Grüne Wasserstoff-Energie: Welche Vorteile ergeben sich für die EU?
Erfahren Sie, welche Vorteile Wasserstoff-Energie hat und wie die EU diesen alternativen Kraftstoff für den grünen Wandel nutzen will.
Saubere Energie, der Schlüssel zu einem klimaneutralen Europa
Auf dem Weg zu einem klimaneutralen Europa und einem saubereren Planeten im Rahmen des europäischen Grünen Deals ist es erforderlich, die europäische Energieversorgung umzugestalten und ein vollständig integriertes Energiesystem zu schaffen. Der grüne Wandel der EU-Wirtschaft sollte mit dem Zugang zu sauberer, bezahlbarer und sicherer Energie für Unternehmen und Verbraucher verbunden werden.
Die EU steht vor einer Herausforderung, da ihre Energieerzeugung und ihr Energieverbrauch noch immer für einen großen Teil der von der EU emittierten Treibhausgase verantwortlich sind und die EU nach wie vor von Energieimporten, vor allem Öl und Gas, abhängig ist.
Im Juli 2020 schlug die Kommission eine Wasserstoffstrategie für ein klimaneutrales Europa vor, die darauf abzielt, die Entwicklung von sauberem Wasserstoff zu beschleunigen und seine Rolle als Eckpfeiler für ein klimaneutrales Energiesystem bis 2050 sicherzustellen.
In einem im Mai 2021 angenommenen Bericht stellen die Abgeordneten fest, dass nur grüner Wasserstoff, der aus erneuerbaren Quellen hergestellt wird, langfristig einen nachhaltigen Beitrag zur Klimaneutralität leisten kann.
Erfahren Sie mehr darüber, wie die EU Energie aus erneuerbaren Quellen fördert.
Ist Wasserstoff eine erneuerbare Energie?
Es gibt verschiedene Arten von Wasserstoff, kategorisiert nach dem Herstellungsprozess und den daraus resultierenden Treibhausgasemissionen. Sauberer Wasserstoff („erneuerbarer Wasserstoff“ oder „grüner Wasserstoff“) wird durch die Elektrolyse von Wasser unter Verwendung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt und erzeugt bei seiner Produktion keine Treibhausgase.
Die Abgeordneten betonten die Bedeutung einer Klassifizierung der verschiedenen Arten von Wasserstoff und fordern eine EU-weit einheitliche Terminologie, um eine klare Unterscheidung zwischen erneuerbarem und kohlenstoffarmem Wasserstoff zu treffen. Die Abgeordneten fordern die Kommission und die EU-Mitgliedstaaten auf, die Produktion und Verwendung von Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen zu fördern.
Derzeit spielt Wasserstoff nur eine geringe Rolle in der europäischen Energieversorgung. Es existieren Herausforderungen in Bezug auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit, den Umfang der Produktion, den Bedarf an Infrastruktur und die wahrgenommene Sicherheit. Es wird jedoch erwartet, dass Wasserstoff in Zukunft emissionsfreie Transporte, Beheizung, industrielle Prozesse und Speicherung von Energie zwischen den Jahreszeiten ermöglichen wird.
Was sind die Vorteile von Wasserstoff?
Wasserstoff macht derzeit etwa zwei Prozent des Energiemixes in der EU aus. Davon werden 95 Prozent durch fossile Brennstoffe erzeugt, die jährlich 70 bis 100 Millionen Tonnen CO₂ freisetzen.
Untersuchungen zufolge könnten erneuerbare Energien im Jahr 2050 einen beträchtlichen Teil des europäischen Energiemixes liefern, wovon Wasserstoff bis zu 20 Prozent ausmachen könnte, insbesondere 20 bis 50 Prozent des Energiebedarfs im Verkehr und fünf bis 20 Prozent in der Industrie.
Eine Wirtschaft mit erneuerbarem Wasserstoff könnte die Auswirkungen auf die globale Erwärmung im Vergleich zu einer Wirtschaft mit fossilen Brennstoffen erheblich verringern.
Er wird vor allem als bei industriellen Prozessen, aber auch als Treibstoff für Weltraumraketen verwendet.
Aufgrund seiner Eigenschaften kann Wasserstoff ein guter Treibstoff sein, weil:
- seine energetische Nutzung keine Treibhausgasemissionen verursacht – Wasser (H2O) ist das einzige Nebenprodukt des Prozesses,
- er zur Herstellung anderer Gase sowie flüssiger Kraftstoffe verwendet werden kann,
- bestehende Infrastruktur (Gastransport und Gasspeicherung) kann für Wasserstoff genutzt werden,
- Wasserstoff eine höhere Energiedichte als Batterien hat und daher für Langstrecken- und Schwerlasttransporte verwendet werden kann.
Wasserstoff auf dem künftigen Gasmarkt
Um die Treibhausgasemissionen in der EU im Einklang mit den Plänen für den Klima- und den Energiebinnenmarkt zu senken, arbeitet die EU an einem Paket für Wasserstoff und dekarbonisierte Gasmärkte. Im Februar 2023 unterstützte der Energieausschuss die Vorschläge der Kommission zur Erleichterung der Einführung von erneuerbaren und kohlenstoffarmen Gasen, einschließlich Wasserstoff und Biomethan, auf dem EU-Gasmarkt.
Die Gesetzgebung würde auch ein Zertifizierungssystem für kohlenstoffarme Gase schaffen und sicherstellen, dass die Verbraucher leichter den Versorger wechseln können, um erneuerbare und kohlenstoffarme Gase gegenüber fossilen Brennstoffen zu wählen.
Die Abgeordneten wollten sicherstellen, dass genügend grenzüberschreitende Kapazitäten vorhanden sind, um einen integrierten europäischen Wasserstoffmarkt zu schaffen und den freien Verkehr von Wasserstoff über die Grenzen hinweg zu ermöglichen.
Das Parlament und die EU-Mitgliedstaaten verhandeln derzeit über die endgültige Form der Vorschriften.
Was fordert das Parlament?
- Anreize zur Nachfrageförderung und zur Schaffung eines europäischen Wasserstoffmarktes sowie eines schnellen Aufbaus der Wasserstoffinfrastruktur
- Den schrittweisen Ausstieg aus fossilem Wasserstoff, so schnell wie möglich
- Die Prüfung der Möglichkeit, bestehende Gaspipelines für den Transport und die unterirdische Speicherung von Wasserstoff zu verwenden
- Alle Wasserstoffimporte sollen auf die gleiche Weise zertifiziert werden wie in der EU produzierter Wasserstoff, einschließlich Produktion und Transport, um eine Verlagerung von CO₂-Emissionen (Carbon Leakage) zu vermeiden
Wasserstoff als einer der alternativen Kraftstoffe der EU
Die EU befindet sich im Prozess der Lösung der Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen und arbeitet auf ihr Ziel hin, bis 2050 klimaneutral zu sein. Im Jahr 2022 stellte die Kommission die Strategie REPowerEU für erschwinglichere, sichere und nachhaltige Energie vor. Im Plan ist vorgesehen, dass die EU die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff bis 2030 ausbaut und die Menge an Wasserstoff von den in der Wasserstoffstrategie 2020 vorgeschlagenen zehn Megatonnen pro Jahr auf 20 Megatonnen pro Jahr erhöht.
Im Rahmen der Rechtsvorschriften zur Verringerung der Treibhausgasemissionen – bekannt als Fit für 55 – haben die Abgeordneten des Europäischen Parlaments im Oktober 2022 ihren Standpunkt zu den Entwürfen für EU-Vorschriften zur Förderung des Einsatzes von Aufladestationen und alternativen Tankstellen, insbesondere für Strom und Wasserstoff, angenommen. Im Jahr 2021 gab es in der EU 136 Wasserstofftankstellen.
Im März 2023 einigten sich Parlament und Rat auf verbindliche nationale Ziele für den Ausbau der Infrastruktur. Die neuen Vorschriften sehen vor, dass bis 2031 mindestens alle 200 Kilometer Wasserstofftankstellen an den Hauptverkehrsstraßen der EU eingerichtet werden.
Das Parlament nahm die Vorschriften auf der Plenartagung im Juli 2023 an. Sie werden in Kraft treten, sobald der Rat sie gebilligt hat.
Erfahren Sie mehr über die EU-Strategie zur Förderung der Nutzung alternativer Kraftstoffe für Fahrzeuge.
Weitere Artikel zu den Maßnahmen der EU für Energie aus erneuerbaren Quellen:
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- Erneuerbare Energien: Ehrgeizige Ziele für Europa
- Parlament befürwortet Überarbeitung der Leitlinien für transeuropäische Energieinfrastrukturen
- Klima-Sozialfonds: wie das Parlament eine gerechte Energiewende verwirklichen will
Weitere Informationen
- Video zu den verschiedenen Wasserstoff-Arten (auf Englisch) wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Leitaktionen der EU-Wasserstoffstrategie (auf Englisch) wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Aufbau eines europäischen Forschungsraums für sauberen Wasserstoff (März 2022, auf Englisch) wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Das Potenzial von Wasserstoff für die Dekarbonisierung der EU-Industrie (September 2021, auf Englisch)
- Rat der Europäischen Union: Infografik – „Fit für 55“: für einen nachhaltigeren Verkehr wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Rat der Europäischen Union: Infografik – „Fit für 55“ – Übergang von fossilem Gas zu erneuerbaren und CO₂-armen Gasen wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Wissenschaftlicher Dienst des Europäischen Parlaments: EU-Wasserstoffpolitik – Wasserstoff als Energieträger für eine klimaneutrale Wirtschaft (April 2021, auf Englisch)