Verlust der Biodiversität: Ursachen und folgenschwere Auswirkungen

Das Artensterben beschleunigt sich. Weltweit verschwinden immer mehr Pflanzen- und Tierarten. Verantwortlich dafür sind die Eingriffe des Menschen in die Natur. Mehr zu Folgen und Ursachen.

Wald mit blühender Wiese
Der Verlust der Biodiversität geht uns alle an. Bild: © Shutterstock.com/Simon Bratt

Der Rückgang der biologischen Vielfalt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch beschleunigt, was hauptsächlich auf die Aktivitäten des Menschen zurückzuführen ist. Landnutzungsänderungen, Verschmutzung und Klimawandel bedrohen die Biodiversität auf unserer Erde.

Die Europäische Kommission stellte im Mai 2020 die neue EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 vor, nachdem das Parlament im Januar 2020 gefordert hatte, die Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt anzugehen und verbindliche Ziele zu Schutz der Biodiversität festzulegen.

Während einer Plenarsitzung im Juni 2021 legte das Parlament seinen Standpunkt zur „EU-Biodiversitätsstrategie für 2030: Mehr Raum für die Natur in unserem Leben“ fest. Ziel des Parlaments ist es, dass die Ökosysteme der Welt bis 2050 wiederhergestellt, widerstandsfähig und angemessen geschützt sind.


Am 16. Januar 2020 haben die EU-Abgeordneten eine Entschließung angenommen, in der sie ihre Position im Hinblick auf die im Oktober im chinesischen Kunming stattfindende Biodiversitätskonferenz COP 15 darlegen. Sie fordern die Vereinbarung rechtsverbindlicher Ziele, um den Verlust der Biodiversität zu bremsen. Die Konferenz bringt die Vertragsparteien des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt zusammen, um über eine gemeinsame Strategie für den Zeitraum nach 2020 zu entscheiden.


Das Parlament möchte, dass die EU dabei eine Vorreiterrolle übernimmt und sicherstellt, dass bis 2030 30 Prozent des EU-Gebiets aus Naturgebieten bestehen. Zudem solle die Biodiversität in allen EU-Politiken berücksichtigt werden.


Was bedeutet Biodiversität?


Die biologische Vielfalt oder Biodiversität bezeichnet die Vielfalt von Leben in allen seinen Formen. Gemeint sind damit die Vielfalt der Arten, deren genetischer Variationen und das Zusammenspiel dieser Lebensformen in komplexen Ökosystemen.

1 Million

Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht

Einem 2019 veröffentlichen UN-Bericht zufolge sind etwa eine Million von geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten, die es weltweit gibt, vom Aussterben bedroht. Experten sprechen auch vom sechsten Massenaussterben in der Geschichte. Frühere Aussterbeereignisse der Erdgeschichte, auch Faunenwechsel genannt, löschten zwischen 60 und 95 Prozent aller Arten aus. Es dauert Millionen von Jahren, bis sich Ökosysteme von solchen Ereignissen erholen.


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Warum ist die Biodiversität wichtig?


Gesunde Ökosysteme erbringen lebenswichtige Leistungen, die wir als selbstverständlich erachten. Pflanzen wandeln die Energie der Sonne um und machen sie für andere Lebensformen verfügbar. Organische Stoffe werden von Bakterien und anderen Lebewesen zu Nährstoffen abgebaut und versorgen Pflanzen mit gesundem Boden zum Wachsen. Bestäuber wiederum sind für die Reproduktion von Pflanzen unerlässlich und sichern unsere Nahrungsmittelproduktion. Wälder und Ozeane sind Kohlenstoffsenken. Der Wasserkreislauf ist stark von lebenden Organismen abhängig.


Gute Luft, sauberes Wasser und qualitative Böden sind von der biologischen Vielfalt unserer Erde abhängig. Die Artenvielfalt hilft uns im Kampf gegen den Klimawandel und reduziert die Auswirkungen von Naturgefahren.


Da lebende Organismen in dynamischen Ökosystemen interagieren, kann das Verschwinden einer Art weitreichende Auswirkungen auf die Nahrungskette haben. Es ist unmöglich, genau zu wissen, welche Folgen ein Massenaussterben für den Menschen hätte, aber wir wissen, dass die Vielfalt der Natur für uns unerlässlich ist.

Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität

  • Landnutzungsänderungen (z.B. Abholzung, intensive Monokulturen, Urbanisierung);
  • direkte Ausbeutung der Ressourcen wie Jagd und Überfischung;
  • Klimawandel;
  • Umweltverschmutzung;
  • invasive Fremdarten.

Welche Maßnahmen schlägt das Parlament vor?


Die Abgeordneten unterstützen nachdrücklich die EU-Biodiversitäts-Ziele: Es sollen mindestens 30 % der Meeres- und Landflächen der EU (Wälder, Feuchtgebiete, Torfmoore, Grasland und Küstenökosysteme) geschützt werden. Außerdem sollen 10 % der Meere und Landflächen der EU, einschließlich aller verbleibenden Primär- und Altwälder und anderer kohlenstoffreicher Ökosysteme, weitgehend unberührt bleiben.

Die Abgeordneten fordern, dass die Ziele verbindlich sind und von den EU-Staaten auf nationaler Ebene in Zusammenarbeit mit regionalen und lokalen Behörden umgesetzt werden.

Besorgt über den Rückgang der Bestäuber forderten die Abgeordneten auch eine dringende Überarbeitung der EU-Initiative für Bestäuber.


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