Intensivierung des Datenaustauschs in der EU: Was sind die Vorteile?

Durch neue EU-Gesetzgebung soll Vertrauen in die gemeinsame Nutzung von Daten geschaffen werden, was Innovation fördern, den grünen Wandel erleichtern und Vorteile für Bürger haben wird.

Was bringt das neue EU-Datengesetz für Unternehmen, Innovatoren und Bürger?

Von der Landwirtschaft bis zum Gesundheitswesen – Massendaten bergen immense Möglichkeiten in zahlreichen Bereichen. Damit spielen sie eine Schlüsselrolle beim digitalen Wandel der EU.

Um dieses Potenzial zu erschließen, ist jedoch die gemeinsame Nutzung von Daten unerlässlich. Datenaustausch ist der Prozess, bei dem dieselben Datenressourcen mehreren Nutzern – Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen – zur Verfügung gestellt werden.

Derzeit werden Daten nicht in dem Maße wiederverwendet, wie es möglich wäre, weil das Vertrauen in die gemeinsame Nutzung von Daten gering ist, wirtschaftliche Anreize nicht gegeben sind und technologische Hindernisse bestehen. Die EU möchte das Vertrauen in die gemeinsame Nutzung von Daten durch zwei Rechtsvorschriften stärken.

80 %

der Industriedaten werden nie genutzt

Das vom Parlament am 6. April 2022 verabschiedete Daten-Governance-Gesetz soll die gemeinsame Nutzung von Daten in der EU fördern, sodass Unternehmen und Start-ups Zugang zu mehr Daten haben, die sie zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen nutzen können.

Aufbauend auf dem Daten-Governance-Gesetz verabschiedete das Parlament im November 2023 das Datengesetz. Mit diesem Gesetz soll es Unternehmen leichter gemacht werden, auf große Mengen an hochwertigen Industriedaten, insbesondere aus dem Internet der Dinge, zuzugreifen.

Was sind die Vorteile der gemeinsamen Nutzung von Daten?

Eine stärkere gemeinsame Nutzung von Daten dürfte die Innovation und die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft fördern. So ist beispielsweise der Zugang zu Massendaten entscheidend für die Nutzung des Potenzials der künstlichen Intelligenz (KI). Im Bereich der KI werden riesige Datenmengen benötigt, um Algorithmen zu trainieren.

Grüner Wandel

Daten können dazu beitragen, den CO₂-Fußabdruck und den Energieverbrauch zu verringern, zum Beispiel durch Entschärfung von Verkehrsstaus und Optimierung der Energieeffizienz von Gebäuden und Fahrzeugen. Wenn Daten über das Funktionieren von Industrieanlagen zur Verfügung stehen, können Fabriken, landwirtschaftliche Betriebe oder Bauunternehmen ihre Produktionslinien und Lieferketten optimieren. Daten von Satelliten und Sensoren werden es Landwirten ermöglichen, Wasser und Ernten besser zu verwalten und die Produktivität zu optimieren.

Daten über die Umwelt werden die Reaktion auf Notfälle wie Überschwemmungen oder Waldbrände verbessern.

Motor der Innovation

Da mehr Daten zur Verfügung stehen, werden Unternehmen in der Lage sein, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Anbieter von Anschlussdiensten wie Reparaturen werden mit vergleichbaren Dienstleistungen der Hersteller konkurrieren können, was die Preise senken und die Innovation ankurbeln kann.

Vorteile für die Menschen

Menschen, die vernetzte Produkte nutzen, sollten eine größere Auswahl an Anbietern von Reparatur- und Wartungsdiensten haben. Es könnten neue, innovativere Produkte und stärker personalisierte Arzneimittel auf den Markt kommen. Die Städte könnten intelligenter und umweltfreundlicher werden. Daten können auch dazu beitragen, Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit besser zu bewältigen.

Erfahren Sie mehr über die Definition, die Vorteile und die Herausforderungen von Massendaten in unserer Infografik.

Wie werden die neuen Rechtsvorschriften zur gemeinsamen Nutzung von Daten zur Vertrauensbildung beitragen?

Daten-Governance-Gesetz

Mit dem neuen Daten-Governance-Gesetz soll das Vertrauen in die gemeinsame Nutzung von Daten gestärkt werden, indem Massendaten sicherer und einfacher gemacht und mit den Datenschutzvorschriften in Einklang gebracht werden. Dies soll durch eine Reihe von Instrumenten erreicht werden, die von technischen Lösungen wie Anonymisierung und Zusammenführung von Daten bis hin zu rechtsverbindlichen Vereinbarungen der Weiterverwender reichen.

Durch die Vorschriften wird ermöglicht, dass die in einigen Bereichen des öffentlichen Sektors erhobenen Daten besser genutzt werden können. Auch wird so die Schaffung gemeinsamer europäischer Datenräume möglich gemacht. Davon können wichtige Bereiche wie Gesundheit, Umwelt, Energie, Landwirtschaft, Mobilität, Finanzen, Fertigung und öffentliche Verwaltung profitieren.

Die neuen Regeln für Datenmarktplätze (in der Regel Online-Plattformen, auf denen Nutzer Daten kaufen oder verkaufen können) werden dazu beitragen, dass neue Intermediäre als vertrauenswürdige Datenorganisatoren anerkannt werden.

Die Regeln werden es auch Unternehmen, Einzelpersonen und öffentlichen Organisationen erleichtern, Daten zum Nutzen der Gesellschaft zu teilen (Datenaltruismus).

Mit den Regeln soll eine Alternative zu Big-Data-Plattformen geschaffen werden, die über eine große Menge an Daten verfügen.

Datengesetz

Mit dem Datengesetz werden die Probleme beseitigt, die der Wiederverwendung von Industriedaten im Wege stehen. Für Unternehmen und Verbraucher, die Daten erzeugen, wird geklärt, wer diese Daten unter welchen Bedingungen nutzen darf.

Verbraucher und Unternehmen, die vernetzte Geräte verwenden, werden Zugang zu den von ihnen erzeugten Daten erhalten (die derzeit oft ausschließlich von den Herstellern gesammelt werden) und das Recht haben, diese Daten mit Dritten zu teilen.

Das Gesetz schützt zudem Kleinstunternehmen und KMU vor missbräuchlichen Bedingungen in Verträgen zur gemeinsamen Nutzung von Daten, die von stärkeren Unternehmen auferlegt werden.

Um zu verhindern, dass Konkurrenten dank des erweiterten Zugangs zu Daten Dienste oder Geräte nachbauen, stärkten die Abgeordneten die Bestimmungen zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen.

Die Verordnung erleichtern den Kunden den Wechsel zwischen Cloud-Anbietern und erhöhen den Schutz vor unrechtmäßigem Zugriff auf nicht-personenbezogene Daten in der EU.

In der Verordnung legt auch fest, wie öffentliche Stellen auf Daten privater Unternehmen zugreifen können, wenn dies unter außergewöhnlichen Umständen notwendig ist, etwa bei gesundheitlichen Notfällen oder Naturkatastrophen.

Nächste Schritte

Das von Parlament und Rat verabschiedete Daten-Governance-Gesetz gilt seit September 2023.

Das Datengesetz wurde vom Parlament verabschiedet und es muss nun vom Rat genehmigt werden, um Gesetz zu werden.