Andrzej Poczobut und Msia Amaghlobeli mit dem Sacharow-Preis 2025 ausgezeichnet

Die inhaftierten Journalisten Andrzej Poczobut aus Belarus und Msia Amaghlobeli aus Georgien wurden mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit 2025 ausgezeichnet.

Die inhaftierten Journalisten Msia Amaghlobeli aus Georgien und Andrzej Poczobut aus Belarus, die mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit 2025 ausgezeichnet wurden.
Msia Amaghlobeli und Andrzej Poczobut

Die Entscheidung, Poczobut und Amaghlobeli den Preis zu verleihen, wurde von den Vorsitzenden der Fraktionen sowie von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola getroffen und am 22. Oktober 2025 im Plenarsaal von Präsidentin Metsola bekannt gegeben.

Mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit würdigt das Europäische Parlament weltweit Personen und Organisationen, die sich mutig gegen Unterdrückung stellen und sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen.

Die Preisverleihung findet am 16. Dezember in Straßburg statt.

Die Preisträger des Sacharow-Preises 2025

Andrzej Poczobut ist Journalist, Essayist und Blogger aus der polnischen Minderheit in Belarus, bekannt für seine Kritik am Regime von Alexander Lukaschenko. Er gilt als Symbolfigur im Kampf für Freiheit und Demokratie in dem Land.

Poczobut wurde wiederholt von den Behörden festgenommen. Nach seiner Inhaftierung im Jahr 2021 wurde er zu acht Jahren in einer Strafkolonie verurteilt. Zeitweise war er in Einzelhaft ohne angemessene medizinische Versorgung. Über seinen aktuellen Gesundheitszustand ist nichts bekannt, seiner Familie werden Besuche verweigert. Das Parlament hat seine sofortige und bedingungslose Freilassung gefordert.

Msia Amaghlobeli ist Journalistin und Leiterin mehrerer Online-Medien. Sie wurde 2025 wegen ihrer Teilnahme an einer regierungskritischen Demonstration festgenommen und aus politischen Gründen zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Als erste weibliche politische Gefangene in Georgien seit der Unabhängigkeit und Kämpferin für die Meinungsfreiheit ist sie zu einer Symbolfigur der prodemokratischen Bewegung geworden, die sich dem Regime der Partei Georgischer Traum nach den Wahlen im Oktober 2024 widersetzt.

Poczobut und Amaghlobeli wurden gemeinsam von der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP), der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) sowie von Rasa Juknevičienė (EVP, Litauen) und 60 weiteren Abgeordneten nominiert.

Die weiteren Finalisten für den Sacharow-Preis 2025

Journalistinnen, Journalisten und humanitäre Hilfskräfte in Palästina und in allen Konfliktgebieten

Die Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten und die Fraktion Die Linke haben Journalistinnen und Journalisten sowie humanitäre Hilfskräfte in Palästina und in allen Konfliktgebieten nominiert, vertreten durch den Palästinensischen Journalistenverband, den Roten Halbmond und das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA).

Der Gazastreifen gilt als die weltweit gefährlichste Region für Journalistinnen und Journalisten, zahlreiche palästinensische Medienschaffende kamen dort ums Leben. Auch humanitäre Hilfskräfte erlitten erhebliche Verluste, unter anderem durch tödliche Angriffe auf Organisationen wie World Central Kitchen, den Palästinensischen Roten Halbmond das UNRWA. Durch ihre Arbeit und ihren Einsatz machten sie die internationale Gemeinschaft auf die gravierende Menschenrechtslage in Gaza aufmerksam.

Serbische Studierende

Serbische Studierende riefen nach dem Einsturz einer Bahnhofshalle in Novi Sad am 1. November 2024 landesweite Proteste ins Leben. Bei der Tragödie, die auf mutmaßliche systemische Korruption und Vernachlässigung der Infrastruktur zurückgeführt wird, kamen 16 Menschen ums Leben. Sie löste schweigende Proteste im ganzen Land aus, die Verantwortlichkeit forderten.

Die Bewegung ging schnell über ideologische und politische Grenzen hinaus und vereinte Lehrende und Studierende, Landwirte, Künstler, Journalisten, Taxifahrer, Ingenieure sowie viele weitere. Am 15. März 2025 versammelten sich mehr als 350.000 Menschen in Belgrad zur größten Demonstration in der serbischen Geschichte seit dem Zerfall Jugoslawiens.

Sie wurden von der Fraktion Renew Europe nominiert.

Weitere Nominierungen

Boualem Sansal

Boualem Sansal wurde von der Fraktion Patrioten für Europa nominiert. Der ehemalige hohe Beamte im algerischen Industrieministerium begann nach seiner Pensionierung mit dem Schreiben von Romanen. Er wurde mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet und ist für seine Kritik am Islamismus und an der algerischen Regierung bekannt.

Im November 2024 wurde Sansal in Algerien wegen „Untergrabung der nationalen Einheit“ nach einem Interview mit französischen Medien festgenommen. Im März 2025 wurde er trotz gesundheitlicher Bedenken und ohne Beistand seines französischen Anwalts zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das Urteil wurde in der Berufung bestätigt. Sowohl das Europäische Parlament als auch die französische Nationalversammlung haben seine sofortige Freilassung gefordert.

Budapest Pride

Die Budapest Pride wurde von der Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz sowie von Marc Angel (S&D, Luxemburg), Kim van Sparrentak (Grüne/EFA, Niederlande) und 43 weiteren Abgeordneten nominiert. Trotz eines von der Regierung angekündigten Verbots verzeichnete die Budapest Pride 2025 die höchste Teilnehmerzahl in ihrer Geschichte und wurde zur siebtgrößten Pride-Demonstration in Europa.

Trotz des Risikos möglicher Polizeieinsätze, Geldstrafen und Haft wurde die Demonstration zu einem starken Symbol für Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Durch die Verbindung von basisnaher LGBTQ-Aktivität mit der Unterstützung etablierter Nichtregierungsorganisationen trägt sie dazu bei, in Ungarn unter zunehmenden staatlichen Einschränkungen für demokratische Werte und Bürgerrechte einzutreten.

Charlie Kirk

Charlie Kirk wurde von der Fraktion Europa der Souveränen Nationen nominiert. Kirk war ein US-amerikanischer Aktivist und Redner, Mitbegründer und Geschäftsführer der Organisation Turning Point USA (TPUSA), die 2012 gegründet wurde, um Studierende und junge Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren. Unter seiner Leitung spielte TPUSA eine wichtige Rolle bei der Förderung der politischen Teilhabe junger Menschen und der Debatte über Meinungsfreiheit an Universitäten.

Am 10. September 2025 wurde Charlie Kirk bei einer Veranstaltung an der Utah Valley University erschossen. Die Tat wurde international verurteilt und hat die Besorgnis über Bedrohungen der Meinungsfreiheit verstärkt.

Hintergrund

Jedes Jahr verleiht das Europäische Parlament den Sacharow-Preis für geistige Freiheit. Mit der Auszeichnung sollen herausragende Persönlichkeiten und Organisationen geehrt werden, die sich für die Menschenrechte und die grundlegenden Freiheiten einsetzen, die Rechte von Minderheiten schützen und für die Achtung des Völkerrechts, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit eintreten.

Der Sacharow-Preises 2024 ging an venezolanische Oppositionsführerinnen und -führer, darunter María Corina Machado, die 2025 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Seit 1988 werden mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit Persönlichkeiten und Organisationen ausgezeichnet, die sich für die Menschenrechte und die Grundfreiheiten einsetzen. Der nach dem sowjetischen Physiker und Dissidenten Andrei Sacharow benannte Preis ist mit 50.000 Euro dotiert.