Journalistenpreis des Parlaments 2022 für Film über Einfluss Russlands in Afrika 

Pressemitteilung 
 
 

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Der Daphne-Caruana-Galizia-Preis wird jedes Jahr um den 16. Oktober herum verliehen, dem Tag der Ermordung der Journalistin © EP  

Clément Di Roma und Carol Valade erhalten den Daphne-Caruana-Galizia-Preis 2022 für ihren Dokumentarfilm „Zentral-Afrika: Die Söldner aus Russland“.

Diese Koproduktion von Découpages / Arte G.E.I.E. lief zunächst auf Arte als Reportage auf Französisch, Deutsch und Englisch. Sie wurde auch auf France 24 ausgestrahlt und in der französischen Zeitung Le Monde abgedruckt .

Zur Eröffnung der Preisverleihung im Daphne-Caruana-Galizia-Pressesaal des Europäischen Parlaments in Straßburg sprachen Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, die für den Preis zuständige Vizepräsidentin Pina Picierno und der Generalsekretär der Internationalen Journalistenvereinigung Anthony Bellanger als Vertreter der 29-köpfigen unabhängigen europaweiten Jury.

Parlamentspräsidentin Metsola sagte: „Der Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus vermittelt eine starke Botschaft. Das Europäische Parlament steht auf der Seite der Wahrheit und der Gerechtigkeit und des unabhängigen Journalismus. Eine starke Demokratie braucht eine starke Presse. Und es gibt keine Demokratie ohne Pressefreiheit. In Europa sind Rechte und Freiheiten keine Hindernisse, sondern etwas Erstrebenswertes, für das wir kämpfen müssen.“

Vom 3. Mai bis zum 1. August dieses Jahres hatten mehr als 200 Journalistinnen und Journalisten aus den 27 Mitgliedstaaten ihre Beiträge eingereicht. Aus den elf Beiträgen, die in die engere Wahl kamen, wählte die Jury den Gesamtsieger.


Die Gewinner

Clément Di Roma ist ein Video- und Fotojournalist, der für France24 aus Ruanda berichtet. Er begann 2019 als Reporter im Senegal für Agence France Presse. Von 2020 bis 2022 arbeitete er in der Zentralafrikanischen Republik als Korrespondent für die Sender France24 und TV5Monde. Von der Hauptstadt Bangui aus berichtete er über die Krise nach der Wahl und die bewaffneten Angriffe eines Rebellenbündnisses auf die Hauptstadt. Ein Jahr später führte er zusammen mit Carol Valade Regie bei der preisgekrönten Reportage „Zentral-Afrika: Die Söldner aus Russland“ (Originaltitel: „Centrafrique : le soft power russe“).

Carol Valade arbeitet seit zehn Jahren als Multimediareporter mit dem Schwerpunkt Afrika. Im Jahr 2018 begab er sich als Pressekorrespondent nach Afrika und arbeitete dort mit internationalen Medien wie RFI, AFP, TV5Monde, Radio France oder Le Monde zusammen. Er reiste durch Westafrika, recherchierte zu dem Massaker vom 28. September 2009 in Guinea, berichtete über die politische Krise in dem Land und das Wiederaufflammen der Ebola-Epidemie. Außerdem dokumentierte er vor Ort die Anpassung an den Klimawandel und das Verschwinden der Elefanten. Anschließend ging er in die Zentralafrikanische Republik, um über die Folgen des Bürgerkriegs und den Einfluss Russlands – das Thema des preisgekrönten Dokumentarfilms – zu berichten.


Der preisgekrönte Beitrag

Der Film ist der erste Dokumentarfilm von Clément Di Roma und Carol Valade und die Krönung ihrer Korrespondententätigkeit in der Zentralafrikanischen Republik im Jahr 2020. Das Land erlebte eine Welle von Gewalt und Missbrauch. Auslöser war ein Aufstand, der zum Teil von der Gruppe Wagner bekämpft wurde, einer Schattenarmee im Dienste des Kremls. Di Roma und Valade recherchierten, filmten und berichteten weiter für mehrere internationale Medien, obwohl sie von den russischen Söldnern überwacht wurden und französischen Medien allenthalben Feindseligkeit entgegenschlug. Es ging ihnen auch darum, die Arbeit ihrer drei russischen Kollegen Orhan Dschemal, Kirill Radtschenko und Alexander Rasstorgujew fortzusetzen. Sie hatten in der Zentralafrikanischen Republik zur Gruppe Wagner recherchiert und waren 2018 ermordet worden. In einem Land, in dem viele Andersdenkende verschwinden, wollten Di Roma und Valade in erster Linie ihre Quellen und vor allem diejenigen schützen, die die Verbrechen der Söldner anprangern. Nach monatelangen Recherchen gewannen sie das Vertrauen derjenigen, die in der Zentralafrikanischen Republik Propaganda für Russland machten – Menschen, deren Stimmen man nie zuvor gehört hatte. In ihrem unvoreingenommenen Dokumentarfilm kommen die Opfer der Söldner ebenso zu Wort wie deren Unterstützer. So lässt sich besser nachvollziehen, wie es – begünstigt durch Ressentiments gegenüber Frankreich – zu dieser Übernahme kommen konnte. Die Autoren wollten allen Gehör verschaffen, die sich an dieser anderen Front des Konflikts mit Russland befinden, eines Konflikts, der sich nun sowohl militärisch als auch auf dem Gebiet der Desinformation auf die Sahelzone ausdehnt.


Über den Preis

Den Daphne-Caruana-Galizia-Preis rief das Präsidium des Europäischen Parlaments im Dezember 2019 zu Ehren der maltesischen Enthüllungsjournalistin und Bloggerin ins Leben. Daphne Caruana Galizia hatte unermüdlich gegen Korruption angekämpft und war 2017 bei einem Autobombenanschlag getötet worden.

Jedes Jahr um den 16. Oktober – den Tag ihrer Ermordung – werden mit dem Preis herausragende journalistische Leistungen ausgezeichnet, mit denen die Prinzipien und Grundwerte der Europäischen Union gefördert und verteidigt werden. Dabei geht es etwa um Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichstellung, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte.

Der Preis steht allen professionellen Journalistinnen, Journalisten und Journalistenteams offen – die Staatsangehörigkeit spielt dabei keine Rolle. Eingereicht werden können journalistische Beiträge, die von Medien in einem der 27 Mitgliedstaaten der EU veröffentlicht oder ausgestrahlt wurden. Mit dem Preis soll betont werden, wie wichtig professioneller Journalismus ist, um Freiheit, Gleichstellung und Chancen für alle zu sichern.

In der unabhängigen Jury sind Presse und Zivilgesellschaft aller 27 EU-Mitgliedstaaten und die wichtigsten europäischen Journalismusverbände vertreten.

Der mit 20 000 EUR dotierte Preis ist ein Beleg dafür, dass sich das Europäische Parlament für Enthüllungsjournalismus und Pressefreiheit starkmacht.

Im letzten Jahr – im Oktober 2021 – erhielt das Journalistenteam des Pegasus-Projekts Daphne-Caruana-Galizia-Preis des Parlaments. Dieses Projekt wird vom Konsortium Forbidden Stories koordiniert.


Wer war Daphne Caruana Galizia?

Daphne Caruana Galizia war eine maltesische Enthüllungsjournalistin, Bloggerin und Korruptionsbekämpferin. Sie berichtete eingehend über Korruption, Geldwäsche und organisiertes Verbrechen, aber auch über den Handel mit der Staatsbürgerschaft des Landes und die Verwicklung der maltesischen Regierung in die Affäre um die Panama-Papiere. Dafür schüchterte man sie ein und bedrohte sie. Am 16. Oktober 2017 fiel sie einer Autobombe zum Opfer. Die Skandale rund um die Ermittlungen der Behörden im Mordfall Daphne Caruana Galizia führten schließlich zum Rücktritt von Ministerpräsident Joseph Muscat. Das Europäische Parlament äußerte im Dezember 2019 heftige Kritik an den Ermittlungspannen und forderte die Kommission zum Handeln auf.