Was sind die Ursachen von Migration?
Für Migration gibt es viele Gründe, von politischen und sozialen Konflikten, Demografie und Menschenrechtsfragen bis hin zu Armut und Klimawandel. Mehr dazu.
Nach Angaben von Eurostat, dem statistischen Amt der EU, lebten am 1. Januar 2021 insgesamt 23,7 Millionen Nicht-EU-Bürger in der EU. Dies entspricht 5,3 Prozent der EU-Bevölkerung. In den meisten EU-Ländern stammte die Mehrheit der ausländischen Staatsangehörigen von außerhalb der EU.
Was ist Migration?
Migration ist die Bewegung von Menschen von einem Ort zum anderen, um sich an einem neuen Ort niederzulassen. Die Migration kann freiwillig oder unfreiwillig sein und aus einer Vielzahl von Gründen erfolgen, unter anderem aus wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Motiven.
Gründe für die Migration: Push- und Pull-Faktoren
Bei der Frage nach Migrationsursachen wird zwischen Push- und Pull-Faktoren unterschieden. Unter „Push-Faktoren“ versteht man Gründe, aufgrund derer Menschen ein Land verlassen. Attraktive Bedingungen eines Aufnahmelandes, die zu Immigration anreizen, bezeichnet man als „Pull-Faktoren". Man unterscheidet drei Kategorien wichtiger Push- und Pull-Faktoren.
Soziopolitische Faktoren
Verfolgung aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit, Religion, Rasse, Politik oder Kultur kann dazu führen, dass Menschen ihr Land verlassen müssen. Krieg und (drohende) Konflikte sowie Gewalt und Verfolgung durch Regierungen zählen zu den Hauptfluchtursachen.
Menschen, die vor bewaffneten Konflikten, Menschenrechtsverletzungen oder Verfolgung fliehen, sind meistens humanitäre Flüchtlinge. Dies wird Auswirkungen darauf haben, wo sie sich niederlassen, da einige Länder eine liberalere Herangehensweise an humanitäre Migranten verfolgen als andere. Zunächst ist es wahrscheinlich, dass diese Menschen in das nächstgelegene sichere Land ziehen, das Asylsuchende aufnimmt.
Das Rückgrat des humanitären Völkerrechts ist die Genfer Konvention, die die Durchführung bewaffneter Konflikte regeln und deren Auswirkungen begrenzen soll.
In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Menschen vor Konflikten, Terror und Verfolgung nach Europa geflohen. Von den 384.245 Asylsuchenden, denen 2022 in der EU Schutz gewährt wurde, stammte mehr als ein Viertel aus dem kriegsgebeutelten Syrien. Afghanistan und Venezuela standen an zweiter beziehungsweise dritter Stelle der Hauptherkunftsländer.
Demografische und wirtschaftliche Faktoren
Migration und demografischer Wandel sind eng miteinander verknüpft. Ob eine Gesellschaft wächst, altert oder tendenziell jünger wird, wirkt sich auf das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigungsmöglichkeiten in Herkunftsländern sowie die Migrationspolitik in Zielländern aus.
Wirtschaftsmigration wird durch bestehende schlechte Beschäftigungsstandards und hohe Arbeitslosenquoten sowie die allgemeine Wirtschaftslage eines Landes maßgeblich beeinflusst. Zu den Pull-Faktoren zählen somit höhere Löhne sowie bessere Beschäftigungsmöglichkeiten, Lebensstandards und Bildungsaussichten. Sind die wirtschaftlichen Bedingungen in einem Land nicht günstig und besteht die Gefahr einer weiteren Verschlechterung, so erhöht sich die Zahl von Menschen, die in Länder mit besseren Aussichten abwandern.
Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gab es 2019 weltweit etwa 169 Millionen Wanderarbeitnehmer, also Personen, die aus Beschäftigungsgründen emigriert waren. Sie machten mehr als zwei Drittel aller internationalen Migranten aus. Mehr als zwei Drittel aller Arbeitsmigranten waren in Ländern mit hohem Einkommen konzentriert.
Umweltfaktoren
Umweltfaktoren sind seit jeher ein Motor für Migration: Menschen fliehen vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Wirbelstürmen und Erdbeben. Die durch den Klimawandel erwartete Verschärfung extremer Wetterereignisse wird voraussichtlich mit einem Anstieg umweltbedingter Migration einhergehen.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) definiert Umweltmigranten als Personen, „die aufgrund plötzlicher oder fortschreitender Veränderungen der Umwelt, die sich nachteilig auf ihr Leben oder ihre Lebensbedingungen auswirken, gezwungen sind, ihren gewohnten Wohnort vorübergehend oder dauerhaft zu verlassen, und entweder innerhalb ihres Landes umziehen oder ins Ausland gehen".
Oft sind es nicht allein Umweltveränderungen, die Menschen veranlassen, sich an einem anderen Ort eine Existenz aufzubauen. Auch Faktoren wie Bevölkerungswachstum, Armut, Staatsführung, Sicherheit und Konflikte spielen eine Rolle. Schätzungen zufolge rechnet man bis zum Jahr 2050 mit 25 Millionen bis zu einer Milliarde Personen, die von umweltbedingter Migration betroffen sein werden.
Wie geht die EU mit diesen Ursachen um?
Leichterer Zugang zu legalen Wegen für Arbeitsmigranten
Die Europäische Union fördert die legale Migration, um den Arbeitskräftemangel zu beheben, Qualifikationslücken zu schließen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Dazu gehören:
- die Blaue Karte EU: eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, die es Nicht-EU-Bürgern ermöglicht, in einem EU-Mitgliedstaat zu arbeiten und zu leben, sofern sie über einen Hochschulabschluss oder eine gleichwertige Qualifikation verfügen und ein Stellenangebot mit einem Mindestgehalt vorweisen können;
- die kombinierte Erlaubnis: eine kombinierte Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, die von einem EU-Mitgliedstaat für bis zu zwei Jahre ausgestellt wird;
- die langfristige Aufenthaltsberechtigung in der EU: erlaubt Menschen von außerhalb der EU, sich auf unbestimmte Zeit in der EU aufzuhalten, zu arbeiten und sich frei zu bewegen.
Das neue Migrations- und Asylpaket der EU
Die wirksame Steuerung von Migration, die Aufnahme von Asylsuchenden und der Schutz der Außengrenzen sind seit vielen Jahren Prioritäten der Europäischen Union. Die EU arbeitet an einem neuen Migrations- und Asylpaket, im April 2024 stimmte das Parlament einer Vereinbarung mit dem Rat zur Überarbeitung der Asyl- und Migrationsgesetze der EU zu.
Das Paket sieht verbesserte und schnellere Verfahren im gesamten Asyl- und Migrationssystem der EU vor. Durch das Paket wird auch die Dublin-Verordnung überarbeitet, in der festgelegt ist, welches Land für die Bearbeitung jedes Asylantrags zuständig ist.
Das neue System sieht verschiedene Arten von Beiträgen der EU-Mitgliedstaaten vor, darunter die Umsiedlung von Asylbewerbern aus dem Land der ersten Einreise, finanzielle Beiträge oder die Bereitstellung operativer und technischer Unterstützung. Das neue System basiert auf Solidarität und flexiblen Formen der Unterstützung, die in schwierigen Zeiten zu Anforderungen werden können.
Sobald die neuen Regeln in Kraft treten, haben die EU-Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit, sie in ihre nationalen Gesetze zu integrieren.