Covid-19: EU-Unterstützung für die Tourismusbranche

Der Tourismus ist einer der Sektoren, die am stärksten von der Corona-Krise betroffen sind. Wie schützt die EU Unternehmen, Arbeitnehmer und Reisende?

Mit der Einführung von Reisebeschränkungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie ist ein wichtiger Motor der EU-Wirtschaft, der Tourismus, eingebrochen. Schätzungen zufolge verzeichnen Hotels und Restaurants ein Einnahmeminus von 50 Prozent, während Reiseveranstalter und Reisebüros mit einem Minus von 70 Prozent rechnen müssen. Bei Kreuzfahrtbetreibern und Fluggesellschaften sinken die Umsätze sogar um 90 Prozent. Auf Europa entfällt die Hälfte der weltweiten Touristenankünfte. In stark vom Tourismus abhängigen Ländern wie Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland ist die Lage besonders dramatisch.


Am 19. Juni 2020 nahm das Parlament eine Entschließung zu Verkehr und Tourismus im Jahr 2020 an, in der mehr Maßnahmen zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen sowie eine eigene Haushaltslinie gefordert wurden. Die Abgeordneten sehen die Krise als Chance, den Tourismus in der EU umweltfreundlicher und sozialverträglicher zu gestalten.

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Die Auswirkungen von Covid-19 auf den Tourismussektor

22,6 Millionen

Menschen arbeiten im EU-Tourismussektor (2019)

Unterstützung der Tourismusbranche in der Krise

Unternehmen und Arbeitnehmer aus der Tourismusbranche profitieren bereits von den als Reaktion auf die Covid-19-Krise ergriffenen Maßnahmen der EU, in Form von Liquiditätsmaßnahmen, flexibleren Haushaltsvorschriften und gelockerten Beihilferegeln. Auch die EU-Vorschriften über Zeitnischen für Starts und Landungen auf Flughäfen wurden vorübergehend ausgesetzt‚ um Leerflüge zu vermeiden.

Zum Schutz von Reisenden aktualisierte die EU ihre Leitlinien zu Fahrgastrechten und die Pauschalreisen-Richtlinie. Über das EU-Katastrophenschutzverfahren wurde auch die Rückführung von Zehntausenden von europäischen Bürgern, die im Ausland festsaßen, organisiert. Die Maßnahmen der EU zur Unterstützung der Tourismusbranche ergänzen und verstärken die auf nationaler Ebene ergriffenen Maßnahmen.

Am 13. Mai legte die Europäische Kommission Leitlinien und Empfehlungen zu Tourismus und Verkehr vor, um die Mitgliedstaaten bei der schrittweisen Aufhebung von Reisebeschränkungen, der Wiederherstellung der Verkehrsdienste und der Wiederaufnahme touristischer Aktivitäten zu unterstützen.

Am 4. September wurde ein Kommissionsvorschlag präsentiert, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen der Mitgliedstaaten zur Beschränkung der Freizügigkeit aufgrund der Coronavirus-Pandemie auf EU-Ebene koordiniert werden. Damit sollte die mit den unterschiedlichen nationalen Bestimmungen einhergehende Ungewissheit für Reisende und Unternehmen verringert werden.

Der Vorschlag beinhaltet gemeinsame Kriterien und Schwellenwerte für die Einführung von Reisebeschränkungen, die Bewertung der Risiken in der gesamten EU und den Umgang mit Reisenden, die aus "Hochrisiko"-Zonen kommen. Entscheiden sich Länder dazu, Beschränkungen einzuführen, so müssen sie die Öffentlichkeit klar und rechtzeitig darüber in Kenntnis setzen.

In einer am 17. September angenommenen Entschließung unterstützte das Parlament den Vorschlag der Kommission zur Koordinierung der Reisebeschränkungen und forderte eine Harmonisierung der Gesundheitsbewertungen.

Einen chronologischen Überblick aller EU-Maßnahmen gegen Covid-19 bietet unsere Zeitleiste

Der EU-Tourismussektor (2019)

  • Er trägt 9,5 % zum gesamten BIP der EU bei.
  • Sein Anteil an der Beschäftigung in der EU beträgt 11,2 %.
  • Er zählt fast 3 Millionen Unternehmen, davon 90 % KMU.

Parlament fordert mehr Maßnahmen zur Rettung der Tourismusbranche

Die EU solle einen Vorsorge- und Managementmechanismus entwickeln, um Arbeitnehmer und Unternehmen in der Tourismusbranche zu schützen und die Fahrgastsicherheit zu gewährleisten, so die EU-Abgeordneten in einer Entschließung vom 17. April.

Bereits im März hatte der Ausschuss für Verkehr und Tourismus ein entschiedenes und koordiniertes Vorgehen der EU gefordert‚ um die Krise zu bewältigen. Die Ausschussvorsitzende Karima Delli (Grüne/EFA, Frankreich) begrüßte das von der Kommission am 13. Mai vorgelegte Tourismus- und Verkehrspaket und sagte: "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir den Bürgern versichern können, dass sie dieses Jahr sicher reisen können. Wir sollten die Krise als Anlass nutzen, den Tourismus in der gesamten EU neu zu gestalten."


Am 15. Mai verabschiedete das Parlament Hilfsmaßnahmen für den Verkehrssektor, um die Auswirkungen der Pandemie auf Flug-, Eisenbahn-, Straßenverkehrs- und Schifffahrtsunternehmen abzufedern.

In einer gemeinsamen Stellungnahme vom 23. September forderten die Mitglieder der Tourismus-Task Force des Parlaments Kommission und Mitgliedstaaten zum raschen Handeln auf, um den Sektor vor dem Zusammenbruch zu retten. Sie sprachen sich unter anderem für die Koordinierung von Gesundheits- und Reisebeschränkungen auf EU-Ebene sowie direkte und bessere finanzielle Unterstützungsmaßnahmen aus.