Nachhaltige Versorgung mit kritischen Rohstoffen ist entscheidend für die EU-Industrie 

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Die Abgeordneten wollen, dass Europa weniger abhängig von der Einfuhr kritischer Rohstoffe ist, die für seine strategischen Industrien von entscheidender Bedeutung sind

Ein Mann arbeitet an Photovoltaik-Paneelen während der Arbeiten für den Bau der ersten Solarstraße. © Charly Triballeu / AFP  

Um digitaler, energieeffizienter und klimaneutraler zu werden, benötigt die EU mehr kritische Rohstoffe wie Lithium und Kobalt für die Herstellung von Batterien und Elektromotoren. Diese Technologien ermöglichen die Entwicklung strategischer Sektoren: Energien aus erneuerbaren Quellen, Elektroautos und digitale Technologien.

Durch den grünen sowie den digitalen Wandel wird auch die Nachfrage nach kritischen Rohstoffen steigen; bis 2050 könnte sich die Nachfrage nach Lithium in der EU bis zum 21-fachen des Wertes von 2020 erhöhen.

Die bereits angespannte globale Versorgungslage wurde durch COVID-19 weiter belastet. Dies hat zu Engpässen bei wichtigen Rohstoffen in Europa geführt und die Industrie vor die Herausforderung gestellt, den Zugang zu Ressourcen zu sichern.

Der russische Krieg gegen die Ukraine und eine zunehmend aggressive chinesische Handels- und Industriepolitik machen Kobalt, Lithium und andere Rohstoffe zu einem geopolitischen Thema.

Umkehrung der Abhängigkeit der EU von Importen

Die EU ist mit Engpässen und Schwachstellen in der Lieferkette konfrontiert, da sie stark von Einfuhren aus einzelnen Quellen abhängig ist und die Zahl der Lieferanten schrumpft.

China produziert derzeit 86 Prozent der weltweiten Versorgung mit Seltenen Erden. Die EU importiert 93 Prozent ihres Magnesiums aus China, 98 Prozent ihres Borats aus der Türkei und 85 Prozent ihres Niobs aus Brasilien.

Auf der Plenartagung im September 2023 nahm das Parlament seinen Standpunkt zu den Rechtsvorschriften über kritische Rohstoffe an und forderte die EU auf, ihre Verarbeitungskapazitäten entlang der Wertschöpfungskette zu erhöhen. Zudem sollte die EU bis 2030 in der Lage zu sein, mindestens 40 Prozent ihres jährlichen Verbrauchs an strategischen Rohstoffen selbst zu produzieren.

Die Abgeordneten wollen, dass die EU ihre Bezugsquellen für kritische Rohstoffe diversifiziert und ihre Abhängigkeit von einigen wenigen Drittstaaten verringert. Sie fordern weniger Bürokratie, mehr Innovation und eine größere Rolle für Ersatzprodukte in der Wertschöpfungskette.

Außerdem fordern sie Unterstützung für kleinere Unternehmen, wirtschaftliche Anreize für Unternehmen, in Europa zu investieren und zu produzieren, mehr Forschung und Entwicklung von alternativen Materialien und umweltfreundlichere Abbau- und Produktionsmethoden.

In dem Bericht wird vorgeschlagen, dass die EU langfristige strategische Partnerschaften mit Drittländern eingeht. Solche Partnerschaften müssen Wissens- und Technologietransfer sowie Ausbildung und Qualifizierung für neue Arbeitsplätze umfassen.

Recycling von Rohstoffen in der EU

Rohstoffe können aus älteren Produkten recycelt werden. In diesem Fall werden sie als Sekundärrohstoffe bezeichnet. Die Abgeordneten wollen das Recycling und die Rückgewinnung kritischer Rohstoffe aus dem Bergbau und der Verarbeitung sowie aus gewerblichen Abfallströmen fördern. So sollen ein zuverlässiger, sicherer und nachhaltiger Zugang zu ihnen erlangt sowie der Einsatz von Ersatzrohstoffen erhöht werden. Die Abgeordneten fordern außerdem spezielle Recycling-Ziele für kritische Rohstoffe mit einem robusten Überwachungsrahmen.

Erfahren Sie mehr über die Bedeutung und die Vorteile einer Kreislaufwirtschaft.

Der Rohstoffsektor bot 2017 fast 3,5 Millionen Arbeitsplätze in der EU. Der Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft könnte bis 2030 zu einem Nettozuwachs von 700.000 Arbeitsplätzen in der EU führen.

Hintergrund

Das Votum des Parlaments erfolgt, nachdem die Kommission im März 2023 die Verordnung zu kritischen Rohstoffen vorgelegt hatte. Darin werden Richtwerte für die inländischen Kapazitäten, zum Beispiel für die Gewinnung oder das Recycling, bis 2030 festgelegt.