anbauzulassung der Maissorte war ein Urteil des Europäischen Gerichtshof aus dem vergangenen September. Das Urteil besagt, dass die Kommission die Entscheidung über die Anbauzulassung für Mais 1507 verschleppt habe und sie verpflichtet sei, eine Entscheidung zu treffen. Nach dem Urteil hatte die Kommission allerdings immer noch die Wahl, sich für oder gegen eine Anbauzulassung für Mais 1507 auszusprechen.


Schon 2001 hatte der Hersteller Pioneer erstmals den Anbau der Maissorte 1507 beantragt. Wann trifft der Ministerrat eine endgültige Entscheidung?


Wir wissen nicht, wann der Ministerrat darüber entscheidet. Ich glaube aber, dass jede neue Anbauzulassung für genetisch verändertes Saatgut ein Diskussionsthema sein wird. Deshalb wird es immer eine Herausforderung für den Ministerrat sein, eine Mehrheit dafür oder dagegen zu finden. Aus diesem Grund können Anträge für Anbauzulassungen sehr lange dauern.


Sollten in Zukunft mehr genetisch veränderte Nutzpflanzen angebaut werden?


Vergangenen Juli hat die Firma Monsanto erklärt, dass sie ausstehende Anträge für Anbauzulassungen für genetisch verändertes Saatgut in der EU zurückziehen werde. Der Grund: Es gebe keine Zukunft für den Handel mit genetisch verändertem Saatgut in der EU.


Es stimmt, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen es schwierig machen, eine Genehmigung für den Anbau von Gentechnik-Mais zu erhalten. Auf der anderen Seite muss erwähnt werden, dass die Industrie bisher keine Beweise für die Sicherheit von genetisch verändertem Saatgut geliefert hat, mit denen die Zweifel der der Bürger ausgeräumt werden könnten.


61 Prozent der EU-Bürger sind gegen die Weiterentwicklung von genetisch veränderten Lebensmitteln in Europa einer Eurobarometerumfrage von November 2010 zufolge. Die Bürger glauben nicht an die Vorteile genetisch veränderter Organismen und finden genetisch-veränderte Pflanzen unsicher, ungerecht und beängstigend.