Reform des Strommarktes: Lösungen der EU gegen Preisvolatilität

Erfahren Sie mehr über die Strommarktreform in der EU, deren Ziel es ist, die Kosten zu senken, grüne Energie zu fördern und die Preise stabiler zu halten.

Seit über 20 Jahren verfügt die Europäische Union über einen gut funktionierenden Strommarkt. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die daraus resultierende zunehmende Volatilität auf dem Energiemarkt machten jedoch deutlich, dass die EU übermäßig auf Importe fossiler Brennstoffe angewiesen ist.

Im April 2024 verabschiedete das Parlament eine Verordnung zur Reform der Strommarktregeln. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung langfristiger Verträge für nichtfossile Energie, der Einführung saubererer Lösungen und der Erhöhung der Markttransparenz. Insgesamt soll durch die vorgeschlagenen Reformen ein widerstandsfähigerer und nachhaltigerer Energiemarkt geschaffen werden.

Stabilere Strompreise

Die EU möchte sicherstellen, dass sowohl Energieerzeuger als auch Verbraucher von vorhersehbaren Preisen profitieren. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, sind sogenannte zweiseitige Differenzverträge für neue Investitionen in die CO₂-arme Energieerzeugung, für die öffentliche Mittel erforderlich sind.

Das bedeutet, dass sich die nationalen Behörden mit den Stromerzeugern auf eine Preisspanne für Energie einigen. Davon profitieren alle: Der Erzeuger kann sicher sein, Energie zu einem vorhersehbaren Preis verkaufen zu können und gleichzeitig den Verbrauchern wichtige neue Energie zur Verfügung zu stellen.

In Bereichen, in denen zweiseitige Differenzverträge nicht angewandt werden, werden sogenannte Strombezugsverträge gefördert – langfristige Vereinbarungen über die Lieferung einer vereinbarten Strommenge zu einem festen Preis.

Um eine nachhaltige und unabhängige Energieversorgung der EU sicherzustellen, ist ein Übergang zu einem System, das auf Energie aus erneuerbaren Quellen basiert,  von entscheidender Bedeutung. Deshalb setzt sich die EU ehrgeizige Ziele. Im Jahr 2023 verabschiedete die Union eine überarbeitete Erneuerbare-Energien-Richtlinie, mit der das verbindliche EU-Ziel für Energie aus erneuerbaren Quellen für 2030 im Einklang mit dem europäischen Grünen Deal auf mindestens 42,5 Prozent angehoben wurde.

Mehr Flexibilität

Der Schutz der Verbraucher hat Priorität. Die Strommarktreform bietet stabilere Preise auf Basis von Energie aus erneuerbaren Quellen, gibt Verbrauchern aber auch die Wahl zwischen sicheren langfristigen Verträgen und dynamischer Preisgestaltung für Flexibilität.

Um die Flexibilität des Energiesystems zu erhöhen, müssen die Mitgliedsstaaten ihren Bedarf ermitteln, Ziele für die nichtfossile Stromerzeugung festlegen und sich für die Energiespeicherung einsetzen.

Stärkung der Netzresilienz

Der Stromausfall in Spanien und Portugal im Jahr 2025 hat die dringende Notwendigkeit verdeutlicht, die Stromnetzinfrastruktur in Europa zu modernisieren. Das Parlament forderte im Juni 2025 umfassende Vorschläge zur Erneuerung und Stärkung der Netze mit Schwerpunkt auf höheren Investitionen und grenzüberschreitender Zusammenarbeit.

Der Beitrag von Wind- und Solarenergie zum Netz lässt sich nicht in gleicher Weise planen wie die Verbrennung fossiler Brennstoffe, weshalb fortschrittlichere Netztechnologien erforderlich sind. Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an einem Gesetzesentwurf, der künftige Störungen verhindern soll. Ziel ist es zudem, die Kapazität der Stromnetze zur Integration erneuerbarer Energiequellen zu erhöhen und so einen nahtlosen Übergang zu einem dekarbonisierten Energiesystem sicherzustellen.

Regulierung des Gasmarktes

Zusammen mit der Reform des Strommarktes wurde im April 2024 ein weiteres Gesetz vom Parlament bestätigt. Dabei geht es um die Verordnung über die Binnenmärkte für erneuerbare Gase und Erdgas sowie für Wasserstoff. Es wird erneuerbare und kohlenstoffarme Gase wie Wasserstoff fördern. Ziel ist es, den Klimawandel zu bekämpfen und die Abhängigkeit der EU von russischen fossilen Brennstoffen zu verringern.