Grüne Anleihen: mehr Transparenz, keine Grünfärberei
Die EU etabliert den EU-Standard für grüne Anleihen, den ersten seiner Art weltweit. Somit soll Grünfärberei unterbunden werden.
Was ist eine grüne Anleihe?
Eine grüne Anleihe ist ein festverzinsliches Instrument zur Unterstützung von Klima- oder Umweltprojekten. Grüne Anleihen werden zur Finanzierung oder Refinanzierung von Investitionen, Projekten, Ausgaben oder Vermögenswerten verwendet, die zur Bewältigung von Klima- und Umweltproblemen beitragen. Regierungen und private Unternehmen nutzen grüne Anleihen, um den Übergang zu einer nachhaltigeren und kohlenstoffärmeren Wirtschaft zu finanzieren.
Warum braucht die EU einen Standard für grüne Anleihen?
Die Märkte für grüne Anleihen, sowohl in der EU als auch weltweit, wuchsen zwischen 2015 und 2020 um durchschnittlich 50 Prozent pro Jahr. Jedoch machten sie im Jahr 2020 nur drei bis 3,5 Prozent der gesamten Anleiheemissionen aus. Um die Ziele des Übereinkommens von Paris und des europäischen Grünen Deals zu verwirklichen, ist ein schnelleres Wachstum des Marktes für hochwertige grüne Anleihen erforderlich.
Allerdings gibt es keinen einheitlichen Standard für grüne Anleihen und dies stellt ein Hindernis für die Marktentwicklung dar. Der EU-Standard für grüne Anleihen würde eine bessere Regulierung des Marktes für grüne Anleihen ermöglichen, die Aufsicht verbessern, Grünfärberei reduzieren und den Markt transparent machen.
Wie wird der EU-Standard für grüne Anleihen aussehen?
Am 28. Februar 2023 erzielten das Europäische Parlament und der Rat eine vorläufige Einigung über den EU-Standard für grüne Anleihen.
Der Standard steht Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung, die auf den Kapitalmärkten Mittel beschaffen möchten, um grüne Investitionen zu finanzieren und strenge Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen. Sämtliche Mittel, die durch die Ausgabe von Anleihen nach dem EU-Standard für grüne Anleihen erzielt wurden, muss in Aktivitäten investiert werden, die mit der EU-Nachhaltigkeitstaxonomie im Einklang stehen.
Was ist die EU-Nachhaltigkeitstaxonomie?
- Die EU-Nachhaltigkeitstaxonomie ist Teil des EU-Rahmens für ein nachhaltiges Finanzwesen. Es ist ein Klassifizierungssystem, durch das definiert wird, ob sich eine wirtschaftliche Tätigkeit wirklich nachhaltig nennen darf.
Alle Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, die sich für die Nutzung des Standards bei der Vermarktung einer grünen Anleihe entscheiden, müssen Informationen darüber offenlegen, wie die Erlöse verwendet werden, und zeigen, wie diese Investitionen in die Übergangspläne des gesamten Unternehmens einfließen.
Die Verordnung legt außerdem einen Rahmen für die Registrierung und einen Aufsichtsrahmen für die unabhängigen Gutachter fest, die für die Beurteilung verantwortlich sind, ob eine Anleihe „grün“ ist.
„Diese Verordnung schafft einen Goldstandard, den grüne Anleihen anstreben können. Durch sie wird sichergestellt, dass das gesammelte Geld für umweltfreundliche Aktivitäten verwendet wird und dass Anleihen von professionellen und unabhängigen externen Gutachtern geprüft werden. Das ist eine Welt außerhalb der aktuellen Marktstandards“, sagte Paul Tang (S&D, Niederlande), der Berichterstatter für dieses Thema.
Das Parlament nahm das Gesetz während der Plenarsitzung im Oktober 2023 an.
Weitere Informationen
- EU-Standard für grüne Anleihen (auf Englisch) wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Fragen und Antworten: Verordnung über europäische grüne Anleihen wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Nachhaltiges Finanzwesen: Kommission begrüßt politische Einigung über EU-Standard für grüne Anleihen (auf Englisch) wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Vorschlag für eine Verordnung über europäische grüne Anleihen wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Bericht zum EU-Standard für grüne Anleihen (Juni 2019, auf Englisch) wird in einem neuen Fenster geöffnet
- Briefing: EU-Standard für grüne Anleihen (Oktober 2021, auf Englisch)