Unsere Infografiken zeigen, dass sich das Geschlechtergefälle in der EU durch die Pandemie verschärft hat.
Vor einem Jahr ist die Coronavirus-Pandemie ausgebrochen. Ihre gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen könnten sich auch langfristig auf die Gleichstellung der Geschlechter auswirken. Sie gefährden die bisher erzielten Fortschritte und könnten weltweit weitere 47 Millionen Frauen und Mädchen in die Armut abrutschen lassen.
Letztes Jahr wurde der 25. Jahrestag der Erklärung von Peking begangen. Mit dieser Erklärung wollten die Vereinten Nationen die Frauen auf der ganzen Welt stärken. Bis Frauen und Männer wirklich gleichbehandelt werden, ist jedoch noch viel zu tun. Dem Gleichstellungsindex 2020 des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) zufolge erreicht die EU bei der Gleichstellung der Geschlechter einen Wert von 67,9 % (auf der Grundlage von Daten aus dem Jahr 2018). Vollständige Gleichstellung dürfte damit noch mindestens 60 Jahre auf sich warten lassen.
Erfahren Sie mehr über die wichtigsten Meilensteine beim Einsatz des Europäischen Parlaments für die Gleichstellung der Geschlechter.
Frauen an vorderster Front im Kampf gegen Corona
Von den 49 Millionen Pflegekräften in der EU, deren Infektionsrisiko besonders hoch ist, sind etwa 76 % Frauen.
Lettland ist dabei der EU-Mitgliedstaat mit dem größten Ungleichgewicht: Dort sind 88 % der Beschäftigten im Gesundheitswesen Frauen. In Malta sind es hingegen nur 53 %.
Auch bei den systemrelevanten Dienstleistungen sind Frauen überrepräsentiert. Überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten z. B. im Verkauf und in Kinderbetreuungseinrichtungen, die auch während der Pandemie offen blieben. In der EU sind 82 % aller Kassenangestellten und 95 % aller Haushaltsputzkräfte und Haushaltshilfen Frauen.
Geringere Arbeitsplatzsicherheit für Frauen
Mit einem Anteil von 84 % aller Angestellten im Alter von 15 bis 64 Jahren sind Frauen auch in der Dienstleistungsbranche überrepräsentiert. In dieser Branche, die besonders stark unter der Pandemie leidet, sind viele Arbeitsplätze bedroht. Von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind außerdem traditionell „weibliche“ Arbeitsbereiche betroffen – etwa Kinderbetreuung, Sekretariatsarbeit und Haushaltshilfe.
Mehr als 30 % der Frauen in der EU sind teilzeitbeschäftigt. Sie arbeiten auch oft in der informellen Wirtschaft, was mit weniger Arbeitnehmerrechten, Gesundheitsschutz und anderen grundlegenden Leistungen einhergeht. Frauen bleiben darüber hinaus viel häufiger zuhause, um Kinder und Angehörige zu betreuen. Während der Ausgangsbeschränkungen waren oft sie es, die sich neben der Arbeit von zuhause aus auch um die Kinder kümmerten.
Erfahren Sie mehr über das geschlechtsspezifische Lohngefälle in der EU und die Gegenmaßnahmen des Europäischen Parlaments.
Drastischer Anstieg der Gewalt gegen Frauen
Häusliche Gewalt fordert EU-weit jede Woche etwa 50 Frauenleben. Die Ausgangsbeschränkungen haben die Lage noch verschärft. Darüber hinaus ist es für Opfer von häuslicher Gewalt schwieriger geworden, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.
Während der Pandemie hat außerdem nicht nur die Internetnutzung zugenommen, sondern auch die geschlechtsspezifische Gewalt und der Missbrauch von Kindern und insbesondere von Mädchen im Internet.
Einige EU-Mitgliedstaaten haben zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um in der Pandemie gegen geschlechtsspezifische Gewalt vorzugehen.
Was passiert im Europäischen Parlament?
Das Europäische Parlament begeht den diesjährigen Weltfrauentag im Rahmen seiner Plenartagung am 8. März. Der Ausschuss für die Rechte der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) wiederum stellt seine Veranstaltung am 4. März unter das Motto „Wir sind stark: Frauen an vorderster Front im Kampf gegen Corona“.