Weniger Lebensmittelverschwendung: Welche Maßnahmen ergreift die EU?
Lebensmittelverschwendung ist nach wie vor eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Erfahren Sie mehr über die Lösungsvorschläge des Parlaments.
Schätzungen zufolge werden zehn Prozent der Lebensmittel, die den Verbrauchern in der EU zur Verfügung stehen, verschwendet. Andererseits gibt es mehr als 37 Millionen Menschen in der EU, die sich jeden zweiten Tag keine hochwertige Mahlzeit leisten können.
Die Verringerung der Lebensmittelverschwendung und der Lebensmittelverluste sind zwei der wichtigsten Ziele der EU, um bis 2050 eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen.
Ursachen der Lebensmittelverschwendung
Unzureichende Einkaufs- und Essensplanung, „hässliches“ Obst und Gemüse, impulsive Käufe aufgrund von Sonderangeboten des Einzelhandels und unangemessene Verpackungsgrößen sind nur einige der Gründe für die Lebensmittelverschwendung in Haushalten, die den größten Teil der Lebensmittelabfälle ausmacht.
Standardisierte Portionen und die Überschätzung der Gästezahl gehören zu den Gründen für die Lebensmittelverschwendung in Restaurants und Gastronomiebetrieben.
Laut einer von der Europäischen Kommission durchgeführten Studie sind auch Datumsangaben auf Lebensmitteln, wie zum Beispiel das Mindesthaltbarkeitsdatum, einer der Gründe für Lebensmittelverschwendung. Ein besseres Verständnis der Etiketten könnte dazu beitragen, die Lebensmittelverschwendung um bis zu zehn Prozent zu reduzieren.
Warum ist die Verringerung der Lebensmittelverschwendung wichtig?
Die Verringerung der Lebensmittelverschwendung ist ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels. Auf sie entfallen etwa 16 Prozent aller Treibhausgase aus dem Lebensmittelsystem der EU. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind Produktion und Transport von Lebensmitteln, die später verschwendet werden, für acht Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Würde man die Lebensmittelverschwendung als Land kategorisieren, wäre es das drittgrößte Emissionsland der Welt. Durch die Verringerung der Lebensmittelverschwendung könnten Haushalte und Unternehmen Geld sparen.
EU-Gesetzgebung zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen
Zu den Zielen der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ gehört es, die Datumsangaben auf Lebensmitteln klarer zu gestalten und ihre falsche Verwendung zu unterbinden. Dadurch soll die Lebensmittelverschwendung verringert werden. Im Rahmen dieser Strategie wird die Kommission auch den Verlust von Lebensmitteln über die gesamte Lebensmittelversorgungskette hinweg untersuchen.
Lebensmittelspenden sind eine weitere Möglichkeit, unnötige Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Die EU-Leitlinien für Lebensmittelspenden wurden 2017 mit dem Ziel angenommen, die Rückgewinnung und Weitergabe von sicheren, genießbaren Lebensmitteln an Bedürftige zu erleichtern.
Darüber hinaus wurde 2019 eine gemeinsame EU-Methodik angenommen, um die Lebensmittelverschwendung auf jeder Stufe der Lebensmittelversorgungskette zu messen. Die gemeinsame Methodik erleichtert die Überwachung und Berichterstattung über Lebensmittelabfälle in der gesamten EU.
Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie
Die Kommission legte im Juli 2023 einen Vorschlag für eine Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie vor, um mehr für die Reduzierung von Lebensmittel- und Textilabfällen zu tun. Unter anderem schlägt sie verbindliche Abfallreduktionsziele auf nationaler Ebene bis Ende 2030 vor. Es sollten zehn Prozent der Abfälle in der Lebensmittelverarbeitung und -herstellung sowie 30 Prozent im Einzelhandel, in Restaurants, bei Lebensmitteldiensten und in Haushalten reduziert werden.
Im März 2024 nahm das Parlament seinen Standpunkt zur Überarbeitung an. Das Parlament möchte die Abfälle in der Lebensmittelverarbeitung und -herstellung um mindestens 20 Prozent und im Einzelhandel, in Restaurants, bei Lebensmitteldienstleistungen und in Haushalten um mindestens 40 Prozent reduzieren. Die Kommission sollte prüfen, ob für 2035 höhere Ziele (30 Prozent bzw. 50 Prozent) eingeführt werden sollten.
„Das Parlament hat gezielte Lösungen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung entwickelt, wie zum Beispiel die Förderung von ‚hässlichem‘ Obst und Gemüse, die Überwachung unfairer Marktpraktiken, die Klarstellung der Datumskennzeichnung und die Spende nicht verkaufter, aber verzehrbarer Lebensmittel“, so Anna Zalewska (EKR, Polen), die Berichterstatterin, die dafür verantwortlich ist, die Gesetzgebung durch das Parlament zu bringen.
Nächste Schritte
Die Verhandlungen mit dem Rat werden vom nächsten Parlament geführt, das bei der Europawahl vom 6. bis 9. Juni 2024 gewählt wird.