Der Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus geht an das Pegasus-Projekt

Der Preis für Journalismus des Parlaments geht an das Pegasus-Projekt, das die Bespitzelung von Journalisten, Politikern und anderen Personen durch die Regierung aufgedeckt hat.

Das Pegasus-Projekt wurde mit dem Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus 2021 ausgezeichnet.
Das Pegasus-Projekt wurde mit dem Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus 2021 ausgezeichnet.

Während der Eröffnung der Preisverleihung in Brüssel sagte EP-Präsident David Sassoli: „Durch die Schaffung von Transparenz ermöglicht investigativer Journalismus den Wählern, fundierte Entscheidungen zu treffen. Der Schutz und die Unterstützung von Journalisten liegen im vitalen Interesse demokratischer Gesellschaften.“

Im Namen der 29 Jurymitglieder überreichte der Generalsekretär des Internationalen Journalistenverbandes, Anthony Bellanger, den mit 20.000 Euro dotierten Preis an Sandrine Rigaud und Laurent Richard als Vertreter des Konsortiums.


Über die Gewinner

Das Pegasus-Projekt ist eine internationale Journalismus-Initiative unter der Koordination von Forbidden Stories, einem Konsortium von Journalisten, dessen Aufgabe es ist, über ermordete, inhaftierte oder bedrohte Journalisten zu berichten.

Im Juli 2021 deckten mehr als 80 Reporter von 17 Medienorganisationen aus zehn Ländern auf, dass die Spionagesoftware „Pegasus“ des israelischen Cyber-Intelligence-Unternehmens NSO Group Technologies an Regierungen verkauft und gegen mindestens 50.000 Menschen auf der ganzen Welt eingesetzt worden war. Aus den durchgesickerten Daten ging hervor, dass mindestens 180 Journalisten sowie Menschenrechtsaktivisten, religiöse Führer, Politiker und Militärangehörige in Ländern wie Indien, Mexiko, Ungarn, Marokko und Frankreich ins Visier genommen worden waren.


Der Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus


Der Journalismuspreis zu Ehren von Daphne Caruana Galizia wurde am 16. Oktober 2020, dem dritten Jahrestag ihres Todes, ins Leben gerufen. Mit ihm soll herausragender Journaismus ausgezeichnet werden, der die Werte der EU widerspiegelt.

Der Preis steht Journalisten oder Journalistenteams jeglicher Nationalität offen, deren ausführliche Berichte von einem in der Europäischen Union ansässigen Medienunternehmen veröffentlicht oder gesendet wurden. Die Kandidaten und der letztendliche Preisträger werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt.

Daphne Caruana Galizia war eine maltesische Journalistin und Bloggerin, die über Korruption, Geldwäsche, organisiertes Verbrechen, den Verkauf von Staatsbürgerschaften und Verbindungen der maltesischen Regierung zu den Panama Papers berichtete. Sie wurde aufgrund ihrer investigativen Arbeit Einschüchterungsversuchen und Morddrohungen ausgesetzt. Am 16. Oktober 2017 wurde Caruana Galizia durch eine Autobombe getötet.

Die Kritik am Vorgehen der Behörden bei der Aufklärung des Mordanschlags führte letztendlich zum Rücktritt des maltesischen Ministerpräsidenten Joseph Muscat.

Die EU-Abgeordneten kritisierten die Mängel bei der Morduntersuchung und forderten im Dezember 2019 die Europäische Kommission zum Handeln auf.

Das Europäische Parlament ist ein steter Verfechter der Pressefreiheit. In einer im Mai 2018 angenommenen Entschließung mahnte es die EU-Länder, eine angemessene öffentliche Finanzierung sicherzustellen und sich für pluralistische, unabhängige und freie Medien einzusetzen. Auch vor dem Hintergrund der COVID-19-Krise hebt das Parlament die Bedeutung der Pressefreiheit hervor.

In einem am 28. April 2021 veröffentlichten Bericht listet die „Plattform zur Förderung des Schutzes des Journalismus und der Sicherheit von Journalisten“ des Europarats 201 schwere Verstöße gegen die Medienfreiheit im Jahr 2020 auf. Diese Zahl stellt einen Anstieg von 40 Prozent gegenüber 2019 dar und ist die höchste Zahl, die seit der Gründung der Plattform im Jahr 2014 verzeichnet wurde. Eine Rekordzahl der Verstöße waren körperliche Übergriffe (52 Fälle) und Belästigung oder Einschüchterung (70 Fälle).

Sehen Sie sich unser Facebook-Interview zum Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus an.