Tacho-Betrug bei Gebrauchtwagen: EU-Abgeordnete fordern Maßnahmen

Die Kilometerstände von bis zu 50 Prozent der in der EU gehandelten Gebrauchtwagen sind manipuliert. Dies hat Auswirkungen auf Verbraucher, Straßensicherheit und Umwelt.

Die EU-Abgeordneten drängen auf härtere Maßnahmen, um der illegalen Manipulation von Kilometerzählern ein Ende zu setzen. Das Zurückdrehen des Tachos führt zu einer unlauteren Wertsteigerung des Autos von im Durchschnitt 2 000 bis 5 000 Euro. 

Untersuchungen zufolge kommt die Manipulation von Kilometerzählern bei grenzüberschreitenden Verkäufen von Fahrzeugen wesentlich häufiger vor. Bei 30 bis 50 Prozent der importierten Gebrauchtwagen wurde der Kilometerstand verändert. Bei Inlandsverkäufen sind nur 5 bis 12 Prozent betroffen. (Mehr Informationen hier) 

Der Vorschlag des EU-Parlaments

Das Parlament fordert strengere Maßnahmen, um die Manipulation von Kilometerzählern zu verhindern. Es schlägt zur Begrenzung des wirtschaftlichen Schadens unter anderem folgende konkrete Maßnahmen vor:

  • Einrichtung nationaler Datenbanken und verbindlicher Austausch von Kilometerstanddaten in der EU. Bereits bestehende Beispiele sind „Car-Pass“ in Belgien und „Nationale AutoPas“ in den Niederlanden.
  • Die Tachomanipulation soll EU-weit als Straftat eingestuft werden. Gegenwärtig sind Manipulationen in 25 Mitgliedstaaten verboten. Sanktionen variieren.
  • Die regelmäßige Erfassung der Kilometerstände von Autos soll im Rahmen von technischen Kontrollen erfolgen.
  • Ausstattung mit manipulationssicheren technologischen Lösungen durch die Hersteller: Eine Möglichkeit, dies zu realisieren, könnte die Blockchain-Technologie bieten.

Zahlen und Fakten

Schätzungen zufolge beläuft sich der Schaden in Europa auf etwa 5,6 bis 9,6 Milliarden Euro pro Jahr und betrifft Gebrauchtwagenhändler, Leasing-Firmen, Versicherungen, Hersteller und Verbraucher.

Für die Verbraucher entstehen Kosten - nicht nur deshalb, weil sie beim Kauf mehr bezahlen, als das Auto wert ist, sondern auch weil sie mit unerwarteten Wartungs- und Reparaturkosten konfrontiert werden. Darüber hinaus gibt es mehr unsichere Fahrzeuge auf den Straßen, die die Umwelt auch häufig stärker belasten.

Eine Umfrage der Europäischen Kommission zeigt, dass der Tachobetrug das Vertrauen der Verbraucher beeinträchtigt: Der Gebrauchtwagenmarkt in der EU wird als einer der am wenigsten vertrauenswürdigen Sektoren eingestuft.

Nächste Schritte

Das Parlament hat am Donnerstag (31.5.) eine neue Entschließung zur Entwicklung weiterer Schutzmaßnahmen gegen Kilometerzähler-Manipulationen angenommen. Im Anschluss wird die Europäische Kommission an einem entsprechenden Gesetzesvorschlag arbeiten. 

Weitere Informationen