Frauen in der Friedenskonsolidierung: Warum ihre Rolle gestärkt werden muss – und wie
Frauen leisten einen entscheidenden Beitrag zu dauerhaftem Frieden, sind jedoch in Friedensverhandlungen stark unterrepräsentiert. Das Europäische Parlament möchte dies zu ändern.
Studien belegen, dass Friedensabkommen, die unter aktiver Mitwirkung von Frauen zustande kommen, langfristig stabiler und wirksamer sind. Zudem profitieren Gesellschaften mit höherer Geschlechtergleichstellung von besserer Gesundheit, stärkerem wirtschaftlichem Wachstum und größerer Sicherheit.
Trotz dieser Erkenntnisse bleibt der Anteil von Frauen in Friedensverhandlungen und -missionen gering, und Fortschritte in diesem Bereich verlaufen nur langsam.
Anlässlich des Internationalen Frauentags veranstaltete das Europäische Parlament eine Konferenz, auf der debattiert wurde, wie Frauen in der Friedensförderung eine stärkere Rolle einnehmen können.
Was hindert Frauen daran, eine aktive Rolle in der Friedenssicherung zu übernehmen?
Obwohl Frauen einen wesentlichen Beitrag zum Frieden leisten können, sind sie in Verhandlungen oft nur am Rande vertreten.
Wenn über das Ende von Konflikten und die Reduzierung von Gewalt verhandelt wird, sitzen meist die kriegführenden Parteien am Tisch. Doch für nachhaltigen Frieden und widerstandsfähige Gemeinschaften braucht es mehr: eine sichere Umgebung sowie die Wiederaufnahme sozialer und wirtschaftlicher Aktivitäten. Frauen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung langfristiger Friedenslösungen und der Förderung kollektiver Versöhnung.
In einigen Gesellschaften verhindern wirtschaftliche oder rechtliche Ungleichheiten, dass Frauen an Friedensverhandlungen teilnehmen. Wenn Frauen über die gleichen Rechte wie Männer verfügen und als finanziell unabhängige Unternehmerinnen oder Investorinnen anerkannt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine bedeutende Rolle im Friedensprozess einnehmen.
Ungleichgewicht in Führungspositionen
Nach wie vor sind Frauen in nationalen, regionalen und internationalen Entscheidungsstrukturen unterrepräsentiert. In den höchsten Kommandopositionen militärischer EU-Operationen gibt es keine Frauen, und auch in der Leitung ziviler Missionen sind sie selten vertreten.
Eine im Oktober 2020 vom Europäischen Parlament verabschiedete Entschließung zur Rolle der Frauen in der Außen- und Sicherheitspolitik der EU zeigt die alarmierende Realität: Zwischen 1992 und 2018 stellten Frauen lediglich 13 Prozent der Verhandlungsführer, vier Prozent der Unterzeichner und drei Prozent der Vermittler in großen Friedensprozessen.
Das Parlament betonte in der Entschließung die zentrale Rolle von Frauen bei der Förderung des Dialogs, dem Wiederaufbau und der Einbringung vielfältiger Perspektiven zu Frieden und Sicherheit.
Das Engagement des Europäischen Parlaments für Frauen im Friedensprozess
Das Europäische Parlament setzt sich aktiv für eine stärkere Beteiligung von Frauen im Friedensaufbau ein. In einer Entschließung vom Dezember 2024 forderten die Abgeordneten eine Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik der EU, die die Stimmen von Frauen gezielt einbezieht.
Zudem wurden die arabisch-jüdische Initiative „Women Wage Peace“ und die palästinensische Bewegung „Women of the Sun“ als Finalisten des Sacharow-Preises für geistige Freiheit 2024 nominiert. Beide Organisationen setzen sich gemeinsam für eine friedliche und respektvolle Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts ein.
In einer weiteren Entschließung vom März 2022 würdigte das Parlament den bedeutenden Beitrag von Frauen und der Zivilgesellschaft zur Förderung des Friedensdialogs – insbesondere in der Konfliktprävention, -lösung und im Wiederaufbau nach Kriegen.
Bereits in seiner Entschließung vom Oktober 2020 forderte das Parlament die Europäische Kommission, den Europäischen Auswärtigen Dienst und die EU-Delegationen weltweit auf, Frauen und Mädchen als treibende Kraft für gesellschaftlichen Wandel anzuerkennen. Die Abgeordneten unterstrichen dabei die entscheidende Rolle von Frauen bei der Schaffung nachhaltigen Friedens und sozialem Zusammenhalt.
Die Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“
Im Jahr 2000 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 1325 und legte damit den Grundstein für die Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“. Ziel dieser Initiative ist es, die Rechte, den Schutz und die aktive Beteiligung von Frauen und Mädchen in allen Phasen von Friedensprozessen sicherzustellen.
Die Europäische Union unterstützt diese Agenda durch Aktionspläne für die Gleichstellung der Geschlechter, mit denen die Gleichstellung der Geschlechter in sämtlichen außenpolitischen Maßnahmen der EU verankert werden soll. Ein zentraler Bestandteil dieser Pläne ist die Förderung der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“.
In einer Entschließung zum aktuellen Aktionsplan für die Gleichstellung der Geschlechter vom März 2022 forderte das Europäische Parlament die EU auf, gezielt lokale Friedensinitiativen zu unterstützen, die von Frauen und Menschenrechtsverteidigerinnen geleitet werden.
Konferenz zu Frauen in Verteidigung und Friedenskonsolidierung
Anlässlich des Internationalen Frauentags 2025 organisierte der Ausschuss für die Rechte der Frauen und die Gleichstellung der Geschlechter am 6. März eine Konferenz zur Rolle von Frauen in Friedensprozessen.
Vertreterinnen und Vertreter der EU-Mitgliedstaaten, der europäischen Institutionen sowie Mitglieder des Europäischen Parlaments und nationaler Parlamente debattierten darüber, wie Frauen aktiv zur Bekämpfung von Ungleichheiten beitragen und zukünftige Generationen stärken können.
Im Mittelpunkt stand die zentrale Frage, wie die umfassende und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Entscheidungsprozessen in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit und Friedenskonsolidierung sichergestellt werden kann.
Erfahren Sie mehr über das Programm der Konferenz zu Frauen in Verteidigung und Friedenskonsolidierung und sehen Sie sich eine Aufzeichnung der Konferenz an.
Erfahren Sie mehr über die Rolle der Frauen in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit und Friedenskonsolidierung
- Frauen in der Außenpolitik und der internationalen Sicherheit: Eine Debatte, die zunehmend an Bedeutung gewinnt
- Briefing – Stärkung der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“
- Pressemitteilung – Internationaler Frauentag: Europäische Frauen kämpfen für Freiheit und Frieden (11. März 2025)
- Pressemitteilung – Verteidigung der Frauenrechte: Starke Führungsrolle der EU inmitten globaler Gegenreaktionen erforderlich (7. März 2025)