Recht auf Reparatur: Reparieren einfacher und attraktiver machen 

Pressemitteilung 
 
 

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  • Hersteller müssen Produkte nach der gesetzlichen Gewährleistungszeit zu angemessenen Preisen und innerhalb angemessener Zeiträume reparieren 
  • Verbraucher müssen Zugang zu Ersatzteilen, Werkzeugen und Reparaturinformationen haben 
  • Reparaturanreize wie Gutscheine und Fördergelder für Reparaturen 
  • Online-Plattformen unterstützen bei Suche nach Reparaturbetrieben vor Ort und Verkäufern generalüberholter Geräte 
Reparaturbetriebe und Verbraucher bekommen besseren Zugang zu Ersatzteilen und reparaturbezogenen Informationen © AdobeStock / Fxquadro  

Mit dem neuen Recht auf Reparatur will man Abfälle reduzieren und die Reparaturbranche stärken – indem das Reparieren von Geräten einfacher und kostengünstiger gemacht wird.

Am Dienstag nahm das Parlament mit 584 zu 3 Stimmen bei 14 Enthaltungen die Richtlinie über das sogenannte Recht auf Reparatur an. Die Vorschriften präzisieren die Reparaturpflichten der Hersteller und setzen Anreize für die Verbraucherinnen und Verbraucher, Produkte zu reparieren, damit sie länger halten und verwendet werden.

Reparaturpflicht

Die neuen Vorschriften sorgen dafür, dass die Hersteller rechtzeitig und kostengünstig Reparaturen durchführen und die Verbraucherschaft über ihr Recht auf Reparatur informieren. Bei Geräten, die in der Gewährleistungszeit repariert werden, wird der Haftungszeitraum um ein Jahr verlängert, sodass es sich noch mehr lohnt, sich für die Reparatur statt für den Kauf eines neuen Geräts zu entscheiden.

Aber auch nach Ablauf der gesetzlichen Gewährleistung müssen die Hersteller gängige Haushaltsprodukte wie Waschmaschinen, Staubsauger und sogar Smartphones reparieren, die nach EU-Recht technisch reparierbar sind. Im Laufe der Zeit kann die Liste der Produktkategorien erweitert werden. Wer möchte, kann auch während der Reparaturzeit ein Ersatzgerät ausleihen oder, falls eine Reparatur nicht möglich ist, sich für ein generalüberholtes Gerät entscheiden.

Informationen über Reparaturbedingungen und -dienstleistungen

Der Verbraucherschaft kann ein europäisches Formular für Reparaturinformationen zur Verfügung gestellt werden, das ihr hilft, Reparaturleistungen zu bewerten und zu vergleichen (genaue Angaben zu der Art des Defekts, zum Preis und zur Dauer der Reparatur). Um das Reparieren zu erleichtern, wird eine europäische Online-Plattform mit nationalen Ablegern eingerichtet. Sie hilft, Reparaturbetriebe vor Ort, Verkäufer generalüberholter Geräte, Käufer defekter Geräte oder Reparaturinitiativen in der Nachbarschaft, z. B. Reparaturcafés, ausfindig zu machen.

Wiederankurbelung des Reparaturmarkts

Die Vorschriften sollen den EU-Reparaturmarkt stärken und die Reparaturkosten für die Kundschaft senken. Die Hersteller müssen Ersatzteile und Werkzeuge zu angemessenen Preisen zur Verfügung stellen, und sie dürfen keine Vertragsklauseln, Hardware oder Software einsetzen, um die Reparatur zu erschweren. Vor allem dürfen sie weder die Verwendung gebrauchter oder mit 3D-Druckern hergestellter Ersatzteile durch unabhängige Reparaturbetriebe behindern noch die Reparatur eines Produkts nur aus wirtschaftlichen Gründen oder deswegen verweigern, weil es vorher von jemand anderem repariert wurde.

Erschwinglichere Reparaturen

Damit Reparaturen erschwinglicher werden, muss jeder Mitgliedstaat Reparaturen mit mindestens einer Maßnahme fördern, z. B. Gutscheine und Fördergelder für Reparaturen bereitstellen, Informationskampagnen durchführen, Reparaturkurse anbieten oder von der Bevölkerung vor Ort betriebene Reparaturräume unterstützen.

Zitat

Der Berichterstatter René Repasi (S&D, Deutschland) sagte dazu: „Das Recht der Verbraucher, Produkte zu reparieren, wird nun Realität werden. Reparaturen werden dadurch nicht nur einfacher und kostengünstiger, sondern auch eine attraktive Alternative zum Neukauf teurer Produkte. Dies ist ein bedeutender Erfolg für das Parlament und zeigt unser Engagement, die Verbraucher im Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen. Die neuen Rechtsvorschriften verlängern die rechtlichen Garantien um 12 Monate, wenn man sich für eine Reparatur entscheidet. Sie verbessern den Zugang zu Ersatzteilen und sorgen für eine unkompliziertere, kostengünstigere sowie schnellere Reparatur."

Nächste Schritte

Sobald die Richtlinie vom Rat förmlich gebilligt und im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht wurde, haben die Mitgliedstaaten 24 Monate Zeit, sie in nationales Recht umzusetzen.

Hintergrundinformationen

Nach Angaben der Kommission entstehen in der Union pro Jahr bei der vorzeitigen Entsorgung noch brauchbarer Konsumgüter 261 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent, und dabei werden 30 Mio. Tonnen Ressourcen unnötig verbraucht und 35 Mio. Tonnen Abfall verursacht. Den Verbrauchern, die anstelle von Reparaturen Neuanschaffungen vornehmen, entstehen dadurch zudem jährlich Verluste in Höhe von etwa 12 Mrd. EUR. Darüber hinaus wird erwartet, dass die neuen Vorschriften 4,8 Milliarden Euro an Wachstum und Investitionen in der EU auslösen werden.

Die Richtlinie ergänzt die neuen Vorschriften der EU zum Ökodesign und zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel.

Konferenz zur Zukunft Europas

Die Rechtsvorschriften sind eine direkte Antwort auf die Forderungen der Bürger, wie sie auf der Konferenz zur Zukunft Europas zum Ausdruck gebracht wurden. Konkret geht es bei den Vorschlägen 5(6), (7), (10) und 11(2) zu nachhaltigem Konsum und nachhaltigem Wachstum und Innovation um die Einrichtung einer "Reparatur"-Plattform, die Einführung von Maßnahmen zur Förderung des Rechts auf Reparatur und des Zugangs zu Ersatzteilen, die Ergreifung von EU-Maßnahmen, um den Verbrauchern Anreize für eine längere Nutzung von Produkten zu geben, sowie die Bekämpfung von geplanter Obsoleszenz und die Gewährleistung des Rechts auf Reparatur.