Zweierlei Qualität von Lebensmitteln: EU-Abgeordnete schlagen Lösungen vor

Unter der gleichen Marke und Verpackung verkaufte Lebensmittel sollten in der gesamten EU identisch sein, sagen die EU-Abgeordneten in einem Bericht über doppelte Produktstandards.

Abgeordnete diskutieren über zweierlei Lebensmittelqualität

Ein neuer Initiativbericht, der vom Parlament am 13. September 2018 verabschiedet wurde, betont, dass Verbraucher das Recht auf korrekte und leicht verständliche Produktangaben haben sollten. Der Bericht der tschechischen Abgeordneten Olga Sehnalová (S&D) schlägt Maßnahmen gegen die unlautere Handelspraktik des Verkaufs von Produkten mit geringerer Qualität in einigen EU-Ländern vor.

"Im Falle einer Anpassung eines Produkts, aus welchen Gründen auch immer, haben die Verbraucher das Recht, auf transparente und klare Weise darüber informiert zu werden", betont Sehnalová. Ihr Bericht fordert Verbraucherorganisationen auf, sich stärker in die öffentliche Debatte einzubringen und Verbraucher besser zu informieren. Auch die Lebensmittelindustrie trage Verantwortung bei der Verbesserung der Transparenz.

Die EU-Abgeordneten begrüßen die Bereitstellung von Mitteln in Höhe von zwei Millionen Euro für die Gemeinsame Forschungsstelle, um eine tragfähigere europäische Methodik zu entwickeln sowie einen harmonisierten Testansatz.

Der Bericht fordert die Kommission ferner auf, doppelte Produktstandards in die "schwarze Liste" der nach der Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken verbotenen Praktiken aufzunehmen und einen Rechtsrahmen zu schaffen, der es den Verbrauchern ermöglicht, eine Entschädigung vonseiten der Hersteller zu erlangen.

Ich möchte, dass die europäischen Verbraucher endlich das Gefühl haben, dass sie gleich behandelt werden, unabhängig davon, aus welchem Land sie kommen. In der EU sollte es weder Verbraucher zweiter Klasse noch Produkte zweiter Klasse geben.
Olga Sehnalová (S&D)

Hintergrund

Weniger Fleisch in Fleischprodukten, weniger Kakao in Schokolade, keine Orangen in Orangensaft, Sirup oder künstliche Süßstoffe anstelle von Zucker,… Studien zeigen, dass gewisse, in manchen zentral- und osteuropäischen Mitgliedstaaten verkauften Lebensmittel und andere Produkte zwar sicher, aber von geringerer Qualität sind als die gleichen Produkte in der gleichen Verpackung in Westeuropa. Limonaden, Fleisch-, Fisch- und Milchprodukte, Tee und Süßwaren wurden getestet. Fischstäbchen in der Slowakei enthielten weniger Fisch als in Österreich (58 Prozent im Vergleich zu 65 Prozent). In der Slowakei und Tschechien waren keine Orangen in Orangengetränken, während hingegen die in Deutschland verkauften Säfte drei Prozent Orangensaftkonzentrat enthielten. In Ungarn unterschieden sich 71 der 96 getesteten Produkte von denen in Österreich und Italien. Qualitätsunterschiede wurden auch bei Kosmetika, Reinigungsmitteln und Tierfutter festgestellt.

Das Anpassen von Produkten an lokale Geschmäcker, Vorlieben und Preise ist Standard und kann legal sein. Geschmacksunterschiede können auch davon herrühren, dass regionale Zutaten bei der Produktion vor Ort oder billigere Zutaten verwendet werden, um sich an die regionale Kaufkraft anzupassen. Bei den getesteten Produkten jedoch waren die ausgegebenen Preise dieselben oder sogar höher und es gab keine entsprechenden Angaben auf der Verpackung.

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