Plastikmüll und Recycling in der EU: Zahlen und Fakten

Zwar recyceln die EU-Mitgliedstaaten mehr Kunststoffabfälle, aber sie erzeugen auch mehr davon. Erfahren Sie mehr dazu in unserer Infografik.

Plastikabfall in Europa: zentrale Fakten im Überblick

Im Jahr 2022 verursachte jede Person in der Europäischen Union durchschnittlich 36,1 Kilogramm Kunststoffverpackungsabfall. Die Menge der pro Einwohner erzeugten Kunststoffverpackungsabfälle stieg zwischen 2012 und 2022 um etwa acht Kilogramm.

Das Gesamtaufkommen an Kunststoffabfällen in der EU belief sich im Jahr 2022 auf 16,16 Millionen Tonnen. Etwa 6,58 Millionen Tonnen oder 40,7 Prozent der Kunststoffabfälle wurden recycelt.

Die EU ergreift zahlreiche Maßnahmen, um die Menge an Kunststoffabfällen zu begrenzen. Doch was geschieht mit dem Plastikmüll, der sich trotz aller Anstrengungen nicht vermeiden lässt? Und wie können die Recyclingquoten erhöht werden?

Kunststoffrecycling in Europa

In Europa ist das Recycling mit einem Anteil von 40,7 Prozent die am häufigsten genutzte Methode zur Entsorgung von Kunststoffabfällen. An zweiter Stelle steht die Energierückgewinning, also die Umwandlung von Kunststoffabfällen in nutzbare Wärme, Elektrizität oder Brennstoffe durch Verbrennung oder andere Verfahren (35 Prozent).

Die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, von 25,2 Prozent im Jahr 2005 auf 40,7 Prozent im Jahr 2022.

Im Jahr 2023 wurden rund 1,3 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle zur Behandlung in Länder außerhalb der EU exportiert. Zu den Hauptgründen zählen fehlende Kapazitäten, unzureichende Technologien oder mangelnde finanzielle Ressourcen, um den Abfall vor Ort zu behandeln.

In der Vergangenheit wurde ein erheblicher Teil des exportierten Kunststoffabfalls nach China verschifft. Doch seit Einführung strenger Importbeschränkungen durch China sind die EU-Exporte in das Land stark zurückgegangen. Die EU setzt daher zunehmend auf zirkuläre und klimafreundliche Lösungen im Umgang mit Kunststoffabfällen.

Der relativ geringe Anteil des Kunststoff-Recyclings in der EU bedeutet große Verluste für Wirtschaft und Umwelt.

Schätzungen zufolge gelangen jährlich 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastik in Böden, Flüsse und Ozeane, mit gravierenden Folgen für Ökosysteme, Ernährungssicherheit und gesellschaftliches Wohlbefinden.

Im Jahr 2019 verursachten Kunststoffe 1,8 Milliarden Tonnen Treibhausgasemissionen. Dies entsprach 3,4 Prozent der weltweiten Emissionen. Ein Großteil entfällt auf die Herstellung und Verarbeitung fossiler Brennstoffe. Prognosen zufolge könnten sich die Emissionen aus dem Lebenszyklus von Kunststoffen bis 2060 verdreifachen.

Laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) verursachte die Kunststoff-Wertschöpfungskette allein in der EU 193 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen. Dies ist mehr als der gesamte Jahresausstoß Belgiens (123 Millionen Tonnen im Jahr 2019). Der Großteil der Emissionen entfällt auf die Kunststoffproduktion (63 Prozent), gefolgt von der Produktumwandlung (22 Prozent) und der Entsorgung am Lebensende (15 Prozent), hauptsächlich durch Verbrennung.

Probleme beim Recycling von Kunststoff

Zu den größten Herausforderungen im Kunststoffrecycling zählen die Qualität und der Preis des recycelten Materials verglichen mit fabrikneuem Kunststoff. Die kunststoffverarbeitende Industrie benötigt große Mengen an recyceltem Plastik, das unter streng kontrollierten Angaben und zu einem wettbewerbsfähigen Preis hergestellt wird.

Da Kunststoffe jedoch leicht an die funktionellen und ästhetischen Anforderungen jedes Herstellers angepasst werden können, erschwert die Vielfalt an Rohmaterialien zusätzlich den Recyclingprozess. Das macht es teuer und beeinträchtigt die Qualität des Endprodukts.

Die Recyclingquoten für Kunststoffabfälle variieren innerhalb der EU stark: Die höchsten Recyclingquoten im Jahr 2022 erzielten die Slowakei (59,6 Prozent), Belgien (54,2 Prozent) und Deutschland (51,1 Prozent), während die niedrigsten in Malta (16,4 Prozent), Dänemark (23,5 Prozent) und Frankreich (25,2 Prozent) verzeichnet wurden.

EU-Maßnahmen zur Erhöhung der Recyclingquoten

Im Jahr 2024 verabschiedete das Europäische Parlament neue Vorschriften zur Reduzierung, Wiederverwendung und zum Recycling von Verpackungsabfällen in der EU. Durch diese Regelungen werden die Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, das Pro-Kopf-Aufkommen an Verpackungsabfällen im Vergleich zum Jahr 2018 bis 2030 um fünf Prozent, bis 2035 um zehn Prozent und bis 2040 um 15 Prozent zu senken.

Besonders im Fokus stehen Kunststoffverpackungen. Ab dem 1. Januar 2030 sollen bestimmte Einwegverpackungen aus Kunststoff verboten werden. Zudem müssen bis zum Jahr 2029 mindestens 90 Prozent aller Einweg-Getränkebehälter aus Kunststoff und Metall mit einem Volumen von bis zu drei Litern getrennt gesammelt werden.

Bereits im Juni 2019 verabschiedete die EU neue Vorschriften zur Bekämpfung von Plastikmüll im Meer. Diese umfassen unter anderem das Verbot bestimmter Einwegkunststoffprodukte sowie die Vorgabe, dass bis 2025 25 Prozent und bis 2030 30 Prozent der Plastikflaschen aus recyceltem Material bestehen sollen.

Das Europäische Parlament unterstützte bereits im Jahr 2015 die Reduzierung leichter Plastiktüten innerhalb der EU. Die Mitglieder des Europäischen Parlaments forderten die Europäische Kommission auch auf, Maßnahmen gegen die Verschmutzung durch Mikroplastik zu ergreifen.

Im Februar 2024 billigte das Parlament strengere Vorschriften für die Verbringung von Abfällen außerhalb der EU. Die Vorschriften verbieten die Ausfuhr von Kunststoffabfällen in Länder, die nicht Mitglied der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind.